Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Hessen |
Regierungsbezirk: | Kassel |
Kreis: | Landkreis Fulda |
Einwohner: | 6.194 Einwohner (2004) |
durchschnittliche Höhenlage: | 455 m ü.NN |
Geografische Lage: | 50° 35' n. Br. 9° 50' ö. L. |
Postleitzahlen: | 36145 |
Vorwahlen: | 06657 |
KFZ-Kennzeichen: | FD |
Amtliche Gemeindekennzahl: | 06631013 |
Webseite: | Hofbieber |
E-Mail-Adresse: | info@hofbieber.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Marcus Schafft, CDU |
Das Dorf Hofbieber liegt im Kreis Fulda in Hessen, etwa 15 km östlich von Fulda in der Rhön und ist der Hauptort der gleichnamigen Großgemeinde Hofbieber.
Die Großgemeinde Hofbieber
Entstehung
Die Großgemeinde Hofbieber entstand im Jahre 1972 aus den vorher selbstständigen Gemeinden
- Allmus
- Danzwiesen
- Elters und Steens
- Hofbieber (Dorf)
- Kleinsassen und Schackau
- Langenberg
- Langenbieber
- Mahlerts
- Niederbieber
- Obergruben
- Obernüst
- Rödergrund/Egelmes
- Schwarzbach
- Traisbach
- Wiesen
- Wittges.
Umfang, Einwohnerzahl und Charakter der Region
Das Gebiet der Gemeinde umfasst eine Fläche von etwa 90 km². Annähernd 6300 Einwohner leben hier.
Die Gemeinde Hofbieber ist seit Jahrhunderten durch die Landwirtschaft geprägt. Allerdings hat heute die Funktion als landwirtschaftlicher Produktions- und Lebensraum weitgehend an Bedeutung verloren. Nur noch wenige Landwirte betreiben die Landwirtschaft als Vollerwerb, sondern viele sind lediglich als so genannte Feierabendlandwirte tätig.
Die dörfliche Kultur stellt sich mittlerweile weniger in echtem gelebten Brauchtum dar, sondern wird vor allem durch die Aktivitäten zahlreicher Vereine (Musik-, Gesangs-, Sport- und Karnevalsvereine, Wander- und Theatergruppen und Feuerwehren) repräsentiert. Auch das Bild vieler der Dörfer ist inzwischen weniger durch alte Fachwerkhäuser charakterisiert, da diese sehr oft abgerissen wurden, wie man z.B. am Hauptort Hofbieber ersehen kann.
Die Gemeinde Hofbieber zählt nach der Finanzkraft gemessen zu den ärmsten des Landkreises Fulda und bemüht sich auch aus diesem Grund sich als Ferienregion zu etablieren. So ist Hofbieber mittlerweile ein anerkannter Luftkurort und die Orte Langenbieber und Schwarzbach sind als Erholungsorte ausgewiesen.
Das Wappen
Im Jahre 1973 schuf sich die Großgemeinde ein eigenes Wappen. Es zeigt eine Buche auf weißem Grund mit 16 Blättern, einem abgebrochenen Ast auf der rechten Seite und rechts neben dem Baum ein schwarzes Kreuz.
Das Wappen hat folgende Bedeutung:
- Buche: Die Buche steht nicht nur allgemein für den Waldreichtum dieser Gegend , sondern auch dafür, dass das Gebiet, welches die Großgemeinde Hofbieber umfasst, zu jenem zählt, dass bereits durch Bonifatius im 8. Jahrhundert aufgrund seines Buchenreichtums als Buchonia bezeichnet wurde.
- 16 Blätter: Die 16 kräftigen Blätter stehen symbolisch für jede einzelne Ur-Gemeinde.
- der abgebrochene Ast: Er soll zum einen versinnbildlichen, dass durch die deutsche Teilung im Jahre 1949 dem ehemaligen Gemeindegebiet Teile verloren gegangen sind, zum anderen jedoch auch verdeutlichen, dass bis 1990 die Welt der Gemeinde einfach an einem Eisernen Vorhang endete, gleichsam, alsob gar die Welt hier ende.
- das schwarze Kreuz: Mit diesem christlichen Zeichen erinnert die Gemeinde an ihre lange Zugehörigkeit zum Hochstift Fulda und verdeutlicht somit gleichzeitig ihre katholischen Wurzeln.
Sehenswürdigkeiten der Region
- Schloss Bieberstein
- Oppidum Milseburg
- Künstlerdorf Kleinsassen
- die diversen Kirchen der Gemeinde
Geschichte
Steinzeit
Für eine Besiedlung der Gegend in der Altsteinzeit gibt es nur ganz spärliche Hinweise. In der Schotterhochterrasse bei Großenbach, das ca. 12 km von Niederbieber entfernt liegt, wurden zahlreiche Quarz- bzw. Tertiarquarzite gefunden, die eindeutig von Menschenhand behauen sind und auf ca. 1 Millionen Jahre datiert werden. Damit gehören sie in die Zeit der Altsteinzeit oder frühen Mittelsteinzeit, als die Menschen noch als Jäger und Sammler lebten, also noch nicht sesshaft waren.
Eine in der Nähe der Ortschaft Schackau gefundene Klinge aus bräunlich-schwarzem Hornstein und weitere Funde aus der Nähe der Umgebung von Kleinsassen und Oberbernhards sind jedoch eindeutig in die europäische Mittelsteinzeit einordbar und weisen nach, dass das Gebiet der heutigen Gemeinde Hofbieber schon früh als Jagdgebiet genutzt wurde.
Für die Jungsteinzeit (also etwa für das 6. Jahrtausend v. Chr.), die durch den Übergang zum Ackerbau und zur Viehzucht und somit zur Sesshaftigkeit charakterisiert ist, sind für das Biebertal nur wenige Einzelfunde zu vermelden. So fand man beispielsweise 2 Hammeräxte (eine in der Nähe der Ortschaft Danzwiesen, eine andere beim Delzenhof) oder ein Steinbeil mit geschliffener Schneide (Fundort in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs Milseburg).
Bronzezeit
Aus der so genannten Hügelgräberbronzezeit (in unserem Bereich entspricht das der mittleren Bronzezeit, also ca. 1600 - 1250 v. Chr.) sind in den Wäldern der Gemeinde einige aus Erde und Stein aufgebaute Grabrundbauten zu finden:
- Erstmals wurde vom Heimatforscher Joseph Vonderau (1863 - 1951) im Jahre 1906 in der Nähe des Dorfes Traisbach ein solcher Grabhügel mit einem Durchmesser von 14 m ausgegraben. Es handelte sich hierbei um eine Frauenbestattung wie aus den Grabbeigaben zu ersehen ist (Bronzeschmuck, Gewandnadel). Die Funde befinden sich heute im Vonderau Museum in Fulda.
- Weitere Grabungen fanden in den Jahren 1932 und 1934 unter Leitung von Vonderau durch Schüler der Hermann-Lietz-Schule auf Schloss Bieberstein statt. Sie legten 2 Grabhügel in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs Bieberstein frei. Das dort gefundene Material wird auf Schloss Bieberstein aufbewahrt.
Für die so genannte Urnenfelderzeit oder späte Bronzezeit (1250 - 750 v. Chr.) gibt es aus dem Bereich der Gemeinde Hofbieber lediglich eine am Fuße der Milseburg gefundene Lanzenspitze.
Eisenzeit
Neben zahlreichen Kleinfunden aus dieser Epoche kann hier vor allem auf die Ringwallanlage auf der Milseburg (Oppidum Milseburg)) verwiesen werden. Hier scheint eine kontinuierliche Besiedlung bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. nachgewiesen zu sein.
Vom Mittelalter bis 1802/1803
Wie anhand des alten Namens Biberaha abzulesen ist, gaben die Alemannen dem Fluss und letztendlich der Gegend ihren Namen. aha wurde bei ihnen oft zur Kennzeichnung eines Flusses verwandt. Möglicherweise wurde diese Gegend vor den Alemannen von dem ebenfalls germanischen Stamm der Hermunduren, von denen der römische Schriftsteller Tacitus in seinen Annalen Lib. XIII. berichtet, bewohnt.
Nachdem die Alemannen von den Franken unter König Chlodwig um das Jahr 500 besiegt worden waren, wurde das Gebiet fränkisch. Die Gegend um Hofbieber wurde zunächst merowingisches Königsgut, wurde jedoch durch die oben erwähnte Schenkung an das Kloster Fulda unter den Karolingern im 9. Jahrhundert Klostergut. Die Bewohner des Biebertales mussten somit dem Kloster Abgaben leisten. Aus einer Aufzeichnung des Fuldaer Mönches Eberhard geht dazu folgendes hervor: "[...] in Biberaha Lidi [= zwischen Freien und Hörigen anzusiedelnde Gruppe] 6, Slavi [= Slaven, die damals nicht selten in dieser Gegend anzutreffen waren]] 36, Servitores [ = Unfreie / Hörige ] 37, Tributarii [ = Zinser/Zinsleute/Abgabepflichtige] 12, qui unam victiman solvunt. [...]" Später gehörte die Gegend als Lehen dem Besitz der Familie von Eberstein an. Dies ist etwa aus einer Urkunde des Jahres 1458 erkenntlich, laut derer Abt Reinhard von Fulda Hermann und Philipp von Eberstein "den hoff und die mule zcu Langenbibra, [...] yren teil der fronwiesen zcu Nidernbibra, item ein burggut zcu Bibersteyn mit siner Zcugehörung [...]" der Familie Eberstein verlieh.
Insgesamt kann man festhalten, dass sich die Bewohner des heutigen Gebietes der Gemeinde Hofbieber im Mittelalter und bis in die Frühe Neuzeit hinein, ins damals typische Feudalsystem eingliedern mussten. Dies bedeutete für die Menschen ein bäuerliches Leben mit Abgaben und Frondiensten für die adeligen Grundherren. Somit brachte die Burg Bieberstein oberhalb ihrer Ortschaften viel Negatives für die Bevölkerung mit sich, denn vor allem hier mussten sie ihre Arbeiten verrichten und hierher mussten sie ihre Abgaben liefern.
Wie im gesamten Hochstift Fulda, ja in Europa überhaupt, wütete seit dem Ende des 14. Jahrhunderts im Gebiet der Gemeinde Hofbieber mehrfach die Pest. Wie auch in anderen Gegenden führte dies neben einem deutlich spürbaren Rückgang der Bevölkerung auch mehrfach zu Wirtschaftskrisen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts, zu Beginn des 16. Jahrhunderts erholte sich das Land jedoch langsam davon. In der Gemeinde Hofbieber ist dies unter anderem auch daran zu erkennen, dass man sich neuen Vorhaben widmete. So wurde etwa um 1500 in Hofbieber eine neue Kirche, im Dorf Allmus eine neue Kapelle gebaut. Auch die Bevölkerung nahm deutlich zu, wie beispielsweise anhand einer Liste des Jahres 1605 zur Erhebung der Türkensteuer im Fuldaer Hochstift ersichtlich ist.
Leid und erneuten Bevölkerungsrückgang brachte dann wieder der Dreißigjährige Krieg für die Gegend. Wie in vielen Teilen Deutschlands kam es auch hier zu Zerstörungen und Plünderungen durch vorbeiziehende Söldnerheere. Zwar kam es in der Region zu keinen völligen Verwüstungen ganzer Ortschaften, wie dies aus anderen Regionen bekannt ist, allerdings wurden oft einzelne Höfe nieder gebrannt. Aufgrund von Ernteschäden kam es nicht selten zu Hungerskatastrophen, sodass die Bevölkerungszahl rasch abnahm. Es ist urkundlich überliefert, dass am Ende des Dreißigjährigen Krieges von ehemals 62 Bauernhöfen, die zum Amt Bieberstein zählten, im Jahre 1649 nur noch 15 in Betrieb waren.
Nur langsam erholte sich die dörfliche Bevölkerung von dieser Zeit.
Die Gemeinde Hofbieber im 19. Jahrhundert
Im Zuge der allgemeinen Säkularisation 1802/1803 endete auch die Geschichte des Fürstentums Fulda. Das Gebiet fiel zunächst an den Oranier Wilhelm V., der es seinem Sohn Friedrich Wilhelm I. überließ. Da sich Friedrich Wilhelm 1806 jedoch dem neugegründeten Rheinbund unter dem Protektorat Napoleons nicht anschließen wollte, stellte man das ehemalige geistliche Fürstentum Fulda und mit ihm Hofbieber und die umliegenden Orte unter französische Verwaltung.
Diese Phase bringt für die Bewohner des Landes viel Unglück, wie aus einer "Kronik aus Hofbieber anfangend mit 1788" vom Hofbieberer Pfarrer Joseph Anton Schmitt für diesen Zeitraum hervorgeht: "In diesem und den folgenden Jahren geht es dem Fuldaer Ländchen nicht gut. Das Mobiliar in den Schlössern wird veräußert, die Kanonen zu Bieberstein kommen weg, Gebäude und Grundstücke werden verkauft [...]. Die Leute müssen viele Einquartierungen des durchziehenden Militärs aushalten, besondere Kriegssteuer zahlen, Kriegsfuhren tun, Pferderationen in Heu, Stroh und Hafer liefern. Viele verarmten und die Kinder müssen als Soldaten ins Feld gegen Preußen und Russland. [...]". (zitiert nach: Kronik aus Hofbieber anfangend mit 1788, aufgezeichnet von Pfarrer Joseph Anton Schmitt, übersetzt und bebildert von A. Spors, in: Hofbieber 1093 - 2003, S. 75.) Allerdings gibt es auch Gutes zu vermelden: Im Jahre 1808 hebt Napoleon die Leibeigenschaft auf, sodass auch im Gebiet der Gemeinde Hofbieber zahlreiche Bauern von ihrem Frondienst und den Abgaben befreit sind und nun ihre Höfe auch ihr Eigentum nennen dürfen.
Die Völkerschlacht bei Leipzig bringt für die Gemeinde Hofbieber zunächst nicht nur die Befreiung von Napoleon. Denn nachdem er bei Leipzig vom 16. - 19. Oktober 1813 seine Niederlage hinnehmen musste, zieht er sich mit seiner Armee zurück. Vom 27. bis 29. Oktober zieht er dabei durch Fulda und auch das Gebiet der Gemeinde, genauer der Ort Traisbach, wird dabei von einer Soldatengruppe passiert. Dass solche Durchzüge nicht gefahrlos waren, zeigt das Beispiel des Dorfes Buttlar, welches niedergebrannt wurde, um die Verfolger im Fortkommen zu hindern. Dass dies Napoleon wenig nützte, zeigt die Tatsache, dass der österreichische Kaiser Franz I. bereits am 31. Oktober Fulda erreichten, also nur 2 Tage später. Ein Mitbringsel der Völkerschlacht und der Verfolgung Napoleons durch Deutschland ist das Ausbreiten einer Seuche, einer Art Nervenfieber, wie Pfarrer Schmitt es nennt. Viele sterben an ihr. Wie wichtig für diese Gegend zunächst der Sieg über Napoleon erschien, zeigt sich auch daran, dass man jährlich am 18. Oktober zur Erinnerung ein feierliches Hochamt und Te Deum in den Kirchen abhalten sollte. (Allerdings geschah dies laut Angaben von Pfarrer Schmidt nur 7 Jahre lang.)
Im Zusammenhang mit dem Wiener Kongress und der Gründung des Deutschen Bundes 1814/1815 fiel das Gebiet der Gemeinde Hofbieber gemeinsam mit dem Großherzogtum Fulda an Preußen. Allerdings tauscht es Preußen bereits ein Jahr später mit Kurhessen gegen dessen Gebiete am Rhein.
Für die Bewohner der Gemeinde ändert sich jedoch trotz all dieser politischen Veränderungen der Alltag nicht. Ihr Interesse gilt nach wie vor der Ernte und die ist beispielsweise im Jahre 1816 schlecht, da es zu viel geregnet hatte. Letztendlich führt dies zu Hunger und Elend. War in diesem Jahr das Korn und die Kartoffeln zu teuer, so leiden die Bauern in den darauf folgenden Jahren wiederum unter zu niedrigen Preisen. Infrastrukturmäßig wird in den dreißiger Jahren viel für die Gegend getan, doch Stöhnen und Jammern die Menschen unter der zusätzlichen Wegebauarbeit sehr.
Durch die Bulle Provida solersque (1821) von Papst Pius VII. und die Bulle Ad Dominici gregis custodiam(1827) von Papst Leo XII. wurden die Diözesen neu eingeteilt. Das Bistum Fulda, welches 1829 gegründet wurde, war für das kurhessische Gebiet und damit auch für das Gebiet der heutigen Gemeinde Hofbieber zuständig.
Seit 1834 wanderten auch Menschen aus der Gegend um Hofbieber nach Nordamerika aus, um aus den ärmlichen Verhältnissen des Rhöner Landlebens entfliehen zu können. Allerdings hält auch in der Rhön der Fortschritt langsam Einzug, so wurden z.B. seit Ende der dreißiger Jahre Wasserkanäle durch den Ort Hofbieber gezogen oder Langenbieber erhält im Jahre 1843 eine eigene Schule. Dennoch ist die Mitte des Jahrhunderts für die Bewohner des Biebertals vor allem durch Hunger und Not, ja für manchen sogar durch einen Kampf ums Überleben geprägt. Pfarrer Schmitt berichtet: "Ich mahnte meine Pfarrkinder zur Barmherzigkeit und Freigebigkeit zur Hülfe in der Noth, und der liebe Gott stärkte meinen Willen, dass ich mit gutem Beispiel voranging: Von meinen seligen Eltern daran gewöhnt, keinen Armen fortzuschicken, tat ich es auch nicht. Der Andrang der Hungernden war groß und erreichte oft am Tag die Zahl von 300, manchmal darüber." (ebd. S. 93)
Auch von den durch die Märzrevolution 1848 ausgelösten Wirren blieb das Gemeindegebiet nicht ganz verschont. Vor allem in der Phase nach dem gescheiterten Kampf um Einheit und Freiheit, als die Landesherren darum bemüht waren wieder Ruhe und Ordnung in ihren Gebieten herzustellen, litt die Gemeinde unter Einquartierungen großer Mengen an Soldaten. Laut Pfarrer Schmitt sollen es zeitweise fast 2000 Mann gewesen sein, "die die Leute belästigten".
Die historischen Nachrichten für die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der Gemeinde Hofbieber sind sehr dürftig. Die "Kronik aus Hofbieber anfangend mit 1788" vom Hofbieberer Pfarrer Joseph Anton Schmitt, die trotz ihrer Kürze wichtige Hinweise für die Geschichte der Gemeinde im 18. und 19. Jahrhundert liefert, endet mit dem Todesjahr des Pfarrers 1851 und wurde nicht weiter geführt.
Die weiteren Nachrichten über das Gemeindeleben des 19. - und auch des 20. Jahrhunderts - scheinen noch sehr verstreut und warten auf eine Systematisierung durch die Historiker der Gemeinde: Berichte und Aktenstücke über eine Reihe von Vereinsgründungen liegen vor; das systematische Anlegen einer Schulchronik durch den Hofbieberer Lehrer Johann Adam Biehl ab 1875 gibt zumindest einen kleinen Einblick in den Schulalltag; Dokumente zur Situation des Kirchenbaus sind erhalten, zum Schulhausbau ...
Die Zeit der Weltkriege (1914 - 1945)
Wie alle Städte und Dörfer in Deutschland beklagen auch die Orte der Gemeinde Hofbieber zahlreiche Gefallene und Kriegsversehrte. Mehrere Gedenktafeln in den verschiedenen Ortschaften listen die Toten des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918) und des Zweiten Weltkrieges (1939 - 1945) im Angedenken auf. Dennoch hatten die Menschen dieser Gegend noch Glück, da - abgesehen vom Jahr 1945 - das eigentliche Kriegsgeschehen nicht in ihren Heimatorten von statten ging. Zwar änderte sich auch für sie grundlegend das Leben, alleine schon weil zahlreiche Söhne und Väter an die Front zogen, doch blieb ihr Alltag auch weiterhin durch die Arbeit der Landwirtschaft geprägt. Einen kleinen Einblick in die Zeit des 1. Weltkrieges liefert die vom 1. Vorsitzenden Franz Xaver Beck verfasste Chronik des 1882 gegründeten Imkervereins von Hofbieber: "Nun kam der Weltkrieg, mit seinen Schrecknissen auch Unglück für die Bienenzucht und den Verein. Viele Völker wurden vernachlässigt, da die Bienenväter zum Militär eingezogen waren und wegen der Rationierung des Zuckers und des sehr hohen Preises für denselben. Es schmolz daher nicht nur die Zahl der Bienenvölker zusammen, sondern auch die Zahl der Vereinsmitglieder und das Interesse für die Bienenzucht war geschwunden." Immerhin gab es den Imkerverein noch während des Krieges. Der ebenfalls 1882 gegründete Gesangverein musste seine Tätigkeit während des 1. Weltkrieges gänzlich einstellen. Unter diesen allgemein so schwierigen Umständen ist es umso erstaunlicher, dass ausgerechnet in dieser Zeit, nämlich 1915, mit der Familie des Landarztes Dr. Seubert die 2. Familie des Ortes Hofbieber - bei der 1. handelt es sich um die Gastwirtsfamilie Sondergeld - in den Genuss einer Wasserleitung für ihr Häuschen, dem so genannten 'Schlösschen', kam.
Nachrichten darüber, was sich in der Gemeinde Hofbieber in den Revolutionsmonaten 1918/1919 nach dem Ende des 1. Weltkrieges zugetragen hat, sind bisher nicht veröffentlicht worden. Aber es kann vermutet werden, dass die Frage, ob Deutschland eine Republik nach demokratischem Muster oder Rätesystem werden solle, in dieser bäuerlichen Gegend wenig erhitzte Gemüter gefunden haben wird. Stattdessen gründet man beispielsweise in Hofbieber 1919 einen Sportverein. Mehr Zündstoff für Diskussionen wird hier wohl das Jahr 1923 mit seiner Inflation geboten haben, die den Spielbetrieb des erst vor 4 Jahren gegründeten Sportvereins zum Erliegen bringt. Auch ist es sicherlich nicht als Zufall zu werten, dass aus der Chronik des Imkervereins für dieses Jahr ausführlich vermeldet wird, dass das Pfund Honig zunächst für 5000 Mark zu haben war und dann sogar für 1 Billion Mark, während es nach der Währungsumstellung für 1 Rentenmark zu kaufen war. Überhaupt scheint die wirtschaftliche Situation im Laufe der Weimarer Republik im allgemeinen Fokus des Interesses der Gemeinde gelegen zu haben. Orientiert man sich wiederum an den Nachrichten des Imkervereins, so werden die schlechten Jahre betont, die möglicherweise zum gänzlichen Erliegen des Vereinslebens seit Beginn der Weltwirtschaftskrise 1929 geführt haben. Ob die Gründung der 'Schützenabteilung des Krieger-Vereins Hofbieber' am 01. Juli 1928 als Zeichen einer tiefen Depression oder doch eher als Wunsch für eine zukünftige Beseitigung der Schmach von Versailles gewertet werden muss, sei hier dahin gestellt.
Ein für alle - eben auch für die Menschen der ansonsten doch eher vom politisch brisanten Geschehen abgelegenen Gemeinde Hofbieber - miterlebbarer Wandel kam mit dem Jahr 1933. Der Nationalsozialismus beherrschte nun die Bühne der Politik und drang mit seinem Anspruch auf Gleichschaltung bis in die entlegendsten Rhöner Dörfer vor. Getragen von einer Ideologie, die unter anderem der Landwirtschaft einen gehobeneren Stellenwert zusprach, war es wenig verwunderlich, dass auch die Gemeinden der Rhön die neuen Veränderungen bemerken mussten. Zeugnis dazu liefert wiederum die Chronik des Imkervereins, die festhält, dass es fortan keinen Vereinsvorsitzenden mehr gab, sondern einen Vereinsführer. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass auch hier das so genannte Führerprinzip seine Umsetzung fand. Gleiches gilt für den Sportverein, der ab 1934 die Wahl des Vorstandes nach dem Führerprinzip durchführen musste. Aber damit nicht genug: Für den Imkerverein ist bezeugt, dass die gesamte Vereinssatzung im nationalsozialistischen Sinne umformuliert wurde. Dass die Mitgliederzahlen nun deutlich anstiegen, ist erwähnens- und bedenkenswert! Auch musste der Imkerverein mehr Versammlungen abhalten als sonst, galt es doch vermehrt Vorträge zu guter Bienenhaltung und -zucht anzuhören mit dem übergeordneten Ziel eine Steigerung der Erträge zu erlangen. Hierzu wurden auch neue technische Geräte eingeführt. Hatte der Verein während des 1. Weltkrieges unter der Rationierung und Verteuerung des Zuckers gelitten, so erhielten die Imker durch die Nationalsozialisten während des 2. Weltkrieges das Privileg der Zuteilung von verbilligtem Zucker. Allerdings waren sie als Gegenleistung zur Zwangsabgabe von Honig und Wachs verpflichtet. Der Verein existierte also auch fast uneingeschränkt während der Zeit des 2. Weltkrieges weiter. Andere Vereine, wie z.B. der Gesangverein, der noch 1938 dem gleichgeschalteten Deutschen Sängerbund beigetreten war, oder der Sportverein ließen ihre Tätigkeit in der Zeit von 1939 - 1945 ruhen.
Dass in der Zeit des Nationalsozialismus "irgendetwas mit den Juden nicht stimmte", bekamen die Menschen dieser Gegend - wie so oft in Deutschland - nur am Rande mit. "Irgendwann", so berichten einige alte Leute heute, "sind die jüdischen Viehhändler nicht mehr gekommen" - mehr hatte man angeblich nicht bemerkt.
Deutlicher wurde dagegen der Krieg wahr genommen. Zum einen mussten wieder die Väter und Söhne an die Front ziehen und vielfach blieben die Frauen mit all der anfallenden Arbeit alleine zurück. Zum anderen kam das Kriegsgeschehen dieses Mal der Gemeinde bedrohlich nahe. Pfingsten 1943 fielen Bomben auf die ca. 25 km entfernte Wasserkuppe und auch einige Hofbieberer, die sich gerade dort aufhielten, wurden verletzt. Als am 22.10.1943 die Bombenangriffe auf Kassel stattfanden, konnte man noch in der Gemeinde Hofbieber den Feuerschein dieses Infernos sehen. Bei den Bombenangriffen im September und Dezember 1944 auf das 15 km entfernte Fulda starben mehrere Hundert Menschen, darunter auch einige der Gemeinde Hofbieber. Als am 09.02.1945 der Weihershof Ziel der alliierten Bombenangriffe wurde, die hier eine Munitionsfabrik vermuteten, zeugten 8 große Trichter und ein zerstörter großer Wasserbehälter von der Lebensgefahr der Bevölkerung der Gemeinde. Der Hofbieberer Volksschullehrer Sippel notiert dazu in der Schulchronik: "Das Ende des Krieges zeichnet sich immer deutlicher ab. Es gibt ganz starke, die sagen "Es kommt noch etwas!". Es kommt in Wahrheit etwas: Menschen aus Ost und West, die alles verloren, die aus den brennenden Trümmern ihrer Städte nur das nackte Leben retteten und auf dem Lande ein Unterkommen suchen. Tag und Nacht donnern die Bomber über uns hinweg in östliche Gebiete. Tiefflieger gefährden den Eisenbahnverkehr und zuweilen auch die Straße. Wir werden immer mehr zur Etappe." - Als am 22.03.1945 Luftangriffe auf Fulda geflogen wurden, war klar, dass das Gebiet der Gemeinde Hofbieber bald in Feindeshänden sein würde. Dies musste auch der Oberkommandierende des Oberkommando West, Generalfeldmarschall Albert Kesselring erkennen, als sein Versteck, der Milseburgtunnel, bombadiert wurde. Er verließ das Gebiet der Gemeinde - zum Glück für die Bevölkerung - vor den Amerikanern fliehend in Richtung Osten.
In den letzten Tagen des Krieges erlebte die Gemeinde einen unbeschreiblichen Durchzug von Flüchtlingsströmen, oft von zerschlagenen Wehrmachtseinheiten. Aber auch andere Menschen machten sich - endlich - auf den Weg: "Ehemalige Kriegsgefangene verlassen die Arbeitsplätze und ziehen unbelästigt und in kleinen Trupps abseits der Straße westwärts", offenbart Lehrer Sippel in seinen Aufzeichnungen schonungslos, eigentlich wie selbstverständlich offen. Deutlich war laut ihm überall die Angst der Bevölkerung der Gemeinde zu spüren: "Auf unseren Straßen wird es allmählich ruhiger. Der Kampf um Fulda hat begonnen. Tiefflieger haben jede Bewegung im Auge. Größte Vorsicht ist für jedermann geboten. Bomberverbände ziehen in niedrigsten Höhen ostwärts. Ein kleines Häufchen Soldaten unter Führung eines jungen Leutnants zieht ein. Sie führen Panzerabwehrwaffen mit sich und sind zur Sorge des Dorfes geworden, als sie einen eventuellen Widerstand erwägen. Ein gutes Frühstück und etwas Zureden helfen über die östliche Berge."
Wie richtig eingeschätzt die hier geschilderte Gefahr gewesen ist, bezeugen kleine Kämpfe vom 29. März 1945, dem Ostersonntag, in Rimmels. Bis nach Hofbieber sind die Maschinengewehre und die Panzergeschütze zu hören. Auch Fulda fällt an diesem Tag in die "Hand der Amerikaner. Wir warten stündlich auf ihr Einrücken und hoffen, daß sich nicht ein Häuflein verzweifelter Wehrender noch einnistet und mit ihrem Widerstand das Dorf [gemeint ist Hofbieber] in letzter Stunde in Gefahr bringt. Über das Anrücken der Amerikaner gehen die wildesten Gerüchte um, doch Besonnenheit und Ruhe behalten die Oberhand.", so Lehrer Sippel, der für den nächsten Tag, den 30. März 1945, notiert hat: "(nachmittags) hatte irgendjemand eine weiße Fahne an sein Haus gehängt und bald war das gesamte Dorf weiß geflaggt." Am 1. April rücken die Amerikaner dann in das Gebiet der Gemeinde ein. Quartier bezogen sie in den folgenden Tagen in einigen Häusern, die von der Bevölkerung geräumt werden mussten, und Sperrzeiten wurden verhängt. Allerdings zog die Truppe bereits nach wenigen Tagen weiter Richtung Osten.
Mauereröffnung 1989 und Wiedervereinigung
Am 30.12.1989 wurde auch für die Gemeinde Hofbieber die Grenze zur DDR geöffnet. Zwischen Gotthards und Ketten entstand ein kleiner Grenzübergang, der von beiden Seiten voll Neugierde genutzt wurde - allerdings stürmten verständlicherweise mehr DDRler in den Westen als umgekehrt. Meist war ihr Aufenthalt in den Orten der Gemeinde Hofbieber jedoch nur kurz, vielmehr zogen die Einkaufsmöglichkeiten der Stadt Fulda die Bürger der DDR an.
Rasch gewöhnten sich die Dorfbewohner der Gemeinde Hofbieber an den Anblick von Trabis, die seit der offiziellen Wiedervereinigung im Jahre 1990 immer zahlreicher durch das Gebiet ihrer Gemeinde durchfuhren, um zu ihren neuen Arbeitsstätten im Landkreis Fulda oder gar in der Stadt Frankfurt zu gelangen. Die ehemalige Gemeinde des so genannten Zonenrandgebietes war gleichsam über Nacht in den Mittelpunkt Deutschlands gerückt. Allerdings konnte sie bisher von dieser Lage nur wenig profitieren, sondern blieb Durchgangsstation.
Historisches zum Dorf Hofbieber
Erste urkundliche Nachweise des Ortes
Die Herleitung des Namens des Ortes ist umstritten. Zwei Varianten erweisen sich dabei als am wahrscheinlichsten:
- hoffe under bibersteyn nach der Burg Bieberstein oberhalb des Ortes
- Hof an der Biberder nach dem etwa in 2 km Entfernung vorbeifließenden Flüsschen Bieber.
Sicher ist jedoch, dass der Name 'Hofbieber' seit dem frühen 14. Jahrhundert, 1300 oder 1303 - je nach Lesart -, Verwendung findet.
Die erste urkundliche Nachricht über eine villa Bibarahu stammt aus dem 9. Jahrhundert, laut derer ein gewisser Egilmar (+ 850) und ein gewisser Meginolt (+ 864) dem Kloster Fulda, das zu dieser Zeit unter Leitung des bekannten Abtes Rhabanus Maurus stand, am 10. September 825 ein Rodungsgebiet schenkten. Allerdings befindet sich das angegebene Gebiet heute eigentlich nicht exakt an der Stelle des Ortes Hofbieber, sondern eher an der des Ortes Niederbieber oder Langenbieber, sodass einer der beiden letzteren Orte als der älteste Ort der Gemeinde Hofbieber angesehen werden kann, Hofbieber selbst aber als jünger gelten muss. Lange galt übrigens in Forschung der Ort Niederbieber unumstritten als der 'Urort', doch spätestens seit dem Jahr 2003 ringen auch Hofbieber umd Langenbieber um die Krone mit - allerdings scheint sie für Hofbieber am wenigsten erringbar zu sein, wofür folgende Gründe sprechen:
- Wahrscheinlich ist, dass die in dem Zehntregister der Kirchengemeinde Margretenhaun zu findende Bezeichnung "Obirenbiberaha" den Ort Hofbieber charakterisiert. obiren ist etymologisch als 'oben' bzw. 'oberhalb' zu verstehen, was darauf hindeutet, dass der gemeinte Ort 'Obirenbiberaha' oberhalb des Hauptortes, nämlich 'Biberaha' gelegen ist. Da Hofbieber oberhalb des Flüsschens Bieber liegt, etwa 2 km davon entfernt, kann davon ausgegangen werden, dass man den Hauptort nach dem Fluss nannte, an dem er, wie damals üblich, direkt gelegen haben muss.
- Da der Name 'Niederbieber' ebenfalls bereits in dem Zehnregister als Niderenbiberaha zu finden ist, bleibt für den Hauptort Biberaha eigentlich nur noch der Ort Langenbieber übrig.
Wann dann eine Umbenennung der Orte Obirenbiberaha in Hofbieber und Biberaha in Langenbieber erfolgte und warum dies geschah, muss derzeit noch offen bleiben.
Einen tatsächlichen Nachweis für den Ort unter der Bezeichnung Hofbieber liefern die Urkunden der Familie von Eberstein, die wohl lange im Besitz dieses Gebietes war. Dabei scheint die erste urkundliche Erwähnung vom 11. November 1300 zu stammen, wo der Name Hovebibera genannt wird. Ein weiterer Hinweis stammt vom Ende des 14. Jahrhunderts (1388), Apel von Eberstein soll den hoff tzu Bibra under Bibersteyn gelegen besessen haben. Eine weitere urkundliche Erwähnung fällt in das Jahr 1404, wo von gute die gelegen sin zu hoffbybra die Rede ist.
Gerichte in alter Zeit in Hofbieber
Das Dorfgericht
Das Dorfgericht, die so genannte niedere Gerichtsbarkeit, wurde in Hofbieber unter der Dorflinde abgehalten. Noch heute befindet sich hier eine imposante Linde im Zentrum des Ortes, dem Lindenplatz, in der Nähe der Kirche, des Pfarrhauses und eines alten Wirtshauses. Allerdings stammt diese aus dem Jahre 1913 und wurde von Schülern der Dorfschule unter Leitung des Lehrers Franz Xaver Beck anlässlich des 100jährigen Gedenkens an die Völkerschlacht bei Leipzig gepflanzt.
Das Zentgericht
Hofbieber hatte Jahrhunderte lang als Sitz des Zentgerichtes des zu Fulda gehörenden Amtes Bieberstein eine wichtige Stellung für die gesamte Region inne. Dem Zentgericht oblag die so genannte hohe Gerichtsbarkeit, also die Rechtssprechung im Falle von schwereren Vergehen. Damit wurde hier der so genannte Blutbann ausgesprochen.
Das Gericht wurde unter freiem Himmel "uff dem berge byneben dem dorff" abgehalten. Noch heute erinnert der Flurname Die Zehnt (abgeleitet von Cent oder Zent) an die Stelle dieses Ortes. Hier soll ein steinerner Tisch umgeben von Steinbänken gestanden haben. Zwölf Schöffen, die anfänglich gewählt, später vom Abt von Fulda eingesetzt wurden, saßen hier unter Vorsitz des Zentgrafen zu Gericht über die Angeklagten aus der dörflichen Bevölkerung. Den Schöffen alleine war es vorbehalten die Urteile zu fällen, allerdings mussten sie vor der Vollstreckung noch durch das Oberamt Bieberstein bestätigt werden.
Erstaunlich ist, dass es für das Zentgericht zu Hofbieber mindestens zwei, vielleicht sogar drei Galgenberge mit dazugehörigem Galgenacker gab. Der eine befindet sich ganz in der Nähe des Gerichtsortes auf einer gegenüberliegenden Anhöhe (heute Georgshöhe). Der zweite befand sich auf der anderen Seite des Ortes, ebenfalls auf einer Anhöhe (heute Hofberg). Ein dritter Ort für einen Galgen wird in der Nähe der Ortschaft Rödergrund in einem Wald angesiedelt (heute Schwarzes Kreuz).
Der Zentgraf, oder auch Oberamtmann, war der Vertreter des Fuldaer Abtes, der als Inhaber des Amtes Bieberstein und als Fürstabt auch die weltliche Gerichtsbarkeit innehatte. Ursprünglich hatte der Zentgraf seinen Wohnsitz direkt im Ort Hofbieber (Es wird vermutet, dass das entsprechende Anwesen sich ungefähr an der Stelle des heutigen TeGut-Einkaufsmarktes, also im Zentrum des Ortes, befunden hat.), seit 1665 wohnte er dann auf Schloss Bieberstein.
Ein bekannter Zentgraf aus Hofbieber
Einen schaurigen Bekanntheitsgrad erlangte der Hofbieberer Zentgraf Balthasar Nuss, der ab 1592 Zentgraf von Hofbieber war. Als gleichsam rechte Hand des Fuldaer Abtes Balthasar von Dernbach folgte er jenem 1603 nach Fulda, um hier die Stelle des Zentgrafen einzunehmen. Balthasar von Dernbach übertrug ihm darüber hinaus die Durchführung der Hexenprozesse im gesamten Hochstift. 3 Jahre lang wütete er nun auf grauenvollste Art und Weise und schaffte es in diesem kurzen Zeitraum ungefähr 300 angebliche Hexen und Hexenmeister foltern und anschließend hinrichten zu lassen. Dass er auch während dieser Zeit noch Verbindung zu Hofbieber gehalten hat, kann daran erkannt werden, dass er hier 2 Hintersiedlergüter und einige Äcker und Wiesen besessen hat. Dies ist anhand von Prozessakten erkennbar, die aus dem Prozess gegen ihn wegen Bereicherung im Zusammenhang mit den Hexenprozessen stammen.
Das Vorrecht des Weinschankes
In der Frühen Neuzeit hatte der Wirt zu Hofbieber als Hauptortes des Zentgerichtes auch die Konzession des alleinigen Weinschankes im ganzen Amtsbezirk inne. Dieses Vorrecht war ihm durch den Landesherrn, also den Abt von Fulda, erteilt worden. Es beinhaltete das ausschließliche Recht bei bestimmten Festlichkeiten, z.B. Kirmes, Hochzeiten, "Tauf-,Wein- und Kauf-Zechen", Wein auszuschenken.
Obwohl dies natürlich den Unmut der Wirte der umliegenden Dörfer hervorrief und es immer wieder zu Brüchen und Streitereien kam, wurde dieses Vorrecht immer wieder bestätigt, so z.B. im Jahre 1703.
Die Wirtschaft des Ortes Hofbieber lag direkt neben dem Pfarrhaus am Platz des Dorfgerichtes (heute Lindenplatz). Mit der heutigen Gaststätte Sondergeld befindet sich noch immer ein Wirtshaus an dieser Stelle. Die ursprünglichen, noch z.T. erhaltenen Fundamente des Gebäudes reichen möglicherweise sogar bis ins Mittelalter zurück.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Nachricht aus dem Jahr 1842 aus einer Chronik zu Hofbieber. Hierin berichtet der damalige Pfarrer Schmitt folgendes: "Der Sommer war sehr trocken, doch einzelne Gewitter bewirkten in der hiesigen Gegend, dass die Fruchternte sehr gut in Körner und Qualität wurden, Heu und Stroh fehlten. Die Ernte kam sehr früh heim. Der Weinstock liefert gleichfalls nur sehr gute Qualität, aber geringe Quantität." (zitiert nach: Kronik aus Hofbieber anfangend mit 1788, aufgezeichnet von Pfarrer Joseph Anton Schmitt, übersetzt und bebildert von A. Spors, in: Hofbieber 1093 - 2003, S. 89.) - Es ist kaum vorstellbar, aber in Hofbieber konnte man einst Weintrauben ernten.
Die Kirche zu Hofbieber
Man geht davon aus, dass die erste Kirche in Hofbieber etwa im 11. oder 12. Jahrhundert errichtet wurde. Sehr wahrscheinlich wurde als Lokalität dafür ein alter germanischer Opferplatz oder eine Thingstätte ausgewählt. Erst aus dem 13. Jahrhundert gibt es allerdings gesicherte Nachweise für die Existenz einer christlichen Kirche (eine lückenhafte Liste der Pfarrer von Hofbieber).
Das älteste, noch erhaltene Zeugnis aus einer alten Kirche zu Hofbieber - wohl aus einem Bau, der um 1500 errichtet worden ist - ist der Taufstein aus dem Jahre 1520, der auch heute noch einen zentralen Platz im Nachfolgebau einnimmt. Abgesehen davon, ist für die Zeit des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit nur noch eine Vergrößerung der Kirche für das Jahr 1604 belegt. Damals wurde das Querschiff in Nord-Südrichtung ergänzt und ein Altarraum nach Osten angebaut, sodass eine Kreuzkirche entstanden war.
Mit diesem Bau musste sich Hofbieber bis ins späte 19. Jahrhundert begnügen - und je älter der Bau wurde, desto mehr litt der Ort unter der Baufälligkeit und Enge seiner Kirche. Es kam sogar soweit, dass aufgrund akuter Einsturzgefahr in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts die Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen in der Kirche des benachtbarten Niederbiebers abgehalten wurden, während die Werktagsgottesdienste im Pfarrhaus stattfanden. Der damalige Pfarrer Gnau bastelte derweil sicher nicht nur eifrig an Bauplänen für einen Neubau der Kirche, sondern betete wohl auch mit besonderer Imbrunst für den Einsturz der alten Kirche - aber sie stürzte nicht ein! Zur großen Enttäuschung des Gottesmannes wurde sie notdürftig repariert und danach wieder ihrer Bestimmung übergeben.
Der Geldmangel war Schuld, dass die alte, dem Heiligen Georg geweihte Kreuzkirche zu Hofbieber erst kurz vor der Jahrhundertwende abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Auch zu diesem Zeitpunkt konnte der Abriss der alten Kirche nur durch Spenden finanziert werden und der Neubau war nur deshalb möglich, weil viele Hofbieberer persönlich mithalfen. Es wird berichtet, dass Ziegelsteine selbst gebrannt wurden, dass Pferdegeschirrbesitzer nicht nur ihre Gespanne zur Verfügung stellten, sondern diese auch selbst führten, Sandgrubenbesitzer stifteten unentgeltlich den notwendigen Sand, Waldbesitzer stellten Bauholz zur Verfügung ...
Aufgrund dieser tatkräftigen Mithilfe der Hofbieberer konnte die neue Kirche, deren Grundsteinlegung am 12. August 1898 erfolgt war, bereits am 30. Juni 1901 eingeweiht werden. Seither symbolisiert die imposante Kirche mit ihren 2 Türmen, die eine Höhe von stattlichen 37 m erreichen, den Stolz und Zusammenhalt der Hofbieberer. Am Rande sei nur notiert, dass man in Hofbieber gerne vom Dom der Rhön spricht und dabei auf die eigene Dorfkirche zeigt - allerdings gibt es noch andere Kirchen in der Rhön, die diesen Titel für sich beanspruchen.
Literaturhinweise:
- Heinrich Peter Noll, Aus der Vergangenheit der Pfarrei Hofbieber, in: Quellen und Abhandlungen zur Geschichte der Abtei und Diözese Fulda, hrsg. v. Gregor Richter, Fulda 1907.
- Eberstein, Urkundliche Geschichte des reichsritterlichen Geschlechts Eberstein, 2 Bände, Berlin 1889.
- Ferdinand Stein, Hofbieber, Langenbieber oder Niederbieber? Überlegungen zur Ersterwähnung der Siedlung "Bibarahu", in: Buchenblätter (= Beiblatt zur Fuldaer Zeitung), 21. November 2003, Nr. 26, 76. Jahrgang.
- Erwin Sturm, Fachwerk-Landschaft Langenbieber, in: Buchenblätter (= Beiblatt zur Fuldaer Zeitung), 7. Juli 2003, Nr.17, 76. Jahrgang.
- Hofbieber 1093 - 2003. Aus der Geschichte eines Dorfes, hrsg. vom Arbeitskreis 'Chronik' Hofbieber, Nüsttal-Hofaschenbach 2003.