Benutzer:Roxanna/Islam in Ungarn

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ISLAM IN RUSSLAND (Entwurf)

Nach offiziellen Angaben (Präsident Putin am 15. August 2003 gegenüber „Gazeta“) sind 20 Millionen (nach anderen Angaben 15-22 Millionen) der 143 Millionen Einwohner Russlands Muslime, also etwa jeder siebte Staatsbürger (10-15 Prozent).

Der prozentuale Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung Russlands ist somit etwa ebenso hoch wie es einst der Anteil der Muslime an der Bevölkerung der größeren Sowjetunion gewesen war (40-50 Millionen von 280-290 Millionen). Der Druck einer zahlenmäßig derart bedeutende Minderheit zwang die Sowjetunion und zwingt Russland zu Nachsicht und oftmals zu einem proislamischen bzw. proarabischen Kurs im Nahen Osten ähnlich wie z.B. auch die traditionell zumeist proisraelische Nahostpolitik der USA z.T. unter dem Einfluß einer Lobby der Minderheit jüdischer US-Amerikaner steht.

Bevölkerungsstruktur

Politisches und kulturelles Zentrum des Islams in Russland war und ist Kasan. Kasan gilt als die heimliche „islamische Hauptstadt“ neben der „europäischen“ Hauptstadt Moskau.

geographisch

Die zahlreichste muslimische Volk in Russland sind die Tataren. Mit rund 6 Millionen Angehörigen sind sie das nach den Russen (80%) zweitgrößte Volk (4%) und zugleich auch die größte Minderheit des riesigen Vielvölkerstaates. Zwei Drittel der Tataren leben in Tatarstan (Kasan), wo sie gut 50% der Bevölkerung stellen (gegenüber 40% Russen). Außerhalb ihrer autonomen Republik erstreckt sich ihr Siedlungsgebiet entlang der Wolga und des Ural, zusammen mit den anderen muslimischen Völkern bis zum Nordkaukasus bzw. bis nach Mittelasien.

ethnisch

Weitere bedeutende muslimische Völker sind die den Tataren verwandten und benachbarten Baschkiren (1,5 Millionen), von denen ebenfalls zwei Drittel in ihrer autonomen Republik leben (Baschkortostan ist die flächenmäßig größte der muslimischen Autonomien Russlands), dort aber nur knapp 30% der Bevölkerung ausmachen (gegenüber 40% Russen und 25% Tataren) sowie Kasachen (1 Millionen) und Aserbaidschaner (fast 300.000), die zum Teil aus ihren ehemals sowjetischen Nachbarstaaten in Mittelasien und im Kaukasus nach Russland eingewandert sind. Hinzu kommen Tschetschenen (1,3 Millionen), die auf drei Kaukasusrepubliken verteilten Tscherkessen (700.000 einschließlich Kabardiner und Adygeja), Awaren (700.000) bzw. Darginer (450.000) in Dagestan, die auch im benachbarten Aserbaidschan lebenden Lesgier (in Dagestan etwa 300.000) sowie die den Tschetschenen verwandten und benachbarten Inguschen (300.000).

Die indigenen Völker der Kaukasusrepubliken sind weniger bevölkerungsreich, und außer in Tschetschenien (93%), Inguschetien (77%) und Kabardino-Balkarien (67%) bilden muslimische Kaukasier nicht die Bevölkerungsmehrheit in ihren autonomen Republiken. Dennoch sind auch Dagestan und Karatschai-Tscherkessien zumindest mehrheitlich muslimisch. Damit stellt der Nordkaukasus das zweitwichtigste, kompakte muslimische Siedlungsgebiet in Russland dar.

Die turkstämmigen Tschuwaschen (Tscheboksary an der Wolga) und die iranischstämmigen Osseten (Wladikawkas im Kaukasus) sind zwar mehrheitlich christlich-orthodox, eine Minderheit beider Völker bzw. ihrer beiden Republiken bekennt sich jedoch zum Islam. Zahlreiche Muslime leben auch in den russischen Großstädten Moskau, Petersburg, Iwanowo, Twer, Jaroslawl, Kaliningrad, Astrachan, Orenburg und Troizk. In Moskau, Kasan usw. gibt es zudem zahlreiche russische Konvertiten. Umgekehrt sind eine unbekannte Anzahl "ethnischer Muslime" (kulturell islamisch geprägte Angehörige orientalischer Völker) als Atheisten einzustufen.

sozial

Die Tataren, anfangs nomadisierende Viehzüchter, wurden nach der russischen Eroberung zu seßhaften Bauern. Vor allem die ländliche Bevölkerung befürwortet eine verstärkte Hinwendung Russlands zum Islam und den orientalischen "Bruderstaaten". Heute lebt allerdings die Mehrheit Tatarstans und Baschkortostans in Kasan, Ufa und anderen Städten, wo Handwerk und Handel an lange und erfolgreiche Traditionen anknüpfen.

In letzter Zeit hat aber besonders der Ölreichtum den Tataren und beiden autonomen Republiken großen Wohlstand gebracht, der sich in einem hohen Bildungsniveau (Tataren traditionell als intellektuelle Elite der Muslime Russlands), aber allmählich auch in einer zunehmenden Veralterung der Bevölkerung und geringerer Geburtenrate widerspiegelt. Eine Mehrheit der städtischen Tataren (Muslime und Atheisten) hat hohe Bildungsabschlüsse, ist politisch und sozial emanzipiert und orientiert sich auf Europa bzw. die verwestlichte Türkei.

Dennoch ist die Geburtenrate der muslimischen Völker Russlands weiterhin höher als jener der Russen und christlichen Völker. Angesichts des anhaltenden, beinahe dramatischen Bevölkerungsrückgangs Russlands (1991: 148-149 Millionen Einwohner, 2001: 143-144 Millionen, Tendenz anhaltend) beschwören einige russisch-orthodoxe Nationalisten die Furcht vor einer wesentlichen Verschiebung des Gewichts des muslimischen Bevölkerungsanteils innerhalb einer dann kleineren Gesamtbevölkerung zugunsten einer "Islamisierung" Russlands bis zum Ende des 21. Jahrhunderts (von 15 auf 50%).

Geschichte des Islams in Rußland

Die Geschichte des Islams in Russland ist 1300 Jahre alt, vor 1000 Jahren wurde Kasan als islamische Stadt gegründet.

Islamisierung

Anfang des 8. Jahrhunderts erreichte die islamische Expansion des arabischen Kalifats mit der Eroberung Transkaukasiens die Südgrenze des heutigen Russland. Auch die nordkaukasische Stadt Derbent in Dagestan wurde islamisch (und blieb bis zur russischen Eroberung 1801 jahrhundertelang aserbaidschanisch bzw. persisch). Im 9. Jahrhundert mißlang die Missionierung der Südrussland beherrschenden Chasaren, nur Teile der Unterschichten nahmen den Islam an (die herrschende Elite das Judentum).

Dafür aber traten im 10. Jahrhundert die Wolgabulgaren (als deren Nachkommen sich die heutigen Tataren und Baschkiren sehen) zum Islam über (Mission des Ibn Fadlan 922), ebenso Teile der Kiptschaken. Die Herrscher der Kiewer Rus zogen jedoch 988 die Annahme des orthodoxen Christentums den muslimischen Missionsversuchen vor, und auch die muslimischen Erfolge an der Wolga schienen mit dem Mongolensturm ab 1236 zerstört (Vernichtung des Bulgarenreiches). Doch schon 1252 trat mit Berke Khan auch der erste Mongolenherrscher der Goldenen Horde zum Islam über. Seine Nachfolger stellten sich im Kampf gegen die ebenfalls mongolischen Ilkhane Persiens auf die Seite des Kalifats in Kairo.

Russisches Reich

Bis 1380 bzw. 1480 stand die Rus bzw. stand Russland unter tataromongolischer Fremdherrschaft. Faktisch aber fand in weiten Bereichen eine russisch-tatarische Symbiose und sogar Verschmelzung statt, die sich auch nach der russischen Eroberung der Khanate Kasan, Astrachan und Sibir im 16. Jahrhundert fortsetzte, da das Zarenreich die Tataren fortan als Mittler, Vorboten und Zwischenhändler zur Einflußnahme auf Mittelasien einsetzte. Von Boris Godunow über Turgenjew bis Lenin hatten führende Russen immer wieder auch tatarische Vorfahren, das vermeintlich eurasische bzw. „asiatische Wesen“ der Russen wurde im westlichen Abendland als Vorurteil gepflegt.

Im 19. Jahrhundert ging jedoch mit der unmittelbaren Eroberung Mittelasiens (1868 Unterwerfung Bucharas, 1873 auch Choresms, 1876 Vernichtung Kokands) und Kaukasiens (1859 Niederlage des Imam Schamil, 1864 Emigration der Tscherkessen, 1878 Angliederung von Kars) der Einfluß der Tataren zurück, bereits seit dem 18. Jahrhundert hatte sich der ideologische Gegensatz zwischen Islam und Orthodoxie durch die russischen Türkenkriege (1783 Eroberung des Krim-Khanats) verschärft. Ein nunmehr panslawistisches Russland beanspruchte den Balkan, Armenien und selbst Istanbul sowie Sinkiang, Hunderttausende von Kaukasiern und Turkmenen flohen ins Osmanische Reich. Zeitgleich mit dem Panslawismus entstand die intellektuelle Reformbewegung des Dschadidismus, die von den Tataren ausging und aus der wiederum der türkisch-nationalistische Panturanismus sowie der muslimisch-kommunistische Sultangalijewismus (später als Diffamierung so bezeichnet) hervorgingen.

Sowjetunion

Nach dem Zusammenbruch des Russischen und des Osmanischen Reiches bestärkten die Februar- und Oktoberrevolution 1917 zunächst das Streben der Muslime Russlands nach Autonomie und Religionsfreiheit noch. Während des anschließenden Bürgerkrieges fanden sich Völker jedoch auf unterschiedlichen Seiten wieder. Wolgatataren und Osseten kämpften für die Sowjets, gegen sie kämpften Baschkiren, Aseris, Kasachen und die übrigen Kaukasusvölker.

Die stalinistische Nationalitätenpolitik sollte jedwede Einheit oder Verbundenheit zwischen den muslimischen Völkern der Sowjetunion zerstören, Dutzende kleiner Autonomiegebilde (ASSR) wurden geschaffen und gegeneinander ausgespielt. Unter dem Vorwurf der Kollaboration mit Hitlerdeutschland ließ Stalin noch 1944 die Mehrheit der Krimtataren, Tschetschenen, Inguschen, Kumyken, Balkaren und Karatschaier („Bergtataren“) deportieren (nach Mittelasien und Sibirien), erst 1957 wurden diese Völker rehabilitiert und erhielten ihre Autonomien zurück (außer die Krimtataren, die Tscherkessen nur zusammen mit den Karatschaiern).

Dem staatlich verordneten Atheismus fielen Tausende Moscheen zum Opfer, von 25.000 vor der Revolution (1917) existierten 1989 nur noch 500(!). Muslimische Geistliche wurden ausschließlich vom kommunistischen Staat ausgebildet und eingesetzt. Erst mit der Perestroika öffnete KP-Chef Gorbatschow seine Partei 1987 auch für Muslime. Für seinen geplanten neuen Unionsvertrag warb er besonders um die Unterstützung Kasachstans, dessen KP-Chef Nasarbajew er bis 1991 vergeblich mit dem Vizepräsidentenamt in einer erneuten UdSSR köderte.

Aktuelle Probleme

Die islamische Rückbesinnung Ende der 1980er Jahre ging wiederum von den Tataren aus und war während der Perestroika bzw. dem Ende der Sowjetunion zunächst Teil der Demokratiebewegung in Russland.

Tatarstan

Bereits 1990 hatte Tatarstan innerhalb der Sowjetunion seine Souveränität erklärt, bis heute ist es die einzige autonome Republik innerhalb der Russischen Föderation, die weder den Föderationsvertrag von 1991 noch dessen spätere Modifizierungen ratifiziert hat. Allerdings hat Kasan (anders als Tschetschenien) auf eine Unabhängigkeitserklärung verzichtet und 1994 Sonderrechte ausgehandelt.

Mit der Zentralregierung in Moskau aber auch mit den baschkirischen Nachbarn in Ufa streitet Kasan seitdem um mindestens drei Punkte

  • die Aufteilung der Erdöleinnahmen bzw. der abzuführenden Steuern
  • die Eiführung der lateinischen Schriftsprache (Tatarstan ist die einzige Region Russlands, die das Kyrillische abgeschafft hat, vor 1940 wurde in Tatarstan noch die arabische Schrift benutzt, die Verwendung der lateinischen Schrift ist Ausdruck der West-Orientierung auf die Türkei. Demgegenüber fordern tatarische Islamisten die Wiedereinführung der arabischen Schrift, um mit der islamischen Welt verbunden zu sein)
  • das Bestreben, Tatarstan und Baschkortostan zu einer gemeinsamen Republik bzw. zur "Tatarisch-Türkischen Gemeinschaft Wolga-Ural" zusammenzuschließen (Über 50% der Einwohner Tatarstans sowie knapp 25% der Einwohner Baschkortostans sind Tataren, und die Baschkiren sind mit den Tataren aufs Engste verwandt.)

Nordkaukasus

Schon 1989 bzw. 1991 war die "Konföderation der Bergvölker des Kaukasus" gegründet worden, inzwischen "Konföderation der Kaukasusvölker" umbenannt. Ihr gehören nicht nur die muslimischen Völker des Nordkaukasus, sondern auch die südkaukasischen Abchasen und Osseten Georgiens an. Die Konföderation aus 16 Völkern versteht sich als oppositionelle Sammlungsbewegung gegen die in den Kaukasus-Republiken weiterhin etablierten alten Apparatschiks, moskautreuen Bürokraten und postkommunistischen Eliten. Ziel der Organisation war ein gemeinsames Gegengewicht zur Zentralregierung sowie der Zusammenschluß der muslimischen Bergvölker in einer gemeinsamen Republik, wie sie 1920-1921 in Form der "ASSR der Bergvölker" (Kabardiner, Tschetschenen, Inguschen, Tscherkessen, Osseten, Balkaren und Karatschaier) schon einmal kurzzeitig bestanden hatte. Die Konföderation wurde von Moskau für illegal erklärt, unterstützte aber die Sezessionen Tschetscheniens von Russland und Abchasiens von Georgien, ohne jedoch selbst mit Moskau zu brechen. Ihre Vermittlung in den nach 1991 ausgebrochenen Konflikten im Nordkaukasus lehnt Moskau ab.

  • Anders als die Tschetschenen stimmten die Inguschen in einem Referendum 1991 gegen die Unabhängigkeit und für den Verbleib bei Russland, was zur Teilung der 1934-1944 und 1957-1992 gemeinsamen ASSR beider Völker führte. Ein für 1999 angesetztes weiteres Referendum wurde von Moskau verboten, und 2001 trat schließlich der langjährige Republikpräsident Ruslan Auschew zurück, der sich vergeblich mit Russlands Ex-Premier Primakow um Verhinderung bzw. Beendigung des Tschetschenienkrieges bemüht hatte. Zudem streitet Inguschetien mit Nordossetien um dessen Hauptstadt Wladikawkas, die bis 1944 zu Tschetscheno-Inguschetien gehört hatte.
  • Zum Unabhängigkeitskrieg in "Tschetschenistan" siehe Tschetschenische Geschichte, Erster Tschetschenienkrieg und Zweiter Tschetschenienkrieg. Faktisch gab es lange Zeit drei tschetschenische Konfliktparteien: moskautreue Tschetschenen (wie Achmad Kadyrow und Boris Gantamirow), nationalistische Tschetschenen (wie Dschochar Dudajew und Aslan Maschadow) und islamistische Tschetschenen (wie Schamil Bassajew und Mowladi Udugow), die einen "Heiligen Krieg" in die Nachbarrepubliken Dagestan und Inguschetien tragen wollen.
  • Die tschetschenischen Angriffe destabilisieren vor allem das instabile Gleichgewicht in Dagestan, der flächenmäßig größten der russischen Kaukasus-Republiken, aber zugleich auch eine der ärmsten Regionen Russlands, in welcher über 100 muslimische und nichtmuslimische, kaukasische und nichtkaukasische Völker zusammenleben. Die bevölkerungsreichsten sind die Awaren (30%), Darginer (16%), Kumyken (14%) und Lesgier (13%), deren Brüder in Aserbaidschan rechtlos sind.
  • Seit den Regionalpräsidentenwahlen in Karatschai-Tscherkessien 1999 droht die Spaltung dieser autonomen Republik. Die den zahlreicheren und traditionell moskautreuen Karatschaiern unterlegenen Tscherkessen und Abasinen wollen ihre eigene autonome Republik zurück (wie sie bis 1957 bestanden hatte), einige erstreben sogar eine Unabhängigkeit wie Tschetschenien.

Wahlkampf

Bereits 1990 war von Kasaren in Astrachan die "Partei der Islamischen Wiedergeburt" (bzw. "Islamische Partei der Wiedergeburt") gegründet worden. Ziel war zunächst noch die politische Gleichberechtigung und Einheit der Muslime in allen Unionsrepubliken, seit dem Untergang der UdSSR gibt bzw. gab es die PIW daher auch in Usbekistan und Tadschikistan (siehe: Tadschikischer Bürgerkrieg) sowie formal auch in Kaschstan, Kirgistan und Turkmenistan. Sie strebte eine starke muslimische Fraktion in der sowjetischen bzw. russischen Volksvertretung an und breitete sich bald von der Wolga un den Nordkaukasus aus. Doch weitere muslimische Parteien entstanden, von einer Einheit der Muslime konnte bald keine Rede mehr sein. Die PIW hatte niemals eine ausreichend breite Basis, litt unter Finanzsorgen (die sie mit verzweifelten Spekulationen noch verschlimmerte), versäumte die Schaffung eigener Massenmedien und verfügte über zwar prominente, nicht jedoch über erfahrene Politiker.

Die russische PIW löste sich deshalb 1994 faktisch auf, aus ihrem Umfeld entstanden aber zwei weitere wichtige Parteien: die Muslimische Bewegung "Nur" (Licht) und die "Union der Muslime Russlands" (SMR). Beide Parteien verfügen über Zellen und Organisationsstrukturen in über der Hälfte aller 89 Regionen Russlands sowie über muslimische Sponsoren im In- und Ausland.

Die Union der Muslime gilt zwar als eher laizistisch bzw. säkulär, ihr Ziel ist die Überwindung der nationalen Spaltung und eine Regierungsbeteilung der Muslime in Moskau, scheint aber fast allein auf dieses Ziel eingefahren zu sein. Sie sieht sich in ihrem Parlamentarismus als Nachfolger der ehemaligen "Union der Muslime" des zaristischen Russland und hat ihre meisten Anhänger im Nordkaukasus und Baschkortostan. Die Bewegung "Nur" ist hingegen weniger politisch und konzentriert sich auf kulturelle sowie erzieherische Probleme wie Menschenrechte, Religionsfreiheit und Traditionspflege. Damit ist sie moderater, weil im gesellschaftlichen Leben auch bei fehlenden Wahlerfolgen präsenter. Hinter "Nur" steht zudem der Großteil der muslimischen Ulama, die Hochburg der Bewegung ist Tatarstan. Beide Parteien hatten übrigens lange Zeit gute Kontakte zur russischen LDPR, da Schirinowskis Nationalisten und die Muslimparteien sich als potientielle Koalitionspartner sahen. Mißerfolge sowohl der Union als auch der Bewegung bei den Parlamentswahlen 1995 bis 2003 sowie die Wahlniederlage auch der inzwischen gespaltenen LDPR bereiteten solchen Visionen aber ein deutliches Ende. Kein Abgeordneter einer muslimischen Partei sitzt im russischen Parlament.

Weder Ost noch West - Russland, ein Land des Dritten Weges?

Noch kurz vor seinem Tod 1989 soll der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini dem sowjetischen KP-Chef Gorbatschow geraten haben, den Islam in der UdSSR zur Staatsreligion zu machen, wollte er die Sowjetunion vor Zusammenbruch und Auseinanderbrachen bewahren. Zu einer "UdISR" (Union der Islamisch-Sozialistischen Sowjetrepubliken) kam es bekanntlich nicht, Khomeinis einstiges Leitmotiv "Weder Ost noch West" aber ist es, das heute auch bezogen auf Russlands politische Orientierung heftig debattiert wird... (wird fortgesetzt)

Organisationen

  • Partei der Islamischen Wiedergeburt (PIW), in Russland 1994 allerdings faktisch aufgelöst
  • Union der Moslems Russlands (UMR bzw. SMR), seit 1995
  • Allrussische Muslimische Soziale Bewegung „Nur“ (Licht), ebenfalls seit 1995
  • Tatarisches Gesellschaftliches Zentrum (Tatarstan, Baschkortostan und Tschuwaschien)
  • Ittifaq (Tatarstan)
  • Union der jungen Muslime (Baschkortostan)
  • Union der Muslime (Tschuwaschien)
  • Islamischer Weg (Tschetschenien)
  • Zhamaat Muslimi, Islamische Demokratische Partei, Islamisches Zentrum (alle Daghestan)
  • Geistliche Verwaltung der Muslime Zentralrusslands (Wolga-Region und Moskau)
  • Geistliche Verwaltung der zentraleuropäischen Gebiete Russlands (Moskau bis Kaliningrad)
  • Rat der Muftis in Russland
  • Konföderation der Bergvölker des Kaukasus

Siehe auch

Literatur

  • Aleksei V. Malashenko: Transition. Prag 29.12.1995
  • J.W. Bromljei: Narodui Mira - istoriko-etnografitscheski Sprawotschnik (Völker der Welt - historisch-ethnographisches Handbuch). Moskau 1988