Der Zulukrieg (1879) war ein unerklärter Krieg zwischen dem Volk der Zulu in Südafrika und dem British Empire. Nach anfänglichen Erfolgen der Zulu konnten die Briten den Krieg gewinnen und das Zulureich hörte auf, als souveräner Staat zu existieren.

Vorgeschichte
1843 wurde das Gebiet von Natal, im Osten Südafrikas, formell von den Briten annektiert. Der mächtige militaristische Zulustaat in der Nachbarschaft erschien den Briten aber als Bedrohung ihrer Siedlungen in Natal und im Transvaal (Südafrikanischen Republik), der 1877 von ihnen besetzt worden war.
Mit König Cetshwayo war 1873 ein Mann an die Spitze der Zulu getreten der die Militärmacht König Shakas (1787 - 1828) wiederhergestellt hatte. Die Briten befürchteten darüber hinaus eine Koalition dieser mächtigen Nation mit den Buren. Am 11. Dezember 1878 übergaben Kolonialvertreter deshalb ein Ultimatum an die Zulu. Die Briten forderten darin die Zahlung von Steuern und die Einstellung von Überfällen auf englische Siedler. Dazu wurde ein Vorfall herangezogen in dem zwei Zulu - Krieger zwei Mädchen aus Natal entführt hatten. Darüber hinaus verlangte das Ultimatum eine ungestörte Missionarstätigkeit im Zulugebiet und die Kontrolle über den Einsatz der Armee Cetshwayos.
Die erste Invasion der Briten (Januar bis März 1879)
Im Januar 1879 drangen, nach Ablauf des Ultimatums, englische Kolonialtruppen unter Generalleutnant Lord Chelmsford von Natal aus in das Zulureich König Cetshwayos ein.
Die Armeen
Die Briten
Die britische Armee bestand aus 11.300 Europäern und 5.800 Afrikanern. Sie war in fünf Abteilungen organisiert, von denen drei ins Zulugebiet eindrangen (I., III. und IV.).
- Britische Armee (Generalleutnant Lord Chelmsford)
- I. Abteilung (Oberst Charles Pearson)
- II. Abteilung (Oberstleutnant Anthony Durnford)
- III. Abteilung (Oberst Richard Glynn)
- IV. Abteilung (Oberst Evelyn Wood)
- V. Abteilung (Oberst Hugh Rowlands)
Die Standardinfanteriewaffe der Briten war das Martin-Henry-Gewehr (Kaliber .45). Die Artillerie war ausgestattet mit Geschützen im Kaliber 7 Pfund und 9 Pfund und einer Raketen-Batterie. Bei der zweiten Invasion wurden einige Gatling-Kanonen eingesetzt.
Die afrikanischen Hilfstruppen der Briten wurden unter den schwarzen Einwohnern Natals angeworben. Diese waren den Zulu gegenüber traditionell feindlich eingestellt. Diese Truppen waren ähnlich wie die Zulu, mit Schild und Speer, ausgerüstet. Nur ungefähr jeder zehnte von ihnen war mit einem Gewehr ausgestattet.
Die Zulu
König Cetshwayo's Armee war ca. 40.000 Mann stark. Sie war in ca. 1.500 Mann starke ambabutho (Regimenter) gegliedert, die wiederum zu Korps zusammengefasst wurden. Es existierten aber auch ambabutho die bis zu 4.000 Mann stark waren. Jede selbständige Gruppe von Kriegern im Feldzug, egal welcher Größe, wurde impi genannt.
- Zuluarmee (Ntshingwayo kaMahole Khoza)
- uNdi Korps (Prinz Dabulamanzi kaMpande)
- unabhängige ambabutho
- uNodwengu Korps
Die Zulu kämpften in ihrer klassischen, durch König Shaka eingeführten, Taktik: Die impi wurden in vier Gruppen geteilt, die während der Schlacht eine Ordnung einnahmen, die die Form eines Stierkopfes hatte. Die kampfstärkste Gruppe bildete dabei den Brustkorb (Isifuba) und griff den Feind frontal an. Die zweite und dritte Gruppe bildeten die Hörner (Izimpondo), die gleichzeitig die Gegner mit einer Kreisbewegung umzingelten, um Flucht oder Rückzug zu verhindern. Die letzte Gruppe bildete die Reserve.
Zulukrieger waren mit einem großen Schild aus Kuhhaut (isihlangu) ausgerüstet. Dessen Farbe gab Aufschluss über die Zugehörigkeit zu einem Regiment. Bewaffnet waren die Zulukrieger mit großen Kriegsspeeren (isijula), später teils auch mit im Laufe des Feldzuges erbeuteten Gewehren.
Aufgrund ihren zahlenmäßigen Stärke, ihrer Moral, ihrer Führung und ihrer Beweglichkeit konnten die Zulu einen großen Teil ihrer waffentechnischen Unterlegenheit wettmachen.
Der Feldzug
Die III. oder mittlere, stärkste, Abteilung der Briten wurde nominell durch Oberst Glynn, tatsächlich aber durch Chelmsford selbst kommandiert. Sie rückte von Helpmekaar nach Isandlwana vor. Die linke Abteilung unter dem späteren Feldmarschall Evelyn Wood marschierte von Utrecht in Richtung Khambula. Die rechte oder Küstenabteilung zog nach Eshowe.
Am 22. Januar 1879 erlitt ein Teil der mittlere Abteilung der Briten in der Schlacht bei Isandhlwana eine katastrophale Niederlage. Lord Chelmsford hatte vor der Schlacht die Stärke der gegnerischen Truppen völlig falsch eingeschätzt. Bei Ausbruch der Schlacht gegen Mittag des 22. Januar befand sich Chelmsford selbst, mit dem Gros seiner Truppen, zu weit entfernt, um eingreifen zu können. Den Schlachtenlärm interpretierte er fälschlicherweise als Schießübungen. So standen die etwa 1.400 zurückgelassenen Soldaten einer mehr als zehnmal so starken Zulustreitmacht gegenüber. Bei seiner Ankunft bei Einbruch der Dunkelheit fand Chelmsford ein Leichenfeld vor. Mehr als 1.300 britischer Soldaten waren gefallen, während etwa 3.000 Zulukrieger den Angriff mit ihrem Leben bezahlten. König Cetshwayo nutzte den Sieg aber nicht um einen Gegenangriff nach Natal zu führen.
Am gleichen Tag konnten bei Rorke's Drift 145 Briten dem Angriff von ungefähr 4.000 Zulu des uNdi Korps, unter Prinz Dabulamanzi kaMpande, standhalten. Nach zehnstündigem Kampf hatten die Zulu rd. 550 Mann verloren und zogen sich zurück. Die britischen Verluste betrugen 17 Tote und 15 Verwundete. Für diesen Kampf wurden 11 Männer mit dem Victoriakreuz, der höchsten Auszeichnung Großbritanniens für überragende Tapferkeit im Angesicht des Feindes ausgezeichnet. Dies ist die größte Anzahl von Victoriakreuzen die je für ein Gefecht verliehen wurde.
Während die mittlere Abteilung der Briten nach der Kastastrophe bei Isandhlwana nicht mehr einsatzfähig war, wurde die Küstenabteilung bei Eshowe von Zulutruppen eingeschlossen. So stand die linke Abteilung unter Evelyn Wood allein im Zululand. Am 28. März kam es zu einem Gefecht zwischen Woods Kavallerie und der Hauptarmee der Zulu bei Hlobane. Woods Kavallerie wurde geführt von Oberstleutnant Redvers Buller, dem späteren Oberbefehlshaber der Briten im Burenkrieg. In diesem Gefecht waren die Zulu siegreich und die Briten verloren fast ein Drittel ihrer eingesetzten Truppen. Am folgenden Tag wiederum besiegte Wood mit 2.000 Mann eine Zulu-Streitmacht von 25.000 Mann in der Schlacht von Kambula. Wood hatte nach der Niederlage von Hlobane bei Kambula eine befestigte Stellung bezogen. Ihm gegenüber stand die Hauptstreitmacht der Zulu unter Ntshingwayo Khoza, der schon die Schlacht bei Isandhlwana gewonnen hatte. In der Zulustreitmacht kämpften auch Regimenter, die bereits bei Isandhlwana die Briten geschlagen hatten und mit den dort erbeuteten Feuerwaffen ausgerüstet waren. Die Schlacht begann am frühen Nachmittag. Die Zulu griffen in mehreren erfolglosen Wellen bis ca. 17:00 Uhr an. Dann begann Wood mit dem Gegenangriff. Durch die Niederlage bei Kambula wurde die Moral der Sieger von Isandlwana deutlich geschwächt und die der Briten wiederhergestellt. Lord Chelmsford konnte so am 2. April ein Zulukontingent bei Gingindlovu schlagen. Die Zulu erlitten dabei schwere Verluste (1.200 Mann) wogegen die Briten 2 Tote und 52 Verwundete zu beklagen hatten. Am nächsten Tag konnten Chelmsford die eingeschlossenen Truppen von Eshowe entsetzen.
Die zweite Invasion der Briten (Mai bis Juli 1879)
Im Sommer begann Lord Chelmsford seine Truppen umzustrukturieren. Die Briten schickten in dieser Zeit Truppen aus dem gesamten Empire nach Südafrika. Aus diesen neuen Truppen wurde eine zweite Division geformt:
- Britische Armee (Generalleutnant Lord Chelmsford)
- 1. Division (Generalmajor Henry Hope Crealock)
- 1. Brigade (Oberst Pearson)
- 2. Brigade (Oberst Clarke)
- 2. Division (Generalmajor Edward Newdigate)
- 1. Brigade (Oberst Collingwood)
- 2. Brigade (Oberst Glyn)
- Kavallerie-Brigade (Generalmajor Marshall)
- Fliegendes Korps (Brigadegeneral Wood)
- 1. Division (Generalmajor Henry Hope Crealock)
Generalleutnant Garnet Joseph Wolseley wurde nach Südafrika entsandt um Lord Chelmsford abzulösen. Wolseley hatte in den bisherigen Kolonialkriegen den Ruf gewonnen die Feuerwehr des British Empire zu sein. Durch die Entsendung Wolseleys erhoffte sich die britische Regierung den Sieg gegen die Zulu zu erringen. Chelmsford suchte deshalb, vor dem Eintreffen Wolseleys, einen schnellen Sieg in einer Entscheidungsschlacht. Er kehrte zurück zu seiner ursprünglichen Taktik mit mehreren Abteilungen in das Zululand einzudringen. Diesmal waren die Abteilungen aber deutlich stärker. Die ursprüngliche Route der mittleren Abteilung wurde durch die 2. Division eingeschlagen. Diese wurde von Woods Fliegendem Korps, einer leichten Abteilung, die aus allen Waffengattungen gemischt und zum so genannten Kleinen Krieg bestimmt war, unterstützt. Die 1. Division drang entlang der Küste vor.
Die britische Offensive begann allerdings mit dem Tod von Prinz Napoleon "IV" Bonaparte, der bei einem Erkundungsritt am 1. Juni fiel. Prinz Napoleon war nach dem Tod seines Vaters Kaiser Napoléon III. am 16. März 1874 als Napoléon IV. wirkungslos zum neuen „Kaiser der Franzosen“ und Präsidenten der Bonapartisten deklariert worden. Der Prinz nahm als Offizier der Britischen Armee freiwillig am Zulukrieg teil. In Europa wurde der Tod des letzten Anwärters auf den französischen Kaisertitel deshalb vor allem von den Anhängern der Familie Bonaparte mit Bestürzung wahrgenommen. Ungeachtet dessen führten die Briten ihre Offensive in Richtung der Hauptstadt der Zulu, Ulundi, fort, die sie Ende Juni erreichten. Währenddessen wurden Kuriere mit einem Friedensangebot an Cetshwayo geschickt. Die Bedingungen dafür wurden aber vom König abgelehnt.
Die Entscheidung fand statt am 4. Juli. In der Schlacht bei Ulundi kämpften 20.000 Zulu unter ihrem König gegen 5.317 Mann auf britischer Seite. Aber bereits nach einer halben Stunde brach der Angriff der Zulu im Feuer der technisch deutlich überlegenen Briten, die mit Artillerie und Gatlings ausgestattet waren, zusammen. So dass die Briten zum Gegenangriff übergehen konnten um die Zulu zu vernichten. Die Briten verloren ungefähr 100 Mann, wogegen die Verluste der Zulu bei rd. 1.500 lagen.
Ergebnis
Für die Zulu
Der König der Zulu überlebte die Schlacht und floh nach Norden während die Reste seiner Armee sich in alle Richtungen zerstreuten. Zwei Wochen nach der Entscheidungsschlacht informierten die Briten darüber, dass das Zulu-Königreich nicht mehr bestehe. Cetshwayo wurde einen Monat später, am 28. August, gefangengenommen und mit dem Schiff zu seinem Gefängnis-Exil nach Kapstadt gebracht. Das Zululand wurde in dreizehn separate Königtümer aufgeteilt.
1882 kam es zwischen Anhängern und Feinden Cetshwayos zu einem Bürgerkrieg. Aus diesem Grund erlaubten die Briten seine Ausreise nach London. Seine Ankunft dort am 5. August 1882 und seine Audienzen bei Königin Viktoria errregte gewaltiges öffentliches Interesse. Cetshwayo kehrte im Januar 1883 nach Zululand zurück, nachdem er sein Einverständnis erklärt hatte, den Frieden gegenüber seinen Feinden zu wahren.
Nach dem Tod Cetshwayos (1884) bestieg sein Sohn Dinizulu den Thron. Dinizulu war aber im Gegensatz zu seinem Vater kein souveräner König mehr und konnte seine Macht nur mit Hilfe des Burenstaates Transvaal durchsetzen.
Die Zulu sind heute eine Volksguppe mit ca. fünf Millionen Menschen und leben hauptsächlich in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika.
Für die Briten
Durch die britische Niederlage bei Isandlwana wurden die Buren in Transvaal bestärkt. Am 16. Dezember 1880 erklärte die Südafrikanische Republik ihre Unabhängigkeit und der erste Burenkrieg (1880–1881) gegen die britischen Expansionsbestrebungen begann. Mit dem Frieden von Pretoria im Jahr 1881 erhielten die Buren ihre Selbstverwaltung unter britischer Kontrolle, und im Jahr 1884 bekam die Republik die volle Unabhängigkeit zurück.
Zeittafel
- Dezember 1878
- 11. Dezember Übergaben des Ultimatums
- Januar 1879
- 11. Januar Einmarsch der Briten ins Zululand
- 22. Januar Schlacht bei Isandhlwana
- 22. Januar Gefecht bei Rorke's Drift
- März 1879
- 28. März Schlacht von Hlobane
- 29. März Schlacht von Kambula
- April 1879
- 2. April Gefecht bei Gingingdlovu
- Juni 1879
- 1. Juni Tod von Prinz Napoleon "IV" Bonaparte
- Juli 1879
- 4. Juli Schlacht bei Ulundi
- August 1879
- 28. August König Cetshwayo gefangengenommen
Literatur
- Donald Featherstone: Victorian Colonial Warfare - AFRICA, Cassell, London 1992, ISBN 0-304-34174-6
- Ian Knight: ZULU WAR, Osprey Publishing, Oxford 2004 ISBN 1-84176-858-8
- The Illustrated London News, 1879
Der Zulukrieg im Film
- Die Ereignisse während der Kämpfe um Rorke's Drift wurden 1964 in dem Streifen Zulu mit Michael Caine verfilmt.
- In Die letzte Offensive (engl. Zulu Dawn) von 1979 mit Peter O'Toole und Burt Lancaster wird der Zulukrieg dargestellt.
- Eine Szene des Films Der Sinn des Lebens der britischen Komikertruppe Monty Python von 1983 handelt im Zulukrieg.