Iliomar ist ein osttimoresisches Verwaltungsamt (portugiesisch Posto Administrativo) in der Gemeinde Lautém. Der Sitz der Verwaltung befindet sich im Suco Aelebere im Ort Iliomar.[3]
Verwaltungsamt Iliomar | ||
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Verwaltungssitz | Iliomar (Aelebere) | |
Fläche | 302,10 km²[1] | |
Einwohnerzahl | 7.449 (2015)[2] | |
Sucos | Einwohner (2015) | |
Aelebere | 808 | |
Caenlio | 1.185 | |
Fuat | 575 | |
Iliomar I | 1.902 | |
Iliomar II | 1.253 | |
Tirilolo | 1.726 | |
Übersichtskarte | ||
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Geographie
Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Bis 2014 wurden die Verwaltungsämter noch als Subdistrikte bezeichnet. Vor der Gebietsreform 2015 hatte Iliomar eine Fläche von 302,17 km².[2] Nun sind es 302,10 km².[1]
Iliomar liegt im Südwesten von Lautém. Im Süden liegt die Timorsee, im Osten grenzt Iliomar an das Verwaltungsamt Lospalos, im Norden an Luro und an einer schmalen Stelle an das Verwaltungsamt Lautém. Die Gemeinde Baucau liegt im Nordosten mit ihrer Verwaltungsamt Baguia und im Westen die Gemeinde Viqueque mit dem Verwaltungsamt Uatucarbau. Das Verwaltungsamt Iliomar teilt sich in sechs Sucos: Aelebere, Caenlio (Cainliu), Fuat, Iliomar I, Iliomar II und Tirilolo (Trilolo). Tirilolo ist als urban klassifiziert. Die Region ist stark bewaldet und gebirgig, auch wenn der höchste Gipfel, der Naunili,[4] nur 879 m[5] erreicht. Den westlichen Grenzfluss zu Uatucarbau bildet der Irebere, den östlichen zu Lore I der Namaluto. Dazwischen münden von West nach Ost der Cocolai, der Lihulo, der Massoco, der Miaira und der Veira in die Timorsee.
In der Regenzeit zwischen Dezember und Juli fallen etwa 160 bis 270 cm Regen und die Temperaturen erreichen gerade im Juni/Juli tagsüber „nur noch“ 24 °C. Die Nächte können empfindlich kühl werden, zumal ein Großteil der Bevölkerung in einfachen Hütten lebt und selten Matratzen oder Decken hat. Entsprechend häufig sind dann Erkrankungen.[6]
Bevölkerung
Im Verwaltungsamt leben 7.449 Menschen (2015), davon sind 3.573 Männer und 3.876 Frauen. Die Bevölkerungsdichte beträgt 24,7 Einwohner/km².[1] Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher des Makalero. Diese Nationalsprache wird traditionell nur im Verwaltungsamt Iliomar gesprochen. Der Altersdurchschnitt beträgt 16,0 Jahre (2010,[2] 2004: 18,2 Jahre[8]).
Eine große Rolle in der Gesellschaft der Makalero in Iliomar spielt Fulidai-dai, was man mit einem kulturellen System der Nachbarschaftshilfe vergleichen kann. Fulidai-dai fördert in seinem Kern eine verstärkte Zusammenarbeit, gegenseitige Hilfe und freiwillige Beiträge. Sein Hauptzweck besteht darin, Einzelpersonen zum Handeln zum Wohle der Gemeinde anstatt zum Wohle eines Einzelnen anzuhalten. Zu den Grundsätzen gehören Solidarität, Kollektivität, Austausch und gegenseitige Hilfe. So wird gemeinsam Ackerland gewonnen, gepflanzt, geerntet, Häuser gebaut oder Festlichkeiten vorbereitet. Fehlverhalten wird mit der Tradition des Tarabandu (Tara Bandu) behandelt. Beispielsweise beleidigte ein Dorfbewohner während einer Zeremonie Vertreter der Regierung. Der Übeltäter stiftete Fleisch und den lokalen Palmwein für eine Tarabandu-Zeremonie mit den Ältesten und lokalen Würdenträgern aus der ganzen Gemeinde Lautém, inklusive des katholischen Pfarrers. Während der Zeremonie wurde über das Vergehen gesprochen und darüber, wie wichtig Vergebung sei. Der Name des Übeltäters wurde dabei nie genannt, weil das gesamte Dorf die Verantwortung für das Fehlverhalten des Einzelnen übernommen hatte.[6]
Geschichte
Traditionell teilen sich die Makalero in verschiedene Clans, deren Schöpfungsgsgeschichte für Außenstehende Tabu ist. Die falsche Wiedergabe dieser führt nach dem Glauben zu einem frühen Tod oder hat ähnlich schlimme Folgen.[4]
Die damaligen Herrscher Nokameta und Rapimeta verlegten die Orte Iliomar I und II, vermutlich um 1894, ein paar Kilometer entlang der Küste nach Nordosten an ihre heutigen Standorte. 1904 wurde in Iliomar ein portugiesischer Militärposten mit Fort und Hafen errichtet. Das hier unterbrochene Korallenriff bot dem Hafen Schutz. Heute sind von den Anlagen nur noch Ruinen übrig.[4]
Iliomar war 1976 ein Rückzugsgebiet der FALINTIL, die gegen die indonesischen Invasoren kämpfte. Hier gründete sie eine base de apoio, eine Widerstandsbasis, die Zuflucht für Flüchtlinge aus Iliomar, Lospalos und Uatucarbau bot.[9] Der Widerstandskämpfer Francisco Ruas Hornay hatte in Iliomar seine Heimatbasis. Er wurde aber aufgrund von internen Kämpfen in der FRETILIN gefangen gesetzt und am 24. November 1976 hingerichtet.[10]
Erst ab 1977 begann die indonesische Armee mit Angriffen auf das Verwaltungsamt von Iliomar. Die Einwohner von Fuat flohen nach Luro.[9] Ende des Jahres wurde auch die restliche Bevölkerung von Iliomar durch die FRETILIN evakuiert. Zunächst zum Berg Legumau, und als die Indonesier im Juni 1978 von Uatucarbau aus anrückten, weiter nach Lavateri und schließlich zum Matebian. Nach dem Zusammenbruch des Widerstands dort am 22. November 1978 wollten die Einwohner Iliomars wieder in ihre Heimat zurückkehren. Am 28. November trafen sie auf indonesische Truppen, die sie zur Militärbasis in Baguia brachten, wo sie verhört wurden. Als FRETILIN-Führer Identifizierte wurden gefoltert und zum Teil hingerichtet. Die anderen konnten in den damaligen Subdistrikt Iliomar zurückkehren.[4][9] Die ersten drei Wochen ließen sich 4.000 bis 6.000 Flüchtlinge um den alten portugiesischen Stützpunkt nieder. Dann trafen indonesischen Soldaten vom Bataillon 328 und Hansip-Milizionäre in Iliomar ein. Sofort wurden um den Posten sechs Militärposten eingerichtet. Die Chefes de Suco wurden angewiesen ihre Leute zu reorganisieren. Notunterkünfte wurden innerhalb des Militärrings errichtet. Portugiesisch wurde als Sprache verboten. Niemand durfte sich weiter als einen Kilometer von dem alten portugiesischen Posten entfernen, auch nicht zur Nahrungssuche. Wer sich nicht daran hielt, dem drohte die Erschießung. Jede Familie erhielt pro Woche Mais in Dosen, der gerade mal für drei Mahlzeiten reichte. Trotz vorhandener Möglichkeit wurde den Einheimischen verboten Gärten anzulegen. Bald kam es zu einer Hungersnot. Cholera und Beriberi brachen aus und Menschen starben. Eine Zeit lang wurde einigen Wenigen erlaubt, außerhalb des Lagers nach Eßbarem zu suchen, doch als 162 Timoresen flohen, wurde diese Erleichterung wieder abgeschafft. Es wird geschätzt, dass in Iliomar zwischen Januar und Juli 1979 pro Monat 305 Menschen starben. Viele der Toten wurden nahe der alten portugiesischen Schule begraben. Einige Opfer wurden inzwischen von ihren Familien wieder ausgegraben und woanders beerdigt. Im Juni 1980 zählte der Subdistrikt Iliomar 5.435 Einwohner. Zu ihnen gehörten auch Flüchtlinge aus den Nachbarregionen. 1970 hatte die Bevölkerungshöhe noch 4.136 betragen. Das Rote Kreuz versorgte zwischen September 1979 und 1981 die Bewohner mit Nahrungsmittel. Die Todesrate sank auf zehn pro Monat. Ab Mitte 1982 übernahm die UNICEF die Aufgabe der Versorgung, musste aber seine Tätigkeiten 1983 einstellen, als die militärischen Operationen der Indonesier in der Region zunahmen.[9]
Die indonesischen Besatzer ließen nicht zu, dass die Bewohner Iliomars an ihre alten Heimatorte zurückkehrten. Sie mussten sich stattdessen nach strategischen Gesichtspunkten an bestimmten Orten („daerah pemukiman“) neu ansiedeln. Die Bewohner von Iliomar II, die zuvor in der Region von Kampung Lama lebten, etwa drei Kilometer südlich des Ortes Iliomar, wurden nördlich des Ortes Aelebere und im Süden von Iliomar I angesiedelt. Die Einwohner Fuats lebten zuvor in der Region Bubutau, nördlich von Maluhira. Sie kamen nun in den Norden von Iliomar I. Die Menschen aus Caenlio wurden an dem Ort angesiedelt, an dem heute die Sekundärschule und die Kirche stehen. Bei der Kirche wurden auch die Einwohner von Tirilolo angesiedelt. Die Menschen durften Felder nur im Umkreis von 500 Metern um ihr neues Heim anlegen. Wer weiter weg wollte, brauchte eine Reisegenehmigung. Die Folge der Restriktion war Hunger. 1981 durften die Menschen von Tirilolo und Caenlio, 1982 die von Fuat in ihre alten Heimatdörfer zurückkehren. Die Einwohner von Larimi (Caenlio) mussten 1982 in die Aldeia Liufalun übersiedeln. Der Feldanbau blieb trotzdem durch die indonesischen Sicherheitskräfte eingeschränkt. Die Einwohner von Iliomar I und II blieben in den Umsiedlungslagern. 1983 wurden etwa 300 Familien infolge des Aufstands im damaligen Distrikt Lautém von Iliomar auf die Insel Atauro deportiert.[9] Im selben Jahr wurde in der Region ein Waffenstillstand zwischen Indonesiern und FALINTIL vereinbart.[4] Als Administrator des Subdistrikts (camat) wurde von den Indonesiern Orlando Marques eingesetzt. Doch kurz nachdem er von einem Verwaltungskurs auf Java zurückgekehrt war, wurde er wegen des Verdachts, er sei unzufrieden, von indonesischen Sicherheitskräften abgeholt. Aufgrund von Schlägen starb er dann beim Verhör.[11]
1985 kam es erneut zu einer Hungersnot. Bis 1989 gab es in Iliomar keinen organisierten Widerstand gegen die Besatzer mehr, so dass sich die indonesische Verwaltung hier etablieren konnte. Trotzdem gab es immer wieder kleinere Scharmützel zwischen Guerilleros und indonesischen Sicherheitskräften.[4] 1988 wurden die Einwohner Iliomars II nach Iradarate umgesiedelt, im Osten ihrer alten Heimat. Im selben Jahr kehrten die Menschen aus Iliomar I in ihre Dörfer zurück. Der in der Umsiedlungsphase gegründete Ort Dataran Faebere wurde wieder aufgegeben und ist heute unbewohnt.[9] Die 1990er blieben weitgehend ruhig.
Nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Osttimor 1999, bei dem sich die Mehrheit der Osttimoresen für die Unabhängigkeit von Indonesien aussprach, brannten die indonesische Streitkräfte in Iliomar öffentliche Gebäude, wie das Verwaltungsgebäude, die medizinische Station und die prä-sekundäre Schule nieder und erschossen mehrere Haustiere.[4]
Politik
Der Administrator des Verwaltungsamts wird von der Zentralregierung in Dili ernannt. 2015 war dies Luís Fernandes.[12]
Wirtschaft und Umwelt
46 % der Haushalte in Iliomar verfügen über Kokospalmen, 50 % bauen Mais an, ebenso viele Maniok, 38 % Gemüse, 26 % Reis und 11 % Kaffee.[13] Gerade in der Trockenzeit kann es zu Nahrungsmittelmangel kommen, da die Bevölkerung weitgehend von der eigenen Ernte abhängig ist.[6]
An der Mündung des Ireberes wurden 16.554 ha zu einer Important Bird Area erklärt.[14]
Sport
Der FC Lero spielt in der Liga Futebol Amadora Segunda Divisão 2018. Ein weiterer registrierter Fußballverein ist der AS Lero.
Weblinks
- Rogério Soares: Tara Bandu: The Adat concept of the environment (Word-Dokument) ( vom 1. März 2011 im Internet Archive)
- Juliette Huber: A grammar of Makalero – A Papuan language of East Timor, LOT Utrecht 2011
Einzelnachweise
- ↑ a b c Direcção-Geral de Estatística: Ergebnisse der Volkszählung von 2015, abgerufen am 23. November 2016.
- ↑ a b c Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English) (PDF; 2,5 MB)
- ↑ Jornal da República: Diploma Ministerial n.o 24/2014 de 24 de Julho – Orgânica dos Postos Administrativos ( vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ a b c d e f g Juliette Huber: A grammar of Makalero – A Papuan language of East Timor, LOT Utrecht 2011
- ↑ geographic.org
- ↑ a b c etwa.org.au ( vom 8. März 2010 im Internet Archive) About Iliomar
- ↑ a b c Seeds of Life
- ↑ Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004 ( vom 13. November 2012 im Internet Archive) (PDF; 14 MB)
- ↑ a b c d e f „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ (PDF; 1,3 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
- ↑ „Chapter 7.2 Unlawful Killings and Enforced Disappearances“ (PDF; 2,5 MB) aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
- ↑ Statement of Amnesty International's Concerns in East Timor, August 1983, aus einem Brief des Premierministers von Vanuatu an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, 30. November 1983, Dokument S/16215 vom 14. Dezember 1983, abgerufen am 11. Mai 2016.
- ↑ Ministério da Administração Estatal: Administração Municipal
- ↑ Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch) (PDF; 9,8 MB)
- ↑ Birdlife Data Zone: TL16 Irebere estuary and Iliomar forest
Koordinaten: 8° 43′ S, 126° 50′ O