Römisch-katholische Kirche
Die Römisch-katholische Kirche (auch nur Katholische Kirche genannt) ist die zahlenmäßig größte Konfession innerhalb des Christentums und damit auch die zahlenmäßig größte Katholische Kirche.
Struktur
Als unverzichtbares Strukturelement wird das Petrusamt angesehen, das gemäß römisch-katholischer Lehre von Petrus (Matthäus 16,18) auf alle seine Nachfolger im römischen Bischofsamt übergeht. Anders als westliche säkulare Staatsformen, bei denen demokratische Strukturen selbstverständlich geworden sind, ist die römisch-katholische Kirche darum hierarchisch strukturiert.
An der Spitze der römisch-katholischen Kirche steht der Papst. Er ist höchste Autorität in Fragen der Lehre und der Kirchenordnung (s. Päpstliche Unfehlbarkeit).
Unter dem Papst kommen in hierarchischer Reihenfolge die Bischöfe (Die Katholische Kirche ist regional organisiert, siehe Bistum), Priester, Diakone und schließlich die nicht geweihten Gläubigen (Laien). Die Bischöfe sind Leiter der lokalen Kirche, ihre Mitarbeiter sind die Priester und für den nicht priesterlichen Dienst die Diakone. Die Gläubigen selbst sind lokal zu Pfarreien (regional auch Pfarren) zusammengeschlossen, denen ein Priester vorsteht.
Daneben gibt es zahlreiche Gemeinschaftsformen, von losen Bewegungen über Säkularinstitute bis hin zu Ordensgemeinschaften. In Deutschland sind viele katholische Jugendverbände im Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) organisiert. Die Zahl vom BDKJ unabhängiger Jugendbewegungen, die vor allem in neuen geistlichen Gemeinschaften beheimatet sind, wächst.
Alle Stände und Gemeinschaften der Kirche bilden gemeinsam das Gottesvolk. Jeder Katholik hat durch Taufe und Firmung Anteil an der Sendung der Kirche in die Welt (Laienapostolat, vgl. Zweites Vatikanisches Konzil).
Glaubensinhalte
- Dreifaltigkeit: Jesus als Sohn Gottes ist eines Wesens mit Gott selbst (s. Menschwerdung Gottes); Gott ist Vater (Jesu und der Menschen), Sohn (Gottes) und Heiliger Geist. Durch sein geschichtliches Leben und Wirken, seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat der Sohn Gottes die Sünde der Welt auf sich genommen und den Weg zu Gott für alle Menschen geöffnet.
- Gottes Wirken in der Welt: Gott ist nicht nur der Schöpfer, sondern greift aus Liebe zu jedem einzelnen Menschen aktiv in die Welt ein; sein Handeln ist jedoch nach menschlichen Maßstäben nicht komplett begreifbar (siehe Theodizee-Frage).
- Die römisch-katholische Kirche sieht sich in der Nachfolge der Apostel, deren Glaubensbekenntnis sie in der Kraft des Heiligen Geistes durch die Zeiten bewahrt, vertieft und angesichts neuer Fragestellungen klärt. Diese Tradition der Kirche bildet zusammen mit der Heiligen Schrift ihre Lehrgrundlage.
- Sakramente: Gott schenkt den Menschen das Heil durch die Sakramente. Die römisch-katholische Kirche kennt sieben Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße und Versöhnung (Beichte), Krankensalbung, Priesterweihe, und Ehe. In den Sakramenten, vor allem in der Eucharistie, kommt die Kirche selbst als universales Heilssakrament zur Erscheinung.
- Endgericht und Leben nach dem Tod (Eschatologie): Die römisch-katholische Kirche erwartet das Wiederkommen Christi in Herrlichkeit und das Gericht über alle Menschen. Maßstab des Gerichts wird der Glaube und die (nach dem Maß der Gaben) verwirklichte Liebe sein. Die Erlösten empfangen paradiesisches, ewiges Leben in Gottesnähe ("Schau" Gottes von Angesicht zu Angesicht, himmlisches Hochzeitsmahl). Für jeden Menschen gibt es auch die Möglichkeit endgültiger Verlorenheit ("Hölle"). Die Hoffnung des Christusglaubens lässt sich jedoch nicht begrenzen.
- Marien- und Heiligenverehrung: Menschen, die ein christuszentriertes Leben geführt haben, können anderen Glaubenden als Vorbilder dienen. Gott ist besonders in Beziehungen zwischen Menschen erfahrbar, und da solche Beziehungen nach dem Tod nicht abbrechen müssen, kann die Beschäftigung mit solchen Vorbildern (Heiligen) sehr hilfreich sein. Die Heiligen gelten auch als Fürsprecher bei Gott. Die universale Heilsmittlerschaft Christi, auf den alle Heiligen verweisen, wird dadurch nicht in Frage gestellt, sondern unterstrichen.
Morallehre
Die Morallehre der römisch-katholischen Kirche ist seit den Anfängen geprägt von dem doppelten Bestreben, an den Forderungen der Bergpredigt festzuhalten und zugleich den Bedingungen der fortbestehenden irdischen Realität durch Kompromisse Rechnung zu tragen. In früheren Jahrhunderten war regelmäßig der Vorwurf zu großer Laxheit Grund für Kritik und Abspaltungen (Montanismus, Novatianismus, Donatismus, Katharer, Waldenser). Heute entzündet sich der Widerspruch meist an vermeintlich zu hohen Idealen, gepaart mit dem Vorwurf der Heuchelei und Doppelmoral.
Der Bergpredigt folgend sind die zentralen katholischen Wertsetzungen Liebe, Wahrheit, Gewaltlosigkeit, Besitzverzicht, Treue, Keuschheit. Die Umsetzung in kirchliches und, wo möglich, staatliches Recht geschieht in immer neuen Anläufen und unter innerkirchlichen und gesellschaftlichen Konflikten.
Lange waren Themen wie Eid, Wehrpflicht oder Kapitalismus umstritten (hier ist die römisch-katholische Morallehre traditionell eher kompromissbereit). Seit etwa 1968 (Enzyklika Humanae vitae, zeitgleich mit den soziokulturellen Umwälzungen) steht fast ausschließlich die Ehe- und Sexualmoral im Mittelpunkt der Beachtung und Auseinandersetzung. Das kirchliche Lehramt hat sich immer wieder eindeutig im Sinn der Zusammengehörigkeit von Sexualität, lebenslanger Treue und Fortpflanzung und damit gegen Ehescheidung, "künstliche" Empfängnisverhütung und die Gleichwertigkeit der Homosexualität ausgesprochen. Kompromisslos wird heute auch der Lebensschutz vertreten und Abtreibung, Euthanasie, Klonen und Todesstrafe abgelehnt.
Die römisch-katholische Moraltheologie geht davon aus, dass die Werte des Evangeliums dem Naturrecht nicht widersprechen, sondern sein letzter und höchster Ausdruck sind. Darin erkennt sie die Basis für einen Dialog über ethische Fragen mit allen "Menschen guten Willens".
Siehe auch: Evangelische Räte
Ökumene
Die Verständigung und der Austausch mit anderen christlichen Glaubensgemeinschaften wird gesucht und gepflegt, insbesondere mit der Evangelischen Kirche und den Östlich-Orthodoxen Kirchen. Mit diesen Kirchen finden Absprachen und Kooperationen im Rahmen der christlichen Ökumene statt.
Die römisch-katholische Kirche ist jedoch aufgrund ihres Kirchenverständnisses nicht Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen. Aufgrund ihres Kirchen- und Eucharistieverständnisses ist die römisch-katholische Kirche gegen Interzelebration. Nach dem Ökumenischer Kirchentag 2003 gab es Sanktionen von Seiten der Römisch-Katholischen Kirche gegen einen Priester der an einem ökumenischen Abendmahl teilgenommen hatte, der jedoch nicht Teil des offiziellen Kirchentags war.
Bedeutende Persönlichkeiten
- Thomas von Aquin
- Jeanne d'Arc
- Hildegard von Bingen
- Augustinus von Hippo
- Franz von Assisi
- Ignatius von Loyola
- Heinrich Institoris
- Johannes XXIII.
- Adolph Kolping
- Franz König
- Hans Küng
- Chiara Lubich
- Andrea Riccardi
- Christoph Schönborn
- Katharina von Siena
- Bernadette Soubirous
- Jakob Sprenger
- Mutter Teresa
- Tomás de Torquemada
- Miloslav Vlk