Die Ryūkyūsprachen sind diejenigen Sprachen oder Dialekte, die auf der Ryūkyū-Inseln gesprochen werden
Ryūkyū-Sprachen | ||
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Gesprochen in |
Japan
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Sprecher | 1 Million (Zweitsprachler) | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | - |
Entstehung der Ryūkyūsprachen
Die Ryūkyūsprachen gehören zur Ryūkyūisch- Japanischen Sprachfamilie. Japanisch und die Ryūkyūsprachen haben sich zwischen dem 3. und 6. nachchristlichen Jahrhundert getrennt und anschließend weitgehend unabhängig voneinander entwickelt. Die genealogische Zugehörigkeit der Ryūkyūisch-Japanischen Sprachfamilie ist ungeklärt. Spekuliert wird im Wesentlichen über eine Zugehörigkeit zu den Altaisprachen, den austronesischen Sprachen beziehungsweise über eine Hybridsprache, die aus einem austronesischen Substratum und einem altaischen Superstratum besteht. Letzteres gewinnt vor der geringen sprachlichen Vielfalt im japanisch-ryūkyūischen Archipel an Plausibilität, legt diese Hypothese doch nah, dass Japanisch und die Ryūkyūsprachen erst vor ca. 2000-2.500 Jahren entstanden und sich daher nicht weiter diversifizieren konnten.
Zwischen den Ryūkyūsprachen- und dem Japanischen gibt es beträchtliche Unterschiede bezüglich Phonologie, Morphologie, Syntax und Lexikon, die zum Teil Phänomene des Altjapanischen widerspiegeln. Die Ryūkyūsprachen sind daher unter anderem für Sprachhistoriker von großer Bedeutung. Angaben über die Anzahl der Ryūkyūsprachen variieren stark. Sie reichen von 3 bis zu 11 Sprachen. Es gibt keine moderne sprachliche Standardvarietäten und auch keine schriftsprachliche Varietäten. Dies erschwert ihre Abgrenzung.
Auf der Basis wechselseitiger Verständlichkeit lassen sich fünf Ryūkyūsprachen identifizieren. Diese sind von Nord nach Süd: Amami-Oshima, Okinawa, Miyako, Yaeyama and Yonaguni. Keine dieser Sprachen lässt eine wechselseite Verständigung mit Japanisch zu. Untersuchungen des Grundwortschatzes haben ergeben, dass es zwischen der Tokioter Varietät und Miyako Varietät lediglich eine Übereinstimmung von 59% gibt. Der Prozentsatz des geteilten Grundwortschatzes ist somit beispielsweise geringer als der zwischen Deutsch und Englisch.Innerhalb der Ryūkyūsprachen gibt es zahlreiche lokale Varietäten. Das Forschungszentrum für die Sprachen Okinawas hat phonologische Studien in mehr als 800 lokale Varietäten durchgeführt.
Durch die Verbreitung der japanischen Standardsprache nach der Meiji-Restauration und der anschließenden Annektierung des Ryūkyū Königreichs durch Japan sind heute alle Ryūkyūsprachen vom Aussterben bedroht. In den letzten 10 Jahren sind allerdings Bewegungen entstanden, die sich für ihre Revitalisierung einsetzen. Diese Bewegungen erfahren allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Unterstützung durch den japanischen Staat und die Präfekturverwaltungen von Okinawa und Kagoshima. Die Zukunft der Ryūkyūsprachen ist daher ungewiss.
Andere Darstellung
Als Ryūkyū-Sprachen werden die Sprachen und Dialekte der Einwohner der Ryūkyū-Inseln gezählt. Zusammen mit der japanischen Sprache und ihren Dialekten bilden die Ryūkyū-Sprachen die Familie der japonischen Sprachen. Einige Sprachwissenschaftler sehen die Ryūkyū-Sprachen nicht als Einzelsprachen an und klassifizieren sie statt dessen als „Okinawa-Dialekte“ des Japanischen. Die Ryūkyū-Sprachen gehen wie das moderne Japanisch auf die Altjapanische Sprache zurück, durch die Trennung vom Festland haben sie jedoch schon mit dem Beginn der ersten Besiedlung vor 4000 Jahren eine eigenständige Entwicklung genommen, wobei sich beide Sprachgruppen durch Handelskontakte und die japanische Herrschaft ab dem 17. Jahrhundert auch immer wieder aneinander angeglichen haben. Die nördlichen Dialekte, die näher an den Hauptinseln liegen, zeigen größere Ähnlichkeit zum modernen Japanisch, allerdings besteht zwischen der nördlichsten Ryūkyū-Sprache (Amami-Dialekt) und dem südlichsten japanischen Dialekt (dem Kagoshima-Dialekt / Satsuma-Ben) ein deutlicher Bruch. Die älteste erhaltene Quelle einer Ryūkyū-Sprache ist das 1532 zusammengestellte Omoro Soshi, einer Sammlung überlieferter Lieder und Rituale.
Aufteilung
- Amami-Sprache (奄美語)
- Nödliches Amami
- Tanegashima-Dialekt
- Yakushima-Dialekt
- Nördlicher Oshima-Dialekt
- Südlicher Amami-Dialekt
- Südlicher Oshima-Dialekt
- Yoron-Dialekt
- Nödliches Amami
- Okinawanisch (沖縄語)
- Kunigami-Dialekt (oder Nord-Okinawanisch)
- Ie-Dialekt
- Süd-Zentral-Dialekt (oder Standard Okinawanisch)
- Hauptinsel-Dialekt
- Shimajiri-Dialekt (Zugehörigkeit umstritten)
- Miyako (宮古語)
- Miyako-Dialekt
- Irabu-Dialekt
- Yaeyama-Dialekt (八重山語)
- Ishigaki-Dialekt
- Iriomote-Dialekt
- Taketomi-Dialekt
- Yonaguni (与那国語)
Beispiel
(Von japanischer Wikipedia-Seite übernommen) Je nach Gebiet verändern sich die Vokale:
Japanisch | Ryukyu-Sprache | |
e | → | i |
o | → | u |
ai, ae | → | e: |
au, ao | → | o: |
Weblinks
- Ethnologue.com
- The Ryukyuan Language - Database- Mit Hörbeispielen für Standardvarietät und Ryukyu-Sprachen. (japanische Seite)