Dominikanische Republik

Staat in der Karibik
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Juni 2003 um 19:36 Uhr durch Stefan Kühn (Diskussion | Beiträge) (typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Dominikanische Republik (Republica Dominicana) ist ein Staat und liegt auf der Insel Hispaniola östlich von Haiti, zwischen dem Atlantik und der Karibik bei 19° 00' Nord und 70° 40' West.




Fläche und Einwohner

Fläche: 48.730 km2.
Einwohner: 8.800.000 (Stand 2002), davon 33% unter 15 Jahren; zahlreiche haitianische Gastarbeiter.
Bevölkerungsdichte: 180.5 pro km².
Städtische Bevölkerung: 70%.
Bevölkerungswachstum: 1.5%.
Fruchtbarkeitsrate: 2.7 Geburten pro Frau.

Sprache, Religion

Landessprache: Spanisch, Kreolisch unter den haitianischen Gastarbeitern.
Religion: Christen, überwiegend Katholiken (80%), sodann protestantische Freikirchen und Sekten.

Geographie, Klima und Umwelt

Topographie: Mehrheitlich gebirgig. Höchte Erhebung: Pico Duarte mit 3,175m (höchster Berg der Karibik).
Klima: Tropisch mit hoher Luftfeuchtigkeit. Durchschnittstemperatur: 27°C. Die Dom.Rep. liegt im Wirkungsbereich tropischer Wirbelstürme (Hurricans).
Umwelt: Geschützte Gebiete: 31.5% der Landesfläche.
CO2-Emission: 20.3 Mio Tonnen. Süßwasserverbrauch: Landwirtschaft 89%, Haushalte 10%, Industrie 1%.

Politische Gliederung

30 Provinzen und Distrikt der Hauptstadt.
Hauptstadt: Santo Domingo de Guzmán.

Städte

Santo Domingo 3.000.000, Santiago de los Caballeros 1.000.000, La Romana 300.000, San Pedro de Macorís 300.000, San Francisco de Macorís 200.000, La Vega 180.000, Puerto Plata 130,000 Einw.

Staat und Politik

Präsidialrepublik. Verfassung von 1966 (Änderung 1994). Wahlpflicht ab 18 J. Zweikammerparlament ("Congreso Nacional"): Abgeordnetenhaus ("Cámara de Diputados") mit 149 Mitgliedern, Senat ("Senado") mit 32 Mitgliedern. Wahl alle 4 J. Direktwahl des Staatsoberhaupts alle 4 J.
Parteien: Partido Revolucionario Dominicano (PRD), Partido de la Liberación Dominicana (PLD), Partido Reformista Social Cristiano (PRSC).
Staatschef: Rafael Hipolito Mejia Dominguez, Präsident.
Nationalfeiertag: 27. Februar.

Militär

24.500; davon 15.000 Heer, 5.500 Luftwaffe und 4.000 Marine. Freiwillige Dienstpflicht. Verteidigungsausgaben (am BSP) ca. 0.7%.

Gesundheit, Soziales, Bildung

Gesundheit: In den größeren Agglomerationen ausreichende Grundversorgung. Die HIV-Infektionsrate liegt bei ca. 4-5%.
Soziales: Hohe Armutsrate, jedoch wenig manifestes Elend. Hohe Arbeitslosigkeit (ca. 30%) resp. weitverbreitete Unterbeschäftigung.
Bildung: Allg. Schulpflicht, die jedoch nicht überall gewährleistet ist. Die Analphabetenrate liegt bei rund 16% der Bevölkerung. Universitäten in Santo Domingo, Santiago de los Caballeros und in San Francisco de Macorís.

Wirtschaft und Verkehr

Währung: Dominikanischer Peso (RD$).
Bruttosozialprodukt (BSP): 18 Mia. US$.
Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts: 8% (2001 nur 2.7%).
Inflationsrate: rund 10%.
Erwerbstätigkeit: Dienstleistungen 62%, Industrie 23%, Landwirtschaft 15%.
Landwirtschaftliche Produkte: Zucker, Bananen, Kaffee, Kakao, Tabak, Gemüse, Reis.
Rohstoffe: Ferronickel, Gold, Silber, Zinkt.
Industrie: Nahrungsmittelproduktion, Zucker, Tabak, Eisen, Stahl, Zement.
Tourismus: 2.9 Mio. Auslandsgäste (2001), 2.7 Mia. US$ Einnahmen.
Verkehr: Gut ausgebautes Straßennetz; keine Eisenbahn für den Personenverkehr. Flughäfen: Santo Domingo, Puerto Plata, Barahona, Punta Cana. Seehäfen: La Haina (Santo Domingo), Puerto Plata.

Geschichte

  • Bis 1492: Indianische Kulturen der Siboney, Taínos, Quisqueya und der Kariben.
  • 1492 (5.12.): Entdeckung der Insel Aytí durch Christoph Kolumbus, die er »Española« (Hispaniola) [Kleinspanien] nennt.
  • 1493: Die indianischen Ureinwohner werden durch Versklavung und Ausrottung in nur einem Jahr von 400,000 auf 95,000 dezimiert.
  • 1500: Francisco de Bobadilla wird Gouverneur von Hispaniola. Dieser setzt Kolumbus gefangen und lässt ihn in Ketten nach Spanien schaffen, wo er 1506 unter erbärmlichen Umständen stirbt.
  • 1503: Errichtung von Santo Domingo, der ältesten von Europäern gegründeten Stadt auf dem amerikanischen Kontinent.
  • 1503: Errichtung des »Encomienda«-Systems, das die Indios zur Zwangsarbeit verpflichtet.
  • 1505: Ankunft der ersten schwarzen Sklaven aus Afrika.
  • 1509: Diego Colón, Sohn des Entdeckers Cristóbal Colón (Christoph Kolumbus), wird Gouverneur und 1520 Vizekönig Hispaniolas.
  • 1512: Einweihung der Universität von Santo Domingo, der ersten in der Neuen Welt.
  • 1519-1533: Die Indios erheben sich unter ihrem Führer Enriquillo gegen die Spanier. Sie unterliegen und werden in den folgenden Jahren und Jahrzehnten vollständig ausgerottet.
  • 1537-1548: Aufstände geflohener schwarzer Sklaven (»Cimarrones«).
  • 1542: Auf der Insel leben 200 Indios, 5,000 Spanier und 30,000 schwarze Sklaven.
  • 1586: Der englische Freibeuter Sir Francis Drake erobert und plündert Santo Domingo.
  • 1625: Englische und französische Seeräuber lassen sich auf der Insel nieder.
  • 1655: Erneuter englischer Angriff auf Santo Domingo.
  • 1697: Im Frieden von Rjiswijk verzichtet Spanien zugunsten Frankreichs auf den westlichen Teil der Insel (Saint-Domingue) [heute: Haiti].
  • 1795 (22.7.): Spanien verzichtet im Frieden zu Basel zugunsten Frankreichs auch auf den Osten der Kolonie (Santo Domingo). Anschluss an das französische Saint-Domingue), das die Oberhoheit über den östlichen Landesteil jedoch nur theoretisch ausübt.
  • 1799-1800: Bürgerkrieg zwischen Schwarzen und Mulatten im westlichen Saint-Domingue, in dem Letztere unterliegen. Der Schwarzenführer Toussaint L'Ouverture wird französischer Gouverneur.
  • 1801 (26.1.): Toussaint L’Ouverture besetzt den Ostteil der Insel. Abschaffung der Sklaverei und Einführung einer Landreform.
  • 1802: Toussaint L’Ouverture gerät in Widerspruch zu Frankreich und wird nach Frankreich deportiert, wo er 1803 während der Haft stirbt.
  • 1803: Kapitulation der durch Seuchen geschwächten Franzosen.
  • 1804: Das westliche Saint-Domingue erklärt seine Unabhängigkeit von Frankreich und nennt sich Haiti. Am selben Tag besetzen französische Verbände Santo Domingo, wo die Sklaverei wieder eingeführt wird.
  • 1808 (7.11.): Spanische Streitkräfte unter General Juan Sánchez Ramírez schlagen die Franzosen in der Schlacht von Palo Hincado.
  • 1809: Nach dem Abzug der Franzosen reinstalliert Sánchez Ramírez die spanische Kolonialherrschaft. Das Land zählt zu dieser Zeit rund 90,000 Einwohner.
  • 1809-1822: Erneute spanische Verwaltung in Santo Domingo.
  • 1821 (1.12.): José Núñez de Cáceres proklamiert die Unabhängigkeit von Santo Domingo (»Estado Independiente de Haití Español«). Sein Plan, das Land der Großkolumbischen Föderation unter Simón Bolívar anzuschließen, scheitert, indem die Mehrzahl der Schwarzen und Mulatten eine Union mit Haiti vorzieht, wo die Sklaverei bereits abgeschafft ist.
  • 1822 (8.2.): Haiti besetzt und annektiert Santo Domingo. Abschaffung der Sklaverei.
  • 1844 (27.2.): Santo Domingo trennt sich von Haiti. Das Land erhält den Namen Dominikanische Republik. Pedro Santana wird erster Präsident (bis 1861).
  • 1849-1859: In erbitterten Kriegen werden Rückeroberungsversuche Haitis abgewehrt.
  • 1861-1865: Pedro Santana unterstellt die Republik zur Abwehr neuer haitianischer Angriffe wieder der spanischen Verwaltung. Santana wird Generalkapitän der wiederum spanischen Provinz Santo Domingo.
  • 1863: Beginn des Restaurationskrieges zur Wiedererlangung der Eigenstaatlichkeit.
  • 1865 (3.3.): Erneute Trennung von Spanien und endgültige Unabhängigkeit.
  • 1871: Der Versuch, die Republik den Vereinigten Staaten anzuschliessen, scheitert an einer knappen Abstimmung im US-Kongress.
  • 1874: Friedensvertrag mit Haiti.
  • 1882-1899: Diktatur des Ulises Heureaux (ermordet 1899). Die Staatsverschuldung erreicht phantastische Ausmasse. Es folgen ruinöse Zustände und zahlreiche Regierungswechsel.
  • 1916-1924: Besetzung der Republik durch die USA.
  • 1920: Die Dominikanische Republik zählt rund 1 Million Einwohner.
  • 1930: Rafael Leónidas Trujillo putscht sich an die Macht und beherrscht das Land während 30 Jahren wie eine Privatdomäne in einer blutigen Diktatur.
  • 1937: Trujillo begeht ein Genozid an haitianischen Gastarbeitern (27,000 Tote).
  • 1952: Trujillo überlässt seinem Bruder Héctor Bienvenido Trujillo formal die Präsidentschaft, ohne aber auf seine bisherige Machtbasis zu verzichten.
  • 1960 (Juni): Trujillo inszeniert einen (misslungenen) Mordanschlag auf den Präsidenten Venezuelas, Rómulo Betancourt. Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) verhängt darauf Sanktionen gegen die Dominikanische Republik. Trujillos Bruder, Héctor (gen. »Negro«) muss auf Druck aus dem Ausland zurücktreten. Sein Nachfolger wird Joaquin Balaguer.
  • 1961 (30.5.): Ermordung Trujillos. Politische Wirren und blutige Abrechnungen bestimmen die Szene. Der Trujillo-Clan wird gezwungen, das Land zu verlassen (Nov.).
  • 1962 (März): Präsident Joaquín Balaguer wird entmachtet und geht in die USA ins Exil (bis 1965).
  • 1962 (20.12.): Erste freie Wahlen. Der Literat und Sozialist Juan Bosch wird Präsident (Amtsantritt: 27.2.1963).
  • 1963 (25.9.): Die CIA veranlasst den Sturz des demokratisch gewählten Präsidenten Juan Bosch nach nur siebenmonatiger Amtszeit.
  • 1965 (April-Sep.): Bürgerkrieg und US-amerikanische Intervention.
  • 1996: Leonel Fernández Reyna wird Präsident.
  • 2001 (14.7.): Tod von Joaquin Balaguer, dem letzten Höfling des Tyrannen Trujillo, der dem Land (mit Unterbrüchen) von 1960-1996 als Präsident vorstand.
  • 2000: Hipólito Mejía wird Präsident.

Zusammenfassung

bis 1492: Präkolumbische Geschichte (Indio-Kulturen)
1492-1795: Spanische Herrschaft
1795-1802: Haitianische Herrschaft
1803-1809: Französische Herrschaft
1809-1822: Spanische Herrschaft
1822-1844: Haitianische Herrschaft
1844-1861: Unabhängigkeit (Erste Republik)
1861-1865: Spanische Herrschaft
1865-1916: Restauration der Eigenstaatlichkeit (Zweite Republik)
1916-1924: Amerikanische Besetzung
1924-1966: Dritte Republik
1930-1961: Diktatur des Rafael Leónidas Trujillo
1961-1965: Postdiktatorische Epoche, Bürgerkrieg und amerikanische Intervention
1966-: Vierte Republik