Tachov

Gemeinde in Tschechien
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. Mai 2006 um 13:49 Uhr durch 87.78.112.146 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.


Tachov (deutsch Tachau) ist eine Stadt in Tschechien an der Mies (tschechisch Mže) in der westböhmischen Region Pilsen (Plzeňský kraj) mit 12.640 Einwohnern (Stand 1. Januar 2004). Sie ist Bezirksstadt des Okres Tachov.

Geschichte

Eine Siedlung an der Stelle des heutigen Tachov ist zum ersten Mal im Jahre 1115 belegt. In der Nähe stand wahrscheinlich auch eine kleine Burg, die 1126-1131 von Soběslav I. zu einer Königsburg umgebaut wurde. Diese Burg erweiterte Přemysl Ottokar II. um 1270 und legte bei ihr auch eine Stadt an, die zum ersten Mal 1285 erwähnt wird.

Nach dem Tod Přemysl Ottokars I. wurde die Stadt von der Krone häufig verpfändet, erlebte aber auch Blütezeiten, etwa unter Karl IV.. Die gotische Kirche aus 1329, die im Jahre 1400 im neugotischen Stil umgebaut wurde, ist bis heute bewahrt.

1427 schlugen die Hussiten bei Tachov ein Kreuzfahrerheer und eroberten auch die Stadt an der Goldenen Straße. Ab 1436 war sie wieder in königlichem Besitz, ab 1477 gehörte sie den Herren von Gutstein, ab 1510 wieder dem König.

Nach ihrer Beteiligung am Ständeaufstand zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs verlor sie alle Privilegien und wurde zu einer Provinzstadt. Wegen der Teilnahme an der Bewegung gegen die Habsburger wurde die Stadt 1623 mit allen Gütern an Baron Jan Filip Husman verkauft, der als neuer Erbherr auch die Gegenreformation durchführen musste; 1625 kehrte die Bürgerschaft Tachaus zur katholischen Kirche zurück. Später 1664 war die Stadt im Besitz der Herren Losy von Losynthal, ab 1781 im Besitz der Familie Windisch-Graetz.

Im Jahre 1850 wurden in den Häusern am Marktplatz staatliche Ämter eingerichtet, etwa das Justizamt oder das Bezirksamt, und 1895 wurde die Stadt nach der Eröffnung der Lokalbahn Plan – Tachau auch Bahnstation.

Die Kreisstadt Tachau ist besonders in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg zu einer Kleinstadt gewachsen. Etwa 400 neue Häuser wurden errichtet und im Jahre 1930 wurden immerhin 7075 Einwohner erreicht.

Bereits ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich eine bescheidene Industrie.

Ende des 19. Jahrhunderts entstand in Tachau ein Industriezweig, der Knöpfe aus Perlmutt herstellte. Daneben gab es eine berühmte Holzdrechslerei. Holz- und Perlmutt-Produkte aus dem Kreis Tachau, sowie seit den 1930er Jahren auch Erzeugnisse aus dem Kunststoff "Galalith" wurden an ein fast weltweites Kundennetz verkauft.

Ein verbreiteter Nebenerwerb in der gesamten Gegend rund um Tachau war das sogenannte „Perlmuttern“. Damals standen in vielen Häusern Drehbänke mit Fußantrieb. Firmen in Tachau und später auch in Galtenhof lieferten den Einwohnern Perlmutt, den diese zu Hause verarbeiteten. Diese Heimarbeit war anstrengend und wurde nur schlecht bezahlt. Ein Teil der Arbeiter drehte aus dem Perlmutt Knöpfe in verschiedener Grösse, andere bohrten die Knopflöcher (das sogenannte „Löcheln“), zuletzt wurden die fertigen Knöpfe auf Karten genäht, die zum Verkauf bestimmt waren.

Nach 1945 siedelte sich die Perlmuttindustrie im bayrischen Bärnau, etwa 15 Kilometer westlich, an. Die Stadt Bärnau wird bis heute als „Knopfstadt Bärnau“ bezeichnet; hier befindet sich auch das Deutsche Knopfmuseum.

Von großer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung von Tachau war im Jahr 1897 die Errichtung einer Tabakfabrik. 1939 wurden jährlich neun Millionen Zigarren und 450 Millionen Zigaretten erzeugt und etwa 400 Menschen fanden Arbeit. Im Zweiten Weltkrieg wurde hier für die Kriegsrüstung produziert. Zuletzt blieb die Tachauer „Tabakfabrik“ als Internierungs- und Aussiedlungslager im Jahre 1946 bei der deutschen Bevölkerung in Erinnerung.

Vor 1945 war die Stadt Mittelpunkt des politischen Bezirks Tachau, der zum Egerland gehörte. Aufgrund der Benesch-Dekrete wurde der Anteil der deutschen Bevölkerung, der sich nicht gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten ausgesprochen hat, 1945 enteignet und vertrieben.

1971 begann der Bau der Trinkwassertalsperre Lučina westlich der Stadt im Bereich der Ortschaft Lučina.

Sehenswürdigkeiten

Ortsteile

Zur Stadt Tachov gehören die Ortschaften Bíletín (Büleding), Malý Rapotín (Kleingropitzreith), Mýto (Mauthdorf), Oldřichov (Ullersreith), Světce (Heiligen), Velký Rapotín (Großgropitzreith) und Vítkov (Wittingreith).

siehe auch

aktuelle Fotos der Stadt unter [1]

Vorlage:Koordinate Artikel