Ulrich Max Richard Hofmann (* 26. Juni 1931 in Dolsthaida) ist ein deutscher Physiker auf dem Gebiet Festkörperphysik.







Leben und Ausbildung
Ulrich Hofmann wurde als Sohn des Industriekaufmanns und Magazinverwalters Max Hofmann und dessen Ehefrau Marta Hofmann, geb. Pohle, geboren. Seit 1958 ist er mit der Museumspädagogin Oktjabrina Wartanowna Hofmann, geb. Abgarjan, verheiratet. Der Ehe entstammen die beiden Töchter Ilona Carmen Leisenberg, geb. Hofmann (* 1959) und Simone Hofmann (* 1964).
Von 1937 bis 1941 besuchte er die Volksschule Dolsthaida. Daran anschließend war er Schüler an der Privaten Oberschule in Lauchhammer bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges.
Im Juni 1945 trat er bei der damaligen Sowjetischen Aktiengesellschaft Kombinat „Friedländer“, Mückenberg, in die Lehre ein, die er 1948 als Bergmaschinenmann und Betriebsschlosser mit dem Facharbeiterbrief abschloss. Danach war er sechs Monate als Monteur bei der Errichtung eines Kraftwerkes im Braunkohlenkombinat „Pfännerhall“ in Braunsbedra bei Merseburg tätig.
Im 1. Halbjahr 1949 nahm er an einem Vorbereitungslehrgang für das Ingenieurstudium in der Kreisberufsschule Bad Liebenwerda in Elsterwerda teil. Von 1949 bis 1951 besuchte er die Arbeiter- und Bauern-Fakultät (ABF) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in Halle (Saale) und bestand dort das Abitur.
Anschließend studierte er ein Jahr an der damaligen Technischen Hochschule Dresden das Fach Physik und danach ein Jahr am Moskauer Energetischen Institut das Gebiet Energiemaschinenbau. Von 1953 an studierte er das Fach Physik an der Lomonossow-Universität Moskau. Zu einem besonderen Höhepunkt seines Studiums gestalteten sich die Vorlesungen über theoretische Physik von Lew Dawidowitsch Landau (Physik-Nobelpreis 1962). 1958 diplomierte Ulrich Hofmann hier mit der experimentellen Arbeit „Untersuchung der Temperaturabhängigkeit der Sättigungsmagnetisierung von Nickel-Kupfer-Legierungen und deren Suszeptibilität in starken Feldern“ zum Diplomphysiker. Sein akademischer Lehrer war Jewgeni Iwanowitsch Kondorski.
Forschungsinstitut für Spezialwerkstoffe Dresden an der Akademie der Wissenschaften
Von 1958 bis 1969 war Hofmann am Forschungsinstitut für metallische Spezialwerkstoffe Dresden der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) tätig, das im Jahr 1952 von Friedrich Eisenkolb und Günther Rassmann gegründet wurde. Bis 1967 war er wissenschaftlicher Assistent, Oberassistent und Arbeitsgruppenleiter, ab 1967 Leiter des Bereiches „Physikalische und Chemische Grundlagen der Spezialwerkstoffe“ und Stellvertretender Institutsdirektor. 1969 wurde das Forschungsinstitut Teil des Zentralinstituts für Festkörperphysik und Werkstoffforschung und ist heute Teil des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung.
Im Jahre 1966 promovierte er an der Fakultät für Technologie der Technischen Universität Dresden mit der Dissertation „Die Anfangspermeabilität hochpermeabler Legierungen auf Nickel-Eisen-Basis“ zum Doktoringenieur (Dr.-Ing.). Seine Betreuer waren Akademiemitglied Friedrich Eisenkolb und Professor Günther Rassmann, der ursprünglich Fabrikbesitzer war sowie Kunstliebhaber und Kunstkenner, daher zu jener Zeit auch zahlreiche Bilder von Lea Grundig und Hans Grundig kaufte. Im Jahre 1947 wurde er enteignet, seitdem widmete er sich der Lehre und Forschung.
Zu den Aufgaben von Hofmann im Institut gehörte der Aufbau eines Laboratoriums für Untersuchungen der magnetischen Grundgrößen wie Curie-Temperatur, Magnetisierung, Kristallenergie und Magnetostriktion an poly- und monokristallinen homogenen Stoffen. Diese Untersuchungen wurden in Abhängigkeit von verschiedenen Größen wie Temperatur, Magnetfeld, chemische Zusammensetzung und Ordnungszustand durchgeführt.
So ist es ihm gelungen, allgemein gültige Beziehungen zwischen der chemischen Zusammensetzung und den magnetischen sowie elektrischen Eigenschaften höchstpermeabler Nickel-Eisen-Zusatzmetall-Legierungen herzustellen und elektronentheoretisch zu deuten (Aufstellung einer Valenz-Regel). Auf diese Weise konnte eine ganze Werkstoffgruppe klassifiziert werden. Überdies konnte der eindeutige Beweis erbracht werden, dass die zweite magnetokristalline Anisotropiekonstante von Nickel negativ ist.
Weitere Untersuchungen betrafen z. B. die magnetischen Grundkonstanten von Kobalt, die Wärmeausdehnung von Eisen-Nickel-Legierungen (Invar) und von Eisen-Platin-Legierungen, die Dickenabhängigkeit der Sättigungsmagnetisierung dünner Nickel-Schichten bis hinab in den Nanometerbereich und magnetische Eigenschaften pulvermetallurgisch hergestellter Legierungen.
Als Leiter des Bereiches Physikalische und Chemische Grundlagen der Spezialwerkstoffe oblag ihm u. a. die Betreuung folgender Arbeitsgebiete: Strukturuntersuchungen (Elektronenmikroskopie, Röntgenographie, Neutronenstreuung, Mößbauerspektroskopie), Texturuntersuchungen, Theorie (magnetische, elektrische und mechanische Eigenschaften), metallkundliche Analyse, Untersuchungen bei tiefen Temperaturen, spezielle Probleme der Pulvermetallurgie.
Während seiner Tätigkeit im Institut und danach betreute Hofmann zahlreiche Ingenieurpraktika, Beleg- und Staatsexamensarbeiten sowie Doktorarbeiten.
Wertvolle Erfahrungen in der Wissenschaftsleitung und -organisation konnte er von 1962 bis 1967 während seiner Tätigkeit als nebenamtlicher wissenschaftlicher Referent für Physik in der Forschungsgemeinschaft der mathematischen, naturwissenschaftlichen und medizinischen Institute der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter den Akademiemitgliedern Hans Frühauf und Robert Rompe sammeln. In dieser Zeit entstanden auch vielfältige Arbeitsbeziehungen zu in Dresden ansässigen Akademieinstituten. Zum Beispiel zur wissenschaftlichen Schule für Regelungstechnik und Technische Kybernetik von Heinrich Kindler, dem Gründer des ersten Instituts für Regelungstechnik im deutschsprachigen Raum. In diese Beziehungen waren auch Kindlers Schüler und spätere Professoren Karl Reinisch und Heinz Töpfer eingebunden. Oder zum Institut für angewandte Physik der Reinststoffe, dessen Gründer und Direktor Ernst Rexer war.
Zu Beginn des Jahres 1969 wurde Hofmann zum Leiter des Forschungsbereiches Werkstoffwissenschaften der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) berufen, an dessen Konzipierung und Entwicklung er wesentlichen Anteil hatte. Im selben Jahr erfolgte seine Berufung zum Honorarprofessor für Festkörperphysik an der Technischen Universität Dresden und nachfolgend 1983 seine Ernennung zum Professor an der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) durch den damaligen Präsidenten Werner Scheler.
Akademie der Wissenschaften in Berlin
Im Jahre 1970 wurde Hofmann zum Ordentlichen Mitglied der Gelehrtengesellschaft der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW) gewählt. Im September 1970 erfolgte seine Ernennung zum Stellvertreter des Präsidenten Hermann Klare für die Gebiete Forschung und Planung, 1972 die Wahl zum Vizepräsidenten der DAW und 1980 zum 1. Vizepräsidenten der AdW. Zu seinen Aufgaben gehörten insbesondere: Prognose und Profil der Forschung; Planung und Organisation der Forschung; innerstaatliche Kooperation; materielle, technische und finanzielle Voraussetzungen der Forschung; Patent- und Lizenzwesen; wissenschaftliche Information und Bibliothekswesen.
Zur Akademieleitung gehörten der Akademiepräsident, zwei Vizepräsidenten und der Generalsekretär. Die Mitglieder der Akademieleitung mussten Ordentliche oder Korrespondierende Mitglieder der Gelehrtengesellschaft der Akademie sein, und sie wurden von diesen, dem Plenum der Akademie, auf Vorschlag des amtierenden Präsidenten für die Dauer von jeweils 4 Jahren gewählt. Es oblag auch dem Plenum, die Gewählten dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR (Ministerpräsident) zur Berufung vorzuschlagen. Mit der turnusmäßigen Wahl der Akademieleitung im Juni 1972 wurden folgende Positionen besetzt: Akademiepräsident – Hermann Klare, Vizepräsident - Ulrich Hofmann, Vizepräsident – Heinrich Scheel, zuständig für die Gelehrtengesellschaft der Akademie, und Generalsekretär - Claus Grote, zuständig für die internationalen Beziehungen der Akademie. Mit dieser Wahl endete zugleich die Akademiereform, die 1968 beschlossen wurde; seit Oktober 1972 hat die DAW dann die neue Bezeichnung Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) getragen.
In seinen Funktionen hat Hofmann aktiv an der Entwicklung der Akademie zu einer leistungsfähigen Forschungsinstitution mitgewirkt. So hatte er Anteil an der Ausarbeitung der Prinzipien zur Leitung, Planung und Finanzierung der Forschung der Akademie der Wissenschaften der DDR und des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen der DDR (Forschungsverordnung), wie sie 1972 in Kraft gesetzt wurden. Beide Institutionen führten nach der Hochschul- und Akademiereform von 1968/1972 die Grundlagenforschung wieder in eigener Verantwortung und Auftraggeberschaft durch.
Intensiv befasst hat sich Hofmann mit der Ausarbeitung einer Konzeption zur langfristigen Entwicklung der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung sowie der Grundlagenforschung ausgewählter technischer Richtungen im Bereich der Akademie der Wissenschaften und des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen, die erstmals für den Zeitraum 1975–1990 beschlossen und dann alle fünf Jahre präzisiert und fortgeschrieben wurde. Somit wurde Planungssicherheit über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren erlangt sowie engerer Zusammenhalt und koordinierte Zusammenarbeit beider Institutionen.
Unter dem Gesichtspunkt der besseren Aufgabenfindung für die Forschung und der Ergebnisüberführung in die Produktion wirkte Hofmann an der Herstellung produktiver Beziehungen der Akademie zu den Fachministerien und vor allem zu den Kombinaten und Betrieben mit. Sein besonderes Anliegen war es, die Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften der UdSSR zu entwickeln und zu vertiefen. Seine Bemühungen galten überdies der Zusammenarbeit zum Beispiel mit den Zentralen Institutionen der Grundlagenforschung in Frankreich, Italien, Japan, der Ukraine, der Tschechoslowakei und in Nordkorea sowie in China.
Auf Einladung der Akademie der Wissenschaften weilte er im April 1989 in der VR China, um die wissenschaftliche Zusammenarbeit auszubauen. Während dieses Aufenthaltes, zusammen mit seiner Ehefrau Oktjabrina Wartanowna Hofmann, vernahm er auch Vorboten großer Ereignisse in China. Auf den Straßen der Innenstadt von Peking bewegten sich damals im Laufschritt lange Studenten-Kolonnen hin und her, ein Dauerzustand, der zu jener Zeit friedlich verlief, dem später aber mit Gewalt begegnet wurde und der am 4. Juni 1989 auf dem Platz am Tor des Himmlischen Friedens seinen tragischen Ausgang fand.
Besondere Unterstützung und Förderung in seiner Tätigkeit an der Akademie erfuhren der wissenschaftliche Gerätebau mit dem Ziel, die technische Basis für die Forschung auch durch eigene Maßnahmen zu verbessern beziehungsweise auf dem erforderlichen Stand zu halten, sowie der Aufbau und die Förderung moderner Forschungsgebiete wie Kybernetik, Informatik, Kommunikation und Automatisierung, die sich in neu gegründeten Instituten entwickelten. In diesem Zusammenhang ist auch sein Vorsitz im „Rat für Forschungstechnologie und wissenschaftlichen Gerätebau“ sowie in der Klasse „Informatik, Kybernetik und Automatisierung“ der AdW zu sehen.
In grober Einteilung wurde in der Akademie jeweils zu einem Drittel Grundlagenforschung, angewandte Forschung (beides in eigener Verantwortung) und Auftragsforschung vorwiegend für die Industrie durchgeführt. 1988 verfügte die Akademie über einen Jahresetat in Höhe von 1,24 Milliarden Mark der DDR.
Vor ihrer Abwicklung im Jahre 1992 zählte die Akademie der Wissenschaften der DDR rund 24.000 Mitarbeiter in 59 Forschungsinstituten und weiteren etwa 20 Einrichtungen (Akademieverlag, Druckereien, Archiv, Wissenschaftliches Informationszentrum, Hauptbibliothek, für diverse Dienstleistungen und weitere), die vorwiegend in Berlin, Potsdam, Dresden, Leipzig, Jena und Halle (Saale) ansässig waren. Gleichwohl existieren auch nach ihrer Abwicklung die meisten ehemaligen Akademie-Institute heute in anderer, unterschiedlicher Zuordnung zu wissenschaftlichen Institutionen fort: 3 Großforschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren und 9 Außenstellen von Helmholtz-Zentren, 27 neue Institute der Leibniz-Gemeinschaft und 4 Außenstellen von Leibniz-Instituten, 17 Einrichtungen der Fraunhofer-Gesellschaft, 2 neue Institute der Max-Planck-Gesellschaft, 3 Bundesinstitute und 4 Außenstellen sowie 6 Forschungsinstitutionen in Trägerschaft der neuen Bundesländer – insgesamt also 55 Institute und 17 Außenstellen. In personeller Hinsicht übernahm die Leibniz-Gemeinschaft den größten Anteil der AdW-Institute.
Tätigkeit in der Wirtschaft
Im Juni 1990 wurde Hofmann als 1. Vizepräsident vom damaligen Ministerpräsidenten Lothar de Maizière abberufen, am 2. Oktober 1990 gekündigt und im Januar 1991 beendete er seine Tätigkeit in der Akademie aus eigenen Stücken vor Ablauf der Kündigungsfrist.
Im Februar 1991 fand Hofmann bei der Treuhand und Beratung Aktiengesellschaft (TREBAG), München eine neue Anstellung, nachdem er potentielle Geschäftspartner in Russland vermitteln konnte.
Mitte 1992 wurden quasi alle Mitarbeiter der Berliner TREBAG-Filiale durch die Gruppe von Albrecht Graf Matuschka übernommen, ebenfalls München. Im Prinzip wurde die Tätigkeit fortgesetzt, und zwar mit mehr Möglichkeiten, welche die Matuschka-Gruppe bot, aber mit weniger Möglichkeiten hinsichtlich der Finanzierung von Projekten durch Russland nach Auflösung der Sowjetunion.
Ein Aufgabengebiet bestand in der Vermittlung russischer, weißrussischer und chinesischer Käufer von Betrieben in Ostdeutschland beziehungsweise in der Identifizierung von ostdeutschen Betrieben für diese Käufer. Das betraf vorwiegend den Maschinenbau, die Textilindustrie, die Fahrradindustrie und Betriebe, die weiße Ware herstellten. Vermittelt wurde die Zusammenarbeit zwischen einem italienischen Elektronikkonzern und russischen Firmen auf dem Gebiet der Luftfahrtindustrie. Ferner konnte die Zusammenarbeit japanischer Firmen mit Instituten und Einrichtungen Russlands sowie Weißrusslands zum Technologietransfer nach Japan vermittelt werden.
Im Jahre 1992 haben zwei Hamburger Geschäftsleute, ein Berliner Kollege und Hofmann selbst als Gesellschafter die „Incomar Consultancy and Marketing GmbH“ gegründet. Es war ein Versuch, eigenständig Projekte zu entwickeln und zwischen russischen und deutschen Firmen zu vermitteln.
In diese Zeit fiel mit gleichem Ziel ferner die Gründung der deutsch-russisch-amerikanischen Firma „Derusa GmbH“, deren Gesellschafter Hofmann wurde.
Ende 1992 wurde ihm von der Metallgesellschaft AG, Frankfurt am Main, die Geschäftsführung des deutsch-russischen Gemeinschaftsunternehmens „MPM Technologietransfer- und Vermarktungsgesellschaft mbH“ (MPM), deren Gründung am 31. März 1993 erfolgte, angetragen. Gesellschafter auf der russischen Seite war die Metalchim AG. Zum 1. April 1993 erhielt er einen Beratervertrag der Metallgesellschaft und wurde zum Geschäftsführer bestellt. Zum Vertrag gehörte - wie politisch erwartet - eine Erklärung, zu keiner Zeit offizieller oder inoffizieller Mitarbeiter des Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) gewesen zu sein. Falsche oder unvollständige Angaben berechtigten zur fristlosen Entlassung.
Zu seinen Aufgaben gehörte, die Firma mit einer Filiale in Moskau aufzubauen und stabile Arbeitsbeziehungen zwischen russischen Instituten und Firmen einerseits und den zahlreichen Tochtergesellschaften der Metallgesellschaft andererseits herzustellen. Vorsitzender des Beirates des Gemeinschaftsunternehmens war der Ex-Minister für die Verteidigungsindustrie der Sowjetunion Boris Michailowitsch Beloussov, und Mitglied des Beirates war der Ex-Bundesminister für Forschung und Technologie Heinz Riesenhuber (BMFT).
Einige wesentliche Arbeitsergebnisse sind nachfolgend aufgelistet: Vermittlung eines Auftrages an die Lurgi AG zur Entsorgung chemischer Kampfstoffe in Russland einschließlich Mitwirkung (Errichtung einer Pilotanlage durch die Lurgi AG in Russland Ende der 90er Jahre); Patent-Lizenz-Beschaffung betreffend Feuerlöschmittel für die Dynamit Nobel AG; Vermittlung des Baues einer Müllverbrennungsanlage in Russland (Tula) durch die Lurgi AG einschließlich Mitwirkung; Organisation der Zertifizierung (Bauartzulassung) zweier russischer Betriebe in Tula für die Herstellung von Druckbehältern (Gasflaschen für Propan, Butan), Identifizierung deutscher (Löwengas) und französischer (Schneider) Käufer, Mitwirkung beim Export/Import; Vermittlung einer Produktionskooperation zwischen der Kolbenschmidt AG und russischen Herstellern von Kolben und Motorblöcken; Beschaffung von Technologien und Katalysatoren aus dem Institut für Katalyse, Novosibirsk, für die Lurgi AG (gemeinsame Patentanmeldungen, Patent-Lizenz-Verträge, Kooperationsverträge).
Da die MPM vorwiegend für die Lurgi AG, eine Tochter der Metallgesellschaft, tätig war, wurde sie im Jahre 1995 von dieser übernommen, jedoch im darauf folgenden Jahr mit der Begründung aufgelöst, dass einerseits stabile Geschäftsbeziehungen mit Russland hergestellt seien und andererseits permanente akute Finanzierungsprobleme in Russland größere Projekte nicht tragfähig erscheinen lassen.
Bis zur Beendigung seiner Tätigkeit für die Lurgi AG Mitte 1998 hatte er vorwiegend mit der Liquidierung der MPM (Abwicklung und Einstellung der Geschäftstätigkeit), mit dem Transfer von Technologien (Katalysatoren) und mit der Projektentwicklung (Errichtung einer Glukose-Fruktose-Fabrik in Russland) zu tun.
Im Jahre 1998 war er Berater der Deutschen PhoneSat Holding AG in Berlin.
Im Jahre 1999 unternahm er gemeinsam mit drei weiteren Freischaffenden den Versuch, auf der Grundlage von Aufträgen deutscher Firmen Projekte in Richtung Zypern (Solarthermie, Photovoltaik, Windkraft, Abfallwirtschaft, Wasser/Abwasser) und in Richtung Russland (Luft- und Raumfahrttechnik, technische Produkte, Technologietransfer) zu entwickeln.
Danach entwickelte und bearbeitete er Projekte allein.
Anfang des Jahres 2002 wurde er wissenschaftlicher Berater der Advanced Technology Industries, Inc., Delaware, USA. Im Mittelpunkt seiner Tätigkeit stand die Entwicklung und Begleitung diverser technischer und anderer Projekte mit russischen Unternehmen sowie Technologietransfer. Zu nennen wären vor allem folgende: Begutachtung und Entwicklung einer neuartigen Technologie zur Herstellung von hochreinem Magnesiumoxid auf der Grundlage russischer Rohstoffe; Markterschließung in der Europäischen Union; Begutachtung und Entwicklung einer Technologie zur Herstellung von hochwertigem Vermiculit auf der Grundlage sibirischer Rohstoffe; Markterschließung in Deutschland.
Diese Tätigkeit wurde zum Ende des Jahres 2003 mit dem Verkauf der Firma an australisch-asiatische Interessenten beendet.
In den folgenden Jahren beschäftigte Hofmann sich vor allem intensiv mit dem Projekt Kugelgetriebe, eine weltweit patentierte Erfindung aus Tomsk (Sibirien). Hierbei ging es um die Identifizierung von deutschen Interessenten.
2010 beendete Hofmann seine berufliche Tätigkeit aus Altersgründen. Er lebt zusammen mit seiner Frau in Berlin-Mitte sowie auf seinem Sommer-Wohnsitz im Landkreis Dahme-Spreewald. .
Mitgliedschaften und Auszeichnungen (Auswahl)
- Physikalische Gesellschaft der DDR/Deutsche Physikalische Gesellschaft, seit 1958; Vorsitzender der Leitung des Fachverbandes Festkörperphysik (1974–1990),
- Mitglied des Rates des Internationalen Laboratoriums für hohe Magnetfelder und tiefe Temperaturen in Wroclaw, Polen (1968–1974),
- Ordentliches Mitglied der Gelehrtengesellschaft der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW), seit 1972 Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) (1970–1992),
- Mitglied des Gesellschaftlichen Rates der Technischen Universität Dresden (1972–1983),
- Mitglied der Zentralen Energiekommission der DDR (1976–1983),
- Mitglied des Internationalen Koordinierungskomitees für wissenschaftlichen Gerätebau und Automatisierung wissenschaftlicher Forschungen der Akademien der Wissenschaften Osteuropäischer Länder (1979–1988),
- Abgeordneter der Stadtverordnetenversammlung von Berlin (Ost) (1981–1990),
- Mitglied der Gesellschaft für Informatik der DDR bzw. der vereinigten Bundesrepublik (1985–1996),
- Sekretar (Vorsitzender) der Klasse Informatik, Kybernetik, Automatisierung der Akademie der Wissenschaften der DDR (1984–1992),
- Mitglied des Internationalen Organisationskomitees "Soft Magnetic Materials" (1987–1991),
- Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin seit 1993;
- Vaterländischer Verdienstorden (1974 und 1981),
- Banner der Arbeit (1977),
- Johannes-Stroux-Medaille der AdW der DDR (1986).
Publikationen
Aus den naturwissenschaftlichen Arbeiten von Hofmann sowie seinen Tätigkeiten mit wissenschaftsleitendem und wissenschaftsorganisatorischem Charakter sind rund 100 wissenschaftliche Publikationen hervorgegangen (vgl. auch Katalog der Deutschen Nationalbibliothek).
- Je. I. Kondorski, W. Je. Rode i U. Hofmann: Namagnitschennost nasystschenija nikel-mednych splawow pri niskich temperaturach. Akad. Nauk SSSR, ShETF 35 (1958) 549–550.
- Je. I. Kondorski, W. Je. Rode et U. Hofmann: Aimantation a saturation d'alliages nickel-cuivre a basses temperatures. Colloque International De Magnetisme, Paris: Centre National Recherche Sci. (1959) 131–133.
- W. Rode i U. Hofmann: Wospriimtschiwost nikel-mednych splawow w oblasti nasytschenija. Nautschnyje Doklady Wysschej Schkoly, Fisiko-matematitscheskije nauki 3 (1960) 148–150.
- Einige physikalische Eigenschaften gesinterter ferromagnetische Körper. Abhandlungen der Deutschen Akademie der Wissenschaften, Klasse Mathematik, Physik und Technik (1962) 237–246.
- Zur Temperaturabhängigkeit und Vorzeichenbestimmung der magnotokristallinen Anisotropiekonstanten K2 von Nickel. Phys, stat. Sol. 7 (1964) K 145–150.
- Eigenschaften hochpermeabler Nickel-Eisen-Vanadin-Legierungen. Zeitschr. f. Angew. Physik 21 (1966) 5, 425–428.
- U. Hofmann; Heinz Stiller: Die Bestimmung der Curie-Temperatur von natürlichen Magnetiten mit Hilfe der Methode der thermodynamischen Koeffizienten. Zeitschr. f. Geophysik 32 (1966) 5/6, 267–279.
- Die Anfangspermeabilität hochpermeabler Legierungen auf Nickel-Eisen-Basis. Dissertation TU Dresden, Fakultät für Technologie. Dresden 1966.
- Die magnetischen Kristallanisotropiekonstanten K1, K2, K3 von Nickel-Eisen-Legierungen. Zeitschr. f. Angew. Physik 22 (1967) 2, 106–111.
- G. Rassmann; U. Hofmann: Zusammensetzung, Ordnungszustand und Eigenschaften höchstpermeabler Nickel-Eisen-Basislegierungen. In: Magnetismus. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1967, S. 176–198.
- G. Rassmann and U. Hofmann: Classification of High-Permeability Nickel-Iron-Alloys. Journ. Appl. Phys. Vol. 39, No. 2 (Part I) 603–605, 1. Februar 1968.
- H. Gengnagel and U. Hofmann: Temperature Dependence of the Magnetocrystalline Energy Constants K1, K2 and K3 of Iron. Phys. Stat. Sol. 29 (1968) 91–97.
- U. Hofmann; A. Handstein; K. Hausmann: On the Temperature Dependence of the Magnetic Crystal Energy of Nickel. Phys. Stat. Sol. 40 (1969) K 81.
- K. Hausmann; U. Hofmann; M. Wolf: On the Influence of Atomic Order in Ni3Fe on the Magnetic Anisotropy and the Electrical Resistivity. Phys. Stat. Sol. (a) 6 (1971) 161–164.
- Properties of High-Permeability Nickel-Iron-Tungsten Alloys. Phys. Stat. Sol. (a) 11 (1972) 145–152.
- Physical Properties of Nickel-Rhenium Alloys. Phys. Stat. Sol (a) 33 (1976) 119–123.
- U. Hofmann, Volker Kempe: Die 5. Rechnergeneration. Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Mathematik-Naturwissenschaften-Technik. Akademie-Verlag, Berlin 1986.
- I. S. Braude; U. Hofmann; H.-J. Kaufmann; V. I. Startsev: Effect of Point Defects on the Character of Distortions in High-Purity Molybdenium Single Crystals. Phys. Stat. Sol. (a) (1986) 98, p. 521–526.
- A. B. Lebedev; B. K. Kardashev; U. Hofmann; H.-J- Kaufmann; D. Schulze: Dislocation Internal Friction and Temperature Dependence of Yield Stress in High-Purity Molybdenium Single Crystals. Crist. Res. Technol. 24 (1989) 11, 1143–1149.
- U. Hofmann (Hrsg.): Beiträge zur Forschungstechnologie, Schriftenreihe für Experimentalmethodik, Systemanalyse und Instrumentierung in der naturwissenschaftlichen, medizinischen und technischen Forschung. Akademieverlag, Berlin, Ersch. unregelmäßig, seit 1975 bis 1989 achtzehn Hefte und mehrere Sonderbände.
- U. Hofmann: Zur Planung und Organisation der Forschung an der Akademie der Wissenschaften der DDR. Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, Band 6, S. 63–75. trafo Verlag, Berlin 2001. In: Die Berliner Akademie nach 1945, Zeitzeugen berichten. Herausgegeben von Wolfdietrich Hartung und Werner Scheler.
- U. Hofmann: Zur Forschungskooperation zwischen den Hochschulen und der Akademie. Erfahrungen eines Zeitzeugen und Mitgestalters. Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, Band 29, S. 133–153. trafo Wissenschaftsverlag Dr. Wolfgang Weist, Berlin 2010. In: Akademie und Universität in historischer und aktueller Sicht, Jahreskonferenz der Leibniz-Sozietät 2010. Herausgegeben von Herbert Hörz und Hubert Laitko.
- U. Hofmann: Die Akademie der Wissenschaften der DDR – Bericht eines verantwortlich Beteiligten. In: Forschungsakademien in der DDR – Modelle und Wirklichkeit, S. 65–102. Leipziger Universitätsverlag 2014. Herausgegeben von Wolfgang Girnus und Klaus Meier.
Literatur
- Jahrbuch 1990/1991 der Akademie der Wissenschaften der DDR und der Koordinierungs- und Abwicklungsstelle für die Institute und Einrichtungen der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR. Akademie-Verlag, Berlin 1994.
- Werner Scheler: Von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zur Akademie der Wissenschaften der DDR. Abriss zur Genese und Transformation der Akademie. Dietz Verlag, Berlin 2000.
- Who is Who in der Bundesrepublik Deutschland. 8. Ausgabe, Verlag für Personenenzyklopädien AG, Zug/Schweiz 2001.
- Dieter Hoffmann: Hofmann, Ulrich. In: Wer war wer in der DDR? 5. AusgabeBand 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
- Ulrich Hofmann im Professorenkatalog der Technischen Universität Dresden
- Ulrich Hofmann im Verzeichnis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Personendaten | |
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NAME | Hofmann, Ulrich |
ALTERNATIVNAMEN | Hofmann, Ulrich Max Richard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 26. Juni 1931 |
GEBURTSORT | Dolsthaida |