Propofol

chemische Verbindung
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Strukturformel
Strukturformel von Propofol
Allgemeines
Name 6,2 Diisopropylphenol
Summenformel C12H18O
Andere Namen Propofol, Disoprivan®
Kurzbeschreibung Narkotikum
CAS-Nummer 2078-54-8
Schmelzpunkt 18 °C
Siedepunkt 256 °C
Molekulargewicht 178,273
Wasserlöslichkeit 124 mg/l
Dampfdruck 3.05-3 mm Hg


Propofol ist ein intravenös verabreichtes Narkotikum, das aufgrund seiner kurzen Halbwertszeit und relativ geringen Kumulation als gut steuerbar gilt. In den handelsüblichen Präparaten ist Propofol in einer Lipidemulsion (Sojaöl) gelöst und besitzt daher ein milchig-weißes Aussehen.

Wirkprofil

Propofol wirkt als Hypnotikum, hat jedoch keine analgetische (schmerzlindernde) Wirkung. Zusammen mit einem Analgetikum wird es zur Allgemeinanästhesie oder Sedierung verwendet. Als besondere positive Eigenschaften gelten das relativ angenehme Einschlafen und Aufwachen sowie die Tatsache, dass Übelkeit und Erbrechen (PONV) seltener als bei Narkosegasen auftreten.

Anwendung

Für die Einleitung und Aufrechterhaltung einer intravenösen Anästhesie wird Propofol zusammen mit einem kurzwirksamen Analgetikum – z. B. Remifentanil (Ultiva®) – benutzt. Dazu wird es mittels einer Spritzenpumpe verabreicht. Ziel ist es, eine ausreichende Blutkonzentration aufzubauen und zu erhalten. Dafür wird anfangs eine Bolusdosis von etwa 1–2 mg/kg Körpergewicht verabreicht, gefolgt von einer Dauerinfusion in der Größenordnung von etwa 6–12 mg/kg/h. Mit computergesteuerten Spritzenpumpen, die mit pharmakokinetischen Daten des Propofols programmiert sind, kann die Infusionsgeschwindigkeit so gestaltet werden, dass der Blutspiegel des Wirkstoffs konstant bleibt oder dass der Anästhesist die Dosierung schnell ändern kann (TCI = „target controlled infusion“).

In der Intensivmedizin wird Propofol ebenfalls zur Analgosedierung („künstliches Koma“) angewendet. Da es keine schmerzausschaltende Wirkung hat, wird es meist mit einem Opioid (z. B. Sufentanil, Piritramid) kombiniert. Nach längerer Infusionsdauer kann es durch Abbauprodukte zu bräunlicher bis grünlicher Verfärbung des Urins kommen. Da es in den handelsüblichen Präparaten mit Sojaöl vermischt ist, ist eine Kontrolle des Fettstoffwechsels notwendig.

Bei Patienten, die Risikofaktoren (Myopathien, bereits aufgetretene maligne Hyperthermie) für eine maligne Hyperthermie (eine seltene narkoseassoziierte Komplikation) aufweisen, kann Propofol verwendet werden. Dies gilt auch für Patienten, bei denen es nicht möglich ist, eine Narkose sofort zu beenden, obwohl eine maligne Hyperthermie eingetreten ist, da Propofol im Gegensatz zu den häufig verwendeten Narkosegasen keine Triggersubstanz dieser Erkrankung ist.

Nebenwirkungen

Bedeutsame Nebenwirkungen bei der Gabe von Propofol sind Atemdepression bis zur Apnoe sowie Blutdruckabfall (durch verminderten peripheren Gefäßwiderstand). Es treten auch Erregungsphänomene (z. B. spontane Bewegungen, Muskelkrämpfe), Histaminfreisetzung sowie (meist angenehme) Träume des Patienten auf. Eine weitere Nebenwirkung ist der lokale Schmerz bei der Injektion, der durch eine Reizung der Venenwand entsteht.

In seltenen Fällen kann es bei längerer Anwendungsdauer zu einer schweren Stoffwechselentgleisung mit Herz-Kreislauf-Störungen, Muskelzerfall (Rhabdomyolyse) und Lactatacidose, dem Propofol-Infusionssyndrom (PRIS), kommen.Vorlage:Ref

Kontraindikationen

Propofol sollte nicht bei einer Kreislaufinsuffizienz oder Hypovolämie gegeben werden, da es diese weiter verstärkt. Weiterhin ist es in Schwangerschaft, Stillzeit und für Kinder (relativ) kontraindiziert.

Sonstiges

Propofol wurde 1989 von der Food and Drug Administration in den USA zugelassen. In Deutschland und Europa wurde die Zulassung erstmalig 1996 erteilt. Als eine Modifikation gilt der Zusatz von EDTA zur Propofol-Zubereitung. Der Zusatzstoff soll ein Keimwachstum bei versehentlicher bakterieller Kontamination verlangsamen, kann dieses aber nicht vollständig verhindern. Auch deshalb ist eine aseptische Handhabung weiterhin erforderlich. Eine Weiterentwicklung stellen andere Zubereitungen auf der Basis eines Gemisches mittel- und langkettiger Fettsäuren (MCT/LCT) dar, die den Injektionsschmerz bei Propofolgabe vermindern und den Fettmetabolismus verbessern können.

Quellen

  1. Vorlage:Fußnote