Sorbonne ist die Bezeichnung für eine Universität von Paris.
Die Gründung als Theologenschule in Paris wird auf Robert von Sorbon (gest. 1274), den Hofkaplan Ludwigs des Heiligen, zurückgeführt; die Bestätigungsbulle Clemens' IV. datiert von 1268. Ursprünglich ein Alumnat für arme Studierende der Theologie, gelangte die Sorbonne (welchen Namen die Anstalt erst seit dem 14. Jahrh. erhielt) durch berühmte Lehrer, welche an ihr wirkten, sowie durch reiche Ausstattung gegenüber andern ähnlichen Kollegien zu immer größerm Ansehen. In ihrem Haus fanden regelmäßig die Sitzungen der theologischen Fakultät der Pariser Universität statt, so daß es seit dem Ende des 15. Jahrh. üblich wurde, diese Fakultät selbst mit dem Namen Sorbonne zu bezeichnen. An diesen Namen knüpfen sich daher die wichtigsten Entscheidungen, welche vom Mittelalter bis zur Neuzeit für Gestaltung des Katholizismus in Frankreich ausschlaggebend waren. Aber als Vorkämpferin des Gallikanismus und Feindin des Jesuitenordens, dessen Einführung in Frankreich (1562) sie vergeblich zu verhindern suchte, verlor die Sorbonne allmählich an Einfluß und Ansehen in dem selben Maß, als die Macht der Päpste wuchs. Vollends war es um ihren Ruhm geschehen, als sie sich im Sinn beschränkter Orthodoxie in einen erbitterten Kampf mit den freisinnigen Schriftstellern des 18. Jahrh. einließ (vgl. Voltaires "Tombeau de la Sorbonne").
Durch die Dekrete der Nationalversammlung von 1789 und 1790 wurden ihre ausgedehnten, prächtigen Gebäude (1635-53 vom Kardinal Richelieu errichtet) als Nationalgut eingezogen, 1808 aber der neuen kaiserlichen Universität wieder übergeben. Jetzt bilden sie den Mittelpunkt des Quartier latin und beherbergen die theologische, die historisch-philologische und die naturwissenschaftliche Fakultät der Pariser Universität.
[Dieser Artikel basiert hauptsächlich auf dem Artikel aus Meyers Konversationslexikon von 1888.]
Literatur
- Duvernet, Histoire de la Sorbonne (deutsch, Straßb. 1792, 2 Bde.)
- Franklin, La Sorbonne (2. Aufl., Par. 1875)
- Méric, La Sorbonne et son fondateur (das. 1888).
- Theiß, in: Meyers Konversationslexikon, 4. Aufl. 1888, Bd. 15, S. 44