Saporischschja

Hauptstadt der Oblast Saporischschja in der südöstlichen Ukraine
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Saporischschja (ukrainisch Запоріжжя/Saporischschja, wissenschaftliche Transliteration Zaporižžja; deutsch auch Saporischja, russisch Запорожье/Saporoschje; früher ukrain. Olexandriwsk, russ. Alexandrowsk) ist eine Stadt in der südlichen Ukraine mit 822.931 Einwohnern (Stand 1. Januar 2004). Saporischschja liegt 70 km südlich der Stadt Dnipropetrowsk am Dnepr (ukrain. Dnipro) und ist Hauptstadt der Oblast Saporischschja, ein wichtiger Verkehrsknoten (Straße, Eisenbahn und Hafen), Industriezentrum, kultureller Mittelpunkt mit Hochschulen, Theater und Museen.

Geschichte

 
"Die Saporoscher Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief" (1880)

Aus archäologischen Funden geht hervor, dass sich vor 5.000 bis 6.000 Jahren an dieser Stelle Niederlassungen skythischer Nomadenstämme befanden. An der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert entflohen leibeigene Bauern aus Mittelrussland dem Joch ihrer Feudalherren an den Dnepr (ukrain. Dnipro) auf freien Boden und nannten sich Kosaken, was freie Menschen bedeutete.

Auf der Insel Chortyzja, jenseits der Stromschnellen des Dnepr entstand der Herd des Saporoger Kosakentums, die berühmte Saporoger Setsch oder aufukr. Saporischska Sitsch . Im 18. Jahrhundert wurden die Kosaken zu einem privilegierten Militärstand im zaristischen Russland, der an den Landesgrenzen Boden erhielt, dafür aber diese Grenzen militärisch schützen musste.

1770 wurde am Dnepr eine Festung errichtet, neben der die Ortschaft Olexandriwsk, die Vorläuferin des heutigen Saporischschja entstand. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war Olexandriwsk ein Kreisstädtchen, das im Jahre 1921 in Saporischschja umbenannt wurde.

In den Kriegsjahren 1941 bis 1945 wurde die Stadt aufs schwerste in Mitleidenschaft gezogen. Sie war im und nach dem Zweiten Weltkrieg der Standort eines Kriegsgefangenenlagers.

Wirtschaft

Industrie

Nach dem Ende des Bürgerkrieges (1918-1921) begann eine intensive industrielle Entwicklung. Entscheidend trug dazu der Bau des Wasserkraftwerks am Dnepr bei, das am 1. Mai 1932 vollendet wurde und damals eines der größten Europas war. Es wurde nach Kriegszerstörungen 1947 wieder aufgebaut.

Das Vorhandensein billiger Stromkraft und die Nähe der Lagerstätten von Kohle, Eisenerz und Mangan bedeuteten günstige Voraussetzungen für die Anlage von Großbetrieben der Eisen- und Nichteisenmetallurgie und des Maschinenbaus.

Heute ist Saporischschja ein wichtiges Industriezentrum der Region mit Firmen der Schwerindustrie (besonders Metallurgie), der Aluminium-, und chemischen Industrie. In der Stadt werden Landmaschinen und Motorfahrzeuge (: ZAZ) hergestellt. Der Hafen von Saporischschja ist Umschlagplatz für Güter aus dem Donezbecken.

Energie

Bei Saporischschja befindet sich das größte zentrale Wasserkraftwerk (hydroelektrische Station) der Ukraine auf dem Fluss Dnepr, das "DneproGES 2". Erbaut wurde die ursprünglich als "DneproGES" oder Dnjeprostroj bezeichnete Talsperre von 1927 bis 1932 bei der Stadt Saporischschja, dort wo der Dnepr in Höhe der Insel Chortitza zwischen Dnipropetrowsk und Saporischschja in früherer Zeit für seine Stromschnellen und Felsen im Wasser berüchtigt war. Das ist der Ort, von dem die Stadt ihren Namen bekommen hat (Saporischschja heißt "Hinter den Stromschnellen" - sa = hinter, porisch = Steine, Felsen). "DneproGES" wurde 1932 in Betrieb genommen und bis 1939 erreichte die Elektrostation ihre geplante Produktionskapazität. In der gleichen Höhe beginnt die Prachtstraße von Saporischschja, der Prospekt Lenina (dt. Leninboulevard), der 12 km lang ist, mitten durch die Stadt führt und somit die längste Allee Europas ist.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Wasserkraftwerk zerstört (siehe Dnjeprostroj) und in den Jahren 1944 bis 1950 als "DneproGES 2" wieder aufgebaut. 1969-1980 wurde "DneproGES" zur Zunahme der Kapazität und dem Aufbau einer Fahrbahn auf der Staumauer vergrößert. Auch am linken Ufer wurde ein weiterer Steuerraum errichtet. Dieser Teil wird als "Dnjeprostroj-3" bezeichnet.

Das Kraftwerk liefert eine Energie von 1.500 Megawatt für die Industriegebiete von Dnipropetrowsk, Krywyj Rih und Saporischschja. Auf einer Länge von mehr als 65 Kilometer erhöht sich der Wasserspiegel des Dnepr durch den Staudamm von Saporischschja bis nach Dnipropetrowsk. Mit der dadurch einsetzenden Überschwemmung der Stromschnellen des Flusses wurde der Fluss erst von Dnipropetrowsk bis zum Schwarzen Meer schiffbar gemacht und das sogar für die großen Hochseeriesen der Weltmeere.

Nicht weit von Saporischschja beginnt der Kachowkaer Stausee; seiner gewaltigen Ausmaße wegen wird er von der Bevölkerung liebevoll auch als "Meer" bezeichnet. Für die Auffüllung des 240 km langen Beckens, das den Anbau von Wein, Obst und selbst Reis in der Region möglich machte, brauchte man zwei Jahre. 70km flussabwaerts befindet sich in Enerhodar das größte Kernkraftwerk Europas.

Verkehr

Der ÖPNV der Stadt wird durch die Straßenbahn (s. Straßenbahn Saporischschja) und durch Obusse durchgeführt.

Städtepartnerschaften

Die Stadt Saporischschja unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

  • Linz an der Donau (Österreich) Hier gibt es deshalb auch eine Saporoschjestraße

Sehenswürdigkeiten

Saporischschja ist eine der schönsten Industriestädte der Ukraine mit zahlreichen Parks und Grünanlagen, Obstgärten, Grünalleen und Blumenrabatten, die sich an den breiten Straßen entlangziehen.

Die malerische Insel Chortyzja im Dnepr, wo einstmals die berühmte Saporoger Setsch ihren Standort hatte, ist nunmehr ein beliebter Erholungsort der Einwohner.

Aus Saporischschja führt der Weg nach Süden wiederum durch endlose Steppen. 57 Kilometer nach der Stadt erkennt man rechts die Wassermassen des riesigen Kachowkaer Stausees.

Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Dnepr-Staumauer Dnjeprostroj. Sie erstreckt sich über eine Länge von 3 Kilometern und hat einen Höhenunterschied von 57 Metern.


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