Tarnnetz

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Tarnnetzte sind so alt wie die Entwicklung und Herstellung von Netzten, die zunächst anderen Zwecken zugeordnet waren. Die militärische Nutzung und Herstellung von Tarnnetzten wurde jedoch erst zum Ende des 1.WK forciert, nachdem die Tarnung von Stellungen und Bereitstellungsräumen gegen die nunmehr aktive Luftaufklärung notwendig geworden war. Der Konturauflösende Tarnanstrich alleine war nun nicht mehr ausreichend, es bestand der Bedarf an künstlichen Tarnmitteln, da zur Tarnung verwendete Zweige rasch verdorrten und in den Wintermonaten keine Belaubung vorhanden war. Das schwere Gerät von Artillerie und Kampftruppe musste nun mit künstlichen Tarnmitteln gegen Luftaufklärung geschützt werden. Zunächst behalf man sich mit unifarbenen Zeltplanen und Sackleinen, die keiner weiteren Behandlung unterzogen wurden. Die französiche Arme setzte hier Maßstäbe und setzte einen Kunstmaler ein, der es verstand durch Bemalung dieser Stoffe die Natur, Licht und Schattenwurf so zu immitieren, dass die getarnten Geschütze und Protzen tatsächlich auch für geübte Augen unsichtbar wurden. Dieser französiche Maler erreichte sogar den Dienstgrad eines Hauptmannes, ein Zeichen der Wertschätzung seiner Arbeit und des Bewustseins, dass gute Tarnung Blut sparen kann. Aus dieser Tarnarbeit ging der Bau von Baumatrappen als Beobachtungsstand, oder die perfekte Tarnbemalung von Bunkern hervor. Die Bestückung von Netzten mit solch bemalten Stoffetzen war eher eine Notlösung, da es nicht möglich war alle Verbände mit den bemalten Planen auszurüsten. So wurde versucht durch das Bestücken von Netzen eine, wenn auch schlechter beurteilte, größere Versorgungsdichte zu erreichen. Schließlich stellte man fest, dass gewitzte Soldaten die Netzte mit natürlichem Tarnmaterial ergänzten und so die ideale Grundtarnausstattung ein grundlegend bestücktes Netzt sein sollte, welches von der Truppe durch Maßnahmen vor Ort der Umgebung angepasst werden konnte. In der Zeit zwischen den Weltkriegen wurde dann durch die defensive Planung der Landesverteidigung und dem Bau von Festungswerken entlang von Landesgrenzen der Bedarf an entsprechenden Tarnnetzen so groß, dass nunmher die Fertigung der Netzte industriell erfolgte. Die Garnierung der Netzte wurde mit sackleineartigen Stoffstreifen ausgeführt, welche mit sog. Indantrehnfarben getränkt waren, um diese in Tarnfarbe (dunkles Grün) einzufärben und das Material dadurch vor dem Verwittern und Verotten zu schützen. Die Garnierung wurde schneckenförmig und in zick-zack Linien durch das Netz verwoben und durch Verknoten fixiert. Diese Art von Netzen ist oft auf alten Bildern von den Atlantikwall-Stellungen oder der Siefriedlinie zu sehen - hier ist auch erkennbar, dass die Tarnwirkung zur Verschleierung von Umrissen und damit dem Erschweren einer genauen Aufklärung wohl leidlich ausreichend waren, die Netzte jedoch selten von der Truppe vor Ort durch weitere Tarnmaßnahmen ergänzt wurden. Diese Tarnnetzte, zumindest auf deutscher Seite, waren "lieblos" aus einfarbigen Komponenten gefertigt und man kann leicht zu dem Eindruck gelangen, dass diese Tarnnetzte als perfekte Tarnung empfunden wurden, zumindest bis zu dem Tag, an dem die Allierten die Luftüberlegenheit errangen und die Kunst der Tarnung über den Fortbestand, ja das Überleben auf dem Gefechtsfeld entschied. Plötzlich wurde den Tarnmaßnahmen, aus schierer Notwendigkeit, eine hohe Aufmerksamkeit beigemessen. So wurden nun auch Handbücher und Vorschriften verfasst und illustriert, um die Truppe nun mit diesen Maßnahmen vertraut zu machen, die durch die Luftüberlegenheit der Gegner nun intensiv betrieben werden mussten.

Ein weiterer massiver Einschnitt war die konsequente Verwendung von Farbfilmmaterial zur Aufklärung, so dass zum Kontrast der Aufnahmen nun auch deutlich die Farben zur Erkennung hinzu gezogen werden konnten.

Fotografien und Aufnahmen aus den Bereitstellungsräumen in der Normandie zeigen, dass alle Fahrzeuge, Handkarren ja sogar Stahlhelme in Tarnfarben ablackiert wurden, um möglichst unsichtbar für die feindlichen Jabos zu sein. Panzer wurden mit Flachnetzttarnungen perfekt in Wäldern versteckt und konnten eigentlich nur noch bei Nacht oder unter starkem Fla-Schutz operativ am Tage eingesetzt werden. Die Tarnnetze wurden konsequent mit natürlichen Tarnmitteln ergänzt oder durch beschmieren mit Schlamm und Dreck der Umgebung angepasst.

Die Allierten Verbände benutzten Tarnnetzte, die ebenfalls mit Stoffstreifen garniert waren, diese waren jedoch wesentlich größer und einzelne Stoffetzen waren so groß wie Putzlappen, so war die Fernwirkung und Dichte dieser Netze effektiver.

An Kriegsschauplätzen wie z.B. Nordafrika wurden Netze verwendet, die völlig ohne Garnierung eingesetzt wurden und dafür aus sehr dicken Strängen gefertigt waren. Teilweise wurden die Netzte mit naturfarbenen Sackleinenstreifen ergänzt.

Grundsätzlich war die Einführung der Tarnnetzte auch aus psychologischer Hinsicht für die Truppen wichtig, die Abschirmung gegen Feindsicht vermittelte eine gewisse Sicherheit und das Gefühl "ein Dach über dem Kopf zu haben". Die tatsächliche Wirkung und der Erfolg der Tarnmaßnahmen hing jedoch originär vom nutzenden Truppenteil ab, der auch die erweiterten Tarnmaßnahmen umsichtig durchführen und z.B. Fahrzeugspuren, die unter die Netzte führten verschleiern musste.

Auch in unseren Tagen ist das Tarnnetz nicht mehr aus dem militärischen Gebrauch weg zu denken. Trotz Wärmebildgeräten und Infrarot (Die Netzte schützen mittlerweile auch bedingt gegen diese Aufklärungsmittel) sind Tarnnetzte unvermindert im Einsatz. Jedes Land hat hier eigne Denkprozesse umgesetzt und Forschung betrieben, so gibt es für jedes Gelände, ob Wüste oder Grasland, Wald oder Eiswüste, das passende Tarnnetz.

Die neueste Spielart sind sog. Lightwight Systeme, die lediglich aus einer ultraleichten Garnierung bestehen und auf ein tatsächliches Netz verzichten. Diese "Netzte" können auf kleinstes Packmaß komprimiert werden und dienen zur Tarnung einzelner Soldaten oder Kleingerät von Spezialeinheiten. Auch gibt es Versuch die Tarnnetzgarnierung direkt auf Bekleidung zu nähen, um die persönliche Tarnung Einzelner zur Erhöhen, siehe auch Ghillie Suit.

Tarnen ist auch noch heute als Kunst zu verstehen, der Blick für die Umgebung und das Anpassen der Tarnung an diese Gegebenheiten ohne eine künstliche Auffälligkeit zu schaffen, ist dabei die große Kunst. "Auffällig unauffällig" ist vielleicht der richtige Begriff. Die Tarnung soll einem Gegner keinerlei Möglichkeit zur markanten Zielansprache geben. Markante Geländepunkte sind hierbei konsequent zu vermeiden.