Die Gräfenberg-Zone, auch G-Zone sowie G-Punkt oder G-Spot soll eine erogene Zone in der Vagina sein. Bei manchen Frauen soll ihre Stimulation sehr schnell zu einem Orgasmus führen, andere empfinden diese jedoch als wenig oder gar nicht erregend. Sie ist nach Ernst Gräfenberg benannt, einem deutschen Arzt, der 1950 in einem Artikel von einer "erogenen Zone in der vorderen Vaginalwand, entlang der Harnröhre, die bei sexueller Stimulation anschwillt" schrieb.
Die Zone liegt mutmaßlich ca. 5 cm vom Scheideneingang entfernt an der Vorderwand der Scheide, zur Bauchdecke hin, unmittelbar hinter dem Schambein. Sie hat die Form einer abgeflachten Halbkugel von ca. 2 cm Durchmesser und eine Vertiefung in der Mitte. Form und Größe können aber variieren.
Im Bereich der G-Zone liegt die Prostata feminina, deren Drüsengewebe bei sexueller Stimulation Sekrete produziert und in der Folge zur weiblichen Ejakulation führen kann, einem mehrschübigen pulsierenden Ausstoß.
Abgesehen vom G-Punkt spielt nach allgemein gängiger Meinung für den Orgasmus die Klitoris die wesentlichere Rolle. Im Jahr 2003 wurde eine weitere erogene Zone in der Vagina vorgestellt: der A-Punkt. Als weitere sogenannte "Super-Orgasmus-Punkte" werden inzwischen die Klitoris (C-Punkt) und das Gewebe um die weibliche Harnröhrenmündung (U-Punkt) publiziert. Nichtsdestotrotz sind G-Punkt und der sogenannte vaginale Orgasmus keineswegs unumstritten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Gräfenberg-Zone, so sie denn überhaupt existiert, nur bei wenigen Frauen zu finden ist und eine seltene anatomische Variante darstellt. Kritisch hinterfragt werden sollte, inwiefern die Postulation eines solchen Punktes bei Frauen zu Minderwertigkeitsgefühlen führen kann, wenn sie nicht in der Lage sind, einen "vaginalen Orgasmus" zu erleben.
Funktion des G-Punktes bei der Geburt
Neuere Forschungen legen den Schluss nahe, dass der G-Punkt eine wichtige Funktion als Geburtshelfer hat: Durch die extreme natale Stimulation des G-Punktes bedingt, sondert das dort befindliche Drüsengewebe ein Sekret ab und das Kind passiere leichter den Geburtskanal. Zudem habe dieser Vorgang möglicherweise einen schmerzlindernden Effekt während des Geburtsvorgangs zur Folge: der Druck auf den G-Punkt soll bei der gebärenden Frau eine niedrigere Schmerzempfindung bewirken, da hierdurch die hormonelle Ausschüttung körpereigener Schmerzmittel, so genannter Endorphine, begünstigt werde. Diese Annahme wird durch Ergebnisse aus Tierversuchen unterstützt.
Nach einer Geburt haben viele Mütter angegeben, dass sie sensibler auf sexuelle Stimulationen der vorderen Scheidenwand reagieren und sich ihr Sexualleben dadurch verbessert habe. Jede Frau empfindet den G-Punkt anders.
Kritik
Die Existenz des orgasmusauslösenden G-Punktes wird von der Forschung keineswegs als unumstritten anerkannt. Vielmehr wurde er in zahlreichen Studien als "urbaner Mythos" bezeichnet. So kommt eine amerikanische Studie mit dem Titel "The G-Spot: a modern gynaecological myth", die 2001 im "American Journal of Obstretics and Gynaecology" publiziert wurde, zu dem Ergebnis
- The evidence is far too weak to support the reality of the G-spot. Specifically, anecdotal observations and case studies made on the basis of a tiny number of subjects are not supported by subsequent anatomic and biochemical studies.
Eine andere Studie kam zu dem Ergebnis, der G-Punkt sei die "weibliche Prostata", was angesichts der Tatsache, dass die Stimulation der Prostata bei Männern zum Orgasmus führen können soll, möglicherweise das Herstellen von Analogien erlaubt. Dennoch ist der "G-Punkt" eher ein öffentlichkeitswirksames Randphänomen mit anekdotischem Charakter, das sich jedoch über die Populärmedien schnell verbreitet hat. Manche Forscher nehmen an, dass es sich bei dem als "G-Punkt" bezeichneten Areal um ektopes Klitoris-Gewebe handelt, eine Normvariante, welche mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit durchaus bei einem bestimmten Prozentsatz der Frauen zu finden sein mag. Die Auffassung jedoch, der G-Punkt sei eine anatomisch klar umschriebene und regelhafte Struktur wird von der seriösen Wissenschaft sehr kontrovers diskutiert. In die allermeisten Anatomie-Lehrbücher hat die Gräfenberg-Zone bislang noch keinen Eingang gefunden.
Siehe auch
- Geschlechtsorgane
- Millionen-Dollar-Punkt (Ejakulationsstopp bei Männern)
- Orgasmus
- Moderne Sage
Weblinks
- G-Punkt und weibliche Ejakulation von Dr. Britta Bürger bei NetDoktor.at
- Tipps und Tricks zum Finden des G-Punkts von Frank Senne