Paunsdorf

Stadtteil von Leipzig
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Paunsdorf war bis 1922 eine nordöstlich von Leipzig gelegene selbständige Gebietskörperschaft und ist heute ein Stadtteil der Messemetropole.

Paunsdorf nach der Völkerschlacht (1813)

Die Geschichte des im Jahre 1335 erstmalig als Bansdorf urkundlich erwähnten Ortes ist eng mit der Entwicklung des Rittergutes verbunden, das ab 1410 dem Lehnherrn Pflugk und in der Folge – mit einer Unterbrechung von 1621 bis 1645 – der Familie Thümmel gehörte, in deren Besitz auch das Gut Schönefeld fiel. 1783 wurde das noch heute existierende Kirchenschiff der Dorfkirche (heute Genazarethkirche) auf dem Feldsteinsockel des Vorgängerbaus durch Johann Carl Friedrich Dauthe errichtet, deren Kirchturm erst 1875 hinzugefügt wurde. Durch die Völkerschlacht im Oktober 1813 wurden Bevölkerung und Bausubstanz des Dorfes erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Nachdem sich zunächst sächsische Teile der napoleonischen Truppen im Ort verbarrikadierten, wurde Paunsdorf von Truppen der Verbündeten gestürmt. Dabei eroberten diese 19 Geschütze, mehr als 3000 Mann der sächsischen Truppen wechselten die Fronten. Noch heute erinnert ein nahe der Kirche gelegenes Denkmal von 1913 an die Erstürmung. Von den 66 Häusern des Dorfes waren nach Ende der Kampfhandlungen 33 vollkommen niedergebrannt, viele andere stark beschädigt.

Herrenhaus des Paunsdorfer Rittergutes (um 1840)

Nach 1820 setzte in Paunsdorf eine rege Bautätigkeit ein, wodurch die Einwohnerzahl von 552 im Jahre 1834 auf 805 im Jahre 1852 anstieg. Die Ausläufer der Industrialisierung erreichten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auch Paunsdorf: Als erster Industriebetrieb siedelte sich 1863 die Schriftgießerei Johann Gottfried Böttger an. In den gründerzeitlichen Jahren 1874-1876 dehnte sich der Ort mit dem Bau zahlreicher Wohnhäuser nach Osten aus. 1880 lebten in Paunsdorf bereits 1604 Personen.

Paunsdorfer Dorfkirche um 1850

Seit der Einsetzung des ersten berufsmäßigen Gemeindevorstands im Januar 1887 bemühte sich das Dorf vergeblich um die Eingemeindung in das nahe gelegene Leipzig. Im gleichen Jahr erhielt Paunsdorf Anschluss an die Eisenbahnstrecke Leipzig-Geithain (Haltepunkt "Paunsdorf-Stünz", ab 1905 Bahnhof), was die Entwicklung eines langgestreckten Industriegebietes längs der Bahnlinie zur Folge hatte. In den Folgejahren nahm Paunsdorf durch die Ansiedlung weiterer Industriebetriebe (darunter ab 1898/1899 die Hugo Schneider AG (HASAG)) mehr und mehr den Charakter eines Industrievorortes an. Als im April 1912 das neobarocke Rathaus eingeweiht wurde, zählte der Ort 5000 Einwohner. Die Eingemeindung nach Leipzig erfolgte schließlich – mit Ausnahme der zum Rittergut gehörenden Gebiete - 1922 (5700 Einwohner).

Heute besteht Paunsdorf aus zwei Teilen: Alt-Paunsdorf und dem in den 1980er Jahren erbauten Neubaugebiet Neu-Paunsdorf. Die Stadt Leipzig unterhält in Paunsdorf vier Schulen: das Gustav-Hertz-Gymnasium, die Heinrich-Heine-Schule (Mittelschule), die Brüder-Grimm-Schule (Grundschule) sowie die Theodor-Körner-Schule (Grundschule).