Theodor von Mopsuestia (auch: Theodorus Mopsuestenus) (* vermutlich 350 in Antiochia am Orontes; † 428/429 in Mopsuestia) war ein christlicher Theologe der antiochenischen Schule, persisch-nestorianischer Heiliger und Bischof der Stadt Mopsuestia in Kilikien.
Leben
Theodor von Mopsuestia war ein Kind reicher christlicher Eltern, sein Bruder Polychronius wurde später Metropolit von Apamea. Theodor studierte, zusammen mit Maximus, der später Bischof von Seleukia in Isaurien wurde und Johannes Chrysostomos bei Libanios die Klassiker. Dann wandte er sich unter dem Einfluß von Basilius von Caesarea zusammen mit von Chrysostomus und Maximus der Askese zu, die er jedoch zugunsten einer gewissen Hermione aufgab. Ihre Verlobung war Anlass zweier flammender Briefe von Johannes Chrysostomos, der gegen solche weltlichen Verlockungen wetterte. Nachdem Theodor ins Kloster zurückgekehrt war, wurde er Schüler von Diodorus von Tarsus. Theodor wurde zwischen 383 und 386 in der Diözese von Antiochia von Bischof Flavian von Antiochia zum Priester geweiht und wird der Schule von Antiochia zugerechnet, wo man ihm später den Ehrentitel Magister Orientis beilegte.
Im Jahre 392 wurde er als Nachfolger von Olympius Bischof der Stadt Mopsuestia. Er war der bekannteste Bibelausleger seiner Zeit, nach den Angaben von Johannes von Antiochia legte er die heilige Schrift in allen Kirchen des Ostens aus. Nachdem die Führer der Pelagianer 418 aus dem westlichen Teil des Reiches vertrieben worden waren, suchten sie die Führer der Schule von Antiochia auf. Vermutlich kamen sie auch bei Theodor unter, bis ihr Führer Julianus von Eclanum 422 nach Italien abreiste. Laut Evagrius Scholasticus besuchte Nestor 428 auf seinem Weg von Antiochia nach Konstantinopel Mopsuestia und wurde hier mit häretischen Gedanken infiziert. Marius Mercator identifizierte Theodor 431 als den "wahren Vater" der pelagischen Häresie.
Theodor starb 428 als geachteter Kirchenlehrer, sein Nachfolger als Bischof von Mopsuestia war Meletius. Als angeblicher Anhänger des Pelagianismus sowie des Nestorianismus wurde er auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel als Ketzer verurteilt.
Doxologie
Theodor war vor allem wegen seiner Bibelkommentare berühmt, die ihm in der persischen Kirche den Beinamen "der Übersetzer" (Antonomasia) eintrugen. Er betonte vor allem die menschliche Natur Christi, der sich alle Gläubigen annähern könnten, was zu seiner späteren Verdammung als Nestorianer beitrug. Theodor betonte den freien Willen, lehrte, daß der Schöpfer das Böse zugelassen habe, damit es zu einer Quelle des Guten werden könne und leugnete die Ewigkeit des Höllenfeuers. Er wird, zusammen mit Gregorius, Basilios und Diodorus von Tarsus unter die Universalisten eingeordnet.
Schriften
Von seinen zahlreichen Schriften sind nur wenige auf uns gekommen, und diese teilweise in Zusammenstellungen durch seine Gegner, deren Zuverlässigkeit stark bezweifelt werden. Vollständig überliefert sind lediglich:
- ein Kommentar zu den 12 kleinen Propheten
- der Kommentar zu Paulusbriefen in lateinischer Übersetzung, Brief an die Galater, Cambridge 1880-1882
- Katechetische Homilien (auf Aramäisch), erst 1932/33 übersetzt
- Streitgespräch mit den Makedoniern
Folgende Schriften gelten als verloren:
Die Liturgie der Nestorianer geht teilweise auf Theodorus zurück.
Die Schriften von Theodor, besonders seine Bibelkommentare, hatten in der Ostkirche einen hohen Stellenwert. Sie wurden in Edessa ins Aramäische übersetzt und hatten später in der persischen Schule von Nisibis kanonischen Charakter.
Rezeptionsgeschichte
Nachdem Bischof Nestor, der den Titel Mariae als Gottesgebärerin ablehnte, auf dem Konzil von Ephesus 431 als Häretiker verdammt worden war, wurden auch die Schriften Theodors kritisch untersucht. Besonders Kyrill von Alexandria griff ihn in seiner Schrift 'Contra Diodorum et Theodorum' scharf an. 435 attackierte ihn Hesychius von Jerusalem in seiner Kirchengeschichte, Rabbulas von Edessa bezeichnete ihn ebenfalls als Häretiker.
Aber zwischen dem Konzil von Chalkedon 451 und dem zweiten Konzil von Konstantinopel 552 war die Autorität Theodors insgesamt unangefochten. 544 wurde Theodorus zusammen mit Theodoret von Kyrrhos und Ibas (Ihiba) von Edessa durch Kaiser Justinian des Nestorianismus beschuldigt, eine Anklage, die auf dem fünften ökumenischen Konzil 553 durch Papst Vigilus bestätigt wurde. Theodor galt fortan als der Vater des Nestorianismus. Auch der koptischen Kirche, welche bis heute eine besonders intensiv antinestorianische Haltung pflegt, gilt Theodor als Häretiker.
In der persische Kirche wurden die Schriften Theodors auf der Synode von Nisibis 484, die später für ungültig erklärt wurde, durch Barsauma, der Gründer der Schule, verurteilt. Diese Verdammung wurde 605 auf einer kanonischen Synode unter Androhung des Anathemas bestätigt. Später lehnte die persische Kirche diese Anklage jedoch scharf ab. Die assyrische Kirche verwendet in der Eucharistie heute noch eine Liturgie von Theodor von Mopsuestia.
Ob seine Verdammung als Nestorianer gerechtfertigt war, ist nach der Wiederentdeckung der aramäischen Texte unter katholischen Theologen umstritten.
Siehe auch: Assyrische Kirche des Ostens.
Literatur (Auswahl)
- Eduard Sachau: "Theodor von Mopsuestia", Fragmenta Syriaca (Leipzig 1869).
- Thome, Felix: "Historia contra Mythos : die Schriftauslegung Diodors von Tarsus und Theodors von Mopsuestia im Widerstreit zu Kaiser Julians und Salustius' allegorischem Mythenverständnis", Borengässer Bonn 2004, ISBN 3-923946-67-8
Weblinks
- Vorlage:PND
- Artikel im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon
- Theodors Stellung zum alttestamentlichen Kanon
- Katholische Enzyklopädie
- http://www.monachos.net/patristics/christology/mopsuestia_writings.shtml
- ausführliche Darstellung der modernen theologischen Diskussion
Personendaten | |
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NAME | Mopsuestia, Theodor von |
ALTERNATIVNAMEN | Mopsuestenus, Theodorus |
KURZBESCHREIBUNG | christlicher Theologe der antiochenischen Schule |
GEBURTSDATUM | vermutlich 350 |
GEBURTSORT | Antiochia am Orontes |
STERBEDATUM | 428/429 |
STERBEORT | Mopsuestia |