Dieser Artikel behandelt den zwischenmenschlichen Umgang und jenen mit der Umwelt. Andere Bedeutungen des Wortes siehe Gebäude, Prozession oder Tierhaltung.
Für den Umgang mit Menschen und für jenen mit Dingen bzw. der Umwelt gelten teilweise dieselben, teilweise verschiedene Prinzipien. Bei näherer betrachtung erscheint es wünschenswert, diese Unterschiede zu verringern. Gemeinsame Ziele beider Bereiche könnten sein:
- Ganzheitlichkeit und
- Nachhaltigkeit bzw. Verantwortlichkeit, wobei
- der Ernst aber nicht die Lebensfreude überdecken sollte.
Der Umgang zwischen Menschen
hat im Laufe der Kulturgeschichte zu sehr verschiedenen Ansätzen und Theorien Anlass gegeben - je nach vorherrschender Struktur der Gesellschaft, der politischen (Un)Ordnung, der Weltanschauung bzw. Religion und des kulturellen Status.
Aus heutiger Sicht zählen zu den großteils anerkannten Leitlinien:
- Die Goldene Regel - z.B. in der Kurzform "Was Du (nicht) willst, dass man Dir tu', das füg' auch (k)einem Andern zu."
- Freiheit und Gleichheit - siehe Französische Revolution, bzw.
- die Allgemeinen Menschenrechte und möglichste Chancengleichheit;
- Seit einiger Zeit auch wieder gesellschaftliche Verantwortung - als Gegenpol zur zunehmenden Individualisierung.
Grundbedürfnisse und Gegenpole
Im persönlichen Bereich (Familie, Partnerschaft, engere Berufs-Kollegen, Freundeskreis) hat jeder von uns neben den materiellen Bedürfnissen (Essen, Kleidung, Schlafen) 3-4 "seelische Grundbedürfnisse":
- Selbstwert und Eigenständigkeit,
- Geliebtsein und Verbundenheit.
Sie stehen nach Schulz von Thun im Spannungsfeld zwischen Dauer und Wechsel, sowie Bindung und Freiheit. Andere Psychologen setzen die Gegenpole verschieden, stimmen aber in (1, 2) weitgehend überein.
Die o.a. Bedürfnisse treten in persönlichen Beziehungen oft in den Hintergrund, weil materielle und Sachaspekte scheinbar vorrangig zu lösen sind. Schönes wird teilweise als "selbstverständlich" gesehen (oder übersehen); Probleme und Konflikte wollen wir vornehmlich durch argumentatives Denken und durch rasches Tun lösen. Da aber zum Menschsein außer Körperlichem und Geistigem ganz wesentlich der emotionale Bereich gehört, ist Ganzheit auch hier ein günstiges Lebensprinzip.
Emotion und Kommunikation
Die eigene Erfahrung - aber auch Soziologie und Psychologie - lehren uns, dass das Integrieren der eigenen Gefühlswelt auch in Denk- und Entscheidungsprozessen vorteilhaft ist und das Wohlbefinden fördert. Zwar werden (unangenehme) Gefühle oft als sehr störend empfunden, doch sind sie ein wichtiges Signal für unerfüllte Grundbedürfnisse und ermöglichen einen besseren Umgang mit guten und unguten Situationen.
Fachleute berichten wiederholt, dass in der zwischenmenschlichen Kommunikation kaum ein Viertel (manche sagen, nur etwa 10 Prozent) über Worte vermittelt werden. Der große Rest läuft nonverbal oder wird durch eigene Gedanken und (Vor)Urteile behindert. Zu ersterem tragen Gefühle, Mimik und andere Körpersprache wesentlich bei. Die Berufswelt jedoch gibt dem Wort (und dem Denken) ein großes Übergewicht.
Für die geistig-emotionale "Ganzheit", wie sie Kinder großteils zu Eigen ist, hat der Erwachsene oft einiges zu tun. Wem innere Gelöstheit geschenkt ist, kann misslichen Situationen mit Humor begegnen. Andrerseits könnte er/sie das Befinden des Anderen fehldeuten oder nicht "ernst genug" nehmen.
Menschen mit "zuviel Ernst" können wiederum - obwohl zum Verstehen des Anderen gut fähig - sehr mit sich selbst und den eigenen Defiziten beschäftigt sein.
In beiden Fällen ist das Bewusstmachen von Gefühlen und Emotionen ein guter Zugang zu sich selbst und zum Gegenüber, fällt aber nicht immer leicht. Wenn man jedoch die Scheu überwindet und
- dem Partner mitteilt, "wie's mir geht", entsteht eine mehrfache Chance:
- man kann sich durch das Mitteilen selber besser "spüren" und erkennen,
- man gibt dem Gegenüber die Chance nachzufragen ("Wie ist das, wenn...", oder "Wann fühlst Du dich so...")
- und eventuelle Aggression in einem Konflikt kann abklingen: gegen die Gefühle des Partners muss sich niemand wehren, höchstens gegen "schlagende Argumente".
- Das Benennen und Mitteilen von Emotionen fördert das gegenseitige Verstehen und Verstanden werden.
- Was nun dem einen guttut, sollte dem Andern auch zustehen. Psychologen sagen jedoch, man soll
- Mitteilen und Zuhören möglichst nicht mixen -
- d.h. der mit den stärkeren Emotionen sollte beginnen, der andere zunächst zuhören. Der Wechsel (falls noch nötig) soll nicht zu schnell erfolgen.
Weitere Aspekte und einige Gefahren
Zu diesen und ähnlichen Methoden gibt es eine Fülle von Büchern, Seminaren und anderen Angeboten - z.B. Marriage Encounter, Personen- bzw. Themenzentrierte Interaktion, Gruppendynamik, Mediation, Partnerschafts- und Eheberatung, Anti-Mobbing... Doch wesentlich ist, es zu tun und die eingefahrenen Gleise zum Positiven zu verbiegen. Die o.a. Initiativen nennen auch Vorschläge, wie kleine Fallstricke zu vermeiden sind - u.a.:
- Sage "ich" statt "man" und möglichst
- "Ich-Botschaften" - denn die oft näherliegende "Du-Botschaft" heizt Emotionen, Konflikte und Unverständnis an, statt sie zu klären
- Vermeide Schimpfworte und Kränkendes
- Mach(t) Pause, wenn die Störung überwiegt, aber +Zeitpunkt zum Weitertun
- "Ich habe das Gefühl, dass ..." ist kein Gefühl, sondern Meinung oder Urteil
- "Ich fühle mich ..." kann die Kommunikation neu in Gang bringen (s.oben).
- Verschweige es nicht, wenn Du dich verletzt fühlst - aber als Ich-Botschaft
- Rede auch über schöne Dinge, nicht nur über Probleme.
Im Berufsleben
Solche Art der Kommunikation setzt freilich guten Willen und Zusammengehörigkeit beider Seiten voraus - und ist daher im Berufsleben nicht immer gegeben. Doch auch privat braucht es manchmal Mut zum Anfangen, oder einen Anstoß durch einen Dritten - der jedoch nicht zum Schiedsrichter werden soll.
Gegenüber dem Chef und Kollegen ist ein wirklich offenes Gespräch auch bei gutem Betriebsklima nicht immer möglich. Hier sind die Chancen, in Offenheit auch über Fehler und Emotionen zu sprechen, gegen das Risiko von Verletzungen und Nachteilen abzuwägen.
Bei Seminaren für Manager wird seit etwa 10 Jahren immer wieder betont, wie sehr ein emotional-ganzheitlicher Umgang miteinander nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Arbeitsfreude und Leistungvermehrt. Daher erwartet man von Führungskräften neben der Kompetenz vermehrt die sog. emotionale Intelligenz.
Die Vorteile nonverbaler Kommunikation
Da mindestens 3/4 der Mitteilungen nicht über Worte laufen, könnte man auf die Idee kommen, am Gespräch zu sparen. Tatsächlich ist jedoch bei den meisten Scheidungen das Versiegen des Gesprächs eine wesentliche Ursache.
Nonverbales trägt weniger zum Verständnis bei, als zum Anknüpfen und Stärken des Gesprächsfadens. An zitternder Stimme oder Händen läßt sich die persönliche Verfassung leichter erkennen als an vorsichtigen Worten - und ebenso an freudiger Miene. Beides will und kann uns zum Gespräch hinführen, sogar manchmal "nebenbei" bei einem Ausflug oder für nur wenige Minuten. Das Wahrnehmen von körpersprachlichen Signalen führt rascher zum Verstehen und verbindet tiefer als bloße Worte. Wenn es wortlos bleibt, sind aber Missverständnisse möglich.
Wenn Menschen ganzheitlich, also mit allen 3 Ebenen der Person kommunizieren, bleibt die Freude und Verbundenheit nicht lange aus. Vermutlich sagte Jesus - und sinngemäß auch andere Weise - deshalb, wir sollten uns manchmal Kinder zum Vorbild nehmen.
Auch von Seiten der Biologie gibt es ähnliche Ansätze, ganz im Gegensatz zur landläufigen Ansicht über die Bedeutung von Konkurrenz. Sie wird uns in Wirtschaft und Evolutionslehren als wichtigstes Prinzip nahegelegt. Doch sagt z.B. der Biologe Humberto Maturana, dass in der Tierwelt die Kooperation viel wichtiger ist als die Konkurrenz, und schließt:
"Der Tanz, der die Menschen verbindet, ist die Liebe."
Weblinks
Umgang mit Dingen und der Umwelt
Bitte fortsetzen! (z.Z. nur einige Stichworte unten)