Die Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) ist eine kleine Staude, die in der freien Natur streng geschützt ist. Die leuchtend purpur oder violettfarbenen Blüten, die im März bis Mai erscheinen, haben dottergelbe Staubgefäße, die in reizvollem Kontrast zur Blüte stehen. Sie werden von Bienen eifrig besucht. Den Nektar holen sich auch Ameisen, die aber keine Bestäubung durchführen und die damit als Honigräuber gelten müssen. Die ganze Blüte ist zottig behaart, um eine übermäßige Wasserverdunstung zu verhindern. Die Form der Blüte ähnelt einem Glöckchen oder auch einer Kuhschelle. Die Verkleinerungsform "Kühchen" hat zur heute üblichen Bezeichnung Küchen-Schelle geführt. Eine ähnliche Herleitung gilt für die wissenschaftliche Bezeichnung. Pulsatilla leitet sich vom lateinischen pulsare = schlagen, läuten ab.
Küchenschelle | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Beheimatet ist die Küchenschelle in den Trockenrasen sonniger Hänge auf kalkreichem Boden von England und Nordfrankreich bis Südschweden und in die Ukraine. Einzug in die Gärten hat diese Pflanze im 16. Jahrhundert gefunden, wobei sie jedoch all die Jahrhunderte eher selten blieb. Erst als die Anlage von Steingärten populär wurde, hat sie weitere Verbreitung gefunden und ist heute häufig im Angebot von Staudengärtnereien und Gartencentern zu finden.
Die Innsbrucker Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris ssp. oenipontana) kommt nur mehr an den Südhängen am Fuß des Karwendelgebirges im Großraum von Innsbruck vor und gilt daher als endemisch. Sie ist eine gefährdete Art und steht unter Naturschutz.
Die Pflanze ist sehr giftig. Sie enthält Protoanemonin, das ein außerordentlich heftig wirkendes Reizmittel für Haut und Schleimhäute ist. Schon der Umgang mit der Pflanze kann Blasenbildung hervorrufen.
Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält Saponine, Harze und Gerbstoffe sowie Protoanemonin, ein starkes Gift, das sich erst beim Trocknen in das weniger giftige Anemonin umwandelt.
Verwendung in der Pflanzenheilkunde
Die Küchenschelle fand bereits in der Antike Verwendung als Heilmittel. Hippokrates setzte sie ein gegen hysterische Angstzustände und zur Menstruationsförderung. In der Volksmedizin hat sie nie viel Verwendung gefunden, was sicherlich auch auf ihre Eigenschaften als starkes Hautreizmittel zurückzuführen ist. Lediglich aus der russischen Volksmedizin kennt man eine Verwendung bei Kopfschmerzen und Erkältung: Die frisch zerquetschten Blätter wurden auf den Hinterkopf gelegt.
Heutzutage wird die Küchenschelle nur noch in der Homöopathie gegen eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, die von Bronchitis, Kopfschmerzen bis zu bakteriellen Hautinfektionen reichen.
Die Küchenschelle im Aberglaube
Die Bewunderung für die Schönheit der Küchenschelle scheint ein eher modernes Phänomen zu sein. Unsere Vorfahren war die Pflanze mit ihrem seidig glänzendem Schopf, der als Fruchtstand nach der Blüte erscheint, eher unheimlich. Teufelsbart oder Bocksbart nannte man ihn. Im Brandenburgischen war man sogar davon überzeugt, dass der Fruchtstand die Stelle kennzeichnen würde, wo der Jäger eine Hexe aus der Luft heruntergeschossen habe. In anderen Regionen glaubte man, dass die jungen Gänschen im Ei ersticken würden, wenn man sich die Küchenschelle ins Haus holen würde.