Platzrunde

Flugweg von Luftfahrzeugen bei Flugplätzen
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Die Platzrunde ist ein standardisiertes An- und Abflugverfahren für alle Flüge nach Sichtflugregeln (VFR). Sie dient z.B. der Einteilung eines sicheren Landeanfluges aber auch dem Schutz lärmempfindlicher Gebiete rund um den Flugplatz. Der Flugweg sowie die Flughöhe in der Platzrunde werden auf speziellen Anflugkarten, die es für jeden Flugplatz gibt, angegeben. Der Pilot kann davon jedoch abweichen, wenn es die sichere Führung des Flugzeuges verlangt (z.B. Schauer, Wolken etc.)

Im Gegensatz dazu ist bei Flügen nach Instrumentenflugregeln (IFR) die Platzrunde nicht vorgesehen, da hier die Flugzeuge von Fluglotsen geführt werden.

Soweit nicht von der zuständigen Luftverkehrsbehörde abweichend festlegt, werden Platzrunden links herum (entgegen dem Uhrzeigersinn) in einem Abstand von ca. 1 NM (nautische Meile) von der Landebahn entfernt geflogen, damit der links sitzende Pilot die Landebahn während des gesamten Manövers im Auge behalten kann. Platzrunden werden normalerweise nach dem Start über den Querabflug oder den Gegenanflug verlassen und zur Landung über den Gegenanflug angeflogen.

Platzrunde
Platzrunde

Die Platzrunde besteht aus fünf Teilen.

Start

Das Flugzeug startet in Startkonfiguration (d.h. mit den lt. Flughandbuch gesetzten Landeklappen). Es mag verwundern, daß man beim START die LANDEKLAPPEN benutzt. Die Landeklappen können aber (in bestimmten vom Piloten einstellbaren Positionen) den Auftrieb erhöhen und so zu einer Verkürzung der Startrollstrecke beitragen. Werden die Landeklappen hingegen voll ausgefahren, bremsen sie das Flugzeug (zur Landung) ab – daher ihr Name.

Bei Flugzeugen mit Einziehfahrwerk wird ab dem Erreichen einer sicheren Steiggeschwindigkeit das Fahrwerk eingefahren. In etwa 300 Fuß (ca. 90 m) Höhe über Grund erfolgt das Einfahren der Klappen. Evtl. werden hier auch die (auf manchen Flugplätzen beim Start vorgeschriebenen) Landescheinwerfer wieder ausgeschaltet. Nach ungefähr 1 NM dreht man in den Querabflug.

Bei Segelflugzeugen erfolgt beim Windenstart das Ausklinken des Windenseils. Das Flugzeug wird anschließend in die Normalfluglage (Horizontalflug) gebracht.

Querabflug

Dieser heißt so, weil der weitere Abflug 90° quer zur Bahn erfolgt. Beim Motorflug steigt man auf die in der Anflugkarte vorgegebene Platzrundenhöhe. Sie wird in der Regel in 1000 Fuß (ft, ungefähr 300 m) über der aktuellen Flugplatzhöhe erreicht. Der Querabflug (engl. crosswind) wird etwa 1 NM verfolgt. Dann dreht man in den Gegenanflug.

Gegenanflug

Der Gegenanflug (engl. downwind) (Wind bestenfalls im Rücken) dient dem Übergang vom Sink- oder Reiseflug zur Landevorbereitung des Flugzeuges. Dazu wird (sofern nicht schon im vorherigen Sinkflug geschehen) bei Motorflugzeugen die Vergaservorwärmung eingeschaltet. In Dieselflugzeugen oder Flugzeugen mit Einspritzmotoren braucht man das nicht zu tun. Im Gegenanflug wird die Geschwindigkeit so weit verringert, daß die Lande-Klappen gefahrlos stufenweise ausgefahren werden können. Dazu gibt es auf dem Fahrtmesser eine entsprechende Markierung.

Beim Segelflug hingegen ist das anders. Segelflugpiloten erhöhen sogar die Fluggeschwindigkeit vor dem Landeanflug und überprüfen beim Landecheck z.B., ob die Klappen eingefahren sind.

Vor dem Einflug in die Platzrunde meldet sich ein anfliegendes Flugzeug über Funk am Flugplatz an, und fliegt normalerweise in den Gegenanflug in die Platzrunde ein. Durch die Funkmeldung wird sowohl der Flugleiter der Landeplatzes, sowie auch andere Piloten, die den Platz anfliegen über seine Position und seine Absichten informiert. Im Allgemeinen wird der Gegenanflug parallel zur Landebahnausrichtung solange geflogen, bis die Landebahnschwelle etwa 1 NM im Rücken des Piloten (oder ca. 45° hinter dem Flugzeug) liegt. Vom Gegenanflug wird in den Queranflug eingekurvt.

Querab des Aufsetzpunktes im Gegenanflug befindet sich die Position (engl. low key). Beim Segelflug werden in der Schulung vom Gegenanflug ausgehend verschiedene Flugmanöver geübt. Vor der Landung wird wieder in den Gegenanflug eingeflogen und die Landung eingeleitet. Im Segelflug sollen beim Verlassen der Position alle Landevorbereitung abgeschlossen sein. Zudem wird bei Verlassen der Position die Landeanmeldung abgesetzt.

Queranflug

Im Queranflug (engl. base) gilt es, Geschwindigkeit und Höhe abzubauen, indem man bei Motorflugzeugen das Gas zurücknimmt, bei Flugzeugen mit Einziehfahrwerk spätestens an diesem Punkt das Fahrwerk wieder ausfährt und nach Bedarf die Klappen weiter ausfährt. Der Queranflug endet mit der letzten Kurve (engl. Final Turn) auch "vierte Kurve" genannt. Beim Segelflug wird abhängig von der aktuellen Flughöhe der Queranflug genutzt um einen sicheren Endanflug zu gewährleisten.

Endanflug

Im Endanflug (engl. final) soll sich das Flugzeug (mit evtl. eingeschalteten Landescheinwerfern) stabilisiert und mit der richtigen Anflug- und Sinkgeschwindigkeit auf der Anfluggrundlinie (engl. Centerline) (d.h. in der Verlängerung der Landebahn) befinden. Anflug- und Sinkgeschwindigkeit werden üblicherweise so auf einander abgestimmt, dass der Sinkflug (mit ungefähr 500 ft pro Minute) bei Motorflugzeugen im 3° Winkel zur Horizontalen durchgeführt wird. Im Anschluss an den Endanflug wird die Landung durchgeführt. Beim Segelflug soll die letzte Kurve in einer Höhe von mind. 100m über der aktuellen Platzhöhe beendet sein. Der Endanflug wird mit einer Sicherheitsreserve (Höhe und Geschwindigkeit) begonnen. Mit Hilfe der Landeklappen (und evtl. Flugmanmöver wie der Slip) ist eine sichere Landung am vorgesehenen Aufsetzpunkt dann immer möglich.

 
Endanflug einer Cessna 172

In der Praxis werden die meisten Platzrunden in der Schulung von Motorflugpiloten zum Üben von Start und Landung hintereinander geflogen.

Statt einer Abschlusslandung (engl. Full-Stop-Landung) kann man auch aufsetzen-und-durchstarten (einen Touch-and-go fliegen), in dem man einfach nach dem Aufsetzen beim Endanflug (evtl. die Vergaservorwärmung ausschaltet), Vollgas gibt und wieder startet, wobei die Klappen im Steigflug stufenweise eingefahren werden. Eine Variante davon wäre der tiefe Überflug (Low Approach), bei dem ein simulierter Landeanflug geflogen wird, ohne die Piste (zur Landung) zu berühren. Die letzte Landung nach einer Serie von Platzrundenflügen ist die Abschlusslandung (Full-Stop-Landung).

Flugzeuge, die nach Sichtflugregeln unterwegs sind, fliegen entweder an in den Anflugkarten vorgegebenen Punkten oder (in den Fällen, wo solche Markierungen nicht vorgegeben sind) im Gegenanflug in die Platzrunde ein bzw. aus. Die eigentliche Landung erfolgt wie oben beschrieben.