Mittelrhein

im Rheinischen Schiefergebirge liegender Flussabschnitt des Rheins als Namensgeber einer Kulturlandschaft zwischen Nahemündung und Bonn
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Der Begriff Mittelrhein bezeichnet zum einen geographisch den Streckenabschnitt des Rheins zwischen Bingen / Rüdesheim und Bonn, zum anderen das dort gelegene deutsche Weinbaugebiet. Mit seinen hochrangigen Baudenkmälern, den rebenbesetzten Hängen, seinen auf schmalen Uferleisten zusammen gedrängten Siedlungen und den auf Felsvorsprüngen aufgereihten Höhenburgen gilt er als Inbegriff der romantischen Rheinlandschaft. Andere Abschnitte des Rheins sind Hochrhein, Oberrhein und Niederrhein. Das Obere Mittelrheintal von Bingen bis Koblenz ist seit 2002 UNESCO-Welterbe.

Blick auf Burg Katz, im Hintergrund die Loreley
Karte des Rheins

Die Landschaft

Die geographische Bezeichnung Mittelrhein bezieht sich auf das enge Durchbruchstal des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge zwischen Bingen und Rüdesheim im Süden und Bonn-Bad Godesberg und Bonn-Oberkassel im Norden, also die klassische Rheinlandschaft. Am 27. Juni 2002 wurde das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen / Rüdesheim und Koblenz in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Das Mittelrheintal verläuft fast auf ganzer Länge, bis Rolandseck und Rheinbreitbach auf dem Gebiet des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, dann auf dem von Nordrhein-Westfalen. Geographisch zählt zum Mittelrheintal auch das rechte Rheinufer zwischen Rüdesheim und Lorch, das zu Hessen und zum Weinanbaugebiet Rheingau gehört. Das Neuwieder Becken trennt den oberen vom unteren Mittelrhein. Eine wichtige Verkehrsverbindung am Mittelrhein ist die linksrheinische Eisenbahnstrecke. Auf dem Namedyer Werth befindet sich der Geysir Andernach, einst mit 45-50 m Höhe der größte europäische Kaltwassergeysir. Eine Reaktivierung und touristische Nutzung des Geysirs ist für 2006 vorgesehen.

Ortschaften

 
Moselmündung am Deutschen Eck in Koblenz

Die wichtigsten Städte am linken Ufer sind Bingen, Bacharach, Oberwesel, Sankt Goar, Boppard und Koblenz am oberen sowie Andernach, Bad Breisig, Sinzig, Remagen und Bonn am unteren Mittelrhein. Am rechten Flussufer liegen Rüdesheim, Kaub, Sankt Goarshausen, Braubach und Lahnstein am oberen sowie Vallendar, Bendorf, Neuwied, Bad Hönningen, Linz am Rhein, Bad Honnef und Königswinter am unteren Mittelrhein.

Nebenflüsse

Größere Zuflüsse auf diesem Streckenabschnitt sind linksrheinisch Nahe, Mosel und Ahr, rechtsrheinisch Lahn, Wied und Sieg.

Burgen, Festungen und Schlösser

 
Schloss Stolzenfels
 
Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub
 
Marksburg

linksrheinisch

rechtsrheinisch

Geschichte

Vor- und Frühgeschichte

Die Terrassen des Mittelrheintals waren seit der frühren Eisenzeit besiedelt. Dies belegen die Hünengräberfelder rund um den Stadtwald von Boppard, im Breyer Wald und die Ringwallanlagen auf dem Dommelsberg bei Koblenz und auf dem Hünenberg bei St. Goarshausen. An der westlichen Grenze des Mittelrheingebietes finden sich die auch Spuren einer keltischen Besiedlung, mit dem Grabpfeiler von Pfalzfeld und dem Fürstengrab von Waldalgesheim. Im 4. Jahrhundert v. Chr. war das Gebiet bereits in den Einflussbereich der mediterranen Hochkulturen gekommen. Die Nord-Süd-Verbindung zwischen der Nahemündung und der Moselmündung reichen bereits in die vorrömische Zeit zurück. Die später von den Römern ausgebaute Trasse deckt sich in weiten Abschnitten mit dem Streckenverlauf der heutigen Autobahn 61.

Römerzeit

Die Römer besiedelten das Gebiet des Mittelrheins von der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. bis ca. 400 n. Chr. Wichtiger Faktor war dabei der Ausbau der Fernstraße zwischen den Provinzhauptstädten Mainz und Köln entlang des linken Rheinufers. Die Städte Bingen (Bingium) und Koblenz (Confluentes) werden früh zu Standorten frühkaiserzeitlicher Kastelle und Oberwesel (Vosolvia) beherbergte eine römische Straßenstation (mansio). Von ihren Kastellen aus schützen die Garnisionen die Landwirtschaft und Bodenschätze und hielten außerdem die Germannenstämme der Tenkterer , Usipeter , Menapier , Eburonen und Treverer auf Distanz. Die landwirtschaftlichen Siedlungen im Hinterland übernahmen die Versorgung der Menschen in den Städten und Militärlagern. Die Römer nutzen den Rhein für die Schifffahrt und bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. werden in Koblenz feste Rhein- und Moselbrücken angelegt. Der seit 83-85 n.Chr. errichtete Schutzwall Limes musste um 260 n. Chr. aufgegeben und die Grenze an den Rhein zurück verlegt werden. Das rechte Rheinufer gewinnt für das römische Heer eine größere Bedeutung, wie zum Beispiel die Burgus bei Niederlahnstein belegt. Im Zuge der Sicherung der Reichsgrenzen unter den römischen Kaisern Konstantin und Valentinian werden Koblenz und Boppard (Bodobriga) mit starken Mauern und Rundtürmen befestigt, von denen Reste erhalten sind.

Im 5. Jahrhundert zwingen die Alemannen und Franken die Römer zum vollständigen Rückzug. Die Stämme übernehmen die römischen Städte und vorallem die Franken gründen auf dem Land neue Siedlungen, die meist unabhängig von den alten römischen Hofstellen entstehen. In diesen Orten, man erkennt sie noch heute an Namen, die auf “–heim“ enden, wurde Ackerbau und Viehzucht betrieben.

Ende des 5. Jahrhunderts gründet der Merowingerkönig Chlodwig das fränkischen Reich. Obwohl der romanische Bevölkerungsanteil ständig zurückging, sprachen die Menschen einen franko-romanischen Dialekt und die Verwaltungssprache bleibt das Latein. Bopparder Grabinschriften, u.a. in St. Severus und der Karmeliterkirche, aus dem 4./5. bis 8. Jahrhundert belegen das Fortleben einer romanischen Bevölkerungsgruppe neben den fränkischen Zuwanderern.

Mittelalter

Die römischen Siedlungen, zumal die Kastellorte im Rheintal, werden von den Frankenkönigen als Kron- und Fiskalgut in Besitz genommen . Das Gebiet von Bingen rheinabwärts mit Bacharach, Oberwesel, St. Goar, Boppard bis Koblenz und darüber hinaus bis Sinzig und Remagen ist bis in die Karolingerzeit fast geschlossen in königlichem Besitz. Erst im 8. Jahrhundert beginnt die Veräußerung einzelner Teile des Reiches, die sich bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts hinzieht. Nutznießer der Schenkungen sind u. a. die Äbte von Prüm und Trier, St. Maximin und die Erzbischöfe von Köln, Trier, Mainz und Magdeburg. Die Grafen von Katzenelnbogen können als Vögte der Abtei Prüm ein eigenes Herrschaftsgebiet um St. Goar mit der Burg Rheinfels errichten, das nach ihrem Aussterben 1479 die Landgrafen von Hessen erben.

Die Teilung des Reichs Karl des Großen durch seine Enkel, die 842 in St. Kastor in Koblenz vorbereitet wird, lässt das linke Rheinufer zwischen Bacharach und Koblenz an das Mittelreich fallen. Erst 925 wird Lotharingien endgültig mit dem ostfränkischen, deutschen Reich vereinigt.

Bis zur Stauferzeit bleibt der Rhein ein Kernland der königlichen Macht, hier liegt die „Vis maxima regni“ (Otto von Freising). In Koblenz wird 1138 der Staufer Konrad III. zum deutschen König gewählt.

Welterbe „Oberes Mittelrheintal“

Datei:Loreley.JPG
Die Loreley
 
Assmannshausen vom Damianskopf

Das Obere Mittelrheintal ist das Rheinengtal von Bingen und Rüdesheim bis Koblenz. Seit 2002 ist es Welterbe der UNESCO in der Rubrik Kulturlandschaft.

Kriterien einer Kulturlandschaft

Voraussetzung ist ein geschlossener Landschaftsraum, der eine gewisse Einzigartigkeit aufweist und vom Menschen eine besondere Ausgestaltung erfuhr. Im Oberen Mittelrheintal ist dies im Rheindurchbruch durch das Rheinische Schiefergebirge gegeben. Das Tal mit steilen Felshängen erzwang besondere Formen der wirtschaftlichen Nutzung, die das Tal im Laufe der Jahrhunderte gestalteten. Besonders geprägt wurde es durch den neu entwickelten Weinanbau auf Terrassen, Schiefergewinnung und die Niederwaldwirtschaft. Landwirtschaft war nur auf den Hochflächen möglich. Einzigartig ist auch die Vielzahl der Burgen, die entlang von nur 65 Stromkilometern entstanden. Das Obere Mittelrheintal ist die klassische Verkehrslandschaft (seit der Römerzeit), Tourismuslandschaft und durch die Rheinromantik geprägt.

Burgenbau

Die Burgen im Mittelrheintal sind bis auf wenige Ausnahmen im 12. bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhundert entstanden. Sie wurden meist auf den Mittelterrassen gebaut, die bei der Bildung des Tales entstanden. Im 10. und 11. Jahrhundert war der Burgenbau ein Privileg des Reichs (König, Hochadel). Bauten vor dieser Zeit waren meist in Holz- und Erde-Bauweise ausgeführt. Ab dem 12. Jahrhundert setzte eine Schwächung des Königtums ein. Die Macht der Fürsten und Reichsministerialen (Beamte) wuchs (ab 1273 Wahlkönigtum, 1356 endgültige Ausbildung von Territorialstaaten). Dies war auch die Zeit des Baus der meisten Burgen. Allein vier von sieben Kurfürsten besaßen Gebiete im Mittelrheintal. Die politische Landkarte zeigte einen Flickenteppich, da diese Gebiete nicht zusammenhängend waren. Zunächst entstanden die Burgen zur Gebietssicherung. Ab dem späten 12. Jahrhundert entdeckten die Fürsten den Zoll als Einnahmequelle, so dass jetzt auch Burgen zur Zollsicherung gebaut wurden. Burgen im Stadtbering wurden im Normalfall als Zwingburg gegen die nach Freiheit strebenden Städter gebaut. Ende des 14. Jahrhunderts kamen auch hier in der Region Feuerwaffen auf. Spätestens ab dem 15. Jahrhundert waren bauliche Reaktionen nötig, die sich nur begüterte Burgbesitzer leisten konnten. Durch die Feuerwaffen verloren schon im Hochmittelalter viele Burgen ihre strategische Bedeutung. Meist setzt jetzt langsamer Verfall ein oder sie werden aufgegeben. Schon im Dreißigjährigen Krieg gab es zahlreiche Zerstörungen durch durchziehende Truppen. Die endgültige Zerstörung fast aller Burgen besorgen dann die Truppen Ludwig des XIV. im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 (ausgenommen bei den Höhenburgen nur Festung Ehrenbreitstein, Marksburg und Rheinfels). Mit Aufkommen der Rheinromantik wurden viele Burgen nach 1815 bis Ende des 19. Jahrhunderts neu aufgebaut.

Weinbau

 
Verbuschte Weinbergsterrassen

Hauptartikel: Weinbaugebiet Mittelrhein

Weitgehend identisch mit der geographischen Region ist das Weinbaugebiet Mittelrhein, eines der durch das deutsche Weingesetz festgelegten „bestimmten Anbaugebiete“ für Qualitätswein.

Gebracht haben den Weinbau die Römer. Allerdings entwickelte er sich erst im Mittelalter von der Mosel aus nach Süden. Diese Entwicklung verlief in vier Phasen vom 11. bis Ende des 14. Jahrhunderts.

Wesentlich für die Entwicklung war die neue Technik des Terrassenweinbaus. Bebaut wurden Flächen von 25° bis 30° und mehr. Begünstigt war der Anbau durch das Klima. Der Rhein sowie die Schiefer- und Grauwackeverwitterungsböden funktionieren als Wärmespeicher, die große Temperaturschwankungen verhindern. Hinzu kommt der gute Kaltluftabfluss an den steilen Hängen. Dies kommt vor allem dem spät reifenden Riesling zugute, der hier zu ca. 75 % die Anbauflächen bestimmt. Der Terrassenweinbau war wesentlich kleinteiliger als es die heutige Situation zeigt, die erst nach einer Flurbereinigung in den 1960er Jahren entstanden ist (siehe Bild verbuschte Weinbergsterrassen - links und oberhalb der großflächigen Hängen verbuschte Kleinterrassen, erkennbar an den vielen hellen, querlaufenden Linien). Mit den alten Trockenmauern ist damals leider auch ein Biotop für Kleinlebewesen verloren gegangen. Teilweise sind im Mittelrheintal noch Terrassen in alter Form in Bewirtschaftung (auch an der alten Bindung der Triebe erkennbar - pro Stock ein Pfahl).

Wein war im Mittelalter das einzige keimfreie Volksgetränk, da Bier meist schlecht und teurer, Kaffee und Tee noch unbekannt waren. Er war eines der wichtigsten Handelsgüter im Mittelalter, begünstigt durch den Rhein als wichtigste Wasserstraße und bestehende Römerstraßen. Daher war er interessant für Grundherren (Wertsteigerung). Die Verbesserung der rechtlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lage durch immer mehr benötigte Fachkräfte, führte zu neuen Pachtverhältnissen und zum Aufschwung. Im Spätmittelalter war der Hauptteil der Bevölkerung vom Weinbau abhängig. Nach Auflösung vieler Grundherrschaften erfolgte die Aufsplitterung in viele kleine Parzellen.

Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts. hatte dieser Wirtschaftszweig Hochkonjunktur, dann kam es durch den Dreißigjährigen Krieg zu Rezession und Verfall. Auch bessere Bierpreise, sowie Tee und Kaffee schmälerten die Erlöse. Ab 1815 gab es durch die Zugehörigkeit zu Preußen wieder einen großen linksrheinischen Aufschwung (quasi Monopol). Ab 1839 entstand durch den deutschen Zollverein starke Konkurrenz. Dies war der Beginn der Umwandlung vom Haupt- zum Nebenerwerbswinzer. Teilweise gab es zusätzlichen Profit durch die Rheinromantik (Gutsausschank) und die aufkommende Sektindustrie. Ab 1870 erfolgte eine neue Krise wegen der Eisenbahn (verbesserter Transport), der Industrialisierung, billigerer und besserer Konkurrenz aus dem Ausland und dem Aufkommen von Rebschädlingen von Amerika über Frankreich (Mehltau, Reblaus, falscher Mehltau und Heu- und Sauerwurm). Tiefere Ursache des Niedergangs waren die veränderten sozioökonomischen Bedingungen. Bis ins 19. Jahrhundert gab es kaum eine andere Erwerbsmöglichkeit. Dann erfolgten wegen des geringen Profits große Abwanderungen in die aufkommende Industrie. Die linke Seite war erst nach dem Zweiten Weltkrieg mehr betroffen (bis dahin gab es hier kaum Industrie, sowie mehr Fremdenverkehr). Trotz der in den 1960er Jahren bei 92 % der Flächen durchgeführten Flurbereinigung erfolgte ein weiterer Rückgang wegen der mangelnden Profitsituation.

58 % der um 1900 vorhandenen Weinbergsflächen sind heute völlig verschwunden. Weitere 16 % weisen einen Bracheanteil von 40-80 % auf. Übrig geblieben sind gerade einmal rund 480 ha - Tendenz sinkend. Die Weinbaubrachen verbuschen und werden schließlich vom Wald zurückgeholt. Dies ist hier ein großes Problem. Wenn man den Charakter der Landschaft erhalten will, sind große Anstrengungen nötig, um für die Terrassen neue Nutzungen zu finden, oder sie zumindest freizuhalten. Ein gelungenes Beispiel zum Erhalt des Weinbaus ohne tiefgreifende Eingriffe in die Landschaft stellt die Flurbereinigung im Oelsberg bei Oberwesel dar. Durch Querterrassierung des Geländes und die Anlage einer Tropfberegnungsanlage konnten ehemalige Kleinparzellen in der Bewirtschaftung gehalten werden. Auch in Bacharach ist eine sanfte Umgestaltung zur leichteren Bewirtschaftung des Rebgeländes in Planung. Besonders landschaftsprägende Einzellagen verdienen die Weiterbewirtschaftung, um den Reiz der Kulturlandschaft zu erhalten. Viele Burgen haben an ihrem Fuße mittlerweile aufgelassenes und stark verbuschtes Rebgelände. Eine Wiederaufrebung unterstützt die viel umworbene Postkartenidylle, denn das lichte und feingegliederte Grün und satte Gelb im Herbst der kleinparzellierten Rebterrassen heben sich optisch gut vom Grün des Waldes ab.

Ausführliche Ausarbeitungen s. die UNESCO-Dokumentation des Landesamt für Denkmalpflege (2002) oder als pdf zu laden die Info zum „Steillagenweinbau“ und zum Thema „Feuerwein“ unter www.mittelrheintal.de oder anzufordern im Mittelrhein-Besucherzentrum Posthof 55422 Bacharach.

Waldwirtschaft

Ursprünglich waren weite Teile des Tals bewaldet. Im Flusstal wuchsen Auwälder aus Silberweiden, an den Hängen Eichen und Hainbuchen - auf besseren Böden auch Buchen. Die erste wirtschaftliche Nutzung erfolgte durch die Römer, die auch Rodungen für Acker- und Weideflächen vornahmen. Mit dem karolingischen Landesausbau (Höhepunkt im 13. Jahrhundert) kam es zu einer Erhöhung der Siedlungs- und Bevölkerungsdichte. In dieser Periode wurden die Weinberganlagen erschlossen und auf den Terrassen begann die Nutzung des Geländes als Acker- und Weideflächen. Ende des 14. Jahrhunderts gab es ca. 50% Wald weniger. Jetzt erkannte man die wirtschaftliche Bedeutung und die Waldnutzung wurde für die Region überlebensnotwendig.

Waldnutzungsformen vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert

  • Hauptnutzung war die Holzentnahme als Bau- und Brennstoff sowie zur Herstellung von Geräten.
  • Die Waldweide lieferte durch Gräser und Kräuter im Hochwald Nahrung für das Vieh. Beim Eintrieb von Schweinen nutzte man Eicheln und Bucheckern im Herbst zur Mast. Grünlaub wurde ebenfalls verfüttert und als Stallstreu genutzt. Eine beliebte Methode war das „Schneiteln“ von Bäumen. Dabei wurden die Bäume „auf den Stock gesetzt“ indem man sie bis zum Wurzelstock kappte. Das war nur bei Eichen möglich, da sie die Fähigkeit zur Verjüngung durch Neuaustrieb haben, was reichen Laubnachwuchs brachte. Auf diese Weise entstand ein „Niederwald“.
  • Bei der Wald-Feld-Wechselwirtschaft nutzte man die Flächen als Ackerland. Nach einer Brandrodung folgte 1-3 Jahre eine Zwischennutzung als Anbaufläche (z. B. Roggen), der sich eine Brache von 10-20 Jahren anschloss. Teilweise wurden während der Brache die Flächen auch als Weide genutzt.
  • Eine wichtige Einkommensquelle war die Gewinnung von Eichengerbrinde (Lohe). Die Bäume wurden etwa in Mannshöhe gekappt und die Rinde mit dem Lohlöffel abgeschält. Auch diese Flächen konnte man als Ackerland zwischennutzen.
  • Weitere Nutzungsformen waren die Köhlerei (Holzkohle zur Erzverhüttung), Aschebrennerei (Pottasche für die Glasindustrie), die Seifensiederei (als Bleichmittel) sowie die Gewinnung von Weidenruten.

Heute wird das Tal von durchgewachsenen Niederwäldern beherrscht. Bei vielen Eichen ist das an knubbeligen Auswüchsen über dem Wurzelstock erkennbar. Der letzte „Abtrieb“ erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Franzosen als Reparationsleistung. Da die Bäume mittlerweile zu groß geworden sind, droht hier Gefahr, weil die kargen Hänge die Last nicht mehr tragen können.

Veranstaltungen

Literatur

  • Literaturempfehlungen (Welterbe, Region etc.): www.mittelrheintal.de
  • Martin Stankowski, Links + Rechts, der andere Rheinreiseführer, vom Kölner Dom bis zur Loreley, Köln, Kiepenheuer und Witsch 2005, ISBN 3-462-03573-8
  • Reihe Mittelrhein, 11 Publikationen (bisher zu Vor- und Frühgeschichte, Stifte und Klöster, Industrie und Technik, Museumslandschaft und Spuren der Geschichte)
  • Das Rheintal von Bingen und Rüdesheim bis Koblenz, Verlag Philipp von Zabern
  • Erdmann Gormsen, Das Mittelrheintal - Eine Kulturlandschaft im Wandel, 2003, Leinpfad-Verlag
  • UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal. Topographische Freizeitkarte 1 : 25000. Gemeinschaftlich hrsg. vom Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz und dem Hessischen Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation. 2. Auflage. Koblenz: Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz 2005. (Set aus drei Karten: Koblenz - Loreley - Rüdesheim/ Bingen.) ISBN 3-89637-363-3, ISBN 3-89637-364-1, ISBN 3-89637-365-X
Wiktionary: Mittelrhein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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