Heidelberger Schloss

Schloss in Deutschland
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Das Heidelberger Schloss ist das Wahrzeichen der Stadt Heidelberg und die berühmteste Ruine Deutschlands.

Schloss, Heiliggeistkirche und Alte Brücke
Schloss, 1815, von Carl Philipp Fohr
Blick vom Schloss auf die Heidelberger Altstadt

Seit seiner Zerstörung wurde das Schloss nur teilweise restauriert. Es steht 80 Meter über dem Talgrund am Nordhang des Königstuhls und dominiert von dort das Bild der Altstadt.

Geschichte

Bis zu den Zerstörungen

 
Heidelberger Schloss im 16. Jh.

Erste Erwähnungen

Die Stadt Heidelberg wird im Jahr 1147 unter Konrad von Hohenstaufen zum ersten Mal urkundlich erwähnt, als der Herzog Friedrich von Schwaben mit seinem Halbbruder Friedrich Barbarossa das Erbe so teilt hatte, dass er die rheinfränkischen Lande erhielt. Die Behauptung, dass Konrads Hauptsitz auf dem heutigen Schlossberg, dem so genannten Jettenbühl, gewesen sei, lässt sich nicht nachweisen. Urkundlich wird eine Burg in Heidelberg („castrum in Heidelberg cum burgo ipsius castri") erst im Jahr 1225 erwähnt, als Ludwig I. diese Burg vom Bischof Heinrich von Worms als Lehen erhielt. Von einer Burg ist zuletzt im Jahr 1294 die Rede. In einer Urkunde des Jahres 1303 werden zum ersten Mal zwei Burgen aufgeführt:

  1. die obere Burg auf dem Kleinen Gaisberg bei der jetzigen Molkenkur
  2. die untere Burg auf dem Jettenbühl

Über den Zeitpunkt der Gründung der unteren Burg ist nur bekannt, dass sie 1294 und 1303 entstanden sein muss.

 
Schloss und Stadt von Matthäus Merian, (Ausschnitt)

Die ältesten Werke, die das Heidelberger Schloss erwähnen sind:

  1. der Darmstädter Thesaurus Picturarum des pfälzischen Kirchenrats Markus zum Lamb (1559 bis 1606)
  2. die „Annales Academici Heidelbergenses" des Heidelberger Bibliothekars und Professors Pithopoeus (1587 begonnenen)
  3. der „Originum Palatinarum Commentarius" von Marquard Freher (1599)
  4. das „Teutsche Reyssebuch" von Martin Zeiller (Straßburg 1632, als „Itinerarium Germaniae" 1674 wieder abgedruckt)

Alle diese Werke sind unkritisch und meist recht oberflächlich und enthalten nichts Ernsthaftes. Anders verhält es sich mit MeriansTopographia Palatinatus Rheni" (1615), in dem Kurfürst Ludwig V. als derjenige genannt wird, der „vor hundert und etlichen Jahren hat ein neu Schloß angefangen zu bauen". Auf Merians Angaben stützen sich dann die meisten Beschreibungen des Schlosses bis ins 18. Jahrhundert hinein. Das Bestreben, die Gründungszeit des Schlosses weiter rückwärts zu verlegen, führt später zu Hinweisen, dass bereits unter Ruprecht I. die berühmte Hofkapelle auf dem Jettenbühl errichtet worden sei.

Konsequenzen der Königswahl Ruprechts I.

Als Ruprecht III. im Jahr 1401 Deutscher König (Ruprecht I.) wurde, herrschte im Schloss so großer Raummangel, dass er bei seiner Rückkehr von der Königskrönung sein Hoflager im Augustinerkloster (heute: Universitätsplatz) aufschlagen musste. Jetzt galt es, Raum zur Entfaltung Repräsentation und zur Unterbringung des Beamten- und Hofstaates zu schaffen. Gleichzeitig musste aber auch die mittelalterliche Burg zu einer Festung gemacht werden.

Der Gefangene Gegenpapst

Nach Ruprechts Tod im Jahr 1410 wurde der Herrschaftsbereich unter seinen vier Söhnen aufgeteilt. Die pfälzischen Stammlande gingen an den ältesten Sohn Ludwig III.. Nach dem Konzil von Konstanz brachte dieser als Stellvertreter des Kaisers und oberster Richter im Jahr 1415 im Auftrag Kaiser Sigismunds den abgesetzten Papst Johannes XXIII. auf dem Heidelberger Schloss in Gewahrsam bevor er auf Schloss Eichelsheim (heute Mannheim-Lindenhof) gebracht wurde.

Badisch-Pfälzischer Krieg

Im Badisch-Pfälzischen Krieg 1462 setzte Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz den Markgrafen Karl I. von Baden, den Bischof Georg von Metz und den Grafen Ulrich V. von Württemberg auf Schloss Heidelberg fest. Friedrich I. ließ die Gefangenen sie bei harter Kost in Ketten legen, bis sie bereit waren die von ihm geforderten Lösegeldzahlungen zu leisten. Der Markgraf Karl I. musste zur Freilassung 25.000 Gulden zahlen, Sponheim als Pfand abgegeben und Pforzheim zum pfälzischen Lehen erklären. Der Metzer Bischof musste 45.000 Gulden zahlen, aber das wichtigste war, dass Friedrich I. von der Pfalz fortan seinen Anspruch als Kurfürst gesichert hatte.

Die Sage berichtet, der „Pfälzer Fritz" habe seinen unfreiwilligen Gästen das Fehlen von Brot dadurch begreiflich gemacht, dass er sie durch das Fenster auf das verwüstete Land hinab blicken ließ. Diese Anekdote wird in einem Gedicht von Gustav Schwab mit dem Titel "Das Mahl zu Heidelberg" erzählt, von dessen 15 Strofen hier nur die 13. zitiert werden soll:

Sie sprangen von den Stühlen
Und blickten in das Land:
Da rauschten alle Mühlen
Rings von des Krieges Brand;
Kein Hof ist da zu schauen,
Wo nicht die Scheune dampft,
Von Rosses Huf und Klauen
Ist alles Feld zerstampft.

Wikisource: Das Mahl zu Heidelberg – Quellen und Volltexte

Martin Luther auf dem Heidelberger Schloss

Während der Regierung Ludwigs V. besichtigte Martin Luther, der zu einer Verteidigung seiner Thesen (Heidelberger Disputation) nach Heidelberg gekommen war, das Schloss. Er wurde dabei von Pfalzgraf Wolfgang, dem Bruder Ludwigs V., herum geführt und lobt später in einem Brief an seinen Freund Georg Spalatin vom 18. Mai 1518 die Schönheit und kriegerische Ausrüstung des Schlosses.

Seit dem Dreißigjährigem Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg flogen zum ersten Mal feindliche Kugeln gegen das Heidelberger Schloss. Hiermit endet auch die eigentliche Geschichte des Schlossbaus. Die folgenden Jahrhunderte bringen eigentlich nur Zerstörungen und Wiederherstellungen.

Friedrich V. von der Pfalz nahm - trotz vieler Bedenken - die Königswürde von Böhmen an und löste damit eine Katastrophe aus.

Friedrich war nach der Schlacht am Weißen Berge auf der Flucht und hatte voreilig seine Truppen entlassen, so dass General Tilly, der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen, eine unverteidigte Pfalz vor sich hatte. Am 26. August 1622 eröffnete er die Beschießung Heidelbergs und nahm am 16. September die Stadt, wenige Tage darauf das Schloss ein. Als die Schweden am 5. Mai 1633 die Stadt Heidelberg eingenommen und vom Königstuhls aus das Feuer auf das Schloss eröffnet hatten, übergab der kaiserliche Kommandant am 26. Mai gegen freien Abzug die Festung. Schon im folgenden Jahr versuchten Truppen des Kaisers erneut durch Belagerung und Beschießung das Schloss zurück zu erobern, aber erst im Juli 1635 fiel es wieder in ihre Gewalt, wo es dann bis zum Friedensschluss blieb. Am 7. Oktober 1649 zog der neue Herrscher in das zerstörte Stammschloss seiner Familie wieder ein.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg

 
Flugblatt zur Zerstörung, 1693

Karl Ludwigs Nachfolger Karl richtet sein Augenmerk auf eine stärkere Befestigung des Schlosses in der Nordostecke. Der französische König Ludwig XIV. erhob nach dem Tode des kinderlosen Kurfürsten Karl, des letzten Fürsten der Linie Pfalz-Simmern, im Namen der Herzogin von Orleans, die Herausgabe des pfälzischen Allodialgutes. Am 29. September 1688 rückten die französischen Heere in die Pfalz und zogen am 24. Oktober in das von Philipp Wilhelm, dem neuen Kurfürsten aus der Linie Pfalz-Neuburg, verlassene Heidelberg ein.

Gegen die verbündeten europäischen Mächte beschloss der französische Kriegsrat durch Zerstörung aller Festungswerke und durch Verwüstung des pfälzischen Landes, dem Feinde die Möglichkeit des Angriffes von dieser Gegend her zu entziehen. Beim Ausrücken aus der Stadt am 2. März 1689 wurde neben dem Schloss auch die Stadt an vielen Ecken zugleich in Brand gesteckt. Johann Wilhelm ließ sofort nach seinem Einzug in die verwüstete Stadt die Mauern und Türme wieder herstellen. Als die Franzosen 1691 und 1692 erneut bis vor die Tore Heidelbergs gelangten, fanden sie die Stadt in einem so gutem Verteidigungszustand vor, dass sie unverrichteter Dinge abziehen mussten. Am 18. Mai 1693 standen die Franzosen bereits wieder vor der Stadt und nahmen sie am 22. Mai ein. Allerdings waren sie noch nicht im Besitz des Schlosses und versuchten wohl mit der Zerstörung der Stadt der Hauptoperationsbasis gegen das Schloss zu schaffen. Am folgenden Tage kapitulierte die Schlossbesatzung, und nun wurde nachgeholt, was 1689 in der Eile des Abzugs nur unvollständig ausgeführt worden war. Die Türme und Mauern, die beim letzten Mal der Zerstörung entgangen waren, wurden nun durch Minen gesprengt.

Verlegung der Residenz nach Mannheim

Der Frieden von Rijswijk, mit dem der Pfälzische Erbfolgekrieg beendet wurde, brachte im Jahr 1697 endlich etwas Ruhe. Es war geplant, das Schloss abzureißen und die brauchbaren Teile zur Errichtung eines neuen Palastes im Tal zu verwenden. Als sich aber der Durchführung dieses Planes Schwierigkeiten entgegen stellten, wurde das Schloss notdürftig wieder hergestellt. Gleichzeitig trug sich Karl Philipp mit dem Gedanken eines vollständigen Umbaues des Schlosses, aber der Mangel an den Finanzen schob dieses Projekt auf, und als der Kurfürst 1720 mit den Protestanten der Stadt wegen Überlassung der Heiliggeistkirche an die Katholiken in Streit geriet, der die Verlegung der Residenz nach Mannheim zur Folge hatte, endete das Interesse des Kurfürsten am Heidelberger Schloss.

Karl Theodor plante vorübergehend seinen Wohnsitz wieder ins Heidelberger Schloss zu verlegen. Als aber am 24. Juni 1764 der Blitz zweimal hintereinander in den Saalbau einschlug und das Schloss abermals brannte, betrachtete er das als ein Zeichen des Himmels und nahm Abstand von seinen Plänen.

In den folgenden Jahrzehnten wurden zwar noch notwendige Erneuerungen vorgenommen, aber das Heidelberger Schloss blieb von nun an hauptsächlich eine Ruine.

Seit den Zerstörungen

Langsamer Zerfall

Im Jahr 1777 verlegte Kurfürst Karl Theodor seine Residenz von Mannheim nach München. Damit verlor er das Heidelberger Schloss noch mehr aus den Augen. Die überdachten Räume wurden nun von Handwerksbetrieben genutzt. Schon 1767 hatte man begonnen, die Quader des Südwalles als Baumaterial für das Schwetzinger Schloss zu verwenden. Im Jahr 1784 wurden gar die Gewölbe im Erdgeschoss des Ottheinrichsbaus eingelegt und das Schloss wurde nun als Steinbruch verwendet.

Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurde das pfälzische Kurfürstentum aufgelöst; Heidelberg und Mannheim ging an Baden über. Der große Gebietszuwachs war dem Großherzog von Baden Karl Friedrich willkommen, das Heidelberger Schloss betrachtete er jedoch als unerwünschte Zugabe. Die Bauten verfielen, Heidelberger Bürger holten aus dem Schloss Steine, Holz und Eisen zum Bau ihrer Häuser. Figuren und Verzierungen wurden abgeschlagen. August von Kotzebue äußerte sich 1803 voller Empörung über die Absicht der badischen Regierung, die Ruinen abtragen zu lassen. Der Retter des Schlosses war der französische Edelmann Graf Charles de Graimberg. Er kämpfte gegen die badische Regierung, die das „alte Gemäuer mit seinen vielfältigen, geschmacklosen, ruinösen Verzierungen" bezeichnet hatte, um die Erhaltung der Schlossruinen. Er versah bis 1822 das Amt eines freiwilligen Schlosswächters und wohnte eine Zeitlang in einem Raum im Vorbau des Gläsernen Saalbaues, von dem aus er den Schlosshof am besten übersehen konnte.

Bestandsaufnahme und Restaurierung

 
Bestandsaufnahme von Julius Koch und Fritz Seitz

Die Frage, ob das Schloss vollständig wieder wiederhergestellt werden sollte führte zu Jahrzehnte langen Diskussionen. Der Dichter Wolfgang Müller von Königswinter machte sich im Jahr 1868 für eine vollständige Erneuerung stark und rief damit heftige Reaktionen hervor, die in der Presse und in Versammlungen ausgetragen wurden.

Die Großherzogliche badische Regierung errichtete im Jahr 1883 ein „Schloßbaubüro", das unter Oberaufsicht des Baudirektors Josef Durm in Karlsruhe vom Bezirksbauinspektor Julius Koch und den Architekten Fritz Seitz geleitet wurde. Aufgabe des Büros war es, eine möglichst genaue Bestandsaufnahme zu erstellen und zugleich Vorschläge für Maßnahmen zu machen, die zur Erhaltung oder Wiederinstandsetzung der Hauptgebäude erforderlich sein würden. Die Arbeiten dieses Büros endeten 1890 und bildeten die Grundlage für eine Kommission von Fachmännern aus ganz Deutschland. Deren einstimmiger Beschluss war es, dass eine völlige oder teilweise Wiederherstellung des Schlosses nicht in Betracht komme, dagegen eine Erhaltung des jetzigen Zustandes mit allen Mitteln zu erstreben sei. Nur der Friedrichsbau, dessen Innenräume zwar durch Feuer zerstört worden waren, der aber nie Ruine war, sollte wiederhergestellt werden. Diese Wiederherstellung geschah dann in der Zeit von 1897 bis 1900 durch Karl Schäfer mit dem enormen Kostenaufwand von 520.000 Mark.

Aktuelle Situation

Das Heidelberger Schloss hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts jährlich mehr als eine Million Besucherinnen und Besucher mit etwa 900.000 Übernachtungen. Die Mehrzahl der ausländischen Besucher kommt entweder aus den USA oder aus Japan. Wichtigster Anlaufpunkt ist laut einer Befragung des geografischen Instituts der Universität Heidelberg das Schloss mit seinen Aussichtsterrassen.

Chronologie

1225 erste urkundliche Erwähnung als "Castrum"
1303 Erwähnung von zwei Burgen
1537 Zerstörung der Oberen Burg durch Blitzschlag
1610 Anlage des Schlossgartens (Hortus Palatinus)
1622 Tilly erobert Stadt und Schloss
1649 Erneuerung der Schlossanlagen
1688/89 Zerstörung durch französische Truppen
1693 erneute Zerstörung im Pfälzischen Erbfolgekrieg
ab 1697 Wiederaufbau
1720 Verlegung der Residenz nach Mannheim
ab 1742 Wiederaufbau
1764 Zerstörung durch Blitzschlag
1810 Graf Graimberg widmet sich der Konservierung der Schlossruine
1860 erste Schlossbeleuchtun
um 1900 Restaurierungen und historisierender Ausbau

Berühmte Schlossbewohner

Ruprecht III.

Ruprecht III. war der einzige Sohn des Kurfürsten Ruprecht II. von der Pfalz. Er stand zusammen mit dem Mainzer Erzbischof seit 1398 an der Spitze der Fürsten, welche am 20. August 1400 König Wenzel absetzten. Der Kölner Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden krönte Ruprecht nach seiner Wahl in Köln, da Aachen und auch Frankfurt am Main ihm nicht die Tore öffneten, zum römisch-deutschen König. Im Reich fand er wenigstens in den königsnahen Gebieten schnell Anerkennung, zumal Wenzel nichts weiter unternahm. Allerdings war Ruprechts Wirkungskreis eng begrenzt.

Ruprecht ließ das älteste erkennbare Wohngebäude des Schlosses, den nach ihm benannten Ruprechtsbau errichten. außerdem begann er den Bau der Heiliggeistkirche und der Universität Heidelberg, deren Namensgeber er ja auch zum Teil ist ("Ruperto Carola").

Ottheinrich

 
Otto Heinrich

Ottheinrich (Otto Heinrich) führte 1557 den Protestantismus in der Kurpfalz ein, förderte die Wissenschaft und verpflichtete angehende Mediziner zum Sezieren von Leichen. Seine Bibliothek, die Bibliotheca Palatina, galt als eine der bedeutendsten seiner Zeit.

Auf Grund seiner aufwändigen Lebensführung drohte Ottheinrich der Bankrott. In seinen Besitz kam auch ein Schuldschein aus dem Nachlass seiner Großmutter Hedwig. Dieser Schuldschein über 32.000 Gulden, ausgestellt von König Kasimir IV. von Polen aus Anlass der Heirat seiner Tochter Hedwig mit Georg von Wittelsbach, war vom polnischen Königshof jedoch nie ausgezahlt worden. Ottheinrich ließ Zins und Zinseszins errechnen und kam auf die Summe von 200.000 Gulden. So brach Ottheinrich 1536 zu seinem Großonkel, dem polnischen König Sigismund I. nach Krakau auf. Während der dreiwöchigen Verhandlungen konnte Ottheinrich zwar die Ausbezahlung des Schuldscheins erreichen, nicht jedoch die Auszahlung der Zinsen.

Ottheinrich regierte nur drei Jahre und gehört dennoch zu den bedeutendsten Kurfürsten. Am Schloss ließ er den nach ihm benannten Ottheinrichsbau errichten, der als herausragendes Beispiel deutscher Renaissance-Architektur gilt.

Friedrich IV.

 
Friedrich IV.

Friedrich IV. übernahm 1608 die Führung der Union der Protestanten, wodurch sich der Konflikt zwischen katholischen und protestantischen Fürstentümern erheblich verstärkte. Friedrich zeigte trotz seiner mangelhaften Ausbildung großes Interesse an den Geisteswissenschaften und ließ an der Heidelberger Universität Lehrstühle für Geschichte und für Orientalistik einrichten.

Friedrich gab sich reichlich seinem Vergnügen hin und ruinierte die Finanzen seines Landes. Seinen Ausschweifungen und den Kater danach beschreibt er in eigenen Worten: "bin wohl wieder voll gewest".

Bleibende Bedeutung hat Kurfürst Friedrich IV., da er in den Jahren 1606 / 1607 die nach ihm benannte Festung Friedrichsburg gründete, aus der die Residenz und Stadt Mannheim hervorging. Seine Haupttätigkeiten am Heidelberger Schloss war die Errichtung des nach ihm benannten Friedrichsbaus, des Altanbaus und des Ausbaus der drei Türme an der Ostseite.

Friedrich V.

 
Friedrich V.

Unter der Herrschaft von Friedrich V. versuchte die Kurpfalz zur protestantischen Vormacht im Heiligen Römischen Reich zu werden, was aber in einem Debakel endete.

Nachdem Friedrich 1619 die Wahl zum böhmischen König angenommen hatte, konnte er die Krone nicht behaupten, weil er die Schlacht am Weißen Berg gegen die Truppen des Kaisers und der katholischen Liga verlor. Er erhielt den Spottnamen Winterkönig, denn sein Königtum hat nur etwas mehr als einen Winter überstanden. Nun begann der Dreißigjährige Krieg.

Die Ehe mit der englischen Königstochter Elisabeth war eine Liebesheirat. Für sie scheute er auch keinen Aufwand. Mit großem Aufwand wurden Festlichkeiten veranstaltet und für sie ließ er auch das Elisabethentor bauen.

Nach seiner Flucht nach Rhenen in Holland sprach Kaiser Ferdinand II. 1621 über Friedrich die Acht und Aberacht aus. Seine pfälzische Kurwürde wurde 1623 auf Herzog Maximilian I. von Bayern übertragen, der dem Kaiser auch die Oberpfalz abkaufte. Friedrich starb im Exil und hoffte für den Rest seines Lebens seine Position in der Pfalz zurückzugewinnen.

Elisabeth Stuart

 
Elisabeth Stuart

Elisabeth Stuart, die Enkelin der Maria Stuart und Schwester Karls I. von England, hatte auf Grund ihrer Schönheit die Beinamen Perle Britanniens und Königin der Herzen war für kurze Zeit an der Seite Friedrichs V. von der Pfalz Titularkönigin von Böhmen, auch bekannt als die Winterkönigin.

Elisabeth wurde 1596 als einzig überlebende Tochter Jakobs VI. von Schottland, der als James I. auch König von England und Irland werden sollte, geboren. Ihren Namen hat sie nach der englischen Königin Elisabeth I.

Nach Vorverhandlungen im Jahr 1612 trafen zwei pfälzische Gesandte mit einem Werbebrief am englischen Königshof ein, wo die Verbündeten den Plan einer Verbindung beider Herrscherhäuser begrüßten. Danach reiste Friedrich zur Brautwerbung nach England reiste. Doch die Königin war gegen die Heirat, weil der Friedrich »nur« ein Kurfürst war. Aber seine äußere Erscheinung nahm die Engländer und die sechzehnjährige Prinzessin für sich ein. Die beiden galten als das Traumpaar ihrer Zeit.

Elisabeth bewog Friedrich V. neben Anderen zur Annahme der Krone von Böhmen und teilte nach der Schlacht am Weißen Berg bis zu dessen Tod im Jahre 1632 sein Schicksal als Flüchtling. Die Hoffnung auf Hilfe ihrer königlichen Verwandtschaft in England erwies sich als trügerisch.

Liselotte von der Pfalz

 
Liselotte von der Pfalz

Elisabeth Charlotte von der Pfalz war Herzogin von Orléans und Schwägerin Ludwigs XIV. Als die Wittelsbacher Linie Pfalz-Simmern erlosch, erhob Ludwig XIV. Anspruch auf die Kurpfalz und begann den Pfälzer Erbfolgekrieg, in dem die Pfalz weitgehend zerstört wurde und Liselotte musste hilflos zusehen, wie ihre Heimat in ihrem Namen heimgesucht wurde.

Liselotte, die Enkelin Friedrichs V., wurde im Heidelberger Schloss geboren, wuchs aber bei ihrer Tante Sophie in Hannover auf und kehrte mit ihrem Vater oft nach Heidelberg zurück. Mit 19 Jahren wurde sie aus politischen Gründen mit dem Bruder des französischen Königs verheiratet und führte mit diesem eine unglückliche Ehe. Als ihr Bruder Karl kinderlos starb, erhob Ludwig XVI. Ansprüche auf die Pfalz und versuchte diese Ansprüche mit Krieg durchzusetzen.

Auf die Kinder Liselottes mit Philipp geht in männlicher Linie das Haus Orléans zurück, das mit Louis-Philippe, dem so genannten Bürgerkönig, im Jahre 1830 auf den französischen Thron kam.

Briefe Liselottes vom französischen Hof, mit plastischen Schilderungen der damaligen Sitten, wurden überliefert. Die meisten davon schrieb sie an ihre Tante Sophie, die Kurfürstin von Hannover, und ihre Halbschwester, die Raugräfin Luise zu Pfalz (1661-1733); aber auch mit Leibniz korrespondierte sie. Insgesamt soll sie geschätzte 60.000 Briefe in Deutsch und französisch verfasst haben, von denen etwa ein Zehntel erhalten ist.

Die Kindheit Liselottes spielte sich in einem eher bürgerlichen Rahmen ab. Karl Ludwig liebte es, mit seinen Kindern in der Stadt Heidelberg und auf den Hängen des Odenwalds spazieren zu gehen. Liselotte, die sich selber später als "dolle Hummel" charakterisierte, ritt im Galopp über die Hügel um Heidelberg und genoss ihrer Freiheit. Oft schlich sie sich in aller Frühe aus dem Schloss, um auf einen Kirschbaum zu klettern und sich mit Kirschen vollzustopfen. Im Jahr 1717 erinnert sie sich als Herzogin an ihre Jugendzeit in Heidelberg und schreibt:

"Mein gott, wie offt habe ich in dem berg kirschen gefreßen morgendts umb 5 uhr mit ein gutt stück brodt! Damahl war ich lustiger, alß ich nun bin."

Zitiert nach Dirk Van der Cruysse: »Madame sein ist ein eilendes Handwerck«. München: Piper, 1990. ISBN 3-492-03373-3

Charles de Graimberg

 
Charles de Graimberg

Der franzöische Kupferstecher Charles de Graimberg floh vor der Französischen Revolution und emigrierte mit seiner Familie nach England. 1810 brach er dann nach Karlsruhe auf, um eine Ausbildung beim badischen Hofkupferstecher Christian Haldenwang zu beginnen. Dieser war ein Freund und Nachbar von Graimbergs Bruders, Louis, der dort lebte. Als Graimberg nach Heidelberg ging, um das Schloss für ein Landschaftsbild zu skizzieren, blieb er dort für die restlichen 54 Jahre seines Lebens. Mit seinen Kupferstichen von der Schlossruine dukumentierte er ihren Zustand und legte den Grundstein für die Schlossromantik, die die Ruine vor dem endgültigen Zerfall bewahren sollte.

In seinem Wohnhaus (heute: Palais Graimberg, am Anfang des Fußwegs zum Schloss) legte er ein Kuriositätenkabinett mit Fundstücken aus dem Schloss an, die später zum Grundstock des Kurpfälzischen Museums wurde. Ihm ist es zu verdanken, dass das Schloss noch steht. Er führte auch die ersten historischen Grabungen im Schloss durch und wohnte eine Zeit lang im Schlosshof, damit er verhindern konnte, dass die Bürger Heidelbergs Baumaterial für ihre Häuser aus dem Schloss herausbrachen.

  • Charles de Graimberg: "Notice de l'entreprise des vues de Heidelberg". Heidelberg. 1820.
  • Charles de Graimberg: "Nachrichten von der Alterthümerhalle des Heidelberger Schlosses". 1842
  • Anja-Maria Roth: "Louis Charles François de Graimberg (1774–1864)". Heidelberg: 1999. ISBN 3-924973-50-4

Vorhof

Den Vorhof des Schlosse bildet in etwa das Gelände zwischen Haupttor und oberem Fürstenbrunnen, dem Elisabethentor zum Stückgarten, dem Brückentor zum Schloss sowie den Eingang zur Gartenanlage.

Haupttor

Der Weg in den ehemaligen Vorhof des Schlosses führt über eine steinerne Brücke über einen zum Teil zugeschütteten Graben. Das Haupttor wurde im Jahr 1528 erbaut, das Wachthaus wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und 1718 durch das heutige rundbogige Eingangstor ersetzt. Die Pforte links vom Haupteingang war durch eine Zugplanke verschlossen, die für einzelne Fußgänger herabgelassen werden konnte.

Vogelhaus

Direkt neben dem Elisabethentor stand das Vogelhaus, das den südlichen Abschluss des Stückgartens bildet. Reste an der Mauer sowie die Steinplatten im Boden lassen die Ausmaße des ehemaligen Vogelhauses erahnen.

Goethegedenktafel

An einem Mauerrest des Vogelhauses wurde 1961 eine Steintafel angebracht, die eine ältere Tafel ersetzte. Die Inschrift mit Versen von Marianne von Willemer soll an ihr letztes Treffen mit Johann Wolfgang Goethe erinnern. Von den neun Strophen, die sie am 28. August 1824, dem 75. Geburtstag Goethes, hier auf dem Schloss niederschrieb, sind drei wiedergegeben:

AUF DER TERRASSE HOCH GEWÖLBTEN BOGEN / WAR EINE ZEIT SEIN KOMMEN UND SEIN GEHN / DIE CHIFFRE VON DER LIEBEN HAND GEZOGEN / ICH FAND SIE NICHT SIE IST NICHT MEHR ZU SEHN
O SCHLIESST EUCH NUN IHR MÜDEN AUGENLIDER / IM DÄMMERLICHT DER FERNEN SCHÖNEN ZEIT / UMTÖNEN MICH DES FREUNDES HOHE LIEDER / ZUR GEGENWART WIRD DIE VERGANGENHEIT
SCHLIESST EUCH UM MICH IHR UNSICHTBAREN SCHRANKEN / IM ZAUBERKREIS DER MAGISCH MICH UMGIBT / VERSENKT EUCH WILLIG SINNE UND GEDANKEN / HIER WAR ICH GLÜCKLICH LIEBEND UND GELIEBT
DIESE VERSE SCHRIEB MARIANNE VON WILLEMER / IN ERINNERUNG AN IHRE LETZTE BEGEGNUNG MIT / GOETHE IN DEN HERBSTTAGEN DES JAHRES 1815

Unmittelbar gegenüber der Goethegedenktafel steht der Ginkgo-Baum, dessen Blatt Goethe als Symbol der Freundschaft an Marianne von Willemer sandte. Das Gedicht wurde später in das Buch "Suleika" im Westöstlichen Divan aufgenommen.

 
Originalschrift des Goethe-Gedichts

Es ist überliefert, dass sich Goethe mit Freunden die Blätter des Ginkgo betrachtete und über deren Form fachsimpelte. Eines der Blätter sandte er als Ausdruck seiner Zuneigung an Marianne von Willemer:

Ginkgo Biloba
Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut,
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwey, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwiedern ,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?

Der Brief mit dem Gedicht, dem Goethe zwei Ginkgo-Blätter beilegte, ist heute im Goethe-Museum Düsseldorf zu sehen.

Sattelkammer

Die ehemalige Sattelkammer, ursprünglich eine Remise, war wohl anfängllich ein Befestigungswerk. Sie wurde nach dem Dreißigjährigen Krieg für Stallungen sowie als Geräte-, Wagen- und Kutschenhaus benutzt. Im 18. Jahrhundert stürzte das Gewölbe ein und wurde erst in den Jahren 1977 bis 1979 wieder aufgerichtet und seitdem hat als Cafeteria für die Schlossbesucher genutzt.

Oberer Fürstenbrunnen

Der Obere Fürstenbrunnen wurde unter Kurfürst Karl Philipp neu gefasst und überbaut. Über der Tür des Brunnenhauses ist sein Monogramm mit der Jahreszahl 1738 eingemeißelt. An der rechten Seite des Treppenabgangs steht die folgende Inschrift:

[DlreCtione] ALeXanDro Blblena CVra et opera HenrICl Neeb Fons hIC PrInCIpaLIs reparat(Vs) PVrIor sCatVrlt
(Übersetzung: Die Arbeiten wurden unter der Oberaufsicht von Alessandro Galli da Bibiena und Heinrich Neeb ausgeführt.)

Die Inschrift ist ein Chronogramm, aus dem sich die Jahreszahl 1741 ergibt. Durch diesen und den Unteren Fürstenbrunnen wurde der Wasserbedarf des kurfürstlichen Hofs in Mannheim bis ins 19. Jahrhundert hinein gedeckt.

Johann Andreas von Traitteur erinnert 1798 an diese Wassertransporte:

Wegen Mangel eines gesunden, guten Brunnenwassers wurde, so lang die Hofhaltung in Mannheim war, täglich das nöthige Wasser für dieselbe aus dem Gebirg beigeführt. Bekanntlich mußte die Hofkammer einen besonderen dazu eingerichteten Wasserwagen halten, welcher täglich nach Heidelberg fuhr, und das Wasser aus dem Fürstenbrunnen oben im Schloßhof ablangte."

Zitiert nach Hans Weckesser: "Geliebter Wasserturm. Die Geschichte des Mannheimer Wahrzeichens"

Die Wasserqualität in Mannheim war so schlecht, dass sich die vornehmen Familien der Hofgesellschaft, die es sich leisten konnten, diesem Verfahren anschlossen und ebenfalls Wassertransporte von Heidelberg nach Mannheim finanzierten. In der kurfürstlichen Residenz gab es noch im Jahr 1777 unter den Hofbediensteten einen „Heidelberger Wasserfüller".

Schlossgebäude

 
Grundriss des Heidelberger Schlosses (aus Meyers Konversationslexikon, 1888)

Das Schloss wurde nach einem niedergebrannten Vorläufer (einer richtigen Burg) auf Höhe der heutigen Molkenkur als massive Festung am tiefer gelegenen Hang errichtet worden. Das Tal verengt sich unterhalb und kann dadurch gut "beherrscht" werden.

Erst nach und nach wurde daraus von Generation zu Generation eine Ansammlung großzügiger Wohngebäude. Die Altstadt kam erst lange danach. Zunächst gab es eine Berg-Stadt für Bedienstete und Beamte am Hangweg.

Nach Personen benannte Gebäude

Ruprechtsbau

Name: benannt nach Kurfürst Ruprecht III.
Bauherren: Kurfürst Ruprecht III. und Ludwig V.

Der Ruprechtsbau gehört zu den ältesten Gebäuden des Heidelberger Schlosses. Er wurde erbaut von Kurfürst Ruprecht III., der zu Beginn des 15. Jahrhunderts deutscher König war und um diese Zeit mit dem Bau der bis heute noch erhaltenen Teile des Heidelberger Schlosses begann.

Lange Zeit glaubte man, dass die Geschichte des Heidelberger Schlosses mit diesem Bauwerk beginne. Doch bei umfangreichen archäologischen Untersuchungen, die während Renovierungsarbeiten Ende des 19. Jahrhunderts durchgeführt wurden, fand man Fragmente von romanischen und frühgotischen Fenstern. Der Baubeginn des Schlosses wird somit auf die Jahre um 1300 geschätzt.

1534 wurde der Ruprechtsbau durch Ludwig V. um ein steinernes Obergeschoss erweitert. Ein Absatz in der Mauerung an der vorderen Kante sowie die Jahreszahl 1534 im Inneren des Gebäudes künden noch heute von dem Umbau.

Ein Engelswappen über dem Portal ziert das Bauwerk. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um das Abzeichen des Bauherrn handelt, der sich auf diese Weise für die Nachwelt verewigt hat. Der Überlieferung nach handelt es sich bei den beiden Engeln auf dem Wappen um eine Darstellung der Kinder des Baumeisters, die bei den Bauarbeiten am Schloss von einem Gerüst stürzten und ums Leben kamen.

Wilhelm Sigmund erzählt diese Legende folgendermaßen:

Zwei liebliche Zwillingsknaben waren die Freude des Baumeisters, der das Heidelberger Schloss gebaut hat. Um sie stets bei sich zu haben, hat er sie oft mitgenommen auf sein hohes Baugerüst und freute sich der schwindelfreien Jungen. Aber eines Tages tat der eine einen Fehltritt und riß den anderen mit in die Tiefe. Da ward der Meister schwermütig, also daß der Bau ins Stocken kam. <br ...
Kaiser Ruprecht aber ward böse, daß der Bau so langsam fortschritt und ließ durch den Priester, der die Kinder beerdigt hat, den Meister vermahnen. Der sagte, es sei alles fertig, aber wie er den Abschluß des Tores machen solle, falle ihm in seinem Gram nicht bei. ...
Alsbald ward dem Meister offenbar, wie er den Abschluß des Tores zu bilden habe. Er meißelte seine Knaben, wie sie ihm erschienen waren, als liebliche Engelkinder, die einen Rosenkranz tragen. In der Mitte des Kranzes setzte er den Zirkel, das Sinnbild seiner Kunst, von der er für immer Abschied nahm.

Zitiert nach heidelberger-altstadt.de

Als Ruprecht III. im Jahr 1400 als Ruprecht I. deutscher König wurde, diente das Gebäude zu Repräsentationszwecken. Deshalb ist auch am Ruprechtsbau ist eine Wappentafel mit dem Reichsadler angebracht, der auf das Königtum verweist. Im Inneren des Ruprechtsbaus befindet sich ein Renaissance-Kamin, eines der wenigen Elemente der Innenausstattung, die noch heute erhalten sind.

Friedrichsbau

 
Friedrichsbau
Name: benannt nach Kurfürst Friedrich IV.
Bauherr: Friedrich IV.
Bauzeit: 1601 bis 1607
Baumeister: Johannes Schoch

Kurfürst Friedrich IV. ließ den Friedrichsbau von 1601 bis 1607 errichten, nachdem das zuvor an dieser Stelle sich befindliche Wohngebäude mit der Schlosskapelle einzustürzen drohte. Johannes Schoch war der Architekt des Bauwerks. In die Hoffassade des Friedrichsbaus sind Statuen der Ahnen der Kurfürsten eingearbeitet. Bildhauer dieser Ahnengalerie des Bauherrn war Sebastian Götz aus Chur. Der Friedrichsbau ist der erste Palast des Schlosses, der auch mit einer repräsentativen Fassade zur Stadtseite hin errichtet wurde.

Im Erdgeschoss des Bauwerks befindet sich die Schlosskirche, welche noch heute unbeeinträchtigt erhalten ist. Die Obergeschosse des Gebäudes wurden als Wohnraum genutzt.

Nach den verheerenden Bränden 1693 und 1764 wurde dieser Teil des Schlosses als einziger Teil wieder aufgebaut. 1890 bis 1900 wurde der Friedrichsbau nach Entwürfen des Karlsruher Professors Carl Schäfer grundlegend im Stil des Historismus erneuert. Damals entzündete sich eine sehr kontroverse Diskussion darüber, wie die Innenräume gestaltet werden sollte. Insbesondere der Kunsthistoriker Georg Dehio hatte sich dafür ausgesprochen, das Bauwerk in seiner gewachsenen Struktur zu erhalten. Letztendlich entschied man sich für eine Innenausstattung im Neorenaissance-Stil. Viele Räume des Friedrichbaus zeigen heute in freier Komposition einen Stilpluralismus. Letztlich wurden die Räume aber nie wieder als Wohnräume genutzt, sondern fungierten als musealer Bau.

Ottheinrichsbau

 
Ottheinrichsbau, von Louis Hoffmeister, um 1820
Name: benannt nach Kurfürst Ottheinrich
Bauzeit: 1556 bis 1559
Baumeister: Hans Engelhardt

Der Ottheinrichsbau wurde unter Kurfürst Ottheinrich erbaut, nachdem dieser 1556 Kurfürst geworden war. Der neue Palast war das erste Renaissancebauwerk auf deutschem Boden.

Die Fassade des vier Stockwerke hohen Gebäudes ist durch 16 allegorische Figuren verziert, die das Regierungsprogramm des Kurfürsten symbolisieren. Die Figuren stammen von dem Niederländer Alexander Colin, der später für die Habsburger arbeitete. Als Ottheinrich 1559 starb, war der Bau noch nicht fertig gestellt. Frühere Abbildungen (Matthäus Merians "Kurpfälzisches Skizzenbuch") zeigen, dass der Ottheinrichbau vor dem Dreißjährigen Krieg zwei überdimensionierte Doppelgiebel erhalten hatte, die mit der horizontalen Gliederung des Baues, der sich wesentlich an italienischen Vorbildern der Frührenaissance orientierte, schlecht harmonierten. Dies war offenbar auf einen von Kurfürst Friedrich III. veranlassten Planwechsel zurückzuführen und nicht in der ursprünglichen Bauplanung vorgesehen. Unter Karl Ludwig erhielt der Ottheinrichsbau nach dem Dreißigjährigen Krieg eine neue Bedachung, die riesigen Doppelgiebel verschwanden.

Figurenprogramm an der Fassade des Ottheinrichsbaus Die 16 Standbilder (außer den vier Portalfiguren) sind allegorische Darstellungen und Gestalten aus dem Alten Testament und der Götterwelt. Von letzteren hatte der Ottheinrichsbau noch im 18. Jahrhundert den Namen „der heidnische Bau":

  • Parterre: mythische Helden (Josua, Simson, Herakles und David) und römische Kaiser als Sinnbild politischer und militärischer Macht; Pfeilervorlagen mit ionischen Kapitellen
  • 1. Stock: Tugenden eines christlichen Herrschers (Stärke, Glaube, Liebe und Hoffnung); Pfeilervorlagen mit korinthischen Kapitellen
  • 2. Stock: kanellierte Halbsäulenvorlagen mit Kompositkapitellen

Die vier Standbilder des Erdgeschosses werden durch unbeholfene Verse in gotischer Schrift erklärt:

Der hertzog Josua / durch Gotteß macht Ein und dreissig kü / nig hat umbracht.
Samson der starck ein / Nasir Gotteß war Beschirmet Israhel / wol zwentzig Jar.
Joviß sun Herculeß / bin Ich genandt. Durch mein herliehe / thaten wol bekandt.
David war ein Jüng / ling gehertzt und klug Dem frechen Goliath / den kopff abschlug.

Den Sinn dieses Figurenprogramms erklärte der Heidelberger Archäologe K. B. Stark folgendermaßen:

Die plastischen Darstellungen der Fassade des Palastes bilden zusammen einen schönen Spiegel fürstlicher Regierung. Auf der Kraft der Persönlichkeit, auf dem Heldentum des Volkes baut sich die fürstliche Gewalt sicher auf; sie hat ihr Zentrum in der Übung der christlichen Tugenden, vereint mit Stärke und Gerechtigkeit, steht endlich unter dem Einfluß höherer Mächte, einer himmlischen Leitung, die sich im Lauf der Gestirne kundgibt."

Zitiert nach Adolf von Oechelhauser: "Das Heidelberger Schloss". Heidelberg: 1920

Ludwigsbau

Name: benannt nach Ludwig V.
Baumeister: Lorenz Lechler

Der Ludwigsbau wurde 1524 durch Ludwig V. errichtet und diente als Wohnbau. Er ersetzte ein älteres Bauwerk, dessen Mauern teilweise für den Ludwigsbau weiterverwendet wurden. Der gotische Staffelgiebel, der die Südwand abschloss, ist heute nicht mehr vorhanden.

Ursprünglich handelte es sich bei dem Ludwigsbau um ein symmetrisches Gebäude. Kurfürst Ottheinrich ließ jedoch den nördlichen Teil jenseits des Treppenturms abreißen, um Platz für den Ottheinrichsbau zu machen.

Der Ludwigsbau hatte ursprünglich nach Norden eine größere Ausdehnung, so dass der Treppenturm in der Mitte der Front saß. Im Jahr 1764 wurde er durch ein Feuer zerstört.

Unter dem Wappen auf der Außenseite sind zwei Affen dargestellt, die das Spiel Strangkatzenziehen betreiben. Dies ist wohl als Anspielung auf die Kraftproben der Edelknaben zu sehen, die im obersten Geschoss des Ludwigsbaus wohnten.

Englischer Bau

Name: benannt nach der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart
Bauherr: Kurfürst Friedrich V.

Der Englische Bau entstand unter Kurfürst Friedrich V. Dieser Name verweist auf Elisabeth Stuart, die britische Gattin Friedrichs V. Der Architekt ist unbekannt. In Frage kommen Salomon de Caus und Inigo Jones, die beide mit Elisabeth nach Heidelberg kamen.

Mit der Errichtung des Englischen Baus setzte man sich über die Grundgedanken von Schutz und Wehr hinweg, da Zwinger und Burggraben überbrückt wurden und so einem möglichen Feind bessere Angriffsmöglichkeiten bot.

Der Englische Bau - heute eine Ruine - ist das letzte Großgebäude in der Geschichte des Heidelberger Schlosses. Er wurde aus Platzgründen außerhalb des Schlossgevierts angelegt und befindet sich zwischen dem Dicken Turm und dem Fassbau. Unterhalb vom Englischen Bau verläuft die große Rittertreppe.

Heute finden in der Ruine Empfänge und Aufführungen der Schlossfestspiele statt. Auf 500 Quadratmeter Fläche ist Platz für etwa 300 Sitzplätze.

Nach Funktionen benannte Gebäude

Bibliotheksbau

Name: benannt nach der Bibliothek
Bauherr: Kurfürst Ludwig V.

Der Bibliotheksbau (früher irrtümlich auch: Rudolfsbau) befindet sich zwischen dem Ruprechtsbau und dem Frauenzimmerbau. Er ist im spätgotischen Stil gehalten und wurde von Kurfürst Ludwig V. zwischen 1520 und 1544 errichtet. Der schönste noch erhaltene Teil des Gebäudes ist der Erker zum Hof im Obergeschoss.

Der Bibliotheksbau unterscheidet sich von anderen Schlossgebäuden des 16. Jahrhunderts darin, dass er bis in die oberen Stockwerke in Stein gewölbt war. Man führt das darauf zurück, dass hier nicht nur die Bibliothek, sondern auch die Kurfürstliche Münze aufbewahrt wurde. Der Bibliotheksbau war der "Tresor" des Schlosses und der Hofhaltung. Im Erdgeschoß sind seine Mauern drei Meter dick. Über die wuchtigen Erdgeschoßräume, von denen einige bemalt waren, weitete sich der Bibliothekssaal, der eine lichte Höhe von 6,60 Metern gehabt haben muss.

Frauenzimmerbau (Königssaal)

 
Innenhof des Schlosses mit Frauenzimmerbau, Friedrichsbau, Gläsernen Saalbau und Ottheinrichsbau, von Ulrich Kraus, 1683
Name: benannt nach den Wohnungen der Hofdamen (heutiger Name: Königssaal)
Bauherr: Ludwig V.

Vom Frauenzimmerbau ist nur noch das Erdgeschoss erhalten. Errichtet wurde er unter Ludwig V. in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Vermutlich lebten die Hofdamen hier, welche ihre Zimmer in den Obergeschossen des Frauenzimmerbaus hatten. Im Erdgeschoss befand sich der Königsaal, der für Festlichkeiten aller Art genutzt wurde. Der Königssaal war 34,65 Meter lang, 16,70 Meter breit und 7,40 Meter hoch. Die hölzerne Decke ruhte auf vier steinernen Stützen, die einen durchlaufenden Balken als Auflager für die Deckenbalken trugen.

Der Königsaal verlor nach der Fertigstellung der Festsäle im Gläsernen Saalbau und im Ottheinrichsbau seine Rolle als Repräsentationsraum. Er wurde zu einem Raum, in dem bei ungünstiger Witterung Ritterspiele stattfanden, Versammlungen abgehalten wurden oder bei festlichen Gelegenheiten die Dienerschaft tafelte.

1689 brannte der Festsaal völlig nieder und diente später als Arbeitsraum für die Küfer, die am Großen Fass arbeiteten und damit dem Gebäude den Namen „Bandhaus“ gaben. Da die Küfer klagten, dass ihnen das Regenwasser auf die Fässer liefe, ließ Karl Theodor die Ruine mit dem jetzigen Notdach versehen. Heute ist das Gebäude hauptsächlich unter dem Namen „Königssaal“ bekannt, auch wenn dieser Königssaal lediglich das Erdgeschoss des ehemaligen Frauenzimmerbaus einnimmt. In den 1930er Jahren wurde das Parterre wieder hergerichtet und dient seitdem der Stadt Heidelberg als Festsaal für Veranstaltungen aller Art.

Fassbau

 
das Große Fass
Name: benannt nach dem Großen Fass
Bauherr: Johann Casimir

Der Fassbau wurde eigens für das berühmte Große Fass durch Johann Casimir von 1589 bis 1592 errichtet. Es ist an den Königsaal angeschlossen, so dass bei Feierlichkeiten möglichst direkter Zugang zu den Weinvorräten des Fasses bestand.

Ungewöhnlich an dem Gebäude ist der spätgotische Stil, denn zur Bauzeit hatte sich bereits der Renaissance-Stil durchgesetzt

Auf das Große Fass schaut die Statue des Fasswächters Perkeo, Symbol des Weingenießers, dem Karl Philipp die Obhut über das Fass übergeben hatte. Karl Philipp hatte ihn aus Innsbruck, wo er vor seiner Thronbesteigung kaiserlicher Statthalter von Tirol gewesen war, als Hofnarren mitgebracht. Der Legende nach hatte der Kurfürst ihn gefragt, ob er das Große Fass allein austrinken könne. Der soll geantwortet haben: "Perché no?" (Italienisch: warum nicht?). Daraus leitet sich der Name Perkeo her.

Reinhard Hoppe erzählt die Geschichte folgendermaßen:

"Kurfürst Karl Philipp bestellte seinen Hofnarren, den Zwerg Clemens Perkeo zum Wächter des Großen Fasses. Auf einer Reise durch Tirol hatte er ihn kennen gelernt und Gefallen an seinem kleinen Wuchs und seinem schlagfertigen Witz gefunden. Als der Kurfürst den Kleinen auf seine Trinkfestigkeit geprüft hatte, sagte er zu ihm: "Komm mit mir nach Heidelberg. Ich ernenne dich zum Ritter und Kammerherrn des Faßkönigs. In meinem Schloßkeller liegt das größte Faß der Welt. Wenn du es austrinkst, so soll Stadt und Schloß dein sein. "Perche no" (Warum auch nicht), antwortete der Knirps. Da lachte der Kurfürst und sagte: "Du sollst Perkeo heißen."

Zitiert aus Reinhard Hoppe: "Heimat um Heidelberg" nach heidelberger-altstadt.de

Die Beauftragung Perkeos als Fasswächter liest sich bei Reinhard Hoppe wie eine Persiflage:

"In Heidelberg ließ ihm der Kurfürst eine farbige Uniform machen, steckte ihm einen großen Orden an und hängte ihm einen riesigen Kellerschlüssel an die Seite. Perkeo erfreute den ganzen Hofstaat und die Bürger der Stadt durch seine Spaße. Schon zu seinen Lebzeiten wurde ihm ein Denkmal errichtet, das er selbst entworfen und angefertigt hatte. Heute steht es an der Wand neben dem Faß, und dabei hängt seine geheimnisvolle Uhr. Zieht nur am Ring, dann könnt ihr das kunstvolle Werk betrachten!
Das war der Zwerg Perkeo im Heidelberger Schloß,
An Wüchse klein und winzig, an Durste riesengroß.
Man schalt ihn einen Narren, er dachte: "Liebe Leut',
Wärt' Ihr wie ich doch alle feuchtfröhlich und gescheut!"

Zitiert aus Reinhard Hoppe: "Heimat um Heidelberg" nach heidelberger-altstadt.de

Wein soll das einzige Getränk gewesen sein, das Perkeo seit seiner Kindheit zu sich genommen habe. Als er im hohen Alter erstmals krank wurde, riet ihm sein Arzt dringlich von Weingenuss ab und empfahl ihm, Wasser zu trinken. Trotz großer Skepsis und Furcht nahm Perkeo diesen Rat an und sei am nächsten Tag gestorben.

Gläserner Saalbau

 
Arkade des Gläsernen Saalbaus mit Blick auf den Ottheinrichsbau, von Baptiste Bayot 1844
Name: benannt nach dem Spiegelsaal im zweiten Stock
Bauherr: Kurfürst Friedrich II.
Bauzeit: 1549 bis 1555
Baumeister: Hans Engelhardt

Der Gläserne Saalbau wurde durch Kurfürst Friedrich II. errichtet. Seinen Namen hat das Gebäude von dem mit venezianischem Spiegelglas verzierten Saal im Obergeschoss. Zum Hof hin weist das Gebäude sehr stämmige Renaissance-Arkaden auf, in den Arkadengängen jedoch spätgotische Gewölbe. Die der Stadt zugewandte Nordseite des Bauwerks ist völlig schmucklos, die Ostseite ist mit einem kleinen gotischen Erker geschmückt und besaß wie der hofseitige Erkervorbau einen verzierten Giebel. Kurfürst Karl Ludwig ließ nach dem Dreißigjährigen Krieg den Gläsernen Saalbau umbauen. Dabei wurden die Geschosshöhen verändert und neue, rundbogige Fenster in die Nordfront eingebaut. Die Gewände der ursprünglichen Fenster sind zum Teil in der Nordfassade noch sichtbar.

Am 24 Juli 1764 schlug der Blitz zweimal hintereinander ein und der Saalbau brannte bis auf die Kellergewölbe aus.

1897 wurde in der westlichen Wand des Gläsernen Saalbaus eine vermauerte frühgotische Fenstergruppe entdeckt, die auf eine Bebauung des Schlossareals in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts hindeutet.

Es wird vermutet, dass beim Bau des Gläsernen Saalbaus der Ottheinrichsbau bereits geplant war, da die hintere Hälfte des Gebäudes hinter dem Ottheinrichsbau steckt und ohne Fassadenschmuck ausgeführt wurde.

Ökonomiebau

 
Ökonomiegebäude, Brunnenhaus, Torturm und Ruprechtsbau von Louis Hoffmeister, um 1820

Die in der südöstlichen Ecke des Innenhofs liegenden Wirtschaftsgebäude sind kunstgeschichtlich nicht besonders bedeutend. Im Ökonomiebau befanden sich die Wirtschaftsräume des Schlosses und die Küche. Die Bezeichnungen „Metzelhaus" und „Backhaus" weisen auf die Funktionen als Schlachthaus und Bäckerei hin. der Aufgang zu den oberen Geschossen führte in die Wohnungen der Schlossbeamten.

Soldatenbau

Der Soldatenbau liegt in der Nähe des Haupteingangs, um diesen besser schützen zu können. Im Untergeschoss des dreistöckigen Baus befand sich die Wachstube, darüber die Wohnräume der Soldaten. Hier war eine ständige Garnison von etwa 50 Mann für Wach- und Ehrendienste einquartiert.

Brunnenbau

Direkt an den Soldatenbau schließt die Brunnenhalle an, die unter Ludwig V. errrichtet wurde. Auffällig sind die vier frei stehende Monolithen und zwei an die Wand gelehnte Halbsäulen. Der einst halb verschüttete Ziehbrunnen ist etwa 16 Meter tief und war vermutlich schon im Jahr 1508 vorhanden. Über die Säulen berichtet Sebastian Münster, dass sie in seiner Vaterstadt Ingelheim am ehemaligen Palast Karls des Großen gestanden hätten und vom Kurfürsten Philipp auf das Heidelberger Schloss gebracht worden seien, wo sie sich noch befänden. Möglicherweise wurden diese Säulen einem antiken Bauwerk in der Nähe von Mainz entnommen.

Schlosstürme

Dicker Turm

 
Dicker Turm, von Carl Philipp Fohr, 1813
Name: benannt nach seinen dicken Mauern
Bauherr: Kurfürst Ludwig V.

Der Dicke Turm gehört zu den unter Kurfürst Ludwig V. errichteten Befestigungsanlagen des Schlosses. Er war fast vierzig Meter hoch, seine Mauern hatten eine Stärke von sieben Metern bei einem Gesamtdurchmesser von 28 Metern. Dennoch konnten diese starken Mauern gesprengt werden. Die Bruchlinien verlaufen dort, wo das Mauerwerk zum Beispiel durch Schießscharten durchbrochen war. Auffällig ist außerdem, dass der Buntsandstein nicht so widerstandsfähig war wie der Mörtel, der die Sandsteinquader verband.

Der Turm wirkte von der Stadt aus bedrohlich, was auch in der Absicht des Erbauers lag, denn Ludwig der Friedfertige war der Ansicht, dass nur die Furcht den Frieden erhalten könne.

Friedrich V. ließ den oberen Teil des Turms in ein Theater umgestalten, das dem 1613 abgebrannten Londoner Globe Theatre nachempfunden war. Mit diesem Theatersaal im Dicken Turm zeigte sich er Kurfürst der britischen Herkunft seiner Frau verbunden und wollte er die Shakespearsche Theatertradition fortführen. Die fast kreisförmige obere Plattform des Dicken Turms hatte einen Durchmesser von fast 28 Metern und eine Fläche von 85 Quadratmetern.

Auf der Inschrifttafel am Dicken Turm wird nicht nur der Erbauer des Turmes genannt, sondern auch auf die Umgestaltung des oberen Stockwerkes hingewiesen. Diese Aufgabe traute sich nur der Nürnberger Baumeister Peter Karl zu. Die lateinische Inschrift lautet:

LVDOVICVS COM(es). PAL(atinus). R(heni) ELEC(tor). DVX. BAVAR(iae). / MOLEM. HANC EXSTRUXIT. A(nno) C(hristi). MDXXXIII. / FRIDERICVS V. COM(es). PAL(atinus). R(heni) ELEC(tor). / S(acri). R(omani). I(mperii). VICARIVS. BAVAR(iae) DVX / AD. ZONAM. VSQ(ue). DESTRVXIT / REFECIT, FORNICIBVS. DISTINXIT / COENACVLI ATTITVDINI. II XXXIII. PED(es). ADDIDIT. / COLVMNAM. TOTIVS. TECTI. MOLEM. SVSTINENTEM / E. MEDIO. SVSTVLIT / IMMOTO. INCORRVPTOQVE TECTO / HAEC. MONVMENTA. POSVIT / A(nno). S(alutis) MDCXIX
(Übersetzung: Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst und Herzog in Bayern, hat diesen Bau aufgeführt im Jahre Christi 1533. Friedrich V., Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst und Verweser des Heiligen Römischen Reiches, Herzog in Bayern, hat denselben bis zum Hauptgesims abgebrochen, neu errichtet, mit gewölbter Decke versehen, die Höhe des Speisesaales um 33 Fuß vergrößert, die in der Mitte die Last des ganzen Daches tragende Säule, ohne das Dach abzunehmen und zu beschädigen, entfernt und diese Denkmäler setzen lassen im Jahre des Heils 1619.)

Die beiden Steinfiguren zeigen die Kurfürsten Ludwig V. und Friedrich V.

Nach der Zerstörung des Jahres 1693 erhielten die Bürger der Stadt Heidelberg offiziell die Genehmigung, sich die abgesprengten behauenen Steine des Dicken Turmes zu holen, um damit ihre Häuser wieder aufzubauen. So wurde beispielweise der Adelshof des Generalleutnants und Oberstjägermeisters Freiherr von Venningen in der Hauptstraße 52 („Riese") mit ausdrücklicher Erlaubnis des Kurfürsten aus Quadersteinen des Dicken Turmes errichtet.

Gefängnisturm (Seltenleer)

Die Ruine des Gefängnisturms steht an der Südwestecke des Burggrabens. Sein Name „Seltenleer" (auch „Nimmerleer") ist seit 1603 nachgewiesen und deutet auf die Verwendung als Gefangenenturm hin. Als Verteidigungsturm kam er wohl kaum in Betracht. Er ist der kleinste der Flankierungstürme, hat einen äußeren Durchmesser von etwa 10 Metern, eine Höhe etwa 19,50 Meter bei einer Mauerstärke von 2,75 Metern.

Der Gefängnisraum befand sich vermutlich im lichtlosen Turmsockel.

Torturm (Uhrenturm)

 
Torturm
Name: Tor der Verteidigungsanlage
Bauherr: Kurfürst Ludwig V.

Der Torturm entstand in den Jahren 1531 bis 1541 als Teil der Verteidigungsanlagen, die unter Kurfürst Ludwig V. angelegt wurden. Bis heute bildet er den Hauptzugang zum Schloss. Im Untergeschoss befindet sich ein lichtloser Raum, der oft als Burgverlies bezeichnet wird.

Der Torturm aus roten Sandsteinquadern ist, von der Sohle des Grabens gemessen, 52 Meter hoch und hat eine Grundfläche von 12,50 Metern im Quadrat. Er ist heute der höchste der Schloßtürme. Von der Befestigung sind noch ein dickes Eichentor mit einem Pförtchen und die Spitzen des Fallgatters erhalten.

Die Frontseite wird von den so genannten, 3,40 Meter hohen, Torriesen sowie den Schild tragenden Löwen dominiert. Der angeblich silberne Wappenschild ist verschollen und wurde wahrscheinlich eingeschmolzen.

Die Brücke zwischen Torhaus und Torturm wurde 1693 von französischen Mineuren gesprengt und unter Kurfürst Karl Philipp mit Zugbrücke wiederhergestellt. Erst 1810 wurde die Zugbrücke aufgegeben und mit einem weiteren Brückenpfeiler eine feste Straßenverbindung geschaffen, deren Pfeiler aus dem zwanzig Meter tiefen Graben aufragen. Am Torturm erkennt man noch die Löcher für die Ketten, an denen die ehemalige Zugbrücke hing.

wurde die Brücke . Erst 1810

Hexenbiss
Am Tor des Schlosshofs hängt ein eiserner Ring, mit dem die Besucher einst ein Klopfzeichen gaben, wenn sie das Schloss besuchen wollten. Der Sage nach bekommt derjenige das Schloss geschenkt, der es schafft, den Ring zu durchbeißen. Eine Hexe versuchte mehrmals den Ring zu durchzubeißen, aber ihre Zauberkräfte versagten. Nur eine kleine Vertiefung blieb in dem Klopfring zurück, der so genannte "Hexenbiss".

Daniel Häberle erzählt die Geschichte folgendermaßen:

"Derjenige, so die Aufgabe des Schlossherrn, der den Ring an der Schlosstür durchbeißen kann, wird der nächste König. Im stillen dachte der Schlossherr, wer sich an dieser Aufgabe nicht die Zähne ausbeißt, der hat auch im Leben bestand.
Viele versuchten sich an dieser Aufgabe, doch alle bissen sich die Zähne aus. Da versuchte es eine Hexe. Sie hatte starke Hexenzähne und war der Meinung, dass es ein leichtes sei den Ring zu durchbeißen. Sie hätte es auch fast geschafft, aber dann im letzten Moment versagten Ihre Zähne den Dienst und zerbarsten in Stücke.
Die Kurpfälzer waren froh, dass die böse Hexe nicht an die Macht gekommen war. Und bis heute noch kann man den Ring am Schlosstor mit dem tiefen Riss und dem Abdruck eines Zahns sehen. Und immer noch geht die Sage um:
“Wer den Eisenring am Torturm durchbeißen kann, bekommt das Schloss geschenkt”.

Zitiert nach heidelberger-altstadt.de

Krautturm (Pulverturm, Gesprengter Turm)

 
Carl Blechen: "Der gesprengte Turm des Heidelberger Schlosses"

Der Name Krautturm ist bereits im 17. Jahrhundert nachweisbar. Er rührt offenbar daher, dass das unterste Geschoß als Krautmagazin („Kraut" = Pulver) verwendet wurde. Später wurde dieser Name durch die Bezeichnung „Gesprengter Turm" verdrängt.

Einer der Bewunderer dieser Ruine war Johann Wolfgang Goethe, der diesen Turm am 23. September 1779 von der Brücke über den Burggraben aus zeichnete. Goethe hatte Heidelberg achtmal besucht, den vierten Besuch aber hat er verschwiegen; er wurde erst im Jahr 1899 von der Forschung aufgedeckt. Anscheinend hatten politische Geheimpläne, womöglich in die Schaffung eines Fürstenbundes gegen die Übermacht Friedrichs des Großen, sie nach Heidelberg geführt. Karl August und Goethe unterbrachen auf jedem Fall am 23 September 1779 ihre Schweizer Reise in Heidelberg und verbrachten den ganzen Nachmittag auf dem Schloss. Herzog Karl August „kroch in den alten schönen Trümmern herum", während Goethe die früheste Zeichnung des zerstörten Pulverturms anfertigte.

Apothekerturm

Der Apothekerturm ist eine Flankierungsturm, der in der gleichen Zeit wie der Glockenturm und der Gesprengte Turm errichtet wurde. Der Turm teilt die 125 Meter lange Ostseite des Schlosses ungefähr in der Mitte. Die alten Schießscharten sind zugemauert oder durch Fenster ersetzt. Um das Jahr 1600 wird der Turm aufgestockt und umgebaut zu einem Wohnturm für den sich vergrößernden Hofstaat.

Die dort ebenfalls eingerichtete Apotheke gibt dem Turm seinen Namen. Dass sich dort heute heute ein Teil des Deutschen Apothekenmuseums befinden ist eher ein Zufall. Das Deutsche Apothekenmuseum erhielt erst im Jahr 1957 einige Räume im Ludwigsbau und im Apothekerturm für seine Sammlung. Zuvor war dieses Museum in München und – nachdem es im Zweiten Weltkrieg ausgebombt wurde, in Bamberg untergebracht.

Glockenturm

 
Glockenturm und Altan von Laurent Deroy 1844

Durch dass Zeughaus war diese Ecke des Schlosses so stark befestigt, dass der obere Teil des Glockenturms für Wohnzwecke genutzt werden konnte. Dafür wurde die alte Dachkonstruktion abgetragen, das Mauerwerk erhöht und ein Zeltdach aufgebracht. In dem laternenartigen Aufsatz wurde eine Glocke aufgehängt, die weit hörbar war.

Der Glockenturm in der Nordostecke ist das Wahrzeichen der Schlossbauten. Er ist eine Ruine seit in der Nacht auf den 25. Juni 1764 der Blitz hier einschlug. Das daraus resultierende Feuer vernichtete alle Gebäude bis auf die Außenmauern.

Sonstige Anlagen

Altan

 
Altan von Louis Hoffmeister, um 1820
Name: Altan ist ein altes arabisches Wort, zusammengesetzt aus den Wörtern "al" für (karmin-)rot und "tan" für Morgen(-dämmerung)
Bauherr: Kurfürst Friedrich II.
Bauzeit: 1552

Der Altan (die heutige Besucherterrasse) über dem Fassbau, der so genannte „Balkon der Fürsten“ bietet einen guten Blick über das Neckartal, die Stadt Heidelberg und den gegenüber liegenden Heiligenberg mit dem Philosophenweg. Der Altan ist vom Friedrichsbau durch einen über 8 Meter breiten Zwischenraum getrennt, in dem der „Burgweg" von der Stadt mündet. An den äußeren Ecken des Altans springen offene Erker vor, mit der Anlage der Schaufassaden in teurem Haustein und eines breiten Altans vor der Fassade durchbrach man die Tradition der Randhausbebauung an einer geschlossenen Außenmauer. Die Tür rechts, am westlichen Ende des Altans, führt in den Raum des Großen Fasses.

An der Stützmauer des Schlossaltans ließ Pfalzgraf Friedrich II.] eine Inschrift mit seinem Namen und die Anfangsbuchstaben seiner Devise hinzufügen:

Pfalzgraf Friderich /Churfürst bawet mich / 1552/ D(e) C(oelo) V(ictoria) - (zu dt. etwa: Der Himmel gibt den Sieg)

Die Substruktionen unter der Altanhalle dienten der Aufbewahrung von Waffen, Munition, Versorgungsgütern und als Schutzräume für die Soldaten. Unterhalb des Altans im Altangarten, der ehemaligen „Großen Batterie" ist ein stark patiniertes bronzenes Geschützrohr ausgestellt. Nahe der Mündung ist der französische Name des Rohres „LE COCO" (was etwa „Hähnchen" bedeutet) eingegossen. Gegossen wurde dieses Geschütz im dritten Jahr der Französischen Republik, also 1794, im französischen Douai. „Le Coco" wurde möglicherweise bei der Niederlage eines französischen Truppenkontingents bei Handschuhsheim erbeutet und als Siegestrophäe auf das Schloss gebracht.

Rittersprung
Im Bodenbelag des Altan gibt es eine Vertiefung, die als Fußabdruck eines Ritters gedeutet wird. Dazu gibt es folgende Geschichte: Im Friedrichsbau war Feuer ausgebrochen, das so rasch um sich griff, dass sich kaum jemand mehr über die Wendeltreppen retten konnte. Ein Ritter im obersten Stockwerk legte sich gerade seine Rüstung an, als er das Feuer bemerkte. In seiner Not sprang er aus dem Fenster auf den Altan und stand unverletzt auf. Nur an der Stelle, wo er aufgesprungen war, hatte der Eisenschuh seiner Rüstung einen tiefen Eindruck hinterlassen. Heute probieren Schlossbesucher, ob ihr Schuh in die Fußstapfen des Ritters passt.

Wilhelm Sigmund erzählt die Legende in seinem Buch "Alt Heidelberg" folgendermaßen:

Als einmal bei einem Gastmahl oder einer sonstigen Veranstaltung in den oberen Schloßräumen plötzlich Feuer ausbrach, wußten sich alle Damen und Herren schnell in Sicherheit zu bringen - bis auf einen Ritter. Dieser war mit den Gemächern, den Treppen und Gängen nicht vertraut und fand schließlich alle Ausgänge durch das Feuer versperrt. An den Vorhängen und anderen leicht entzündbaren Stoffen fand das Feuer neue Nahrung. Umsonst waren die Hilferufe des Eingeschlossenen. Niemand hörte ihn, vielleicht glaubten ihn die Geretteten auch gerettet.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich durch einen Sprung durch das Fenster in die Tiefe in Sicherheit zu bringen. Und der Himmel belohnte die kühne Tat des Ritters. Unverletzt kam er unten an. Aber durch den Sprung bohrte sich der starke Stiefel in den Boden ein und hinterließ dort einen Fußstapfen, der heute noch zu sehen ist. Das Volk belegte diese sonderbar vertiefte Stelle auf dem Schloßaltan mit dem Namen Rittersprung

Zitiert aus Wilhelm Sigmund: "Alt Heidelberg" nach heidelberger-altstadt.de

Einer anderen Sage zufolge stammt der Fußabdruck von Kurfürst Friedrich IV., der volltrunken aus dem Fenster seines Palastes, dem Friedrichsbau, sprang und auf der Schlossterrasse aufkam.

Burggraben

 
Burggraben, gezeichnet von Johann Wolfgang Goethe

Der Burggraben war Teil der Verteidigungsanlagen des Schlosses. Hier wurden auch Bären und Hirsche gehalten, deshalb der Name Hirschgraben. 1962 wurden Überlegungen angestellt, wieder Rotwild im Grubenbereich zu halten, was aber nicht verwirklicht wurde, da der zertrampelte Grund einen unschönen Anblick geboten hätte. Vorstellbar ist, dass im Hirschgraben Schaujagden stattgefunden haben könnten. Am Fuß der Mauer des Westwalls sind neun Vertiefungen zu sehen, die auf Versuche französischer Mineure im Jahr 1693 zurück gehen, den Westwall durch so genannte Kettensprengungen niederzulegen. Doch das erbeutete Pulver war durch Feuchtigkeit nur bedingt brauchbar, außerdem war Entsatz von den Reichstruppen im Anmarsch, so dass die Sprengkommandos nicht die Zeit hatten, ihre Arbeit abzuschließen.

Ein zusätzliches Hindernis für Angreifer könnte eine Inundation gewesen sein. Das Bächlein auf der Sohle des Hirschgrabens, eine sogenannte Künette, konnte aufgestaut werden und so den Hirschgraben überfluten.

Kurfürst Johann Wilhelm, der in Düsseldorf residierte, war mit der Residenz in Heidelberg nicht zufrieden und plante, das Schloss nach Auffüllung des westlichen Burggrabens durch Neubauten zu erweitern.

Unterer Fürstenbrunnen

Name: Brunnenwasser für den kurfürstlichen Hof in der Mannheimer Residenz.

Der Untere Fürstenbrunnen ist ein Brunnenhäuschen, das unter Kurfürst Karl Theodor angelegt wurde und, wie der Obere Fürstenbrunnen, die kurfürstliche Residenz in Mannheim mit Trinkwasser versorgte. Der Wassertransport nach Mannheim erfolgte Nachts mit Maultieren.

Der in den Granitfelsen getriebene Schacht ist durch eine eiserne Tür verschlossen, über welcher die folgende lateinische Inschrift zu lesen ist:

NATVRA SANVS. DIRECTIONE THOMAE BREYER CLARVS
(Übersetzung: „Von Natur Heil bringend, durch die Leitung des Thomas Breyer berühmt"]])

Die Inschriften ist ein Chronogramm, das die Jahreszahl 1767 ergibt.

Kasematten

Name: von mittelgriechisch chásma(ta) = Spalte, Erdschlund, Erdkluft; über italienisch casamatta = Wallgewölbe und französisch casematte

Eine Kasematte ist ein vor Artilleriebeschuss geschütztes Gewölbe im Festungsbau. Die Kasematten (vor Artilleriebeschuss geschützte Gewölbe im Festungsbau) aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg sind Reste der erwähnten Festung. In speziellen Führungen kann nachgeprüft werden, ob die Sage stimmt, dass ein Fluchtweg für den Belagerungsfall existierte.

Die Mauerpartie unterhalb der Türme und Gebäude diente gleichzeitig der Abstützung der Ostpartie des Schlosses gegen das Friesental hin und zu Wehrzwecken. Ein Teil dieser Kasematten war verschüttet, ist aber wieder freigelegt. Zwischen Apothekerturm und Krautturm sind sie noch vollständig erhalten. Von außen kann man sie nur an den Schießscharten erkennen. Durch Umnutzung und Umbauten unter den verschiedenen Kurfürsten wurden diese Kasematten zum Teil erheblich geschwächt. Im Jahr 1998 wurde deshalb aus Sicherheitsgründen ein Teil des beliebten Friesenbergwegs am Fuß der Kasematten gesperrt.

Zeughaus

Das ehemalige Zeughaus war Teil der Wehrarchitektur und war die letzte fortifikatorische Ausbauphase des Schlosses. Es bildet den nördlichsten Punkt der Schlossanlagen und ragt als Bastion weit ins Neckartal hinein. In der Front des Zeughauses wechseln sich Kanonenscharten mit darüber liegenden Scharten, für Handfeuerwaffen ab.

Im Zeughaus wurden Waffen, Munition und Rüstungen aufbewahrt. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt das Zeughaus schwere Schäden durch Beschuss vom Heiligenberg auf der anderen Seite des Neckars. Diese Schäden sind heute noch an den Ausflickungen im Mauerwerk sichtbar. 1693 wird das Zeughaus im Pfälzischen Erbfolgekrieg von den Franzosen gesprengt. Anschließend wurde es aber wieder instand gesetzt. Im Jahr 1764 brannte das Zeughaus aus und wurde nicht wieder hergestellt.

Die Karlsschanze war ein reiner Militärbau zur Sicherung des Nordtores. Der Transport zum Schloss mit Fuhrwerken führt nun ausschließlich durch das Südtor.

Gärten

Stückgarten

Name: Das Wort Stück kommt von den Kanonen, die hier aufgestellt waren. Stück ist ein veralteter Begriff für ein einzelnes Geschütz oder auch einen Typ einer Kanone.

Der Stückgarten bildet die Westterrasse des Schlosses. Ursprünglich war diese Anlage von Kurfürst Ludwig V. zur Aufstellung von Kanonen eingerichtet worden. Indem Friedrich V. diesen Bereich in einen Lustgarten umwandeln ließ, schwächte er die Verteidigungskraft des Schlosses.

Das Lustwandeln durch den umgestalteten Stückgarten war ein hochherrschaftliches Vergnügen bedeutete, zu dem es den effektvollen Zugang durch das Elisabethentor gab. Der Stückgarten, der nicht zum Hortus Palatinus gehörte, wandelte seinen Charakter. Der Stückgarten wurde erst im 19. Jahrhundert in die Gesamtanlage miteinbezogen. In der Höhe des Elisabethentors schloss ihn ein Vogelhaus gegen die Schlosszufahrt ab. Eine Allee lief auf den Englischen Bau zu und Zierbeete bedeckten die Gartenfläche.

Als der Dreißigjährige Krieg nach Heidelberg übergriff, erwiesen sich die um das Schloss aufgeführten Terrassen als hinderlich für die Verteidigung. Da sich von diesen Terrassen aus das Schloss wie auf einem Präsentierteller anbot, wurden eiligst oberhalb des Gartens Wälle und Schanzen errichtet.

Bei klarer Sicht ist vom Stückgarten ein Blick bis in den Pfälzerwald jenseits der Rheinebene möglich. Der Blick nach unten führt über die Dächer der Stadt Heidelberg oder den Burggraben.

Elisabethentor

Name: benannt nach der englischen Prinzessin Elisabeth Stuart

Den Eingang zum Stückgarten bildet das Elisabethentor. Es ist neben dem Englischen Bau und dem Theater im Dicken Turm eine der Umbauten, die Friedrich V. zu Ehren seiner Gemahlin Elisabeth vornehmen ließ.

Das Tor soll eine Überraschung für die junge Ehefrau gewesen sein und wurde in einer einzigen Nacht des Jahres 1615 als Geschenk anlässlich ihres 20. Geburtstags errichtet. Doch gibt es keinen urkundlichen Beleg dafür. Es trägt die in Stein geschlagene lateinische Widmung:

FRIDERICVS V ELISABETAE CONIVGI. CARISS (IMAE) A(NN0). C(HRISTI). MDCXV. F(ACIENDUM). C(URAVIT)

In der deutschen Übersetzung heißt das:

"Friedrich V. ließ (das Tor) seiner vielgeliebten Gemahlin Elisabeth im Jahre des Herrn 1615 errichten."

Das Elisabethentor wurde im Stil eines Triumphbogens errichtet ist und ist das erste Monument des Barock auf dem Heidelberger Schloss. Architekt des Tors war Salomon de Caus, einer der beiden Architekten, die mit Elisabeth nach Heidelberg gekommen waren. Die vier Säulen sind als Baumstämme dargestellt, um die sich Efeu rankt. Im Laub ist allerlei Getier versteckt: Frosch, Käfer, Schnecke, Eidechse oder Eichhörnchen.

Schlossgarten

 
Hortus Palatinus von Theodor Verhas nach Jacques Fouquières (Ausschnitt)

Der Schlossgarten hatte den lateinischen Namen Hortus Palatinus (= pfälzischer Garten) und ist das Gegenstück zum Stückgarten am Ostflügel des Schlosses. Er wurde im Auftrag des Kurfürsten Friedrich V. durch Salomon de Caus angelegt und erweiterte das so genannte Hasengärtlein, den spätmittelalterlichen Burggarten. Der Hortus Palatinus galt zu seiner Zeit als einer der berühmtesten Gärten Nordeuropas, für seine Gestaltung mussten weite Teile der Befestigunganlagen abgetragen und umgebaut werden. Als Friedrich zum König von Böhmen gewählt wurde, und seine Residenz nach Prag verlegte, wurden die Arbeiten am Hortus Palatinus eingestellt. Durch ein Gemälde des Barockgartens sind Form und Anlage der Parterres überliefert.

Bemerkenswert ist der Baumbestand, der aus einer Sammlung des Kurfürsten resultiert. Es stehen hier Libanonzedern und andere exotische Bäume.

Erste Terrasse (Untere Terrasse, Koniferenterrasse)

Lage: 6 Meter tiefer als die Hauptterrasse

Die Untere Terrasse, besaß in der Mitte ein Wasserbecken in der Form eines Geigenkastens, an dessen Seiten Figuren der Flussgötter Neckar und Main standen. Auf dieser Terrasse, die wegen ihres Bewuchses auch Koniferenterrasse genannt wird, stehen zwei bemerkenswerte Bäume:

  • Griechische Tanne; Abies cephalonica: Die Griechische Tanne ist ein raschwüchsiger Baum, der bis 40 Meter hoch wird und Durchmesser bis 1 Meter erreicht.
  • Erbsenfrüchtige Scheinzypresse; Chamaecyparis pisifera: Dieser Baum zeigt die so genannte "Schleppenbildung", bei der sich die unteren Zweige zur Erde senken eigene Wurzeln entwickeln.

Um die vielen Springbrunnen und die Wasserkünste zu speisen, war eine große Menge Wasser erforderlich. Die günstige Lage des Gartens am quellreichen Nordhang des Königstuhls erleichterte jedoch die Versorgung mit Wasser. Hatte das Wasser die Brunnen auf den verschiedenen Terrassen passiert, so wurde es im Bassin auf der Unteren Terrasse gesammelt. Von hier konnte es dann ins Friesentälchen abfließen.

Zweite Terrasse (Große Terrasse, Hauptterrasse)

Die Gestaltung der Hauptterrasse war in der Mitte durch eine Folge größerer Felder bestimmt. Sie war mit ornamentierten Feldern gestaltet. Blumen spielten nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger waren zugeschnittene Sträucher oder Hecken. Im Mittelpunkt eines Knotenfeldes stand der Säulenbrunnen. Der Brunnen stand bis zum Jahre 1767 und fiel dann Umgestaltungsarbeiten zum Opfer.

Etwas weiter westlich gab es einen Brunnen mit Fratzengesichtern aus Metall. Hier begann Kurfürst Karl Philipp im Jahr 1719, die Gartenanlage Friedrichs V. in eine barocke Form zu bringen. Hier stand auch die Figurengruppe, die später - nach einem Zwischenaufenthalt in Schwetzingen und einigen Ergänzungen - im Jahr 1767 auf dem Marktplatz in Mannheim aufgestellt wurde.

Zu den exotischen Bäumen hier zählen:

  • Kaukasische Flügelnuß; Pterocarya fraxinifolia
  • Eschen-Ahorn; Acer negundo: Der Eschen-Ahorn ist ein schnell wachsender Baum, der oft mehrere Stämme hat.
  • Fächerbaum; Ginkgo biloba: Der Ginkgobaum gelangte erst um das Jahr 1730 nach Europa.
  • Mehlbeere; Sorbus aria: Die Mehlbeere stammt aus den Bergwäldern Südeuropas und wird oft als Straßen- und Parkbaum gepflanzt.

Parterregärten

Pomeranzenhain

Zu dem Feld mit den Pomeranzen schrieb der Gartenarchitekt Salomon de Caus, »dass die Ränder der Beetstücke mit behauenen Steinen von zwei Schuh Höhe eingefaßt und entsprechend mit Erde aufgefüllt sind. Dieses Feld soll Pomeranzenbäume erhalten. Zwischen den Pomeranzenbäumchen kann man auch Melonen pflanzen«. Die etwa 60 Jahre alten Pomeranzenbäume wurden vom Herrengarten in der westlichen Vorstadt mit großem Aufwand auf das Schloss geschafft. Die Überführung der Bäume wurde als besondere gärtnerische Leistung in der Inschrifttafel der Nischenarchitektur mit dem Standbild Friedrichs gewürdigt.

Salomon de Caus stellte die kleinen Zitrusbäumchen mit ihren gelben Früchten bewusst auf Augenhöhe in hoch sitzende Erdkästen, um den Eindruck zu erwecken, dass die Pomeranzen das ganze Jahr über im Freien wachsen. Im Winterhalbjahr wurden aber diese empfindlichen Pflanzen durch einen Holzversdhlag geschützt. Die alten Pomeranzenbäume wurden im Jahr 1619 vom unteren zum oberen neuen Garten gebracht, aber nachdem Friedrich V. mit seinem Hof Heidelberg verlassen hatte, um sich in Prag zum König von Böhmen krönen zu lassen, wurden die Arbeiten eingestellt.

Monatsblumengarten

Scheffelterrasse

 
ehmaliges Scheffeldenkmal, 1891
Name: benannt nach dem Dichter Joseph Victor von Scheffel

Auf der Großen Scheffelterrasse gegenüber der Schlossanlage war ein Gartenhaus geplant, das allerdings nicht zur Ausführung kam. Auffällig ist die Terrassenbefestigung in Form einer 20 Meter hohen Bogenkonstruktion. Durch diese Anlage konnte der Garten am Friesenberg erweitert werden.

Ihren Namen hat die Scheffelterrasse nach einer Bronzestatue des Dichters Joseph Victor von Scheffel, die von 1891 bis 1942 hier stand. 1942 wurde die Statue eingeschmolzen. Erst am 26. Juni 1976 wurde ein neuer Scheffelgedenkstein enthüllt. Dieser Stein ist bescheidener als das frühere Denkmal und zeigt ein Medaillon mit dem Bildnis Scheffels, das als Abguss vom Scheffelgrab in Karlsruhe genommen wurde.

Scheffel schrieb mehrere Gedichte über Heidelberg. Eines davon wurde in der Vertonung Anton Zimmermanns (als Studentenlied populär. Zitiert sei hier nur die erste Strophe:

Alt-Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine
Kein' andre kommt dir gleich.

Scheffel war in Heidelberg sehr bekann. An vielen Stellen gab es Abbilder von ihm. Nur auf der Scheffelterrasse fehlte seit dem ersten Weltkrieg das Scheffeldenkmal. Da beschlossen einige Studenten, eine gipserne Scheffelbüste zu stehlen und sie auf der Scheffelterrasse aufzustellen. Am folgenden Morgen fand sie ein ein Mann beschädigt auf dem Boden. Er rief einen Schlosswärter herbei und fragte schelmisch:

Sagen Sie, guter Mann, ist das vielleicht der berühmte Zwerg Perkeo vom Heidelberger Schloß?"

Der Schlossführer antwortete verärgert:

Nee, dess is er net. Awwer gsoffe hott der aach ...!" (Nein, das ist er nicht. Aber gesoffen hat er auch.)

Zitiert nach heidelberger-altstadt.de


Unterhalb der Scheffelterrasse versuchte am 15. September 1981 die RAF aus dem Wald heraus ein Attentat auf den US-amerikanischen General Frederik Kroesen, der nur knapp überlebte. Die RAF-Leute schossen dabei mit einer Panzerfaust auf das Fahrzeug des US-Generals. Das Geschoss durchschlug die Karosserie knapp hinter der Sitzbank. An dem Anschlag war Brigitte Mohnhaupt beteiligt. Alle beteiligten Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden.

Goethe-Marianne-Bank

Zu Beginn des Jahres 1922 setzte man an den östlichen Rand der Hauptterrasse die aus Muschelkalkstein gebildete Goethe-Marianne-Bank. In der Rückenlehne ist ein Wiedehopf dargestellt, der im Orient als Liebesbote galt. Der Obere Text auf der Bank lautet:

»Und noch einmal fühlet Hatem Frühlingshauch und Sommerbrand«.

Dies bezieht sich auf Goethes Begegnung mit Marianne von Willemer. Der untere Text aber soll die Empfindungen Mariannes verdeutlichten:

»Dort wo hohe Mauern glühen, finde ich den Vielgeliebten.«

Gartenkabinette

Der Garten besteht in seiner Gesamtheit aus drei nebeneinander liegenden Kabinetten mit Aussicht über den Garten auf die Ostseite des Schlosses. Zu den oberen Gartenkabinetten führt die so genannte Ellipsentreppe, die ihren Namen daher hat, dass die Stufen in der Draufsicht zwei Ellipsen ergeben.

Dritte Terrasse (Zwischenterrasse)

Lage: 3,5 Meter höher als die Hauptterrasse

Die Zwischenterrasse ist als Ergänzung zur Hauptterrasse zu betrachten. Von der Zwischenterrasse gelangt man auf die Obere Terrasse.

Auf der Zwischenterrasse sind einige exotische Bäume zu sehen:

  • Mispel: Mespilus germanica: Der Anbau erfolgte wegen der Früchte, die erst nach dem Frost essbar sind und aus denen sich Marmelade herstellen lässt.
  • Turners-Eiche: Quercus turneri "Pseudoturneri": Diese Eichenart entstand im 18. Jahrhundert in der Baumschule Turner in Essex aus einer Kreuzung zwischen der Steineiche (Quercus ilex) und der Stieleiche (Quercus robur).
  • Atlas-Zeder: Cedrus atlantica "Glauca": In der Bibel werden die Libanon-Zedern für den Bau des Tempels in Jerusalem erwähnt.
  • Mammutbaum; Sequoiadendron giganteum: Der Mammutbaum kam erst im Jahr 1853 nach Europa, was damals als Sensation betrachtet wurde.
  • Riesen-Lebensbaum: Thuja plicata
  • Kanadische Hemlocktanne: Tsuga canadensis

Vierte Terrasse (Obere Terrasse)

Lage: 2,5 Meter höher als die Zwischenterrasse

Die Obere Terrasse ist nur 8,5 Meter breit und hatte zur Bergseite hin eine Stützmauer, in der verschiedene Räumlichkeiten, wie Treppenaufgang, Brunnenstube, Gärtnerhaus, Galerie und Großes Gewölbe untergebracht waren. Im Westen sollte sie durch eine Nische mit einem Standbild abgeschlossen werden, wie einem Stich von Matthäus Merian zu entnehmen ist. Die Bauarbeiten hierfür wurden allerdings nicht in Angriff genommen.

Auf der Oberen Terrasse gibt es keine gärtnerische Anlagen. Nur längs der Mauer waren Bäumchen gepflanzt. Diese Terrasse war als Aussichts- und Promenierterrasse vorgesehen. Sie sollte auch als Spielplatz für das Palamaill-Spiel dienen und außerdem so weit verlängert werden, dass ein Blick auf die Westseite des Schlosses möglich gewesen wäre. Die halbrunden Nischen dienten als Wasserbehälter zur Fischhaltung für den kurfürstlichen Hof.

  • Ehemalige Galerie: Die Ruinen der ehemaligen so genannten Galerie wurden ab 1912 freigelegt und ergänzt. Elf Säulen trugen eine Attika, in deren quadratischen Feldern 10 Taten des Herkules als Reliefs dargestellt werden sollten, denn Friedrich V. identifizierte sich mit Herkules in der Selbstdarstellung seiner Herrscherpersönlichkeit.
  • Kleine Grotte
  • Ehemaliges Fürstenbad
  • Ehemaliger Raum für Maschinen: In diesem Raum sollten mit Wasser angetriebene Maschinen in Blasebälgen die Luft zu Winddruck verdichten. Eine Orgelmaschine drehte durch Wasserkraft über das Zahnradgetriebe eine Walze und betätigte eine Klaviatur). Wegen der Maschinengeräusche sollten in diesem Raum nur die Maschinen (ohne Pfeifen) untergebracht werden.
  • Ehemaliger Raum für südländische Gewächse: Dieser Raum war eine Art Orangerie, in der Rosmarin, Pomeranzen und Granatapfel im Winter untergebracht werden sollten. Hier waren die Pfeifen vorgesehen, die von der Orgelmaschine im benachbarten Raum betrieben werden sollten.
  • Nische mit portalartiger Umrahmung: Den Abschluss der Oberen Terrasse sollten eine Nische mit portalartiger Umrahmung und ein Standbild bilden. In der Nische befand sich ein Brunnen mit dem Meeresgott Neptun. Auf der Attika war eine Inschrift angebracht und darüber das Standbild des Bauherrn Friedrich. Den Platz der Attika nimmt heute die Überführung des Schloss-Wolfsbrunnen-Weges ein.

Zur Oberen Terrasse gehört auch die Irrgartenterrasse mit ihrem Eigencharakter und die kleine Terrasse für die Gemächer oder Kabinette.

Friesental

Das Friesental war mit in die Gesamtanlage einbezogen. Am Friesenberg, auf der Ostseite des Schlosses befand sich auch der Schießstand des Artilleriekorps befand. Kurfürst Karl vergnügte sich des häufig mit Schießen aus den Geschützen. Ein Inschriftstein aus dem Jahr 1681, links vor dem Dicken Turm, verweist auf seine Sonderleistung beim Schießen:

ANNO MDCLXXXI. DEN XXII JANUARI VON SCHLOS AUF DISEN ORT HAT WIEDER ALLES HOFFEN AUS STÜCKEN CHURFÜRST CARL MIT KUGEL KUGEL TROFFEN

Diese Inschrift soll an eine Schießleistung des Kurfürsten Karl am 22. Januar 1681 erinnern, der angeblich von zwei einander gegenüber aufgestellten Geschützen (= Stücken) Kugeln gleichzeitig abfeuern ließ, die sich in der Luft trafen. Dieser Stein wurde später in den Stückgarten versetzt, damit ihn mehr Menschen zur Kenntnis nehmen konnten.

Literarisches

Das Heidelberger Schloss wurde vor allem in der Romantik viel besungen und beschrieben.

Clemens Brentano

Der Dichter Clemens Brentano dichtete das "Lied von eines Studenten Ankunft in Heidelberg", in dem auch das Schloss erwähnt wird:

"Der Neckar rauscht aus grünen Hallen
Und giebt am Fels ein freudig Schallen,
Die Stadt streckt sich den Fluß hinunter,
Mit viel Geräusch und lärmt ganz munter,
Und drüber an grüner Berge Brust,
Ruht groß das Schloß und sieht die Lust,
Und da ich auf zum Himmel schaut´,
Sah ich ein Gottes Werk gebaut,
Vom Königstuhl zum heil´gen Berges Rücken
Sah ich gesprengt eine goldne Brücken,
Sah ich gewölbt des Friedens Regenbogen
Und sah ihn wieder in Flusses Wogen (...)"

Marianne von Willemer

Marianne von Willemer besuchte gemeinsam mit Johann Wolfgang Goethe das Heidelberger Schloss.

Das Heidelberger Schloß
den 28. Juli abends 7 Uhr
Euch grüß ich weite, lichtumfloßne Räume,
Dich alten reichbekränzten Fürstenbau,
Euch grüß ich hohe, dichtumlaubte Bäume,
Und über euch des Himmels tiefes Blau. (...)

Heinrich Heine

Heinrich Heine vergleicht das Große Fass mit einem Sarg:

Heidelberger Faß
Die alten, bösen Lieder,
Die Träume schlimm und arg,
Die laßt uns jetzt begraben,
Holt einen großen Sarg.
Hinein leg ich gar Manches,
Doch sag ich noch nicht was;
Der Sarg muß sein noch größer
Wies Heidelberger Faß. (...)

Joseph Viktor von Scheffel

Über das Große Fass - und den Zwerg Perkeo - schrieb auch Joseph Viktor von Scheffel:

Perkeo
(1) Das war der Zwerg Perkeo im Heidelberger Schloß,
An Wuchse klein und winzig, an Durste riesengroß. (...)

Friedrich Hölderlin

Friedrich Hölderlins Gedichte über Heidelberg gehören zu den am meisten zitierten. Im Gedicht "Heidelberg" schwärmt er von "der Vaterlandsstätte Ländlichschönste, so viel ich sah".

Ode an Heidelberg
...
Aber schwer in das Tal hing die gigantische
Schicksalskundige Burg nieder, bis auf den Grund
von den Wettern zerrissen;
Doch die ewige Sonne goß
Ihr verjüngendes Licht über das alternde
Riesenbild, und umher grünte lebendiger
Efeu; freundliche Wälder
Rauschten über die Burg herab.

Mark Twain

Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain beginnt seinen berühmten Essay "Die schreckliche deutsche Sprache" mit einem Besuch im Heidelberger Schloss:

"Ich ging oft ins Heidelberger Schloss, um mir das Raritätenkabinett anzusehen, und eines Tages überraschte ich den Leiter mit meinem Deutsch, und zwar redete ich ausschließlich in dieser Sprache. Er zeigte großes Interesse; und nachdem ich eine Weile geredet hatte, sagte er, mein Deutsch sei sehr selten, möglicherweise ein „Unikat“; er wolle es in sein Museum aufnehmen."

Tourismus

Deutsches Apothekenmuseum

Im Ottheinrichsbau und sinnigerweise im Apothekerturm ist das Deutsche Apothekenmuseum untergebracht, das vorher in München und Bamberg beheimatet war. Zu den Exponaten des Museums gehören eine Haus- oder Reiseapotheke aus dem Besitz eines Feldherrn, wertvolle Aufbewahrungsgefäße für Arzneimittel und Mörser aus der Zeit der Gotik und Renaissance. Außerdem sind vier alte Apothekeneinrichtungen, so genannte "Offizinen" aus dem 18. und 19. Jahrhundert zu besichtigen. Mittelpunkt des Museums ist die Arzneimittelsammlung ("Materia medica"), in der die Arzneimittel aus dem Mineral-, Tier- und Pflanzenreich ausgestellt sind.

Schlossbeleuchtung

 
Feuerwerk vor dem Schloss bei einer Schlossbeleuchtung

Die mehrfach im Jahr statt findende Schlossbeleuchtung, ein Feuerwerk, in dessen Mittelpunkt das Schloss steht, ist auch eine Inszenierung der Zerstörung des Schlosses im Jahr 1693 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs. Die Schlossbeleuchtung ist ein Anlass, zu dem viele in Heidelberg stationierte US-Soldaten in die Stadt kommen und auf den Neckarwiesen feiern. Schon Mark Twain hat die Schlossbeleuchtung im Jahr 1878 gesehen und folgendermaßen beschrieben:

... mit atemberaubender Plötzlichkeit schossen eine Handvoll buntfarbiger Raketen inmitten eines Donnergeheuls aus den schwarzen Schlünden der Schlosstürme. Gleichzeitig zeichnete sich jede Einzelheit der gewaltigen Ruine gegen den Berg ab. Immer wieder schossen aus den Türmen dicke Bündel von Raketen in die Nacht, und der Himmel erstrahlte im Licht leuchtender Pfeile, die in den Zenith zischten, kurz verhielten und sich dann graziös nach unten bogen, um in einem wahren Springbrunnen von farbig sprühenden Funken zu bersten.

Die erste Schlossbeleuchtung fand im Juni 1815 statt als sich Kaiser Franz II. von Österreich, Zar Alexander I. von Russland, König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, Kronprinz Ludwig von Bayern und viele andere Fürsten mehrere Wochen in Heidelberg aufhielten um die Heilige Allianz gegen Napoleon zu vereinbaren, der soeben sein Exil auf der Insel Elba verlassen hatte. Um den anwesenden Regenten etwas Besonderes zu bieten, beschloss der Heidelberger Magistrat, die Schlossruinen zu illuminieren. Dies geschah mit den einfachsten Mitteln, indem Holz und andere brennbare Stoffe im Schlosshof angezündet wurden.

Eine weitere Schlossbeleuchtung wurde im Mai 1830 von Schlossgarteningenieur Metzger, zu Ehren des Besuchs der Kaiser von Österreich und Russland sowie des Königs von Preußen arrangiert. Die heutigen Schlossbeleuchtungen erinneren an die Zerstörung des Schlosses durch den französischen General Ezéchiel de Mélac in den Jahren 1689 und 1893 während des pfälzischen Erbfolgekriegs.

Die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung beschreibt in einem Artikel vom 30. August 2005 die geschichtlichen Hintergründe der Schlossbeleuchtung und geht dabei auch auf die Gegenwart ein:

"Seit Jahrzehnten sind nun bei jeder Schlossbeleuchtung rund 50 Helfer der Feuerwehr auf dem Schloss im Einsatz. Es ist eine Ehre, dabei zu sein, oft „vererbt" der Vater das Ehrenamt an Sohn und Enkel fort. Horst Hasselbach wurde vor rund 30 Jahren gefragt, ob er helfen möchte. Seither hat er keine einzige Beleuchtung verpasst. Genau um 22.15 Uhr {nach der Uhr der Heilig-Geist-Kirche) gibt er mit einer Signal-Rakete das Zeichen „Achtung!". Dann zünden alle Helfer ihre Lunte an. Wieder genau 30 Sekunden später kommt der zweite Schuss, und alle halten ihre Lunte an das bengalische Feuer - und das Schloss erglüht im roten Licht."

Zitiert aus Rhein-Neckar-Zeitung: "Weil der Feuerzauber die Gekrönten freut..."

Schlossfestspiele

Datei:Der Studentenprinz Heidelberg Plakat.jpg
Plakat: The Student Prince

Während der sommerlichen Schlossfestspiele werden im Schlosshof Open-Air-Aufführungen der verschiedensten Art geboten, wie zum Beispiel Carmina Burana, Serenadenkonzerte des Orchesters der Stadt Heidelberg oder für Kinder Ronja Räubertochter. Außerdem wird im Schloss ein reichhaltiges Stummfilm-Programm gezeigt, bei dem die Filme von einer historischen Kinoorgel begleitet werden.

Im Ausland - vor allem in den USA - am bekanntesten ist The Student Prince (deutsch: „Der Studentenprinz“), eine Operette um einen fiktiven Kronprinz Karl Franz von Karlsberg, der sich bei seinem Studium in Heidelberg in die Wirtstochter Kathie verliebt und diese Beziehung aus Gründen der Staatsräson aufgeben muss. Dieses Stück wird im Schlosshof auf Englisch (oder mit deutschem Text und englischen Liedern) aufgeführt und zieht vor Allem Besucher aus Übersee an. In Deutschland ist es kaum bekannt.

Die Operette geht zurück auf das Schauspiel Alt-Heidelberg von Wilhelm Meyer-Förster, das am 22. November 1901 am Berliner Theater zum ersten Mal aufgeführt wurde.

Sonstige Veranstaltungen

  • Ball der Vampire (Freitag/Samstag-Wochenende vor Fastnachtswochenende)
  • Nacht auf dem Schloss

Literatur

zur Baugeschichte:

  • Marc Rosenberg: Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses, Heidelberg 1882.
  • Julius Koch, Fritz Seitz (Hrsg.): Das Heidelberger Schloß. Mit Genehmigung des Großherzoglich Badischen Ministeriums der Finanzen, 2 Bde., Arnold Bergsträsser, Darmstadt 1887 u. 1891.
  • Mittheilungen des Heidelberger Schloßvereins, 7 Bde., 1886-1936.
  • Adolf Zeller: Das Heidelberger Schloß. Werden, Zerfall und Zukunft. In zwölf Vorträgen, G. Braun, Karlsruhe 1905.
  • Adolf von Oechelhäuser: Das Heidelberger Schloss, Verlag Brigitte Guderjahn, Heidelberg 9. Aufl. 1998 (unveränderter Nachdruck der 8. Aufl. von 1987, bearb. von Joachim Göricke).
  • Adolf von Oechelhäuser (Bearb.): Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg) (= Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden, Bd. 8, Abt. 2), Mohr, Tübingen 1913.
  • Elmar Mittler (Hrsg.) Heidelberg - Geschichte und Gestalt, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 1996.
  • Hanns Hubach, M. Quast: Kurpfälzisches Skizzenbuch. Ansichten Heidelbergs und der Kurpfalz um 1600, Braus, Heidelberg 1996.
  • Mittelalter. Schloss Heidelberg und die Pfalzgrafschaft bei Rhein bis zur Reformationszeit, Schnell & Steiner, Regensburg 2002.
  • Mathias Wallner und Heike Werner: Architektur und Geschichte in Deutschland. S. 66-67, München 2006, ISBN 3-9809471-1-4
  • Karl Kölmel: Heidelberger Schloss-Führer. Brausdruck, 1956. ISBN B0000BKBI8
  • Franz Schlechter, Hanns Hubach, Volker Sellin: Heidelberg. Das Schloß. Umschau Buchverlag, 2001. ISBN 3894661445
  • Wolfgang Wiese, Karin Stober: Schloss Heidelberg. Deutscher Kunstverlag, 2005. ISBN 3422031073

zur Rezeptionsgeschichte:

  • Uwe Heckmann: Romantik. Schloß Heidelberg im Zeitalter der Romantik, Schnell & Steiner, 1999, ISBN 3-7954-1251-X
Commons: Heidelberger Schloss – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


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