Demo-Sanitäter

freiwillige Helfer mit einer medizinischen Ausbildung zur Erste Hilfe bei Demonstrationen
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Demonstrations-Sanitäter (Englisch: street medics oder action medics) sind Freiwillige mit einer medizinischen Ausbildung, die Erste Hilfe bei Demonstrationen leisten. Die Teams sind in Gruppen zusammengeschlossen und arbeiten mit den regulären Rettungsorganisationen zusammen, sind jedoch kein Teil von ihnen.

Demo-Sanitäter vor dem Deutsche-Bank-Hochhaus, Frankfurt bei Blockupy 2013

Arbeit

Die Sanitäter tragen bei ihren Einsätzen teilweise Schutzkleidung wie Helme und Atemmasken, um sich vor Wurfgeschossen oder Pfefferspray zu schützen. Meist sind die Sanitäter durch die orangefarbenen Westen für potenzielle Patienten und die Polizei erkennbar. In Deutschland operieren die Demo-Sanitäter meist in Teams von sechs Personen.[1] Nach der Erstversorgung werden die Verletzten in der Regel in reguläre medizinische Behandlung überführt.

Die taz schrieb 2017 zur Arbeit der Deutschen Demo-Sanitäter: "Wie andere Rettungskräfte auch leisten Demo-Sanis medizinische Hilfe – von der Erstversorgung bis zur Reanimierung. Oft behandeln sie die Auswirkungen von Pfefferspray, Verletzungen, die von Schlägen verursacht wurden, oder betreuen Traumatisierte. Wenn die Situation ihre Kompetenzen übersteige, sorgten sie für den schnellstmöglichen Zugang zu regulären Rettungskräften oder Notärzt*innen."[2]

Einige Gruppen finanzieren sich über Spenden und Solidaritäts-Veranstaltungen.[3][4]

Geschichte

In den USA wurden Gruppen, die sich street medics nannten, erstmals in der Zeit der großen Demonstrationen des Civil rights movement und der großen Antikriegsdemonstrationen in den 1960er Jahren aktiv. Sie halfen bei Protesten des American Indian Movement (AIM), Vietnam Veterans Against the War (VVAW), der Young Lords Party, der Black Panther Party[5] und anderer Bewegungen in den 1960er und 1970er Jahren.[6]

Bei den Protesten gegen das Treffen der World Trade Organization (WTO) 1999 und im Umfeld des Weltsozialforums in Seattle, Washington halfen street medics den Protestierenden. Während dieser Proteste wurden Verletzungen durch Reizgas, Pfefferspray, Pferrgeschosse, Leuchtsturmgeschossen, Plastikgeschosse behandelt und Menschen waren durch den Einsatz von Taser und Polizeihunden in Mitleidenschaft gezogen worden[6]. Einige Organisationen in den USA bieten Kurse für jedermann zum zertifzierten street medic mit unterschiedlichen Schwerpunkten an.[7][8][9]

Demo-Sanitäter sind bei vielen Demonstrationen in Deutschland im Einsatz. Bei größeren Protestveranstaltungen wie den Demonstrationen gegen Castor-Transporte, bei den Aktionen von Ende Gelände[10] oder gegen G8- und G20-Treffen[11][12] leisteten zahlreiche Teams Erste Hilfe.

Das Deutsche Rote Kreuz ging 2006 gerichtlich gegen Demo-Sanitäter-Gruppen und die Plattform nadir wegen den verwendeten Logos vor. Diese seien zu nahe am völkerrechtlichen Schutzzeichen Rotes Kreuz, welche in den Genfer Konventionen festgeschrieben ist. Mit ihrer agressiven Haltung verstießen die Demo-Sanitäter gegen die Genfer Konventionen.[4]

Gruppen

Australien

  • Melbourne Street Medic Collective (MelbSMC)[13]

Deutschland

  • Riot Medics Berlin
  • Autonome Sanität Hamburg
  • Actionmedics Hamburg[14]
  • Demosanis Marburg[15]
  • Demosanitäter Sanitätsgruppe Süd-West[16]
  • Demosanitäter Kameradschaftsdienst[17]

Frankreich

  • Street Medic Nantes[18]

Literatur

  • M. Weinstein (2015): Sciences for the red zones of neoliberalism. Cultural Studies of Science Educaction, Volume 10, Issue 1,pp 41–51 doi 10.1007/s11422-013-9490-y
  • Matt Anderson, Laurie Wen (2012): Support Guide for Health Care Personnel Interested in Working with the Occupy Wall Street Movement. Social Medicine, Vol 6, No 3 (2012)

Einzelnachweise

  1. Demo-Sanitäter: Schutz durch Selbstschutz. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  2. Volkan Ağar: Gemischtes Doppel : Sanitäter auf den Demos:Lukas Kratzsch. In: Die Tageszeitung: taz. 5. Juli 2017, ISSN 0931-9085, S. 16 (taz.de [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  3. Linkes Zentrum Stuttgart. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (deutsch).
  4. a b ROBERT MATTHIES: Die Faust soll in der Tasche bleiben. In: Die Tageszeitung: taz. 7. Oktober 2006, ISSN 0931-9085, S. 31 (taz.de [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  5. Street medic history and philosophy. In: Medic Wiki. (wikia.com [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  6. a b Street Medic History. In: Atlanta Resistance Medics. 24. April 2012 (wordpress.com [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  7. Street Medic Certification Training. In: EXCO Twin Cities. 21. Februar 2016 (excotwincities.org [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  8. Trainings | Rosehip Medic Collective. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (amerikanisches Englisch).
  9. Homeless 'street medics' prepare for any emergency. In: Citizen Times. (citizen-times.com [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  10. Gesucht: Demo-Sanis – Ende Gelände. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  11. G20 Sani Koordination. Abgerufen am 15. Dezember 2017.
  12. Felix Langhammer, Axel Gebauer; WARENFORM http://www.warenform.net: »Man kann froh sein, dass es keine Toten gab« (neues deutschland). (neues-deutschland.de [abgerufen am 15. Dezember 2017]).
  13. Melbourne Street Medic Collective. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (englisch).
  14. Actionmedics Hamburg. Abgerufen am 15. Dezember 2017 (deutsch).
  15. http://demosanis.blogsport.de/
  16. https://demosanitaeter.com/
  17. https://www.nsheute.com/verweise/
  18. Indymedia Nantes | Articles | Show. Abgerufen am 15. Dezember 2017.