Porzellanmalerei

manuelle Verzierung von Porzellangegenständen mit Bildern und Ornamenten
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Porzellanmalerei ist die manuelle oder teilmechanisierte Verzierungstechnik von Porzellangegenständen mit speziellen Porzellanfarben. Der Vorteil der Porzellanmalerei ist ihre Beständigkeit. Gemälde, Grafiken oder Fresken erleiden im Laufe der Zeit farbliche und stoffliche Veränderungen und müssen ständig restauriert werden, bemaltes Porzellan hingegen bleibt mit voller Qualität unverändert erhalten.

Die Porzellanmalerei diente ursprünglich zur Verzierung von Porzellan, das zum Gebrauch bestimmt war. Wegen der wertvollen Qualität ihrer Malerei wurden viele Porzellangegenstände jedoch nur als Zierde verwendet, folglich wurden auch eigens Ziergegenstände hergestellt. Im Verlauf der Epochen der Kunstgeschichte veränderte sich auch der Stil der Porzellanmalerei; es wurden zahlreiche Gegenstände aus Porzellan nach dem Geschmack der Zeit hergestellt und bemalt wie: Ziergefäße, Blumentöpfe (Jardinière), Figuren[1], Tabletts, Schreibgarnituren, Kerzenleuchter, Parfümflakons, Schminkdosen, Tabakdosen, Pfeifenköpfe[2][3], Gehstockgriffe, Regenschirmgriffe usw.

Geschichte

Schon im Altertum wurden Keramik-Gefäße mit Farben bemalt und mit Glasuren überzogen. Nach der Erfindung des Porzellans in China in vor christlicher Zeit wurden die Porzellanteile auch künstlerisch bemalt. Mit der Erfindung des europäischen Porzellans durch Johann Friedrich Böttger in Meißen entstand die zur Verzierung notwendige Porzellanmalerei, die auf die Emailmalerei auf Glas abgeleitet wurde. Durch den großen Erfolg des in Meißen im frühen 18. Jahrhundert hergestellten bemalten Porzellans, entstanden in ganz Europa weitere Porzellanmanufakturen, trotz des Versuchs den Herstellungsprozess geheim zu halten.

Porzellanfarben

Man unterscheidet Unterglasur- und Aufglasurmalrei. Für die Unterglasurmalerei stehen nur wenige geeignete Farben zur Verfügung. Mit Aufglasurfarben stehen alle Farbnuancen zur Verfügung. Die Herstellung der Porzellanfarben ist der Emailleherstellung ähnlich. Als Porzellanfarben benutzt man Metalloxide, die eine spezielle Glasmasse als Trägermaterial eingeschmolzen werden, die bei der vorgesehenen Brenntemperatur genügend flüssig wird, ohne zu stark zu zerfließen. Die Masse wird zu Pulver gemahlen und mit einem Bindemittel (Öle und Terpentin) versehen, damit die Farben mit einem Pinsel aufgetragen werden können. Das Bindemittel wird beim Brennvorgang rückstandslos verbrannt.

Porzellanmaler

Die kunsthandwerkliche Ausbildung zum Porzellanmaler kann bis zu 10 Jahren dauern (Liste von Porzellanmalern). Es gab einige Porzellanmaler, die bekannte Ölmaler und sogar Professoren an Kunstakademien wurden,
z.B.: Frédéric FrégevizeJohann Hubert Anton ForstFriedrich Wilhelm DelkeskampCarl Daniel Freydanck

Maltechnik

Das Auftragen der Porzellanfarben erfolgt mit sehr feinen Pinseln, bei der feinen Lupenmalerei auch mit Einhaarpinseln. Für die Übertragung von bildlichen Darstellungen hat man optische Geräte (Umzeichner) nach dem Prinzip des Episkops verwendet. Durch die Projektion auf die gekrümmten Flächen von Vasen und Tassen, erklärt sich die oft sichtbare verzerrte Darstellung der Malereien.

Um das gleiche Motiv von einer Vorlage leichter öfter zu übertragen, verwendete man ein Umdruckverfahren[6]{, mit dem man die Umrisse des Motivs auf das Porzellan übertrug und danach die farbliche Malerei manuell ausführte. Diese Technik wurde bereits 1810 bei der KPM Berlin eingeführt. Im 20. Jahrhundert konnte man dann Porzellan farbig bedrucken. Dadurch wurden die Produkte zwar preiswerter, aber weniger wertvoll. Heute kann man sich eigene Fotografien, auch die von alten Porzellanmalereien, auf Porzellan übertragen lassen. Um den Unterschied zum Hand bemalten Porzellan zu sehen braucht man Expertenkentnisse und eine Lupe.

Beispiele

Die Vielfalt der der Darstellungen auf Porzellan in ihrer hohen künstlerischen Qualität kann hier nur an einigen herausragenden Beispielen gezeigt werden. Es gibt im Web eine riesige Menge von Fotos von Malereien auf Porzellan in den Katalogen der Auktionshäuser, die aber wegen des Urheberrechts hier nicht gezeigt werden dürfen.

Dekore und Ornamente

Die Verwendung von Dekoren und Ornamenten als Verzierung wurde schon im alten China angewendet. Die Motive sind meist stilisierte Pflanzenteile wie Rankenwerk und Blattwerk, aber auch Mäander und Kringel (Beispiel: Teller und Schale). Fast alle bildlichen Darstellungen sind mit Ornamenten umrahmt. Bei Tellern sind die Fahnen und bei Tassen die Henkelseite umfangreich mit Ornamenten dekoriert.

Blumenmalerei

Mit dem Beginn der Porzellanfabrikation im 18. Jahrhundert in Meißen wurden Porzellane mit Blumenmalerei verziert. Obwohl nur wenige Porzellanfarben verfügbar waren, gelang es den Porzellanmalern eine sehr hohe Qualität der Darstellung zu erreichen, die dann Vorbild für alle anderen Manufakturen wurde. Neben einzelnen Blumen und Blumensträußen, gab es eine Vielfalt spezieller Dekore z.B. Deutsche Blumen, Indianische Blumen[7], Strohblumenmuster, Holzschnittblumen, Marcolini-Blumen, Manieristische Blumen (Meißner Rose), Streublümchen, Naturalistische Blumen (botanische Malerei), Wiesenblumen[8], Zwiebelmuster, usw.

Botanische Malerei

Die exakte botanische Darstellung von Blumen, Früchten und Baumzweigen übertraf andere Arten der Malerei, die zur Pflanzenerkennung erstellt werden, weil auf Porzellan viel feiner gemalt werden konnte als auf Papier.

Vedutenmalerei

Die Vedutenmalerei auf Porzellan, auch Prospektmalerei genannt, ist die wirklichkeitsgetreue, topografisch und perspektivisch korrekte Darstellung von Landschaften, Orten, Gebäuden, Straßen und Plätzen. Die frühesten Vedutenmalereien auf Porzellan gab es bereits ab 1735 auf Porzellandosen aus Meißen.[9]

Porträtmalerei

Porträts auf Porzellan bekannter Persönlichkeiten findet man häufig auf Tassen, aber auch auf Vasen und Porzellanplatten.

Watteaumalerei[10][11]

Die erotischen Ölgemälde des französischen Malers Antoine Watteau wurden von Friedrich dem Großen gesammelt und auf seinen Wunsch in seiner eigenen Porzellanmanufaktur auf Porzellanvasen gemalt. Es gibt viele dieser Darstellungen auf Porzellan als Watteau gemalt.

Mythologische Szenen

Darstellungen mythologische Szenen der griechischen und römischen Götterwelt auf Porzellan in der bildenden Kunst ist auch auf Porzellan weit verbreitet. Eine eigene Gruppe ist die Darstellung von Parzen (Schicksalsgöttinnen) auf Andenkentassen, meist mit Sprüchen.

Tiermalerei

Es gibt wohl kein Tier, das nicht auf Porzellan verewigt wurde.

Kriegsandenken

Die zahlreichen Kriege der preußischen Könige führten auch zu zahlreichen Andenken auf Porzellan.

Wappen auf Porzellan

Wappendarstellungen auf Porzellan wurden auf Bestellung für Adelshäuser, aber auch für Firmen hergestellt.

Literatur

  • Dr. Samuel Wittwer: Raffinesse & Eleganz. Hirmer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7774-3465-0., Porzellanmalerei
  • Erich Köllmann: Berliner Porzellan. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966. 2 Bände, Porzellan der KPM Berlin
  • Erich Köllmann/Magarete Jarchow: Berliner Porzellan. Klinkhardt & Biermann, München 1987, ISBN 3-7814-0264-9. 2 Bände, Porzellan der KPM Berlin
  • Ludwig Schnorr von Carolsfeld: Porzellan der Europäischen Fabriken. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1974. 2 Bände, Europäisches Porzellan
  • Angelika Lorenz: Berliner Porzellan 1763-1850. klr mediapartner, Lengerich 2006, ISBN 3-88789-152-X.
  • Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X. 2 Bände, Friedrizanisches Rokoko auf Porzellan
  • Winfried Bar und H. Walter Lack: Pflanzen auf Porzellan. Botanisches Museum Berlin, Berlin 1979, ISBN 3-921800-13-7.
  • Helge Siefert: Porträttassen. Corona Verlag, Karlsruhe 1984.
  • Dr. Samuel Wittwer und andere: KPM gestalten benutzen sammeln. Rasch Druckerei und Verlag, Bramsche 2013.
  • Hildegard Wievelhove: Biedermeier-Tassen. Druckhaus Beltz, Hermsbach 2005, ISBN 3-89790-221-4.

Einzelnachweise

  1. Dietmar Jürgen Ponert: Kunstgewerbe I. Druckerei Franz Spiller, Berlin 1985, ISBN 3-925653-00-7, S. 45.
  2. Dietmar Jürgen Ponert: Kunstgewerbe I. Druckerei Franz Spiller, Berlin 1985, ISBN 3-925653-00-7, S. 96.
  3. Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 93.
  4. Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 144, Abb. 678.
  5. Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 95 und 96.
  6. Katalog: Carl Daniel Freydanck. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-210-3, S. 27.
  7. Erich Köllmann: Berliner Porzellan. Band II. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966, Tafel 2, 84 und 86.
  8. Angelika Lorenz: Berliner Porzellan 1763-1850. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 2006, ISBN 3-88789-152-X, S. 140–141.
  9. Katalog: Carl Daniel Freydanck. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1987, ISBN 3-87584-210-3, S. 9 (Vedutenmalerei auf Porzellan).
  10. Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Band 2. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X, Tafel 30.
  11. Angelika Lorenz: Berliner Porzellan 1763-1850. klr mediapartner, Lengerich 2006, ISBN 3-88789-152-X, S. 90.
  12. Erich Köllmann: Berliner Porzellan. Band II. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1966, Tafel 144 und 145.
  13. Georg Lenz: Berliner Porzellan 1763-1786. Helmut Scherer Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-89433-018-X (2 Bände, Friderizianisches Rokoko auf Porzellan).
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