Binnenmajuskel

Großbuchstaben im Wortinnern
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Binnenmajuskel (Plural ...majuskeln) oder Binnenversal (auch Binnenversalie, Plural für beide Formen ...versalien) nennt man einen Großbuchstaben im Wortinnern (etwa in SonnenStudio oder SparAktion). Die daraus resultierende Schreibweise wird manchmal auch als „Höckerschreibweise“ oder CamelCase bezeichnet.

Verwendung

Verwendung im Deutschen

Im Deutschen finden sich Binnenmajuskeln bei verschiedenen Autoren der Zeit vor der Vereinheitlichung der Rechtschreibung, die konsequent bei zusammengesetzten Substantiven alle Teilwörter groß schrieben („RechenMaschine“). Aus anderen Gründen zu einer Binnenmajuskel führte die „Größer-als-Großschreibung“ des Namens Gottes als GOtt, die vor allem in barocker Zeit weit verbreitet war.

Nach den heutigen Rechtschreibregeln sind Binnenmajuskeln nicht zulässig, finden jedoch seit einiger Zeit immer größere Verbreitung, insbesondere bei Markennamen und in der Werbung. Häufig werden sie in Produktnamen verwendet, weil eine besondere Schreibweise als Markenname geschützt werden kann. Ein bekanntes frühes Beispiel aus dem Englischen ist CinemaScope, Vorreiter in Deutschland waren frühzeitig der Computerhersteller Apple beim Mac OS (ColorSync, AirPort, MacCheck) und später die Deutsche Bahn mit Begriffen wie BahnCard und RegionalExpress. Eine besondere, weitverbreitete Form der Binnenversalie ist das Binnen-I (LeserInnen). Die Binnenmajuskel entspricht in den meisten Fällen nicht der deutschen Rechtschreibung und ist damit aus formalistischer Sicht falsch. Eine der wenigen Ausnahmen bilden fremdsprachige Familiennamen und andere Eigennamen (McPherson, DeJong).

Verwendung in anderen Sprachen

In einigen Bantusprachen wie Zulu, isiXhosa und isiNdebele bezeichnet ein Großbuchstabe den Beginn des Wortstammes, wenn dieser ein Eigenname ist. Auch im Irischen wird der Wortstamm gebeugter Wörter, die ein Präfix erhalten, durch einen Großbuchstaben verdeutlicht. So bedeutet Sliabh na mBan „Berg der Frauen“, wobei mBan die gebeugte Form von Bean ist. Bestimmte traditionelle Schreibungen von Familiennamen kennen die Binnenmajuskel. Beispiele sind schottische Namen wie McDonald oder MacIntosh, irische Namen wie FitzGerald oder FitzPatrick sowie niederländische Namen wie DeJong oder DeCoster. Die niederländische Ligatur IJ muss am Wortanfang als zwei aufeinanderfolgende Großbuchstaben I und J geschrieben werden, es ist nur ein Buchstabe. Beispiel: IJsselmeer. In der SAMPA-Lautschrift stellen Großbuchstaben bestimmte Laute dar.

Verwendung in Programmiersprachen

Für Quelltexte von Programmen gibt es verschiedene Konventionen für die Verwendung von Binnenversalien in Bezeichnern (zum Beispiel die Ungarische Notation, aber auch persönliche Konventionen), oder Binnenversalien werden einfach verwendet, um lange Namen übersichtlicher zu machen („checkInputBuffer“). Diese Schreibweise hat sich durchgesetzt, weil Bezeichner normalerweise keine Leerzeichen enthalten dürfen. Eine alternative Lösung dieses Problems ist die Verwendung des Unterstrichs anstelle von Leerzeichen. Welche Variante verwendet wird, hängt vom Programmierstil ab. In Java und Basic ist die Verwendung von Binnenmajuskeln bei der Benennung von Methoden und Variablen gebräuchlich. Die Variante mit dem Unterstrich findet man vermehrt in PHP und C.

Auch einige Wiki-Systeme (nicht jedoch das von der Wikipedia verwendete MediaWiki) verwenden Binnenversalien, um Links innerhalb des Wikis zu erzeugen. Man spricht dann von CamelCase-Verlinkung.

Herkunft

Begriffsherkunft "Camel Case"

Zur Herkunft des Namens CamelCase gibt es zwei Theorien. Zum einen ähnelt die Schreibweise einem Kamel mit seinen Höckern, zum anderen kann der Name von dem Maskottchen der Programmiersprache Perl herrühren, da diese Schreibweise hier oft für Bezeichner von Variablen, Funktionen usw. verwendet werden. CamelCase kommt jedoch z. B. auch bei den Programmiersprachen Pascal (die ursprünglich keine Unterstriche in Namen beherrschte) bzw. Delphi, Java sowie in der Win32-API zur Verwendung. Auch der Computerhersteller Apple verwendet von Anfang an umfangreich Binnenmajuskel für das GUI seines Betriebssystems Mac OS. Wegen des Bezugs zur Programmiersprache Pascal wird CamelCase auch als „PascalCase“ bezeichnet.