Das Klavierkonzert Es-Dur ist das fünfte Klavierkonzert Ludwig van Beethovens - auch unter dem Titel Emperor bekannt - entstand im Jahr 1809 und ist Erzherzog Rudolph gewidmet. Es entstand in selben Jahr wie die Egmont-Ouvertüre. Die Uraufführung fand jedoch erst im November 1810, mit dem Pianisten Friedrich Schneider im Gewandhaus zu Leipzig statt. Das Konzert war von Beginn an ein großer Erfolg. Es ist das wohl bedeutendste von Beethovens 5 Klavierkonzerten. Dieses heroische Werk (op.73) steht in der selben Tonart der inhaltlich verwandten Eroica (op. 55). Der Solist hat einen anspruchsvollen Solopart zu bewältigen. Die gesamte Schwierigkeit von Beethovens komplexer Klaviertechnik kommt hier zum Ausdruck. Der Tondichter hat es gerade in diesem Konzert verstanden frei zu phantasieren, was sich beispielsweise in der genialen Anfangskadenz des Kopfsatzes nachweisen lässt. Das Konzert ist die logische Weiterentwicklung des Genres nach seinen ersten vier Beiträgen.Jedoch lässt sich auch in Beethovens reifesten , geschlossensten Konzert feststellen, dass der Schlusssatz (Rondo) noch nicht die Bedeutung hat wie bei Komponisten späterer Epochen (Robert Schumann, Peter Tschaikovsky oder Sergei Rachmaninov).
Der Hauptsatz
Für sein fünftes Klavierkonzert schreibt Beethoven einen ebenso gewaltigen Kopfsatz wie für sein 4.Klavierkonzert (op. 58). Beide monumentalen Sätze dauern über 20 Minuten. Mit 582 Takten ist dieser Satz noch größer angelegt als der erste Satz seiner 9. Sinfonie. Dieses gewaltige Allegro beginnt mit einem kraftvollen Es-Dur-Akkord des Orchesters. Die eigentliche Einleitung jedoch kommt dem Klavier mit einer virtuosen Kadenz zu. Anschließend wird das schwungvolle Hauptthema von der ersten Violine vorgestellt. Das zweite Thema verursacht einen Stimmungswechsel. Das Klavier leitet mit einem chromatischen, von Trillern umspielten Lauf, das geheimnisvoll wirkende Thema ein. Zunächst spielt nur der Solist dieses geniale Gegenstück zum kraftvollen ersten Thema. In es-Moll und pianissimo schreitet dieser lyrisch und hymnisch wirkende marschartige Teil vorüber. Im anschließenden Verlauf des Meisterwerkes kommt es immer wieder zu einer Art Dialog zwischen Orchester und Klavier. Im ungewöhnlich langen Durchführungsteil gelingt es Beethoven mit Motiven und musikalischen Bildern die Idee der Humanität umzusetzen. Erneut kommt nun zu einem Stimmungsumschwung. Das Klavier sowie die Oboen und Klarinetten werfen geheimnisvolle und verschleierte Motive ein. In alter Brillianz bricht das Hauptthema danach strahlend hervor. Auch das zweite Thema bringt Beethoven erneut zu Gehör. Als es zum zweiten Mal erklingt, wird es von Klavierfigurationen umspielt, die zum jubelnden Gesang des gesamten Orchesters gesteigert werden. In seinem letzten Konzert verzichtet Beethoven auf eine virtuose Kadenz. Stattdessen wird das Klavier in seiner gesamten Virtuosität in den Verlauf der Coda einbezogen.
Dieser gewaltige Satz für Klavier und Orchester ist bis heute eine der bekanntesten Eingebungen des Meisters aus Bonn geblieben. Viele nachfolgende Komponisten lehnten sich an Beethovens Klavierkonzerte an (z.B. Johannes Brahms)
Der zweite Satz
Der zweite Satz (Adagio un poco moto) in H-Dur ist von ernstem Charakter. Ein feierliches choralähnliches Thema wird zunächst vom Streichquintett vorgetragen. Das Klavier antwortet nach einiger Zeit auf dieses Thema. Dies geschieht durch schnelle Sechzehntel und Triolen. An das zweite Thema des ersten Satzes erinnern die nun einsetzenden Triller, mit denen das Thema ausgeschmückt wird. Das Orchester beendet diesen träumerisch ernsten und kurz gehaltenen Satz. Es ist ein Satz von ergreifender Schönheit und gehört zu den schönsten langsamen Sätzen Ludwig van Beethovens.
Der Schlusssatz
Die beiden Ecksätze des Klavierkonzertes stehen in Es-Dur. Dieses Rondo (Allegro) ist im 6/8-Takt gehalten. Es schließt direkt an das Adagio an. Ein langes b der Hörner eröffnet das Kopfmotiv des Final-Rondos. Der Satzbeginn erinnert an das Thema des dritten Satzes in Beethovens viertem Klavierkonzert. Der Schlusssatz, (etwa 11 Minuten Aufführungsdauer), beginnt mit dem fortissimo gespielten Vortrag des Themas durch das Soloinstrument. Ein zweites Motiv, von tänzerischer Art, trägt zur Entwicklung des Themas bei, welche im Durchführungsteil abgeschlossen wird. Beethoven lässt hier die Form des Rondos mit der Sonatenform verschmilzen. Somit ist der Zusammenhang zum Kopfsatz des Konzertes hergestellt. Die Coda hält eine Überraschung in beethovenscher Manier bereit. Zunächst konzertiert das Klavier mit der Pauke. Leise pocht das Motiv "an die Pforte" (Zitat:L.v.Beethoven). Dem Klavier gelingt es zunächst nicht aus dieser Bewegungslosigkeit auszubrechen. Es verstummt nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen. Kurz darauf wachsen plötzlich wie aus dem Nichts energische Oktavskalen des Klavieres empor und reißen das Orchester zum abschließenden Tutti mit.
Das Konzert im Gesamtwerk Beethovens
Beethovens letztes reine Klavierkonzert (er schrieb sein Violinenkonzert op 61 später für Klavier um) ist der Gipfel der beethovenschen Weiterentwicklung dieses Genres. Was er mit dem 3.Klavierkonzert begonnen hatte und über das ebenfalls gewaltige vierte weiterführte, vollendete er nun. Gerade dieses Konzert beeinflusste in großem Maße nachfolgende Künstler und die weitere Entwicklung der Gattung. Die Tonart Es-Dur (in der u.a. die 3.Sinfonie und die "Les Adieux"-Sonate stehen) wurde von Beethoven des öfteren benutzt, um Heldentum und Heroismus darzustellen. Es ist die parallele Tonart zu seiner Lieblingstonart c-Moll. Das Konzert entstand in der mittleren Schaffensperiode in Gesellschaft von beispielsweise der fünften bis siebten Sinfonie oder dem vierten Klavierkonzert. Es war das Jahrzehnt (1803-1813) in dem Beethoven zumindest quantitativ den Höhepunkt seiner Schaffenskraft erreichte.
Literatur
- Georg Kinsky : Beiträge zur Beethoven-Bibliograpfie ; Studien und Materialien zum Werkeverzeichnis , Henle-Verlag München 1978, ISBN 3-87328-028-0
- Hansjürgen Schaefer: Konzertbuch Orchestermusik A-F ,VEB Deutscher Verlag für Musik Leipzig 1958
Siehe auch: