Kolosseum (Erlangen)
Das Kolloseum ist ein ehemaliges Varietétheater und Kino in Erlangen. Seine Fassade steht unter Denkmalschutz.[1] Heute ist im Gebäude das Hotel „Bayerischer Hof“ untergebracht.
Geschichte
1887 entstand die breite, aber völlig unbebaute Henkestraße, benannt nach dem Mediziner Adolf Henke.[2] Baumeister und Architekt Casimir Böhmer ließ das Kolosseum erbauen, am 15. September 1894 fand das Richtfest statt. Am 16. November 1894 erfolgte die Eröffnung des Restaurants Kolloseum unter Mitwirkung der Musikkapelle des 19. Infanterie-Regiments. Wenige Tage später wurde auch das Theater-Varietè Kolosseum eröffnet. Im Garten wurde zudem ein Musikpavillon errichtet.[2] 1895 wurde die Schankwirtschaftserlaubnis erteilt und Veranstaltungen von Variete-Theaterveranstaltungen erlaubt. Der Plan, hier größere und häufige Varieté-Vorstellungen zu veranstalten, musste aufgrund der geringen Einwohnerzahl (ca. 20.000 - 25.000) wieder fallen gelassen werden. Kleinere Sommer- und Bauerntheater gastieren danach regelmäßig mehrere Wochen im Kolosseums-Saal bis 1914. Auch Turn-, Fach- und Unterhaltungsvereine benützen den Saal für Veranstaltungen, Theaterabende und Ausstellungen (Kleintierzüchter). Der Theaterbetrieb wurde bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs fortgeführt.[2] Dafür waren die waren die Bierfeste im sogenannten Bockkeller besonders beliebt und bekannt. In diesem, von 40 Kreuzgewölben getragenen Gewölbekeller (heutiges Hofgewölbe), fanden bis kurz vor dem Beginn des ersten Weltkriegs Bockbierfeste statt. Sehr beliebt waren auch die Freimusiken im eigens dafür errichteten Musikpavillon im großen Garten. 1896 wurde das Kolosseum von der Exportbierbrauerei Erlwein & Schultheiß in Erlangen für circa 90.000 Mark erworben. Bis 1942 verblieb das Kolosseum im Besitz dieser Brauerei bzw. deren Nachfolgerin, der Hofbräu-AG.[2]
Während des Ersten Weltkrieges, bis Juli 1919, diente das Kolosseum dem Militär als Lazarett für seine Verwundeten.[2] Der Theater- und Restaurantbetrieb wurde nach dem Ersten Weltkrieg zwar wieder aufgenommen, doch in den Folgejahren größtenteils eingestellt, da dies für Erlwein & Schultheiß nicht mehr rentabel war. Die Firma EOS Elemente- und Batteriebau GmbH (Spezialfabrik für elektronische, galvanisierte Elemente und Batterien) richtete für kurze Zeit seinen Fabrikbetrieb im kleinen Saal ein.[2] Konrad Scheiderer, der bis dahin letzte Wirt, betrieb ab Dezember 1933 für mehrere Jahre eine Wirtschaft im Kolosseum.[2]
Am 27. Februar 1942 wurde die NS-Organisation „Gesellschaft zur Förderung eins Feierabendheimes in Erlangen“ gegründet. Diese Gesellschaft kaufte das Kolosseums-Anwesen für Veranstaltungen und Betriebsfeiern der Deutschen Arbeitsfront. Der Kolosseums-Saal war aufgrund seiner Größe und dem herrschenden Mangel an Sälen in Erlangen dafür bestens geeignet. Auch das Wohnhaus gehörte ab diesem Zeitpunkt der Deutschen Arbeitsfront. Am 14. November 1945 wurde die Gesellschaft im Zusammenhang mit dem Niedergang der Nationalsozialisten aufgelöst und der Gesamtbesitz des Anwesens mit Gebäude ging an die Stadtverwaltung Erlangen über.[2]
1945 beschlagnahmte die US-Wehrmacht das gesamte Anwesen und Gebäude und errichtete darin das „Heim der Erlangener Jugend“.[2] Auf noch unbebaute Teile des Gesamtanwesens, die die Stadt nach 1945 verkaufte, entstanden an der Henkestraße das Geschäftshaus der Firma Helene Bross und an der Schuhstraße das Wohngebäude der Erlanger Baugesellschaft Gebr. Zeitner. So entstanden bis 1954 weitere Geschäftsimmobilien an der Henkestraße.[3] 1948 wurde der Saal des Kolosseums erneut umgebaut, um dort Veranstaltungen wie z.B. Theater durchzuführen.[3]
Theodor Kirschbaum war seit 1922 Kommandist des Kolosseum mit einer Einlage von 750.000 Mark. Diese Liegenschaften wurden zwar 1942 von der Feierabendgesellschaft enteignet, doch nach der Auflösung der FAG und der Übernahme der US-Besatzungsmacht, beantragte Kirschbaum im Dezember 1948 bei der Wiedergutmachungsbehörde die Rückgabe seines Eigentums. Er erhielt das Anwesen nach einem Vergleichsvertrag von der Stadt am 18. Januar 1952 zurück.[3] Die Arbeitsgemeinschaft der Erlanger Schauspieler zog von 1954 bis 1964 in das bestehende Gebäude ein und nutzte dieses als „Neues Theater“.[3] 1956 baute man den Saal zu einem Lichtspieltheater um. Daraus entstanden die beiden Film-Casinos „Kolosseum“ und „Atelier“. Der Unternehmer Otto Eck erwirbt das Gebäude 1968, sowie den darin befindlichen ehemaligen Tanz-, Bürger- und Kinosaal „Kolosseum“ und das „Atelier“-Kino mit 300 Plätzen.
Aktuelle Nutzung
Am 8. November 1974 wurde das Hotel Bayerischer Hof mit 37 Zimmern und die Gastwirtschaft „Hubmann-Stube“ offiziell eröffnet. Am 1. Februar 1975 wurde der Löwenbräu-Bierkeller, früherer Bock-Keller und heutiges Hofgewölbe, neu eröffnet. [4] In den Jahren 1982 bis 1984 wurde der Bayerische Hof einem erneuten Umbau und Erweiterung unterzogen.[5] Im Jahr 2006 musste die KG wegen über zehn Millionen Verbindlichkeiten Insolvenz anmelden. [6] Das Hotel wurde 2007 von der Hotel Bayerischer Hof B&R Hotelmanagement GmbH & Co. KG. übernommen.[7] Nach einer dreijährigen Übernahmephase der Beratungsgesellschaft Steinkogler, die von der Erlanger Sparkasse nach der Zwangsverwaltung beauftragt wurde, ging der Bayerische Hof 2010 in den Besitz der HV II Hotelverwaltung GmbH, die Teil der Steinkogler Gruppe ist, über. Erwin Steinkogler wird zum alleinigen Eigentümer des Hotels.
Einzelnachweise
- ↑ Denkmalliste Erlangen, Nr. D-5-62-000-327, S. 68
- ↑ a b c d e f g h i Erlanger Tagblatt: Vom Saalbau Kolosseum. Hrsg.: Erlanger Tagblatt. erlangen 25. November 1949.
- ↑ a b c d Archiv Erlangen: Geschichtliche Angaben zum Saalbau Kolosseum. Hrsg.: Archiv Erlangen. Erlangen 18. Januar 1952.
- ↑ Erlanger Nachrichten: Für den Gast "Oase der Ruhe". Hrsg.: Erlanger Nachrichten. Erlangen 15. April 1984.
- ↑ Udo B. Greiner: Tochter übernimmt. Hrsg.: Erlanger Nachrichten. Erlangen 21. April 2005.
- ↑ Udo B. Greiner: Tradition und Moderne. Hrsg.: Erlanger Nachrichten. Erlangen 21. November 2007.
- ↑ Udo B. Greiner: Bayerischer Hof mit neuem Eigentümer. Hrsg.: Erlanger Nachrichten. Erlangen 19. November 2010.