Liste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen kerntechnischen Anlagen
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Diese Liste behandelt Vorfälle in deutschen Atomanlagen. Hier sind auch und vor allem Ereignisse eingeordnet, die unter INES< 1 fallen, und dabei zu den meldepflichtigen Betriebsstörungen oder Störfällen in Deutschland gehören. Die Einträge sollen vor allem Betriebsstörungen aufzeigen, bei denen eine Gefährdung der Reaktorsicherheit direkt oder indirekt bestand. Einträge wie: Brennelementwechsel, Revision, Arbeitsunfälle etc. sind hier nicht zu finden.
- 12. September - Geesthacht Im Kernkraftwerk Krümmel wurde an verschiedenen Stellen eine alarmierend hohe Radioaktivität gemessen. Die Betreiber schließen einen Störfall innerhalb des Kraftwerks jedoch aus. Ab Ende 1989 trat Leukämie ungewöhnlich häufig in der Region auf. Die Spekulationen über die Ursache dauern bis heute an. Es wird u. a. ein Brand im nahe gelegenen GKSS-Forschungszentrum vermutet. Siehe dazu Leukämiecluster Elbmarsch
- Garching bei München. In der örtlichen Kläranlage wird 1997 eine Konzentration von radioaktivem Kobalt festgestellt, die sich bis 1998 um das fünffache erhöht. Als Quelle stellt sich im Rahmen einer Untersuchung das Zyklotron und die angeschlossenen Forschungseinrichtungen der TU München heraus. Bei einer Fehlbedienung am 7.12.1998 kommt es hier zu einer weiteren, auf Labor und Mitarbeiter sowie Angehörige begrenzten Freisetzung. Messungen des Landesamtes für Umweltschutz zeigen darüber hinaus und unabhängig davon Grenzwertüberschreitungen auch auf den umliegenden Flächen und im Abwassersystem. Betroffen sind auch Wohnungen von Mitarbeitern der Forschungsanlage, darunter des Strahlenschutzbeauftragten. Sie sind auch nach einer ersten Dekontamination noch kontaminiert. Es stellt sich heraus, dass Sicherheitsvorschriften missachtet wurden und dies trotz Bekanntheit nicht abgestellt wurde. Notwendige Messgeräte funktionierten oft nicht oder waren nicht vorhanden, Reinigungsgerät wurde für Anlagenteile wie für Büros gleichermaßen genutzt, Wasch- und Abwasser auf Anordnung per Einleitung entsorgt. Quelle: [1]
- August - Philippsburg Im Kernkraftwerk Philippsburg übersieht die Bedienmannschaft beim Anfahren von Block 2, dass das Notkühlsystem nicht die Anforderungen des Betriebshandbuches erfüllt. Nach zwei Wochen wird der Fehler entdeckt. Die Betreibergesellschaft entscheidet, den Reaktor nicht abzuschalten. Stattdessen wird das Notkühlsystem bei laufendem Betrieb entsprechend den Anforderungen des Betriebshandbuches ertüchtigt. Als der Vorfall drei Monate später Publik wird, verlieren der Kraftwerksleiter und zwei Vorstandsmitglieder des Betreibers ihre Posten.
- 14. Dezember - Brunsbüttel Im Kernkraftwerk Brunsbüttel kam es zu einem schweren Zwischenfall. Wie erst einige Monate später bekannt wurde, hatte sich eine Wasserstoffexplosion in direkter Nähe zum Reaktordruckbehälter ereignet. Dabei sind zwar keine radioaktiven Stoffe ausgetreten; hätte sich die Explosion allerdings 3-4 Meter näher am Kern befunden, wäre eine Kernschmelze nicht zu verhindern gewesen, so BMU. Der Betreiber HEW versuchte den Vorfall weitestgehend zu verschleiern; so wurde er lediglich mit der Betitelung „spontane Dichtungsleckage“ an das zuständige Ministerium gemeldet. Erst nach zwei Monaten gelingt es den Aufsichtsbehörden, das "Leck" bei abgeschaltetem Reaktor zu besichtigen, wobei das Ausmaß des Störfalles entdeckt wird. Wäre der Reaktor gleich nach der Explosion vorschriftsmäßig abgeschaltet worden, hätte der Betreiber zu Beginn des Winters für mehrere Mio. Euro Ersatzstrom zukaufen müssen.
- 18. Februar - Biblis Im Kernkraftwerk Biblis ereignet sich eine Störung, bei der nacheinander mindestens fünf der Stromversorgungssysteme ausfallen. Während eines Sturms geraten zwei Hochspannungsleitungen nahe dem KKW aneinander und verursachen einen Kurzschluss. Daraufhin fällt im Kraftwerk ein Hauptnetzanschluss aus, dann kurz darauf der zweite. Der Reserveanschluss funktioniert ebenfalls nicht. Die Notstromversorgung von Block A und die Eigenbedarfsversorgung von Block B versagen. Somit besteht die Gefahr, dass die Steuerungs- und Sicherheitssysteme nicht mehr mit Energie versorgt werden können. Die ordnungsgemäß arbeitenden Notstrom-Dieselgeneratoren verhindern letztendlich Schlimmeres. In der Vergangenheit waren diese Notstromaggregate mehrmals gestört.
Siehe auch
Weblinks
- Liste von Störfällen deutscher Atomanlagen