Das Porträt der Pauline Hübner ist ein Gemälde von Julius Hübner. Das Porträt zeigt dessen 19-jährige Ehefrau Pauline Charlotte, geborene Bendemann, kurz nach der Hochzeit im Jahr 1829 und gehört zu den bedeutenden Frauenbildnissen der Düsseldorfer Schule.
![]() |
Porträt der Pauline Hübner |
---|
Julius Hübner, 1829 |
Öl auf Leinwand |
189,5 × 130 cm |
Alte Nationalgalerie, Berlin |
Pauline Hübner
Pauline Hübner, geboren am 28. September 1809 in Berlin als Pauline Charlotte Bendemann, gestorben am 8. März 1895 in Dresden, war die Tochter des Berliner Bankiers Anton Heinrich Bendemann (1775–1866, bis 1809 Aaron Hirsch Bendix) und dessen Ehefrau Fanny Eleonore, geborene von Halle (1778–1857). Bald nach Paulines Geburt, im Zusammenhang mit der jüdischen Emanzipation und dem Judenedikt von 1812, konvertierten die Eltern, die als Angehörige der Hochfinanz zum Großbürgertum des Königreichs Preußen zählten, vom Judentum zum christlichen Glauben. Paulines jüngerer Bruder war der Maler Eduard Bendemann. In dessen künstlerischem Umfeld lernte sie den Maler Julius Hübner kennen, einen Studenten der Berliner Kunstakademie, der 1826/1827 wie ihr Bruder und andere Schüler mit dem Lehrer Wilhelm Schadow an die Kunstakademie Düsseldorf gewechselt war. Am 21. Mai 1829 heirateten sie. Ihre Hochzeitsreise führte nach Rom, wo das Paar bis 1831 blieb und in Zirkeln der „Deutschrömer“ verkehrte. 1830 wurde dort die Tochter Emma († 1844) geboren. 1831 kam der Sohn Paul († 1833) zur Welt. In Düsseldorf, wo die Familie ab 1833 lebte und Julius Hübner sich in der Meisterklasse der Düsseldorfer Akademie vervollkommnete, wurden 1834 der Sohn Emil († 1901) geboren, 1835 die Tochter Fanny († 1875) und 1837 der Sohn Hans († 1884). Als Julius Hübner 1839 einen Ruf der Dresdner Kunstakademie erhielt, zog die Familie in die sächsische Hauptstadt. 1840 gebar Pauline den Sohn Franz († 1898), 1842 den Sohn Eduard († 1918) und 1846 den Sohn Martin († 1908). 1871 erklomm Julius Hübner mit der Ernennung zum Direktor der Königlichen Gemäldegalerie den Gipfel seiner beruflichen Karriere. Zu dem Dresdner Freundeskreis der Familie zählte die Pianistin und Komponistin Clara Schumann, die dem Ehepaar Hübner zu dessen Goldener Hochzeit ihre letzte Komposition widmete, den Marsch in Es-Dur für Klavier zu vier Händen.[2]
Beschreibung und Bedeutung
Das Gemälde zeigt die Gattin des Künstlers als Ganzfigur auf einem hockerartigen Stuhl mit hölzernen Seitenlehnen, die mit geschnitzten Schwanenköpfen verziert sind, von denen einer sichtbar ist. Die Abgebildete, deren Körper mit Ausnahme des geneigten Kopfes im Dreiviertelprofil als Sitzbild dargestellt ist, schaut den Betrachter in leicht vorgebeugter Haltung mit einem intensiven Blick aus dunklen Augen frontal an. Ihr tiefschwarzes, langes, oben dekolletiertes Gewand, das über der Schulter mit dem langen, gewellten Haupthaar der Dargestellten zu verschmelzen scheint, schließt ein edler Pelzsaum nach unten ab. Unter dem Pelzsaum lugt auf einem flaschengrün gepolsterten Fußschemel ein kleiner schwarzer Pantoffel hervor. Aus den breiten, aufgekrempelten Ärmeln des Gewandes quillt als Futterstoff goldene Seide.
Die Porträtierte hält in ihren Händen eine geöffnete Schatulle mit Schmuck und Edelsteinen, ein Minnekästchen, das als Morgengabe symbolisch auf die zurückliegende Hochzeit verweist. Auf die körperlich vollzogene Ehe deutet eine kostbare Muschelvase auf einem Beistelltisch hin. Aus der Öffnung der Muschel, die die Form einer Vagina zeigt, sprießt als filigranes Symbol der Weiblichkeit und Liebe eine rote Lilie, vielleicht eine Feuer-Lilie oder ein Türkenbund.
Die gesamte Szene, die durch einen Schoßhund zu Füßen der Dargestellten manieristisch angereichert wird, ist in die edle Innenarchitektur eines vornehmen Hauses gefasst. Eine üppige Draperie aus weinrotem Stoff, die auf die Tradition barocker Herrscherbilder verweist und dem Porträt einen bühnenhaften Raum verleiht, erzeugt mit dem grünen Farbton der Wand einen koloristischen Komplementäreffekt, der im Farbspiel des orientalischen Teppichmusters eine Entsprechung findet. Die klassizistisch gegliederte Wand schmückt ein Pilaster mit ornamentalem Dekor, in dessen Mitte ein Wappenschild die in lateinischer Sprache gefasste Aufschrift trägt: Carissimam conjugem / aet: 19 ann. / depinxit Jul. Hübner / amoris sui monumentum / 1829 / JH – Der liebsten Ehefrau / im 19. Lebensjahr / gemalt von Jul. Hübner / zum Zeichen seiner Liebe / 1829 / JH. Diese Widmung bringt zum Ausdruck, dass der Maler das Bild als Bekenntnis der Liebe zu seiner Gattin schuf. Deren Jugendlichkeit und lässig wirkende Körperhaltung steht in eigentümlichem Kontrast zu der Stilisierung, die der Maler in der akademischen Porträttradition entwickelte.
Das Spiel mit Farbkontrasten, die Abbildung einer sitzenden Dame mit Schoßhund und Fußschemel sowie die Verwendung von Muschelsymbolik, Draperie, edlen Stoffen und Architekturelementen zeigt Parallelen zum Doppelbildnis des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz und seiner Gemahlin Anna Maria Luisa de’ Medici.
Entstehung, Provenienz und Ausstellungsgeschichte
Unter dem Titel Paulines Bilde bei den Aeltern fertigte Julius Hübner im Jahr 1828 als Entwurfskizze eine Zeichnung in Blei und Wasserfarben im Format 27,2 x 20,6 cm, die bereits wesentliche Elemente des Hauptwerkes enthielt.[3] Das Hauptwerk schuf er bis 1829 in Öl und stellte es fertig, nachdem er Pauline Bendemann am 21. Mai geheiratet hatte. Unter dem Titel Bildniß einer jungen Frau, Lebensgröße wurde es 1830 auf der Berliner Akademie-Ausstellung öffentlich gezeigt.[4] Nach dieser Ausstellung gelangte das Bild in den Besitz von Paulines Vater. 1906 wurde es im Rahmen der Jahrhundertausstellung deutscher Kunst erneut in Berlin präsentiert, 1920 noch einmal in der Bildnis-Ausstellung der Berliner Akademie. Aus dem Bendemann’schen Familienbesitz wurde es 1923 von den Staatlichen Museen zu Berlin für die Alte Nationalgalerie angekauft, die es von Dezember 1925 bis Januar 1926 in einer Einzelausstellung des Œuvres von Julius Hübner ausstellte. Unter dem Titel Kunst in Sachsen wurde das Porträt 1928 erstmals in Dresden gezeigt. 1947 präsentierte es die Ausstellung Deutsche Malerei in Wiesbaden, 1979 die Ausstellung Düsseldorfer Malerschule in Düsseldorf.
Literatur
- Wolfgang Hütt: Die Düsseldorfer Malerschule. 1819–1869. VEB E.A. Seemann Buch- und Kunstverlag, Leipzig 1984, S. 56 f.
- Wend von Kalnein: Die Düsseldorfer Malerschule. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0409-9, S. 347 f.
- Nationalgalerie Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.): Verzeichnis der Gemälde und Skulpturen des 19. Jahrhunderts. Sammlungskatalog. Berlin 1976, S. 178.
Weblinks
- Porträt der Pauline Hübner, Datenblatt im Portal bildindex.de
- Pauline Hübner geb. Bendemann (1829), Webseite im Portal julius-huebner.de
Einzelnachweise
- ↑ Bettina Baumgärtel: Der Schadow-Kreis (Die Familie Bendemann und ihre Freunde), 1830/31. In: Bettina Baumgärtel (Hrsg.): Die Düsseldorfer Malerschule und ihre internationale Ausstrahlung 1819–1918. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2011, ISBN 978-3-86568-702-9, Band 2, S. 21 f. (Katalog-Nr. 9)
- ↑ Julia M. Nauhaus: Rudolf Julius Benno (1806–1882) und Pauline (1809–1895) Hübner geb. Bendemann, Webseite im schumann-portal.de, abgerufen am 2. Februar 2018
- ↑ Pauline Hübner (1828), Webseite im Portal julius-huebner.de, abgerufen am 2. Februar 2018
- ↑ Berliner Akademie-Ausstellung. Berlin 1830, S. 27, Katalog-Nr. 289