Clarence Clyde Seedorf (* 1. April 1976 in Paramaribo, Suriname) gilt in den Niederlanden als einer der umstrittensten Fußballer der heutigen Zeit. Unzweifelhaft ist er jedoch auch einer der erfolgreichsten Profis in Europa.
Clarence Seedorf wurde in der Hauptstadt der ehemaligen niederländischen Kolonie Suriname geboren, wo viele niederländische Nationalspieler wie Ruud Gullit, Frank Rijkaard, Edgar Davids oder Patrick Kluivert zumindest ihre kulturellen Wurzeln haben. Seine Vorfahren stammen von der Plantage Berg en Dal am Suriname etwa 100 km südlich von Paramaribo. Einige seiner Ahnen waren hier in Dienst der evangelischen Brüdergemeine.
Ajax Amsterdam
Als Absolvent der weltberühmten Fußballschule von Ajax Amsterdam bestritt er mit 16 Jahren sein erstes Spiel in der höchsten niederländischen Spielklasse, der Ehrendivision, was bis heute gültiger Rekord im niederländischen Fußball ist. Schnell etablierte er sich als Mittelfeldspieler in der ersten Mannschaft der Amsterdamer. Bei Ajax gewann er bis zu seinem Abschied (nach der Saison 1994/95) u.a. 2 nationale Meisterschaften (1994, 1995), siegte zweimal im Pokalwettbewerb (1993, 1994) und war Teil der Mannschaft, die 1995 im Wiener Ernst-Happel-Stadion durch ein 1:0 gegen den AC Mailand die Champions League gewinnen konnte. Insgesamt bestritt er in der Ehrendivision 64 Partien, in denen er 11 Tore erzielte.
Sampdoria Genua
Seine Erfolge und seine fußballerischen Qualitäten - Spielübersicht, Technik, Organisationstalent sowie taktische Flexibilität - ließen die Konkurrenz im Ausland aufhorchen. Den Zuschlag erhielt schließlich der italienische Erstligist Sampdoria Genua, für den Seedorf allerdings nur eine Saison spielte.
Real Madrid
Im Sommer 1996 bot sich ihm jedoch die Chance seines Lebens, als die Spanier von Real Madrid sich um seine Dienste bemühten. Nach einer durchwachsenen Europameisterschaft wechselte er schließlich für die geschätzte Summe von 15 Millionen Mark nach Spanien und wurde dort auf Anhieb Stammspieler. In einer Mannschaft mit den Superstars Raúl, Fernando Redondo, Predrag Mijatovic, Davor Šuker und Roberto Carlos nahm er den Part des Spielmachers ein. Unter Leitung des italienischen Trainers Fabio Capello gewann er auf Anhieb die spanische Meisterschaft vor dem Erzrivalen FC Barcelona.
Im Jahr darauf (Saison 1997/98) wurde das Ziel Meisterschaft unter dem deutschen Trainer Jupp Heynckes klar verpasst. Jedoch gelang es Seedorf dennoch wieder einmal die Champions League zu gewinnen. Er war Teil der Mannschaft die sich im Stadion seines ehemaligen Vereins Ajax Amsterdam mit 1:0 gegen Juventus Turin durchsetzen konnte.
Inter Mailand
Nach den zwei folgenden mageren Jahren verließ Seedorf mit einer Bilanz von 121 Erstligaspielen und 15 Toren im Januar 2000 die Primera División und schloss sich für eine Transfersumme von 22,5 Millionen Mark dem italienischen Nobelverein Inter Mailand an. In zweieinhalb Jahren absolvierte er für Inter 64 Erstligaspiele in denen ihm 8 Tore gelangen. Trotz dieser ordentlichen Quote fand er sich im Team nicht wirklich gut zurecht. Zudem blieb dem erfolgsverwöhnten Spieler in dieser Zeit ein Titel versagt. Auch taten sich seine Trainer schwer damit, für ihn die richtige Position auf dem Feld zu finden.
AC Mailand
So kam es ihm entgegen, dass er vor der Saison 2002/2003 im Tausch für den italienischen Verteidiger Francesco Coco zum Lokalrivalen AC Mailand wechseln konnte. Dort fand er sich sehr schnell zurecht und genießt seitdem das Vertrauen seines Trainers Carlo Ancelotti, der ihn als Stammspieler in einem spiel- und kampfstarken Mittelfeld mit den Kollegen Andrea Pirlo und Gennaro Gattuso einsetzt, die den Mann hinter den Spitzen, meistens den Brasilianer Kaká, unterstützen und abschirmen.
Gleich in seinem ersten Jahr erwies sich Seedorf als Glücksbringer für seinen neuen Club, als er mithalf die Champions League zum sechsten Mal in der Vereinsgeschichte zu gewinnen. Der im Old Trafford-Stadion von Manchester United errungene Elfmetersieg gegen den italienischen Ligakonkurrenten Juventus Turin brachte Seedorf in die Geschichtsbücher, weil er damit der erste und bislang auch einzige Spieler wurde, dem es gelungen ist mit drei verschiedenen Clubs den Europapokal der Landesmeister bzw. die Champions League zu gewinnen. Das Triple wurde durch einen Leistungseinbruch in der Serie A verpasst, zumindest gelang es ihnen zusätzlich zur Champions League den italienischen Pokal zu erobern.
Das Glück blieb ihm auch in der der folgenden Saison treu. Als einer der Schlüsselspieler in der hochkarätig besetzten Mannschaft des AC Mailand half er mit den 17ten Meistertitel der Vereinsgeschichte vor dem AS Rom zu gewinnen. In der Champions League war bereits im Viertelfinale Schluss, als man an dem spanischen Vertreter Deportivo de La Coruña scheiterte.
In der Saison 2004/2005 wurde mit dem AC Mailand in der italienischen Liga Vizemeister. Nach einem glücklichen Weiterkommen im Halbfinale der Champions League gegen die Landsleute Seedorfs, den niederländischen Meister PSV Eindhoven, verlor er mit seiner Mannschaft das Finale in Istanbul gegen den FC Liverpool nach Elfmeterschießen.
Nationalmannschaft
Die Nationalmannschaftskarriere von Seedorf steht jedoch in krassem Gegensatz zu seinen Erfolgen auf Club-Ebene, wo er bislang 4 Meisterschaften, 3 Pokalsiege und 3 Champions-League-Triumphe feiern durfte.
In der Elftal, der niederländischen Auswahl, kam Seedorf bisher auf 77 Einsätze (11 Tore). Er nahm an einer Weltmeisterschaft (1998) und drei Europameisterschaften (1996, 2000, 2004) Teil, bei denen er, die EM '96 in England ausgeschlossen (Viertelfinale), jedes Mal das Halbfinale erreichte.
Trotz dieser beachtlichen Ausbeute ist er bei den niederländischen Fans und den Fußballexperten seines Landes recht umstritten. Ihm wird seit Jahren vorgeworfen, nicht mit dem gleichen Eifer wie bei seinen Vereinsmannschaften aufzutreten, und dass seine Spielweise phlegmatisch wirke. Insgesamt habe er nicht das beste aus seinen Möglichkeiten gemacht. Ein Mann mit diesen Erfolgen müsse in der Nationalmannschaft wesentlich mehr Führungspersönlichkeit zeigen.
Literatur
- Simon Zwartkruis: Clarence Seedorf De biografie; Houtekiet 2003 Antwerper/Amsterdam ISBN 9052406812.
Personendaten | |
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NAME | Seedorf, Clarence Clyde |
KURZBESCHREIBUNG | Niederländischer Fußballer |
GEBURTSDATUM | 1. April 1976 |
GEBURTSORT | Paramaribo, Suriname |