Johann Heinrich Pestalozzi (* 12. Januar 1746 in Zürich; † 17. Februar 1827 in Brugg) war ein Schweizer Pädagoge.
Pestalozzi ist allgemein bekannt als Erzieher und Schulreformer, war aber auch ein tiefgründiger Philosoph und Politiker. Sein literarischer Nachlass umfasst in der Kritischen Ausgabe 45 Bände. Pestalozzi nahm die Ideen Rousseaus auf, entwickelte sie weiter, distanzierte sich aber auch teilweise von ihnen. Trotz seines leidenschaftlichen theoretischen Interesses am Menschen, an Gesellschaft und Staat wollte er primär praktisch tätig sein. So brach er sein Studium in Zürich (vorerst Theologie, dann Jurisprudenz) vorzeitig ab und versuchte sich im aargauischen Birr als landwirtschaftlicher Unternehmer. Durch die Einführung neuer Gewächse und neuer Düngemethoden wollte er der teilweise verarmten Bauernschaft ein Beispiel geben, wie sie ihre Situatiuon verbessern könnten. Nachdem dieses Unternehmen gescheitert war, nahm er gegen 40 Kinder auf sein Landgut (Armenanstalt auf dem Neuhof) und verband industrielle Tätigkeit (Spinnen, Weben) mit Schulunterricht und sittlicher Erziehung. Aus wirtschaftlichen Gründen musste er die Anstalt um 1780 schließen. In den folgenden knapp 20 Jahren widmete er sich vorwiegend der Schriftstellerei. Er wurde durch seinen Roman 'Lienhard und Gertrud' (4 Bände 1781 - 1787) weltweit berühmt. Weitere Werke aus dieser Zeit: 'Die Abendstunde eines Einsiedlers' (1780), 'Christoph und Else' (1782), 'Gesetzgebung und Kindermord' (1783), 'Ja oder Nein?' (1793), 'Meine Nachforschungen über den Gang der Natur in der Entwicklung des Menschengeschlechts' (1797), 'Fabeln' (1797).
1792 erklärte ihn die französische Nationalversammlung als einzigen Schweizer zum französischen Ehrenbürger. In den Wirren der helvetischen Revolution (Einmarsch der Franzosen 1798) stellte sich Pestalozzi der neuen Helvetischen Regierung zur Verfügung, einerseits durch publizistische Tätigkeit, andererseits durch die Führung eines Waisen- und Armenhauses in Stans (1799), wo er grundlegende pädagogische Erfahrungen machen konnte. Im folgenden Jahr gründete er sein berühmtes Erziehungsinstitut in Burgdorf, wo er eine eigene Unterrichts- und Erziehungsmethode entwickelte und theoretisch begründete (Hauptwerk: 'Wie Gertrud ihre Kinder lehrt'). 1804 verlegte er sein Institut nach Yverdon (Kanton Waadt), wo er - gemeinsam mit einer Reihe bedeutender Mitarbeiter - seine Methode weiter entwickelte und in zahlreichen Schriften (z.B. 'An die Unschuld, den Ernst und den Edelmut meines Zeitalters und meines Vaterlandes' 1815 und 'Schwanengesang 1825') publizierte. Im Wesentlichen forderte seine 'Idee der Elementarbildung' eine 'naturgemäße' Erziehung und Bildung, die die Kräfte und Anlagen des Kopfs (intellektuelle Kräfte), des Herzens (sittlich-religiöse Kräfte) und der Hand (handwerkliche Kräfte) in Harmonie entfaltet. Interne Streitigkeiten in der Lehrerschaft um seine Nachfolge führten das Institut in Yverdon in den Ruin. 1825 musste Pestalozzi auch diese Anstalt schließen und zog sich zurück auf den Neuhof, wo er 1827 starb.
siehe auch: Pädagogik - Kindererziehung - Bildung
Weblinks
- Die umfassende Internet-Dokumentation über Pestalozzi – vom "Verein Pestalozzi im Internet"
- J.H. Pestalozzi: Wie Getrud ihre Kinder lehrt. – aus Projekt Gutenberg-DE
- Texte des Pestalozzi-Spezialisten Arthur Brühlmeier