Titan(IV)-oxid

chemische Verbindung, Weißpigment
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Strukturformel
Allgemeines
Name Titandioxid
Andere Namen Titan(IV)-oxid, Titanweiß, E 171
Summenformel TiO2
CAS-Nummer 13463-67-7
Kurzbeschreibung weißes, kristallines Pulver
Eigenschaften
Molmasse 79,90 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte siehe Text, im Handel mit 3900 kg/m³
Schmelzpunkt 1855 °C (Rutil)
Siedepunkt 2500 °C (Rutil)
Dampfdruck -
Löslichkeit schlecht in Flusssäure, konzentrierter Salpeter- und Schwefelsäure, unlöslich in Wasser, Salzsäure, verdünnter Salpeter- und Schwefelsäure
ΔfH0g -249 kJ/mol
ΔfH0l -879 kJ/mol
ΔfH0s -944 kJ/mol
S0g, 1 bar -
S0l, 1 bar -
S0s 51 J/(mol·K)
Sicherheitshinweise
Gefahrensymbole
-
-
R- und S-Sätze

R:
S: 22

MAK -
LD50 (Ratte, oral) >10000 mg/kg
Lagerklasse (VCI) 10-13
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Titandioxid (Titan(IV)-oxid, Summenformel TiO2) ist eines der Oxide des Titans.

Vorkommen

Es kommt in der Natur in drei Modifikationen vor.

  • Rutil ist ein tetragonales Mineral von meist prismatischem Habitus. Der Name Rutil stammt vom lateinischen rutilus - rötlich. Rutil hat eine Dichte von 4260 kg/m³.
  • Anatas bildet tetragonale holoedrische Kristalle (holoedrisch bedeutet die höchstsymmetrische Gruppe innerhalb eines Kristallsystems, im tetragonalen damit 4/m 2/m 2/m). Anatas wandelt sich allmählich (ab einer Temperatur von über > 700 °C schneller) irreversibel in Rutil um. Die Dichte von Anatas beträgt 3880 kg/m³.
  • Brookit bildet orthorhombische Minerale und dient nicht als Weißpigment. Auch Brookit geht unterhalb des Schmelzpunktes in Rutil über.

Da die natürlichen Vorkommen störende Färbungen aufweisen, die z. B. durch Eisen im Ilmenit (FeTiO3) hervorgerufen werden, werden diese im Sulfatverfahren oder Chloridverfahren (bevorzugt) raffiniert.

Eigenschaften

Der Schmelzpunkt von Titandioxid liegt bei 1855 °C. Es ist thermisch stabil, beständig, hat eine hohe Brechzahl (2,8) und daher ein großes Färbe- und Deckvermögen. Titandioxid ist chemisch sehr inert. Es ist lichtbeständig, preiswert und daher das bedeutendste Weißpigment.

Nachweis

 
Titanperoxid

In der Kälte frisch gefälltes Titandioxid ist amphoter und in verdünnten Mineralsäuren löslich. Ein Aufschluss erfolgt mit Kaliumhydrogensulfat im Porzellantiegel. Anschließend wird in kaltem Wasser mit etwas Schefelsäure gelöst. Mit einigen Tropfen Wasserstoffperoxid bildet sich das gelbe(basisch) bis gelborange(sauer, Foto) [Ti(O2)*aq]2+ Kation.
Mit Salzsäure und Zink(granalie) bildet sich nascierender Wasserstoff der Ti(IV) zu rotviolettem [Ti(H2O)6]3+ reduziert.

Verwendung

Titandioxid findet als weißes Farbmittel Verwendung. Es wurde 1908 in Norwegen und den USA entdeckt und dort ab 1909 unter der Bezeichnung Kronos-Titanweiß hergestellt. In Deutschland begann die Produktion im Jahr 1924 unter dem Namen Degea-Titanweiß. Bis 1938 wurde das Titanweiß nur in der Anatasform hergestellt, dann aber vornehmlich in der Rutilform, die sich als stabiler gegenüber Ölbindemitteln und organischen Farbstoffen erwies. Es wurde daher auch als Rutilweiß bezeichnet.

Titanweiß hat die höchste Deckkraft aller Weißpigmente und ein hervorragendes Aufhellungsvermögen. Es ist chemisch stabil, ungiftig und unter der Kennzeichnung E 171 als Lebensmittelzusatzstoff beispielsweise in Zahnpasta und Hustenbonbons anzutreffen.

Im technischen Bereich findet es Verwendung in Farben und Lacken (z.B. für Wandfarbe und Textilien), in Papier, sowie als UV-Blocker in Sonnencremes und Aufheller in Arzneimitteln (Tabletten). Der photokatalytische Effekt von TiO2 wird in Verbindung mit der UV-Aktivität für "selbstreinigende" Oberflächen genutzt (photokatalytische Selbstreinigung). Wiederum auf den Halbleitereigenschaften des Titandioxids basiert die Farbstoffsolarzelle (Grätzel-Zelle).

Bei der Herstellung von Titanoxid entsteht Dünnsäure, die früher im Meer entsorgt wurde.