Fußfetischismus

sexuelle Vorliebe für Füße
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Der Fußfetischismus, Fachbegriff Podophilie, ist die am häufigsten anzutreffende Form des Körperteilfetischismus; als sexueller Fetisch dienen hier Füße.

Formen des Fußfetischismus

Der Fußfetischismus gilt als einer der häufigsten Körperteilfetische und wird mittlerweile auch in der Öffentlichkeit weitestgehend akzeptiert. Eine Neigung zum Fußfetischismus haben sowohl Frauen als auch Männer. Bei Männern ist der Fußfetischismus jedoch weitaus häufiger verbreitet. Das Küssen der Füße der Partnerin, das Streicheln und Liebkosen der Fußsohlen gehören auch für viele Menschen, die sich nicht explizit als Fußfetischisten verstehen, zum leidenschaftlichen Liebesspiel. Da es keine einheitliche Ausprägung des Fußfetischismus gibt, können im Folgenden lediglich die am häufigsten anzutreffenden Neigungen beschrieben werden:

  • Das Betrachten und Liebkosen von nackten Füßen
  • Das Betrachten und Liebkosen von Füßen in Nylonstrümpfen Socken oder Schuhen (siehe auch Hauptartikel: Schuhfetischismus)
  • Die Vorliebe für diversen Fußschmuck wie Zehenringe, Lederriemchen, Muschel-Fußbändchen, Fußkettchen oder ähnliches.
  • Die Olfaktorische Wahrnehmung des Geruchs von Füßen
  • Das Einbinden von Füßen in den Sexualakt:
    • Eine Form des Fußfetischismus ist hier der sogenannte Footjob (engl., abgeleitet von Handjob bzw. Blow Job), bei dem die Frau mit ihren Füßen den Penis und Hodensack des Mannes bis zur Ejakulation stimulieren kann. Ein Fußjob ist in der Regel wesentlich intensiver und kräftiger als eine Handmasturbation, und kann bei ausdauernder Ausübung ohne Öl oder Gleitmittel zu kräftiger Rötung und Reibung von Eichel und Penisschaft führen, die auch nach dem sexuellen Akt einige Zeit sichtbar bleibt.
    • Eine intensivere Form des Footjob ist der Toejob, bei dem die Eichel von den Zehen, ohne Einsatz der Fußsohlen, umschlossen und stimuliert wird.
    • Mit gewisser Vorsicht sollte die betreffenden Frauen die härteste Form des Footjob, den Shoejob, verabreichen. Hierbei masturbiert die Frau die Genitalien des Mannes mit Ihren Schuhen, beliebt sind natürlich High Heels, alle Arten von Pumps und Slippern, und natürlich Stiefel, was oft die dominanteste Variante darstellt. Aber auch Turnschuhe und Flip-Flops.
Der Foot-Fuck bedeutet das vaginale oder anale Einführen des Fußes oder der Zehen, um sich dadurch zu befriedigen und kommt u.a. in der Lesben-Szene und in BDSM-Kreisen vor.

Ein Großteil der Fußfetischisten legt großen Wert auf gepflegte Frauenfüße, und ist dafür manchmal gerne bereit, selbst mit Hand anzulegen, sei es bei der Pediküre oder beim Lackieren der Zehennägel.

Es wird vermutet, dass der Anteil an Fußfetischisten unter Frauen weitaus geringer ist, als bei Männern.


Pathologische und psychologische Entstehungstheorien

Innerhalb der Medizin und Psychologie gibt es verschiedene Ansätze, das Zustandekommen eines Fußfetischs zu erklären. Einige sind:

  • Der US-amerikanische Neurologe Vilayanur S. Ramachandran erklärt den Fußfetischismus damit, dass sich jener Bereich der Großhirnrinde, in dem die sensorischen Informationen der Füße wahrgenommen und verarbeitet werden, exakt neben jenen Regionen befindet, die auch für die sexuelle Stimulation zuständig sind.
  • Füße sind, wie auch andere erogene Körperteile, wie etwa Brüste oder Hintern bzw. die Genitalien selbst, in der Regel versteckt und nicht sichtbar. Daher kann auch von offen gezeigten Füßen, ähnlich wie von offen gezeigten Brüsten und Genitalien eine erogene Wirkung ausgehen.
Obwohl Füße für viele Männer ein weiteres sekundäres Geschlechtsmerkmal darstellen, steht die große Mehrheit Füßen nicht nur im sexuellen Kontext ablehnend gegenüber. Der Duden kennt für Füße folgende Synonyme: Mauken, Treter, Latschen, Quanten. Das negative Image von Füßen steht allerdings in unmittelbarem Zusammenhang mit der zivilisationsbedingten Benutzung von Strümpfen und Schuhwerk: Sowohl der olfaktorische Aspekt ("Käsefüße") wie auch gesundheitliche Probleme und Wehwechen ("schwere Füße") sind davon nicht zu trennen.
  • Nach Sigmund Freud sind Fetische in „gewissem Grad (...) dem normalen Leben regelmäßig eigen“ und entstehen durch „Sexualüberschätzung“, das heißt das Begehren wird von den Geschlechtsteilen auf einen „für sexuelle Zwecke sehr wenig geeigneten Körperteil (...), welches in nachweislicher Relation mit der [begehrten] Sexualperson (...) steht“, ausgeweitet.
  • Die Vorliebe für Zehen als sexuelles Reizmittel (die sowohl bei Frauen als auch bei Männern gleichermaßen existiert) und das Berühren, Streicheln und Lutschen von Zehen gelten in der Sexual-Psychologie als Hinweis darauf, dass die Zehen als Penis-Ersatz gesehen werden.
  • Der US-amerikanische Sexualforscher Havelock Ellis geht sogar so weit, dass er Fetische als „Perversionen“ und „erotische Symbole“ sieht, die den „normalen Sexualakt“ ersetzen und in der Kindheit als Folge „autoerotischer“ Erlebnisse ausgebildet wurden.


In manchen Fällen kann die Neigung zum Fußfetischismus eine große Belastung für die Beziehung darstellen, besonders dann, wenn der Partner dieser Neigung ablehnend gegenüber steht und sie als abartig empfindet. Fußfetischismus ist keine Krankheit, kann aber bei einer Eskalation, ähnlich wie bei anderen Fetischen auch, zu psychosozialen Problemen führen. In diesem Fall wird eine therapeutische Behandlung empfohlen.

Fußfetischismus und Dominanz

Fußfetischisten gehören nicht automatisch der SM-Szene an, wie vielfach geglaubt wird. In der SM-Szene wird der Fuß des Tops (des Herrschenden) oftmals eingesetzt, um den Bottom (den Sklaven) zu bestrafen. Dies kann einerseits durch Tritte (unter anderem, was besonders schmerzhaft ist, in die Genitalien) geschehen, oder auch, indem der Top sich zum Beispiel mit seinem vollen Gewicht auf den Körper (Fachbegriff: Trampling) oder den Kopf des Bottoms stellt. Solche Aktionen müssen natürlich zum einen einvernehmlich und zum anderen mit genügender Vorsicht und Erfahrung geschehen, um die Gefahr von Verletzungen zu minimieren. Jedoch kann der Fuß des Tops auch zur Belohnung eingesetzt werden, indem z. B. die Herrin dem Sklaven erlaubt, ihre Füße zu küssen.

Manche Bottoms mögen auch Kitzelspiele oder Schläge auf die eigenen Fußsohlen (Bastinado).

Allerdings ist der Fußfetisch auch in der Schwulen-Szene verbreitet. Hierbei gibt es auch einen Sklaven und einen Führer. Sehr beliebt sind z. B. weiße Sportsocken, die sehr lange getragen wurden.

Nur eine Minderheit der Männer, die dem Fußfetischismus nahe stehen, sind auch devot veranlagt. In diesem Fall, hat dies dann psychologische Gründe.

  1. Füße gelten als "schmutziges Körperteil", da man mit ihnen auf dem Boden läuft. Dies finden einige Männer anregend, indem sie von ihrer Herrin als Fußsklave bzw. Fußlecker eingesetzt werden (Die Herrin führt, bestraft und belohnt den Sklaven mit ihren Füßen).
  2. Durch das Laufen auf dem Körper (Trampling) des Sklaven degradiert man ihm zum Boden und macht ihn somit "wertlos".
  3. Da der Fuß und besonders die Fußsohle eine sensible und auch erogene Zone des Körpers ist, lösen gezielte Schläge auf die Fußsohlen Lust bei der Frau aus, was bei erfahrenen Tops bis zum Orgasmus bei der Frau führt. Ähnliches gilt auch für beißen und fesseln von Füßen. Diese Spielart des SM wird zwar von den meisten Frauen zuerst abgelehnt wird aber bei der Ausführung als äußerst erotisch und luststeigernd empfunden. Besonders die Abwechslung von Bestrafung und anschließendem Liebkosen. Gleiches gilt auch für den Mann.
  4. Eine besondere Ausprägung ist die Vorliebe für kleine Füße. So liebt eine Mehrheit der Fußfetischisten kleine Füße. Genauso wie Frauen große Männerhände attraktiv finden, finden Männer kleine Frauenfüße sexy. Kleine Füße suggerieren geringe Standfestigkeit(ähnlich wie Stöckelschuhe) und wecken den Beschützerinstinkt des Mannes. So hat zum Beispiel der Stöckelschuh eine Doppelwirkung. Er lässt das Bein länger wirken und in der Seitenansicht erscheint der Fuß der Frau kleiner. Das Gegenteil kann auch der Fall sein, wenn ein Mann grosse Frauenfüße liebt. Dies kann ihm eine gewisse Überlegenheit von ihr aus suggerieren, vor allem dann, wenn er kleinere Füße hat als sie. Meist werden aber solche Rollenspiele unbewusst z.B. in der Fantasie vom Fußfetischisten erlebt.
  5. Ein anderer Aspekt ist die Erdverbundenheit. Bloßfüßiges Fortbewegen an öffentlichen Plätzen kann als antizivilisatorisches Statement verstanden werden, als Naturalismus jenseits von dafür vorgesehenen Ghettos. Füße gelten einerseits als sanft und verletzlich, sind andererseits auch als "Waffe" einsetzbar. Barfüßigkeit vermittelt ein Gefühl von Vertrauen, von Sorglosigkeit, von Heimat, von existentialistischer Erdverbundenheit.

Nicht zu vergessen ist, dass sich Vorlieben individuell unterscheiden und jeder Fußfetischist einen anderen Geschmack hat, was Füße betrifft. So gibt es Personen, die besonders Zehen bevorzugen, andere interessieren sich in erster Linie für Fußsohlen.

Geschichtliche Aspekte

Bereits vor tausenden Jahren gab es im alten China das Schönheitsideal der Lotosfüße. Je kleiner ein Fuß, desto begehrenswerter. Mädchenfüße wurden bandagiert, die Nägel beschnitten - vier Zehen unter den Fuß gebogen und festgebunden. Der große Zeh blieb frei, sodass ein Halbmond entstand. Ziel dieser Tortur war das "große Wunder", der goldene Lotos. Ein Fuß der nur siebeneinhalb Zentimeter maß und als erotischter Teil des Frauenkörpers galt.

Im 18. Jahrhundert erlag der bayrische König Ludwig I. den Reizen der berüchtigten Tänzerin Lola Montez, zu deren Ehren er von dem Bildhauer Johann Leeb eine Skulptur ihrer Füße aus Marmor anfertigen ließ.

Ebenfalls zu dieser Zeit soll sich auch die russische Zarin Anna Leopoldowna sechs eigene Fußkitzler gehalten haben.

Persönlichkeiten

Neben Ludwig I. von Bayern sollen auch Giacomo Casanova, Charles Baudelaire oder F. Scott Fitzgerald bekennende Fußfetischisten gewesen sein. Ein ebenfalls bekennender Fußfetischist heutiger Zeit ist der Regisseur Quentin Tarantino, der z.B. in Pulp Fiction die Fußmassage sexuell auflädt. Des weiteren sei hier noch die Szene aus dem Film From Dusk Till Dawn zu erwähnen, in dem Salma Hayek (Santanico Pandemonium) ihren Fuß in den Mund von Quentin Tarantino (Richard Gecko) steckt, und Whiskey an ihrem Bein hinunter in seinen Mund laufen läßt, wobei er sichtlich beides genießt. Neben Tarantino gilt auch der italienische Regisseur Bernardo Bertolucci als Fußfetischist. In den meisten seiner Filme - z.B "The Last Emperor" - lassen sich entsprechende Szenen nachweisen.

Die Moderatorin Sonya Kraus zeigt gerne ihre Füße vor der Kamera und bekennt sich dazu, sie als erotischen Reiz einzusetzen. Der Sender Pro7 trägt dem Rechnung und zeigt auf seiner Website drei Galerien mit Fotos von Sonya Kraus Schuhen. Im Rahmen der Sendung TalkTalkTalk gab es außerdem eine Trampling- und eine Crushing-Szene mit der Moderatorin. (Bereits Jessica Stockmann, die Vorgängerin von Sonya Kraus als Moderatorin der Sendung 'Talktalktalk', setzte augenscheinlich auf den (quotenbringenden?) Faktor Barfüßigkeit. Kraus übernahm dieses Stilmittel.)