Fußball-Europameisterschaft 2000

11. Austragung der Fußball-Europameisterschaft der Männer
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Die elfte Fußball-Europameisterschaft 2000 (UEFA EURO 2000) wurde vom 10. Juni bis 2. Juli 2000 in Belgien und den Niederlanden ausgetragen. Damit waren die Spiele zum ersten Mal auf 2 Gastgeber aufgeteilt. Am Turnier nahmen sechzehn Länder teil. Der Gewinner wurde in 31 Spielen ermittelt. Der Europameister 2000 ist Frankreich.

Qualifikation der deutschsprachigen Mannschaften

Deutschland traf in Gruppe Drei auf die Türkei, Finnland, Nordirland und Moldawien. Vor Beginn der Qualifikation musste Bundestrainer Berti Vogts nach der erfolglosen Fußball-Weltmeisterschaft 1998 seinen Hut nehmen und wurde ersetzt durch Erich Ribbeck. Die Türkei gewann das erste Pflichtspiel unter dem neuen Trainer mit 1:0. Die deutsche Mannschaft konnte nie wirklich überzeugen während der Qualifikation und qualifizierte sich durch Ausrutscher der Konkurrenz. So verlor z. B. die Türkei daheim gegen Finnland mit 1:3.

Österreich spielte die Qualifikation in Gruppe Sechs gegen Spanien, Israel, Zypern und San Marino. Die 0:9-Schlappe gegen Spanien machte allerdings schon zu Beginn alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Qualifikation zu nichte. Sie kamen zwar am Ende punktgleich mit den Israelis ins Ziel, doch sorgte gerade das Desaster gegen Spanien für das schlechtere Torverhältnis.

Die Schweiz konnte in Gruppe Eins ihren Erfolg von 1996 nicht wiederholen. Zusammen mit Dänemark platzierte man sich mit 14 Punkten auf Rang 2, hinter Italien (15). Dänemark hatte zwar das schlechtere Torverhältnis, aber die bessere Bilanz aus dem direkten Duell. Die Schweiz schied somit aus.

Spielstätten

Teilnehmer

Gruppe A

Gruppe B

Gruppe C

Gruppe D

Spielergebnisse

Vorrunde

Gruppe A

12. Juni
12. Juni
17. Juni
17. Juni
20. Juni
20. Juni

Lüttich
Eindhoven
Arnheim
Charleroi
Charleroi
Rotterdam

Deutschland - Rumänien 1:1
Portugal - England 3:2
Rumänien - Portugal 0:1
England - Deutschland 1:0
England - Rumänien 2:3
Portugal - Deutschland 3:0

Rang Land Tore Punkte
1 Portugal 7:2 9
2 Rumänien 4:4 4
3 England 5:6 3
4 Deutschland 1:5 1

Im Vorfeld kam es bereits zu Querelen innerhalb der Mannschaft. Es gab eine Oppositionsgruppe gegen den Trainer Erich Ribbeck und das erste Spiel gegen die vermeintlich schwächste Mannschaft der Vorrundengruppe A, Rumänien, zeigte dann auch, dass sich hier keine Einheit auf dem Platz präsentieren würde. Die Rumänen gingen bereits in der 5. Minute durch Viorel Moldovan in Führung. Mehmet Scholl konnte noch in der 28. Minute mit einem herrlichen Fernschuss den Ausgleich erzielen, doch war die Mannschaft verunsichert und einer Niederlage näher als einem Sieg. Das 1:1 war schließlich glücklich und machte kaum Hoffnung auf eine Besserung gegen die weitaus besseren Engländer und Portugiesen. England gegen Portugal war dann auch gleich eines der besten Spiele dieser EM. England ging schnell mit 2:0 durch Paul Scholes und Steve McManaman in Führung. Beide Tore wurden glänzend vorbereitet durch David Beckham. Die geschockten Portugiesen schlugen jedoch zurück und ein großartiger Gewaltschuss aus 35 m Entfernung von Luis Figo brachte Portugal zurück ins Spiel. Als Joao Pinto noch vor der Pause den Ausgleich erzielte, kamen die Portugiesen optimistisch aus der Halbzeit und erzielten durch Nuno Gomes den Siegtreffer.

Mit Spannung wurde der Klassiker England - Deutschland erwartet. Die Deutschen waren kämpferisch stärker als noch gegen Rumänien und der Tag brachte die Entdeckung einer neuen jungen Hoffnung: Sebastian Deisler, der ein ausgezeichnetes Spiel machte. Doch England war diesmal die glücklichere Mannschaft und gewann durch ein Tor von Alan Shearer. Alles sprach jetzt für ein Weiterkommen Englands und das Ausscheiden Deutschlands. Portugal war bereits fürs Viertelfinale qualifiziert und trat gegen Deutschland mit einer B-Elf an. Die Deutschen mussten auf einen Sieg der Rumänen hoffen und selbst gewinnen, um ins Viertelfinale einzuziehen. Aber eine demoralisierte deutsche Mannschaft verlor mit 0:3 gegen Portugal. Alle drei Tore erzielte Sergio Conceicao. Da nützte es dann auch nichts, dass Rumänien überraschend mit 3:2 gegen England gewann. Zwei große des internationalen Fußballs waren damit bereits enttäuschend in der Vorrunde ausgeschieden.

Gruppe B

10. Juni
11. Juni
14. Juni
15. Juni
19. Juni
19. Juni

Brüssel
Arnheim
Brüssel
Eindhoven
Brüssel
Eindhoven

Belgien - Schweden 2:1
Türkei - Italien 1:2
Italien - Belgien 2:0
Schweden - Türkei 0:0
Türkei - Belgien 2:0
Italien - Schweden 2:1

Rang Land Tore Punkte
1 Italien 6:2 9
2 Türkei 3:2 4
3 Belgien 2:5 3
4 Schweden 2:4 1

Gastgeber Belgien konnte zwar sein Eröffnungsspiel gegen Schweden gewinnen, doch waren Italien und die Türkei die eindeutig spielerisch besten Mannschaften dieser Gruppe und zogen verdient ins Viertelfinale ein. Hakan Şükür sorgte mit zwei Treffern im Finale dieser Gruppe gegen Belgien für den bis dahin größten Erfolg im türkischen Fußball.

Gruppe C

13. Juni
13. Juni
18. Juni
18. Juni
21. Juni
21. Juni

Rotterdam
Charleroi
Amsterdam
Lüttich
Brügge
Arnheim

Spanien - Norwegen 0:1
Jugoslawien - Slowenien 3:3
Slowenien - Spanien 1:2
Norwegen - Jugoslawien 0:1
Jugoslawien - Spanien 3:4
Slowenien - Norwegen 0:0

Rang Land Tore Punkte
1 Spanien 6:5 6
2 Jugoslawien 7:7 4
3 Norwegen 1:1 4
4 Slowenien 4:5 2

Nach dem überraschenden 1:0 Erfolg von Außenseiter Norwegen gegen den Turnierfavoriten Spanien kam es im zweiten Spiel zu einem historischen Match zwischen Neuling Slowenien und Jugoslawien, jedoch reichten den Slowenen zwei Tore ihres Stars Zlatko Zahovic und ein Treffer von Miran Pavlin zur 3:0 Führung nicht, um die Sensation zu schaffen. Jugoslawien konnte innerhalb von 6 Minuten auf 3:3 ausgleichen. Spanien schien bereits im letzten Spiel ausgeschieden als Slobodan Komljenovic in der 75. Minute das 3:2 für Jugoslawien erzielte. Doch ein Elfmeter von Gaizka Mendieta und ein weiterer Treffer durch Alfonso in der Nachspielzeit brachten die Iberer in allerletzter Sekunde doch noch ins Viertelfinale. Norwegen hätte trotzdem ein Sieg gegen Slowenien gereicht, doch kamen sie nicht über ein 0:0 hinaus.

Gruppe D

11. Juni
11. Juni
16. Juni
16. Juni
21. Juni
21. Juni

Brügge
Amsterdam
Brügge
Rotterdam
Amsterdam
Lüttich

Frankreich - Dänemark 3:0
Niederlande - Tschechien 1:0
Tschechien - Frankreich 1:2
Dänemark - Niederlande 0:3
Frankreich - Niederlande 2:3
Dänemark - Tschechien 0:2

Rang Land Tore Punkte
1 Niederlande 7:2 9
2 Frankreich 7:4 6
3 Tschechien 3:3 3
4 Dänemark 0:8 0

Gastgeber Niederlande traf in einer überaus starken Gruppe im ersten Spiel auf Vize-Europameister Tschechien. Die tschechische Mannschaft um ihren Star Pavel Nedvěd war über weite Strecken die bessere Mannschaft, hätte führen müssen als die Niederländer einen äußerst umstrittenen Elfmeter in der 89. Minute durch Frank de Boer zum 1:0 Sieg verwandelten. Als Frankreich das zweite Spiel gegen Tschechien gewann und die Niederländer gegen Dänemark war die Gruppe bereits entschieden und der Sieg der Holländer gegen Weltmeister Frankreich hatte nur noch statistischen Wert.

Viertelfinale

  • 24. Juni / Amsterdam / Portugal - Türkei 2:0

Das erste Viertelfinalspiel war in der ersten Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel. Die Türken aus einer gut organisierten Abwehr heraus. Erst die rote Karte gegen Alpay Özalan in der 29. Minute brachte die Türken aus ihrem Konzept. Als Arif Erdem dann noch in der 45. Minute einen Elfmeter verschoss, wurden die Portugiesen in der zweiten Halbzeit spielbestimmender und gewannen durch zwei Tore ihres neuen Torjägers Nuno Gomes.

  • 24. Juni / Brüssel / Italien - Rumänien 2:0

Italien war in diesem Spiel nie gefährdet und entschied das Spiel bereits durch die Tore von Francesco Totti und Filippo Inzaghi in der ersten Halbzeit. Traurig war der Abgang des Weltstars Gheorghe Hagi durch eine gelb-rote Karte in seinem letzten Länderspiel.

  • 25. Juni / Rotterdam / Niederlande - Jugoslawien 6:1

Die Niederlande avancierten endgültig zum Turnierfavoriten mit erfrischendem Angriffsfußball einem Weltklassestürmer Patrick Kluivert, der drei Tore erzielte. Die Holländer überrannten die harmlosen Jugoslawen, die in diesem Spiel nicht den Hauch einer Chance hatten.

  • 25. Juni / Brügge / Frankreich - Spanien 2:1

Frankreich - Spanien war das dramatischste der vier Viertelfinalspiele. Die Franzosen nutzten ihre wenigen Chancen durch Zinedine Zidane und Youri Djorkaeff bereits in der ersten Halbzeit. Zwischenzeitlich hatte Gaizka Mendieta per Elfmeter ausgeglichen. Zum Ende der zweiten Halbzeit setzten die Spanier alles auf eine Karte und brachten die Franzosen an den Rande einer Niederlage. Der sichere Elfmeterschütze Mendieta vom FC Valencia war bereits ausgewechselt als in der 90. Minute die Chance zum Ausgleich per Elfmeter kam. Kapitän Raul übernahm die Verantwortung und vergab die Chance kläglich. Frankreich zog ins Halbfinale ein.

Halbfinale

  • 28. Juni / Brüssel / Portugal - Frankreich 1:2 nach Verlängerung

Weltmeister Frankreich sah sich äußerst starken Portugiesen gegenüber, die sich äußerst geschickt verteidigten und mit guten Kontermöglichkeiten die Franzosen immer wieder in Verlegenheit brachten. So ging Portugal durch Nuno Gomes mit 1:0 in Führung und auch der Ausgleich in der 51. Minute durch Thierry Henry brachte sie nicht von ihrem Weg ab. Sie hatten bis zum Schluss und auch in der Verlängerung die besseren Chancen. Kurz vor der Entscheidung hätte Abel Xavier per Kopf das Golden Goal schießen können. Und eben dieser Abel Xavier bekam gegen Ende der Verlängerung bei einem Angriff der Franzosen kurz vor dem eigenen Tor den Ball unglücklich an die Hand. Der österreichische Schiedsrichter Günter Benkö gab zum Entsetzen der Portugiesen, aber völlig zu Recht Elfmeter. Zidane verwandelte nervenstark und brachte damit den Weltmeister ins EM-Finale. Nach Spielende kam es zu schweren Ausschreitungen unter den portugiesischen Spielern, sie bespuckten den österreichischen Schiedsrichter und wurden für mehrere Monate von der UEFA gesperrt.In diesem Spiel spielten mit Luis Figo und Zinedine Zidane die in der Zeit die besten Fußballer der Welt gegeneinander und machten auch beide als Kapitän ihrer Mannschaften ein großes Spiel. Figo wurde später zum besten Spieler des Turniers gewählt und wechselte noch im selben Jahr von Barcelona zu Real Madrid für die enorme Ablösesumme von 64 Mio. Euro.

  • 29. Juni / Amsterdam / Italien - Niederlande 3:1 nach Elfmeter

Das Spiel zwischen Italien und den Niederlanden wird in die Geschichte eingehen als das Match der vergebenen Elfmeter. Die italienische Mannschaft von Trainer Dino Zoff wurde bereits in der 34. Minute durch die gelb-rote Karte an Gianluca Zambrotta in eine zwangsläufig defensive Position gedrängt. Zum Helden der Italiener wurde dann ihr Torwart Francesco Toldo, der in der 39. Minute einen Elfmeter von Frank de Boer hielt, viele Chancen der Niederländer zunichte machte und Glück hatte, als Patrick Kluivert einen weiteren Elfmeter in der 62. Minute an den Pfosten setzte.

Als es dann zum Elfmeterschießen kam, war jedem holländischen Spieler anzusehen, wie sehr die vergebenen Chance aus dem Spiel an ihren Nerven zerrten und so hielt Toldo erneut die Elfer von Frank de Boer und Paul Bosvelt, Jaap Stam schoss über das Tor und Italien gewann mit drei erzielten Elfmetertoren.

Endspiel am 2. Juli 2000

  • Rotterdam / Frankreich - Italien 2:1 nach Verlängerung

Italien schien in diesem Endspiel bis Sekunden vor dem Schlusspfiff vom schwedischen Schiedsrichter Anders Frisk wie der neue Europameister. Sie waren durch Marco Delvecchio in der 55. Minute mit 1:0 in Führung gegangen. Sekunden vor Ablauf der Nachspielzeit erzielte Sylvain Wiltord den Ausgleich. In der 103. Minute machte der eingewechselte David Trezéguet mit einem Volleyschuss zum Golden Goal Frankreich nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft auch zum Europameister

Europameister Frankreich

Die Europameistermannschaft: Fabien Barthez; Laurent Blanc, Vincent Candela, Marcel Desailly, Frank Lebœuf, Bixente Lizarazu, Lilian Thuram; Didier Deschamps, Youri Djorkaeff, Christian Karembeu, Johan Micoud, Emmanuel Petit, Robert Pires, Patrick Vieira, Zinedine Zidane; Nicolas Anelka, Christophe Dugarry, Thierry Henry, David Trezéguet, Sylvain Wiltord.


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