Imperialismus

Bestreben eines Staatswesens, seinen Einfluss auszudehnen
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Unter Imperialismus (frz.; zu lat. imperium "Befehlsgewalt"; imperium "Reich"/z.B. Imperium Romanum) versteht man das Bestreben von Großstaaten, die Herrschaft über ein Land zu erlangen und das Territorium ihres Staates zu vergrößern.

Die Benutzung des Wortes "Imperialismus" ist neueren Datums.

Wortgeschichte und Bedeutungsvarianten

Erstmals wurde das Wort Imperialismus für die Großmachtbestrebungen Napoleon I. benutzt. Der britische Historiker Eric Hobsbawm bezeichnet aus universalhistorischer Sicht die Zeit von 1875 bis 1914 als imperiales Zeitalter, der deutsche Historiker Wolfgang Mommsen beschreibt mit Blick auf die europäischen Staaten deren Entwicklung in den Jahren 1885 bis 1914 unter dem Titel "Zeitalter des Imperialismus". Unstrittig ist jedoch, dass sich Ende des 19. Jahrhunderts das Streben nach Kolonien in Europa gleichsam "globalisierte". Ebenfalls unstrittig ist, dass die dadurch ausgelösten internationalen Spannungen zwischen den europäischen Großmächten zum 1. Weltkrieg beitrugen und dass mit ihm das "Zeitalter des klassischen Imperialismus" endete.

Danach wird das Wort ganz allgemein für Bestrebungen benutzt, die - z.B. aus ideologisch-missionarischen Gründen - eine Weltherrschaft oder zumindest die Herrschaft über großräumige Gebiete außerhalb des eigenen Stammlandes anstreben. So sprach bzw. spricht man insbesondere vom Sowjet-Imperialismus und vom US-Imperialismus. Im heutigen Zusammenhang der Diskussion, ob die aktuellen Bestrebungen der USA als Neo-Imperialismus bezeichnet werden können, wird mit Blick auf das "Zeitalter des Imperialismus" von "historischem Imperialismus" gesprochen.

In der marxistischen Geschichtstheorie wird seit Rosa Luxemburg und W. I. Lenin der Imperialismus als besondere Entwicklungsstufe (Stadium) des Kapitalismus interpretiert, nach Lenin sei zudem die staatsmonopolistische Phase dieses Imperialismus (Stamokap) zudem die letzte Phase des Kapitalismus überhaupt.

Als Gegenbewegung gegen die im Zeitalter des Imperialismus errichteten Kolonialreiche etablierte sich der Nationalismus, der die Unabhängigkeit von fremden Mächten anstrebte und oft auch erreichte.

Der historische Imperialismus

Die ersten imperialen Ausdehnungen ergaben sich durch die Machtkonzentration bei der Bewältigung großer Bewässerungsbauwerke und Dammanalagen in China (Hoangho), Indien (Indus), Mesopotamien (Euphrat und Tigris) und Ägypten (Nil), nach Wittfogel in den "hydraulischen Kulturen". Namengebend wurde dann das Wachstum Roms. Nach dem Prinzip "Teile & Herrsche" gaben sie den eroberten Gebieten allerdings auch eine gewisse Mitbestimmung durch eine Selbstbestimmung der Bevölkerung oder eine eigene Regierung, die durch einen Statthalter vertreten war. Mit der Pax Romana konnten die Römer also ihre eroberten Gebiete so durch Machtteilung mit den lokalen Ethnien befrieden. Für die Römer ergab sich durch diese Ausweitung ein Flächenreich. Als weitere Imperialisten sind nach den Römern auch die Spanier zu erwähnen. Durch Kolumbus und Cortez erfolgte die Entdeckung Mittelamerikas und die Ausbeutung der ortsansässigen Azteken. Ziel war also die Eroberung der "unzivilisierten" Bevölkerung, die, im Gegensatz zu den spanischen Behauptungen, doch schon sehr fortschrittlich war. Die Spanier unter Cortez versklavten die Azteken. Sie agierten nach dem Prinzip erobern (von Land), vernichten (der Kultur) und errichten (eigener Staaten). Die Portugiesen hingegen errichteten Stützpunkte bei den fremden Kulturen und nutzten diesen Kontakt eher wirtschaftlich. Als Imperialisten lange Zeit erfolgreich waren z. B. auch Holländer, Engländer, Russen, Franzosen und die USA, kürzerfristig Schweden, Italiener, Belgier und Deutsche. (Die Großreiche z. B. der Araber, Mongolen und Osmanen verlangen hier eine differenzierende Betrachtung.)

Der Imperialismus im 19. Jahrhundert (klassischer Imperialismus)

Der (klassische) Imperialismus ist eine besondere Art des Kolonialismus. Er dient nicht zur Errichtung von Handelsposten (= Geben und Nehmen), sondern hat vor allem wirtschaftliche Ziele. Dazu gehören:

  • Warenexport: Tuche, cash crops (Plantagenwirtschaft), Maschinen, Eisenbahnen
  • Warenimport: Rohstoffe, Arbeit (Sklaven)

Es gibt 3 Arten des klass. Imperialismus: 1. Vom Handelsstützpunkt zum Herrrschaftsgebiet mit Ansätzen einer eigenen Industrie (Bsp. Indien) 2. Beherrschung unter Wahrung des Anscheins der Souveränitat und Autonomie (Bsp. China zur Zeit der "Ungleichen Verträge") 3. wirtschaftliche Beherrschung souveräner Staaten ohne eigene Industrie (Bsp. Balkanstaaten, Türkei)

Großbritannien / England: Die Zunahme des europäischen Imperialismus unter der Führung Großbritanniens erfolgte im Zuge der industriellen Revolution. Der sich ergebende Fortschritt in der Schwerindustrie spielte auch in der Schifffahrt eine zunehmend größere Rolle. Die Dampfschifffahrt ermöglichte neue Dimensionen. Kohle, Stahl und Eisen wurden zu einem wichtigen Machtindikator. Großbritannien versuchte sich durch die Industrialisierung vom Agrar- zum Industriestaat zu verändern. Die Zunahme der Massenproduktion erforderte neue Absatzmärkte, so dass man hoffte diese in den Kolonien zu finden.

Frankreich: Die französischen imperialistischen Bestrebungen ergaben sich vor allem in Konkurrenz zum englischen Erzfeind. Das Erreichen eines Weltmachtstatus hatte oberste Priorität. So entstand eine auch vor allem Konkurrenz in den Kolonien.

Deutschland beteiligte sich am Imperialismus vor allem aus nationalem Prestigedenken heraus ("Platz an der Sonne", Wilhelm II.). Als sich Deutschland nach Bismarcks Sturz in den 1880er Jahren für Kolonien zu interessieren begann, war die Erde bereits weitgehend zwischen anderen Kolonialstaaten aufgeteilt. Die von Deutschland erworbenen Kolonien waren wirtschaftlich uninteressant, da sie weder über größere Bodenschätze noch über agrarische Nutzflächen verfügten. 1906 kam es zur ersten Marokkokrise, weil Deutschland französischen Bestrebungen, Marokko dem französischen Kolonialreich beizufügen, unter Berufung auf internationale Verträge entgegentrat. 1911 kam es nach dem Einmarsch französischer Truppen in die marokkanischen Städte Rabat und Fez und der Entsendung des deutschen Kreuzers "Panther" (Panthersprung nach Agadir) zur zweiten Marokkokrise. Deutschland erhielt als Kompensation Teile des französischen Äquatorialafrikas zur Abrundung seiner kamerunischen Besitzungen, sah sich aber außenpolitisch isoliert. Die Generalstäbe von Frankreich und England arbeiteten noch im selben Jahr einen gemeinsamen Aufmarschplan für den Kriegsfall gegen Deutschland aus, der dann auch 3 Jahre später zum Einsatz kam.

Imperialismus in der Gegenwart

siehe auch: Kapitalismus, Kolonialismus