Berlin-Friedenau

Ortsteil von Berlin
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Friedenau /ˌfriːdən'aʊ̯ / ist ein Ortsteil im Bezirk Tempelhof-Schöneberg von Berlin. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt rund 1,5 Kilometer, in West-Ost-Richtung sind es etwa 1,2 Kilometer. Die ehemals selbstständige Landgemeinde wurde 1871 gegründet und 1920 als Ortsteil von Schöneberg in das neue Groß-Berlin eingemeindet. Seinen Namen verdankt Friedenau dem Ende des deutsch-französischen Krieges.

Das Friedenauer Wappen
Datei:Lage Friedenau in Berlin.png
Lage Friedenaus in Berlin

Ursprünglich wurde Friedenau als Villenvorort gegründet. Später wurden jedoch aufgrund von Wohnraummangel viele Villen abgerissen und stattdessen Mietshäuser errichtet. 1913 wurde der Grundstein für das Rathaus Friedenau gelegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es unter sowjetischer Besatzung für kurze Zeit ein eigenständiger Bezirk. Friedenau wurde oft als Teil von Steglitz angesehen, da beide Stadtteile bis zur Einführung des neuen Postleitzahlensystems im Jahr 1993 dieselbe Postleitzahl (ehemals „41“) hatten. Die Ostgrenze Friedenaus verläuft entlang der Haupt- und Fregestraße. Mitunter werden auch die noch weiter östlich gelegenen Gebiete - wie z.B. der S-Bahnhof Friedenau, die Ceciliengärten und die Umgebung der Rubensstraße bis hin zum Auguste-Viktoria-Krankenhaus (AVK) - zu Friedenau gezählt.

Der zentrale und dennoch ruhige Charakter von Friedenau wird nicht nur durch die Rhein- und Hauptstraße als Einkaufsmeile geprägt, sondern durch die vielen kleinen und engen Wohnstraßen mit ihren Vorgärten, den Bäumen an den Straßen und den alten Häusern, von denen viele unter Denkmalschutz stehen. Die Besonderheit liegt in der teilweise hufeisenförmigen Aufteilung der Straßen mit dem - als Dorfanger konzipierten - zentral gelegenen Friedrich-Wilhelm-Platz, die hierdurch eine verbindende Struktur zueinander haben.

Wirtschaft

Die ursprüngliche Konzeption Friedenaus war schwerpunktmäßig auf das Wohnen in diesem Ortsteil ausgerichtet. Durch die schnelle und gute Anbindung des Schienenverkehrs bildeteten sich zusätzlich kleine und mittlere Industriebetriebe, insbesondere im Bereich der südlichen Rheinstraße und der Bundesallee (ehemals Kaiserallee). Hierbei sind die folgenden historischen Firmen erwähnenswert:

  • Optische Anstalt C. P. Goerz, seit 1886 in der Rheinstraße,
  • Carl Bamberg, Werkstätten für Präzisions-Mechanik und Optik (später Askania-Werke), seit 1888 in der Bundesallee,
  • Bildgießerei Noack, seit 1899 in der Varziner Straße 18, in der unter anderem Werke von Renée Sintenis und Ernst Barlach entstanden sind,
  • Juwelier Lorenz, der seit 1874 in der Rheinstraße 59 sein stadtbekanntes Geschäft betreibt.

Rund um die Hauptverkehrsachsen der Bundesallee, der Rhein- und Hauptstraße sowie dem Südwestkorso entstand zudem eine gesunde Infrastruktur von Gewerbetreibenden, die dem Ortsteil eine gewisse Anziehungskraft verlieh. Hierzu zählt auch der Wochenmarkt auf dem Breslauer Platz, der seit 1881 noch immer regelmäßig stattfindet (dienstags, donnerstags und samstags). Die Attraktivität Friedenaus spiegelt sich nicht zuletzt in der Liste der prominenten Anwohner wider.

Das wirtschaftliche Umfeld stellte sich auch durch den zwischen den S-Bahnhöfen Innsbrucker Platz und Bundesplatz gelegenen Güterbahnhof Berlin-Wilmersdorf dar, der wegen der Inbetriebnahme eines neuen Containerbahnhofs in der Moabiter Heidestraße in den 1970er Jahren aufgegeben wurde.

Prominente Anwohner

 
Ehrengrab Marlene Dietrich, Friedhof in der Stubenrauchstraße, Friedenau
 
Comedian Harmonists, Stubenrauchstraße 47

Friedenau hat immer wieder Künstler, Literaten, Wissenschaftler und Politiker angezogen. Zu den bekanntesten Anwohnern gehörten:

Sonstiges:

In Friedenau liegen außerdem auf dem Städtischen Friedhof Schöneberg III, Friedhof an der Stubenrauchstraße (früher Friedenauer Friedhof), begraben:

Örtlichkeiten

 
Rathaus Friedenau am Breslauer Platz

Plätze in Friedenau

  • Friedrich-Wilhelm-Platz, der zentrale Platz im Herzen Friedenaus wurde ehemals von den in Nord-Süd-Richtung fließenden Verkehrsströmen angerförmig umfahren. Die auf dem Platz im gotischen Stil errichtete evangelische Kirche "Zum Guten Hirten" ist von weitem gut sichtbar. Im Zusammenhang mit dem Bau der U-Bahn-Linie U9 (Inbetriebnahme im Jahr 1971) wurde er so umgestaltet, dass die Bundesallee nunmehr den Friedrich-Wilhelm-Platz auf der östlichen Seite tangiert, um den inzwischen sehr stark gewordenen Durchgangsverkehr aufnehmen zu können.
  • Kaisereiche an der Kreuzung Rhein- /Saar- /Schmiljanstraße (ehemals Kirchstraße). Die auf dem Mittelstreifen stehende imposante Eiche wurde am 22. März 1879 anlässlich der Goldenen Hochzeit von Kaiser Wilhelm I. und seiner Gemahlin Augusta gepflanzt, die auch an den 82. Geburtstag des Kaisers erinnern sollte. Der Platz war vorher nur als Rondell bezeichnet worden.
  • Breslauer Platz (ehemals Lauterplatz) in dreieckiger Form vor dem Rathaus Friedenau, auf dem wöchentlich an drei Tagen der Wochenmarkt stattfindet. Dieser Platz wurde wegen seines Baumbestandes ehemals als Wäldchen bezeichnet. Derzeit sind Planungen in Vorbereitung, den Platz wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Hierzu soll die Lauterstraße auf dem kurzen Teilstück zwischen Nied- und Rheinstraße für den Durchgangsverkehr geschlossen werden.
  • Innsbrucker Platz an der nordöstlichen Grenze Friedenaus zu Schöneberg gelegen, wurde ursprünglich als großes - mit Rasen und Zierblumen ausgestattetes - Rondell angelegt. Zwischen 1971 und 1979 wurde der Platz im Rahmen der Konzeption „autogerechte Stadt“ vollkommen umgestaltet und verlor dadurch seine ursprüngliche Form. Hierbei wurde zur Verlängerung der Stadtautobahn A 100 in Richtung Südosten der Platz komplett untertunnelt. Seitdem dient er als große innerstädtische Kreuzung zur Verteilung der Verkehrsströme zwischen der Haupt- und Wexstraße sowie der Stadtautobahn.
  • Walther-Schreiber-Platz am südlichen „Zipfel“ Friedenaus stellt der Platz die Kreuzung Bundesallee, Rhein- /Schloß- und Schöneberger Straße dar. Bis 2005 befand sich an der Ecke Bundesallee /Bornstraße das „Kaufhaus Hertie" (bis in die 1960er Jahre war es kleiner und hieß „Kaufhaus Held"). Der ursprüngliche Platz wurde anlässlich des Baus der U-Bahn-Linie U9 im Jahr 1971 in seine jetzige Form gebracht.
  • Perelsplatz (vormals Maybachplatz) vor der Friedrich-Bergius-Realschule (ehemals Friedenauer Gymnasium) in Form eines langgestreckten rechteckigen Platzes mit Parkanlage. Der bekannteste Schüler im Friedenauer Gymnasium war seinerzeit der spätere Theaterkritiker Friedrich Luft („Stimme der Kritik“).
  • Renée-Sintenis-Platz (ehemals Schmargendorfer Platz) als Rondell angelegt, benannt nach der gleichnamigen Künstlerin, die bis zu ihrem Tode 1965 zwanzig Jahre lang in der Innsbrucker Straße 23 in Berlin-Schöneberg lebte. Eine Skulptur auf dem Platz erinnert an das Schaffen der Künstlerin.
  • Schillerplatz an der Kreuzung Wiesbadener- /Stubenrauchstraße. Ursprünglich war der Platz als Pendant zum Schmargendorfer Platz (später Renée-Sintenis-Platz) in Form eines Rondells angelegt worden. Um den Verkehrsfluss zu gewährleisten (insbesondere dem der damaligen BVG-Buslinie „17" in der Wiesbadener Straße), wurde der Platz in den 1960er Jahren als Kreuzung umgebaut. Heute zeugt noch der Schiller-Park als kleine Grünanlage von der ehemaligen Form des Platzes.
  • Cosimaplatz im sogenannten "Wagnerviertel" in Form eines quadratischen Platzes mit einer kleinen Parkanlage. Hier befand sich die ehemalige Radrennbahn im damaligen Sportpark Friedenau. Dieser Sportpark wurde abgerissen und ab 1904 mit Mietshäusern bebaut. Das Wagnerviertel hat seinen Namen von den umliegenden Straßen, deren Namensgeberinnen meist Figuren aus Wagners Opern waren.
  • Varziner Platz vor dem viaduktartigen Durchgang zum S-Bahnhof Bundesplatz, unweit des Cosimaplatzes. Diese Einmündung der Sieglinde-, Brünnhilde- und Isoldestraße zur Varziner Straße hin war ursprünglich dem Durchgangsverkehr gewidmet. In den 1970er Jahren wurde dieser Bereich als verkehrsberuhigter Platz umgebaut.
  • Liane-Berkowitz-Platz als kleine dreieckige Grünanlage zwischen Südwestkorso, Wilhelmshöher Straße und Rheingaustraße. Der Platz wurde am 18. Januar 2000 eingeweiht. Die Namensgeberin des Platzes war Widerstandskämpferin und wohnte am Viktoria-Luise-Platz 1 in Schöneberg, wo eine Gedenktafel an sie erinnert.

Schulen in Friedenau

Grundschulen

Weiterführende Schulen

Verkehr

Schienenverkehr

Die Wannseebahn macht seit 1874 Halt in der Nähe Friedenaus am S-Bahnhof Friedenau. In Friedenau selbst liegen folgende S-Bahnhöfe der Ringbahn (S-Bahnlinien S41, S42 und S46):

Ebenso liegen in Friedenau die 1971 in Betrieb genommenen U-Bahnhöfe der Linie U9

Individualverkehr

  • Die Bundesstraße 1 verläuft in nordöstlicher Richtung quer durch Friedenau. Vom Walther-Schreiber-Platz bis zum Breslauer Platz heißt sie Rheinstraße, von dort bis zum Innsbrucker Platz Hauptstraße. Die Straße bildet das geschäftliche Zentrum des Ortsteils mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten und einer gewachsenen Infrastruktur.
  • Die Bundesallee als wichtige Nord-Süd-Verbindung verläuft vom Bundesplatz kommend bis zum Walther-Schreiber-Platz und teilt Friedenau somit in eine Ost- und eine Westhälfte. Am Friedrich-Wilhelm-Platz wird der Hauptverkehrsstrom der Bundesallee südöstlich über die Schmiljanstraße in Richtung Stadtautobahn A 103 zur Friedenauer Brücke (Anschlussstelle 3 - Saarstraße) bzw. weiter über die Thorwaldsenstraße in die südlichen Bezirke Berlins geleitet.
  • Der Südwestkorso beginnt am Bundesplatz und verläuft - wie der Name schon sagt - in südwestlicher Richtung. An der Kreuzung zur Laubacher- /Wiesbadener Straße wechselt er von Friedenau nach Wilmersdorf in Richtung Dahlem. Der Südwestkorso stellt das ruhigere Pendant zur geschäftigen Haupt- und Rheinstraße dar.

Lieder

Um 1880 entstand die Friedenauer „Nationalhymne“:

Komm' mit nach Friedenau, da ist der Himmel blau,
da tanzt der Ziegenbock mit seiner Frau Galopp,
da lacht der lieben Kuh der Ochs so freundlich zu.
Komm' mit nach Friedenau, da ist der Himmel blau.
(Verfasser und Komponist unbekannt)

Aus „Kinder, war'n das Zeiten“ von Carl Beer

Mein Friedenau, wie war's doch schön,
als du noch ledig und - alleen',
seit du mit Schöneberg getraut,
bist du schon etwas - abgebaut!

Literatur

  • Alfred Bürkner: Friedenau - Straßen, Häuser, Menschen. Stapp-Verlag, Berlin 1996, 232 Seiten, ISBN 3-87776-065-1
  • Christel und Heinz Blumensath: Das andere Friedenau - Spaziergänge durch 125 Jahre Kunst-, Literatur- und Baugeschichte. Bezirksamt Schöneberg zu Berlin, 1996
  • Hermann Ebling: Friedenau. Aus dem Leben einer Landgemeinde, 1871-1924. Zinsmeister und Grass, 1986
  • Peter Lemburg, Gabriele Schulz, Dietrich Worbs: Denkmale in Berlin, Bezirk Schöneberg, Ortsteil Friedenau aus der Reihe Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland herausgegeben vom Landesdenkmalamt Berlin und vom Bezirksamt Schöneberg von Berlin. Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 2000
  • Alle Berliner Straßen und Plätze, von der Gründung bis zur Gegenwart, vierbändiges Lexikon herausgegeben von Hans-Jürgen Mende. Verlag Neues Leben GmbH/Edition Luisenstadt, Berlin 1998

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