Schrödersche Lehrart

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Die Schrödersche Lehrart ist eine von Friedrich Ludwig Schröder im späten 18. Jahrhundert eingeführte freimaurerische Ritualform in Abgrenzung zur Strikten Observanz.

Das freimaurerische Ritual soll nach Schröder auf alle systemfremden Zutaten verzichten und „deutschen Wesen“ durch Wort, Text und Gesang stärker entgegen kommen. Dazu gehört die Beschränkung auf die drei Grade Lehrling, Geselle und Meister.

Die Unterweisung in Ritualfragen findet im ritualisierten Rahmen einer maurerischen Arbeit statt. Dabei liegen auf den eigens aufgestellten Tischen freimaurerische Schriften aller Art, bevorzugt der Schröderschen Sammlung, die gelesen und diskutiert werden.

Geschichte

Nach seiner Aufnahme in die Freimaurerloge „Emanuel zur Maienblume“ in Hamburg im Jahr 1774 - die Loge arbeitet nach dem Zinnendorfschen System (der Lehrart der heutigen Großen Landesloge, die für die damalige Zeit durchaus als revolutionär anzusehen war) - erkannte Schröder, dass die in der Maurerei vorhandenen hierarchischen Strukturen ihm, der dem gering geachteten Stand der Schauspieler entstammte, gesellschaftlich wenig zu geben hatte. Vergeblich versuchte er mit der Gründung der Loge „Elise zum warmen Herzen“, der vornehmlich Berufskollegen, Schauspieler und Tänzer angehörten, neue Wege zu gehen.

1787 kehrte er in seine Mutterloge zurück und wurde zum Meister vom Stuhl gewählt. Sein Ziel war es, die Freimaurerei auf die schlichte und ursprüngliche Form zurückzuführen, die er in England angetroffen hatte. Er sammelte und studierte alles, was die Maurerei irgendwie zu Papier gebracht hatte und wo das nicht reichte, versuchte er, sich die mündlich überlieferten Quellen aufzeichnen zu lassen. Seine kritische Edition „Materialien zur Geschichte der Freimaurerei seit ihrer Entstehung 1723“ ist heute noch eine wichtige Quelle der freimaurerischen Forschung.

Auf Basis der hierbei gewonnenen Erkenntnisse verfasste Schröder ein freimaurerisches Ritual, das allen Prunk und die Hochgrade abschaffte und sich auf das für ihn Wesentliche konzentrierte, nämlich „den toleranen, menschlichen Gedanken“. Dazu gehörte die Beschränkung auf die drei Grade Lehrling, Geselle und Meister. Einer seiner Kernsätze lautete: „Mit dem Meister schließt sich der Kreis“, womit er ausdrückt, dass mit dem Meistergrad alle maurerischen Kenntnisse erworben sind und nun angewendet werden sollen.

In die Ritualreform spielt die „Zeitgeschichte“ hinein, denn parallel zu ihr tobte die französische Revolution, in der das bürgerliche Selbstbewusstsein gestärkt, hingegen die Aristokratie, die auch die Logen beherrscht hatte, zurückgedrängt wurde. Schon vor Schröder hatte der Generalstabsarzt Johann Wilhelm von Zinnendorf (1731-1782) eine grundlegende Reform der deutschen Freimaurerei vollzogen, indem er die Lehrart der Großen Landesloge (Freimaurerorden), die heute noch nahezu unverändert besteht, gründete. Diese, auf Schwedischen Vorbildern beruhende Maurerei aber, beharrte immer noch auf einem ausgeprägten Hochgradsystem, welches Schröder zuwider war. Gleichzeitig mit Schröder traten weitere Reformer auf, unter ihnen der ehemalige Kapuziner-Ordensbruder Ignaz Aurelius Fessler (1756-1839). Einer von Schröders wichtigsten Partnern war der Theologe Johann Gottfried Herder in Weimar. Lange Jahre tauschten sie sich bis in kleinste Formulierungen hinein aus.

Aktuelle Verbreitung

Alle deutschen Schröderlogen sind Mitgliedslogen der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (A.F.u.A.M.), der mit Abstand größten deutschen Großloge. Derzeit arbeiten in Deutschland 26 Freimaurerlogen nach dieser Lehrart. Somit arbeiten etwa ein Zehntel aller deutschen Freimaurer nach Schröder. Auch in anderen europäischen Ländern, besonders in der Schweiz, gibt es vereinzelt Schröderlogen. In Brasilien sind es mit derzeit 48 Logen besonders viele. Viele Wesenszüge des Rituals sind in die Lehrart der A.F.u.A.M. eingeflossen, so dass sich eine Abgrenzung nur noch schwer ausmachen lässt.

Nach dem Krieg hatten sich die Ritualtexte der einzelnen Schröderlogen auseinanderentwickelt und von den historischen Vorbildern entfernt. Die VGLvD hat diesen Verfall des Schröderrituals im Jahre 2005 aufgehalten, indem sie ein für alle Schröderlogen verbindliches Ritual herausgegeben hat, das sich an das Original von 1816 anlehnt.