Bild (Zeitung)

überregionale deutsche Boulevardzeitung
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Vorlage:Publikation Bild (in der Schreibweise des Verlags BILD, heute umgangssprachlich und früher auch offiziell Bild-Zeitung) ist eine der meistkritisierten, aber auch die auflagenstärkste Zeitung Europas. Das Boulevardblatt erscheint seit dem 24. Juni 1952 im Axel-Springer-Verlag.

Geschichte der Bild

Erstausgabe

Die erste Ausgabe der Bild erschien am 24. Juni 1952 mit einer Gesamtauflage von 250.000 Exemplaren. Vorbild war der englische Daily Mirror. Die erste Ausgabe hatte vier Seiten und wurde kostenlos verteilt, danach kostete das Blatt 10 Pfennig. Der erste Aufmacher lautete Grenze bei Helmstedt wird gesichert!. Inhaltlich bot Bild vor allem Bilder, Horoskope und zeitgenössische Witze. Inhalt und Form waren noch weit entfernt von der heutigen Bild. Die Zeitung hieß zunächst "10-Pfennig-Bild-Zeitung". Sie wurde aus dem Bauchladen von Straßen-Händlern verkauft, die einen weißen langen Regenmantel trugen, dazu eine weiße Mütze mit hochgezogener Front, auf der der Name der Zeitung stand (diese Mütze ist heute in Disney-Parks üblich).

Anpassung an den Markt unter Chefredakteur Rudolf Michael

Unter Chefredakteur Rudolf Michael druckte Bild weniger Bilder und mehr Text, der verbale Blickfang, die Schlagzeile, wurde eingeführt. Inhaltlich bot Bild weiterhin Human Interest-Themen und wenig Politik. Ab März 1953 stieg die Auflage stark an.

Politik und Bild

Unter dem konservativen Chefredakteur Karl Heinz Hagen wurde Politik in Bild wichtiger. Die Zeitung vertrat einen strikten Antikommunismus in Bezug auf die DDR und die Staaten des Warschauer Paktes und trat vehement gegen die Deutsche Teilung in drei Teile („Dreigeteilt – NIEMALS!“) ein.

Bild als Kampagnenmacher

Unter Chefredakteur Peter Boenisch gab es wieder weniger Politik und mehr Menschenbezug. Bild nahm sich des „kleinen Mannes“ an und setzte dessen Beschwerden in reißerischen Kampagnen durch. Innerhalb von sechs Monaten stieg die Auflage auf vier Millionen Exemplare.

1967 formulierte Axel Springer vier Leitlinien des Verlages:

  1. Das unbedingte Eintreten für die Wiederherstellung der deutschen Einheit und Freiheit.
  2. Die Aussöhnung von Juden und Deutschen.
  3. Die Ablehnung jeglicher Art von politischem Extremismus.
  4. Die Bejahung der freien Marktwirtschaft.
  5. (Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA wurde als fünfter Punkt das Bekenntnis zur transatlantischen Partnerschaft mit den USA hinzugefügt).

Bild und die Studentenunruhen

Ende der 1960er Jahre polemisierte Bild gegen Studenten. Mitglieder der studentischen außerparlamentarischen Opposition (APO) wurden als „immatrikulierter Mob“, „Politgammler“, „Radikalinskis“ bezeichnet. 1966 empfahl Bild „Polizeihiebe auf Krawallköpfe, um den möglichen noch vorhandenen Grips locker zu machen“.

Am 2. Juni 1967 löste die Polizei gewaltsam eine Demonstration gegen den Besuch des Schah von Persien vor der Deutschen Oper in Berlin auf. Der Student Benno Ohnesorg wurde dabei in einem Hinterhof von einem Polizisten erschossen. Bild berichtete lediglich, es habe einen Toten gegeben und lenkte den Gewaltvorwurf auf die Demonstranten. Ihr Kommentar: "Studenten drohen: Wir schießen zurück" sowie "Hier hören der Spaß und der Kompromiss und die demokratische Toleranz auf. Wir haben etwas gegen SA-Methoden." Am folgenden Tag wurde die Bevölkerung um "Mithilfe" gebeten: "Helft der Polizei, die Störer zu finden und auszuschalten."

Am 11. April 1968 wurde Studentenführer Rudi Dutschke von einem Arbeiter und bekennendem Bild-Leser angeschossen. Es folgten die schwersten Unruhen seit dem Bestehen der Bundesrepublik. Noch am selben Abend kam es zu Demonstrationen vor dem Berliner Verlagshaus, die Auslieferung der Morgenausgaben der Springer-Blätter wurde blockiert (Aktion Bild schoss mit). Unter anderem distanzierten sich Der Spiegel, Die Zeit, Gewerkschaften und Sozialdemokraten von Springer und der Vorwurf, Bild berichte voreingenommen über die 68er-Bewegung und den Vietnamkrieg, wurde laut.

Boykott gegen Bild

Der Schriftsteller und investigative Journalist Günter Wallraff, der zum Zwecke der Recherche mehrere Monate lang unerkannt unter dem Pseudonym Hans Esser als Reporter für Bild gearbeitet hatte, begründete mit seiner auf den gemachten Erfahrungen fußenden Anti-Bild-Trilogie Der Aufmacher, Zeugen der Anklage und Das "Bild"-Handbuch eine Initiative gegen Bild.

Auch linke deutsche Intellektuelle wandten sich ab 1980 gegen die Erzeugnisse des Axel-Springer-Verlages. Günter Grass, Peter Rühmkorf und Klaus Staeck begründeten die Anti-Bild-Kampagne mit der Unterschriftenaktion „Wir arbeiten nicht für Springer-Zeitungen“. Weitere Unterzeichner waren Heinrich Böll, Jürgen Habermas und Hunderte Gewerkschafter und Politiker. In seinem Buch Die verlorene Ehre der Katharina Blum verarbeitete Böll seine eigenen Erfahrungen mit der Bild zu einem kritischen Roman.

Chefredakteure

Auflage, Leser und Art der Berichterstattung

Auflage und Reichweite

Die Auflagenzahlen sanken im Zeitraum von 1983 bis 2005 von 5,4 auf 3,8 Millionen Exemplare. Bild erscheint montags bis samstags mit einer verkauften Auflage von circa 3,8 Millionen Exemplaren pro Tag (2005). Sie erreicht damit etwa 18,8 % der deutschen Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren, das sind 12,11 Millionen Menschen.

Täglich erscheinen 32 unterschiedliche Stadt- und Regionalausgaben. Auf Mallorca, den Kanarischen Inseln, in Istanbul und in Verona werden spezielle Auslandsexemplare gedruckt. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine per Satellit übertragene Bild in Hongkong auszudrucken.

Leserschaft

Der Springer-Konzern führt regelmäßig Befragungen durch, um die Zielgruppe von Bild auszumachen.

Die höchste Reichweite erzielt Bild bei Arbeitern und Angehörigen der Mittelschicht. Nur 8,1 Prozent der Abiturienten und Studenten lesen Bild, bei den Hauptschulabgängern und Lehrlingen sind es 23,8 Prozent. 54 Prozent der Bild-Leser sind Männer. Die meisten Leser bezogen auf die Bevölkerungszahl hat Bild in Hamburg, die wenigsten in Bayern.

Themen in Bild

Sex, Kriminalität und Krieg spielen in Bild eine große Rolle, über Prominentenklatsch wird ebenfalls sehr oft berichtet. Sport und hier besonders die 1. Fußballbundesliga und die deutsche Fußballnationalmannschaft nehmen ebenfalls breiten Raum ein.

Die Bild berichtet oft über von ihr selbst hochstilisierte oder gar frei erfundene „Skandale“, „Affären“ und „Neuigkeiten“. Besonders auf der ersten Seite werden sie mit reißerischen Überschriften proklamiert.

Wichtig ist auch die alltägliche Wixvorlage.

Methoden der Bild

Bild selbst bezeichnet ihre Journalismusmethoden als Neuen Journalismus. Bild druckt vor allem Kürzestgeschichten, die grammatikalisch und inhaltlich bis aufs Äußerste verkürzt sind. Wenn nicht menschliche Belange an sich das Thema dieser Geschichten sind, werden abstrakte Ereignisse personifiziert und aufgebauscht.

Bild hat sich einen eigenen Sprachstil geschaffen, der mit einem deutlich reduzierten Wortschatz auskommt (angeblich nur rund 3000-5000 Wörter). Besonders oft anzutreffen sind folgende Elemente:

  • Sachverhalte werden grammatisch und auch inhaltlich verknappt und vereinfacht dargestellt.
  • Oft wird das Wort "und" zwischen zwei Satzteilen vereinfachend durch ein Komma ersetzt, zum Beispiel "er heißt Peter, stammt aus Hamburg".
  • Hinter jedem Namen wird in Klammern das Alter der Person angegeben: "Alfons H. (38)".
  • Bild arbeitet bevorzugt mit Schlagwörtern und sprachlichen Bildern. Der Stil ist dadurch eher Werbetexten als traditionellen journalistischen Texten vergleichbar. Schlagwörter kommen z.B. durch Komposition durch Bindestrich, unter Verzicht auf Flexion oder Präpositionen zu Stande ("Schamlos-Prinz" statt "schamloser Prinz"); dabei werden auch ungewöhnliche Kombinationen gebildet (Sonnenbrand-Hitze oder Maulkorb-Urteil). Andere Schlagwörter sind Neologismen (Blitzeis, Ramba-Zamba). Mittlerweile sind viele davon in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen.
  • Emotionalisierung: Sowohl mit Inhalten, als auch durch eine ganz spezifische Sprache versucht Bild bei den Lesern Emotionen zu erzeugen, um sie immer wieder zum Kauf und zum Lesen der Zeitung anzuregen. Das geschieht häufig durch eine direkte Ansprache des Lesers, unter anderem durch das gemeinschaftsbildende wir. So verkündete Bild die Wahl des aus Deutschland stammenden katholischen Kirchenoberhaupts Benedikt XVI. auf der Titelseite mit der Überschrift "Wir sind Papst!"
  • Zweifelhafte und fehlerhafte Überschriften werden mit einem Fragezeichen versehen, um einen eventuell nur auf Hypothesen basierenden Artikel lesenswert erscheinen zu lassen oder um zu verhindern, dass die Zeitung wegen der möglicherweise absurden Überschrift verklagt werden kann. Oft kommen Ausrufe, Imperative, besonders hohe oder niedrige Zahlen und Fragen zur Anwendung. (Auch diese Vorgehensweise wird nicht konsequent durchgesetzt, oft wird zum Beispiel in Artikeln über Gerichtsverfahren eine Schuld schon suggeriert, bevor das Gericht ein Urteil fällt.)
  • Wortschatz der Brachialgewalt: Immer wieder werden die Leser durch das gezielte Erzeugen von Grauen, Furcht und Entsetzen bis hin zum Ekel unmittelbar angesprochen. Besonders bei Berichten über Kinderschänder und Großverbrechen werden Worte wie Bestie und abscheulich benutzt.
  • Schlagzeilen werden durch Ellipse so weit reduziert, dass die einzelnen Wörter möglichst groß gedruckt werden können, auf abgeleitete und flektierte Formen wird zu Gunsten von Schlagworteffekten verzichtet (reales Beispiel: "Krabbe doch Doping?" statt "Krabbe doch gedopt?")
  • Täuschung durch verschiedene Schriftgrößen in der Überschrift: z.B. "sagt er: es ist mein Kind", wobei 'sagt er' deutlich kleiner als der Rest geschrieben ist und somit kaum wahrgenommen wird.
  • Wenn ein von der Bild-Redaktion zu verantwortender Fehler offensichtlich wird, so kommt regelmäßig die Behauptung, dass man von der Quelle getäuscht worden sei. Dass die Bild-Redaktion selbst einen Fehler gemacht haben könnte, wird grundsätzlich nie zugegegeben.
  • Der Ausdruck "jetzt" ist bei Bild ein dehnbarer Begriff. Er wird nicht nur für tatsächlich aktuelle Ereignisse verwendet, sondern auch, um Ereignisse und Geschehnisse, die bereits Monate oder sogar Jahre her sind, aktuell erscheinen zu lassen.


Das Bild-Layout wird häufig als "gepflegtes Chaos" bezeichnet. Bestimmt wird es vor allem durch die hart gegeneinander geschnittenen Farben schwarz, weiß und rot; so wird eine gewollte Polarisierung auch optisch transportiert.

Die Bilder in Bild dienen als Blickfang und sollen ebenfalls Emotionen bei der Leserschaft wecken, da sie Gefühle unmittelbarer transportieren können als Text. Es werden oft Symbolbilder zur spartanischen Bebilderung von uninteressanten Artikeln benutzt. Es ist auch schon vorgekommen, dass Bilder manipuliert wurden, um einen bestimmten Eindruck zu erreichen. Überdurchschnittlich häufig sind Bildunterschriften fehlerhaft.

Skandale

Viele Skandale, die in Bild als solche dargestellt werden, haben keinen wahren Hintergrund. Oft werden in der Bild an sich harmlose Nachrichten oder wenigstens solche, über die man durchaus geteilter Meinung sein kann, durch Emotionalisierung, Suggestion, retuschierte Bebilderung, durch Denkblasen oder durch Schlagwörter in einen Kontext gestellt, der beteiligte Personen erniedrigt oder denunziert. Selten decken Bild-Journalisten mit zweifelhaften Quellen wirkliche Kuriositäten und Fehlverhalten auf, wie die „Plansch-Affäre“ von Rudolf Scharping oder die Bonus-Meilen-Affäre, bei der man zusammen mit dem Bund der Steuerzahler herausfand, dass einige Politiker mit ihren dienstlich angesammelten Bonusmeilen Privatreisen unternahmen. Dies führte unter anderem zu den Rücktritten von Gregor Gysi und Cem Özdemir. Damals wurde kritisiert, dass Bild jeden Tag einen neuen Abgeordneten abschoss, davon auffallend viele aus den Fraktionen von SPD und Grünen.

Eines der letzten besonders spektakulären Beispiele war das Urteil des Berliner Kammergerichtes, das Bild die Verbreitung von Nacktfotos der Schauspielerin Sibel Kekilli untersagt. Kekilli war 2004 zur Berlinale, mit dem Deutschen Filmpreis in Gold geehrt worden, die Begründung der Jury war ihre "Eindringliche Darstellung" im Film "Gegen die Wand". Bild druckte daraufhin ein Foto aus einem ihrer früheren Pornos mit der Bildüberschrift "Eindringliche Darstellung". Die Urteilbegründung der Richter bezichtigt Bild einer "Kampagne", in der Kekilli "in höhnischer Weise herabgesetzt und verächtlich gemacht" worden sei. Ein derartiger Eingriff in die Würde des Menschen sei durch die Pressefreiheit nicht mehr gedeckt.

Weiterhin berichtete Bild beispielsweise im November 2000 über die Ermordung eines kleinen Jungen im sächsischen Sebnitz durch Neonazis. Maik Hauke wurde als einer der vermeintlichen Täter dargestellt. Bild titelte: Hager, Bürstenhaarschnitt: Maik H. – unter Mordverdacht verhaftet. Erst fünf Tage nach dieser Schlagzeile wurde klar, dass der vermeintliche Täter unschuldig war. Er bekam 55 Euro Entschädigung für die Haft. Allerdings durfte der Ort Sebnitz, in dem es auch Fremdenverkehr gibt, in verschiedenen Springer-Zeitungen kostenlose Anzeigen schalten.

Im Januar 2001 fragte Bild in einer Schlagzeile Was macht Minister Trittin auf dieser Gewalt-Demo? Es wurde ein Foto von Jürgen Trittin auf einer Demonstration in Göttingen veröffentlicht. Bild druckte das Foto jedoch in schwarz-weiß, schlecht gerastert und an den Rändern stark abgeschnitten ab und macht mit einmontierten Hinweisen auf einen Bolzenschneider, der eigentlich ein Handschuh war, sowie auf einen Schlagstock (in Wirklichkeit ein Tau) aufmerksam; Trittin wurde als Sympathisant von Gewalttätern dargestellt. Chefredakteur Kai Diekmann entschuldigte sich erst nach heftigen Diskussionen bei Trittin.

Umstritten ist, inwieweit das Blatt versucht, über seine Berichterstattung bewusst politischen Einfluss zu nehmen. Wenig umstritten ist die tatsächliche Bedeutung der Bild als meinungsbildendes Organ.

Weitere Bild-Publikationen der Axel Springer AG

Um den Bekanntheitsgrad der Marke zu nutzen, veröffentlicht der Verlag weitere Publikationen, die den Namen Bild tragen. Diese werden jeweils von einer eigenständigen Redaktion erstellt und sollen andere Lesergruppen erreichen.

Meinungen über Bild

Öffentliche Meinung

Viele Leser der Bild kaufen sie vor allem wegen der Übersichtlichkeit und vereinfachten Sprache[1]. Besonders weniger Gebildete wollen sich nicht mit zu langen Artikeln über Politik befassen, sondern schnell informiert werden. Die reißerische Aufmachung[2] , die starke Dramatisierung der Fakten[3] und die sehr subjektive Berichterstattung (meist im Namen der Leser) wird dabei als Mut zu Emotion, Wahrheit und eigenem Standpunkt begrüßt.

Die Meinung vieler Bürgern bezüglich der journalistischen Qualität von Bild spiegelt sich zum Beispiel in dem urbanen Mythos wider, Bild dürfe sich nach einem Gerichtsurteils nicht länger „Zeitung“ nennen. Tatsächlich aber gibt es in Deutschland kein Gesetz, welches vorschreibt, wann eine Veröffentlichung als "Zeitung" verkauft werden darf.[4]

Von Kritikern wird vor allem auf die reißerische Aufmachung, mangelnde Glaubwürdigkeit[5] und Objektivität, Sensationsdarstellung und die thematische Konzentration auf Unfälle, Verbrechen, Prominente, Klatsch, Tratsch und Sex[6] hingewiesen. Nicht zuletzt gibt es immer wieder Verleumdungs- und Rufmord-Kampagnen, bei denen Teilwahrheiten (im Sinne der Redaktion) zu gezielter Desinformation der Leser führen.

Ein großes Forum für Bild-Kritiker ist das Internet. Unter anderem gibt es das Weblog Bildblog, welches täglich kritisch über den Bild-Journalismus berichtet. Mit etwa 40.000 Seitenaufrufen am Tag ist es das meistgelesene Weblog Deutschlands und erhielt 2005 den "Grimme Online Award".

Bild in wissenschaftlichen Analysen und Literatur

Bild war Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Analysen. Themen waren vor allem die Macht des Axel-Springer-Verlags und seine manipulativen Möglichkeiten, aber auch die Nachrichtenpolitik, die Sprache und der journalistische Stil der Bild. Das Urteil ist überwiegend negativ.

1977 schleuste sich der Journalist und Schriftsteller Günter Wallraff unter dem Namen Hans Esser in die Bild-Redaktion in Hannover ein. Das Ergebnis seiner verdeckten Recherche war der Bestseller Der Aufmacher - Der Mann, der bei Bild Hans Esser war. Dort beschreibt er unverantwortliche Recherchemethoden, Verfälschungen und politische Manipulationen der Boulevardzeitung. Der Verlag strengte daraufhin einen Prozess gegen Wallraff an, so dass dieser einige Passagen aus seinem Buch bei den nächsten Auflagen weglassen musste. Die Stellen, an denen der Text gelöscht werden musste, blieben weiß im Buch, um auf die Streichungen aufmerksam zu machen.

Auch der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll spielt in seiner 1974 erschienenen Erzählung Die verlorene Ehre der Katharina Blum, in der er die Gnadenlosigkeit des Boulevardjournalismus anprangert, auf die Bild an.:

„Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der 'Bild'-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.“

Presserat und Bild

Der Bild-Redaktion werden nicht selten die vorschnelle Verurteilung von Verdächtigen, die Missachtung von Persönlichkeitsrechten und mangelnde Beachtung der journalistischen Sorgfaltspflicht angelastet.

Berichterstattung in dieser Form verstößt nicht nur gegen die selbst gesetzten journalistischen Leitlinien, sondern auch gegen den Pressekodex des Deutschen Presserats, zu dessen Einhaltung sich Verlag und Redaktion selbst verpflichten.

Im Jahr 2004 wurde die Bild durch den Presserat zwölfmal gerügt. Das entspricht rund einem Drittel der 2004 insgesamt ausgesprochenen Rügen.

Sonstiges

Kampagnenjournalismus

Wiederholt wurde von Seiten wie Bildblog kritisiert, dass Bild mit verschiedenen, teils unsachlichen oder sogar unrichtigen Artikeln Kampagnen für bestimmte politische Ziele und Parteien durchführe. Beispiele seien in den Artikeln zu finden, die für private Altersvorsorge würben (wie sie Bild mit der sogenannten Volksrente selbst vermittelte). Im Zusammenhang damit seien nachweislich unrichtige Behauptungen und verzerrte Darstellungen erfolgt, um zu suggerieren, die staatliche Rente werde zukünftig nicht mehr genügen.

Mit Gegendarstellungen wehrten sich in letzter Zeit u.a. Jürgen Trittin, Joschka Fischer, Oskar Lafontaine, und "Tagesspiegel"-Redakteur Joachim Huber gegen als unrichtig empfundene Darstellungen.

Ziel einer weiteren Kampagne wurde Bundestagspräsident Norbert Lammert, dem in BILD unterstellt wurde, er wolle seine eigenen Nebeneinkünfte nicht publik machen, nachdem Lammert im Bundestag an der Neuregelung der Offenlegungspflicht beteiligt war, und der Bildzeitung keine weiteren Auskünfte zum Thema geben wollte. Der Ältestenrat des Bundestages rügte daraufhin fragwürdige publizistische Methoden und bat um Mäßigung im Ton, Sachlichkeit in der Auseinandersetzung und konstruktive Begleitung des demokratischen Entscheidungsfindungsprozesses, ohne allerdings die Bildzeitung namentlich zu nennen. Daraufhin stellte die Bildzeitung die Äußerungen des Ältestenrats so dar, dass er nur eine öffentliche Diskussion begrüßt habe. Lammert selbst äusserte schließlich bei der Eröffnung der Plenarsitzung des Bundestags am 31. März 2006: Da die betroffene Zeitung heute aus dieser Stellungnahme des Ältestenrates die Mitteilung macht, der Ältestenrat begrüße die öffentliche Debatte, dachte ich, es wäre sowohl zur Information der Öffentlichkeit wie zur Urteilsbildung des Hauses angemessen, auf den vollständigen Zusammenhang hinzuweisen. und zitierte noch einmal den Ältestenrat.

Einhaltung von redaktionellen Sperrfristen

Einem KNA-Bericht zufolge missachtete die Bild "als einzige ausländische Zeitung in Rom" die Sperrfrist über das Schreiben Über die Zusammenarbeit von Mann und Frau der katholischen Glaubenskongregation des Vatikan vom 31. Juli 2004.

Trennung von redaktionellem Text und Anzeigen

Insbesondere im Webportal bild.de bietet die nachlässige Abgrenzung von Anzeigen und Artikeln oft Anlass zur Kritik. In der Bild finden sich häufig Sonder-, Anzeigen-Sonder- und Verlags-Sonderveröffentlichungen, deren journalistischer Charakter umstritten ist.

Die Bild.T-Online.de AG & Co. KG (Herausgeberin von bild.de) bewirbt in Verkaufsaktionen Volks-Produkte und schaltet hierfür Anzeigen in Bild und BamS.[7]

Interview-Boykott

Im März 2004 belegte der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) die Bild-Zeitung mit einem Interview-Boykott, weil sie seiner Ansicht nach die Arbeit seiner Regierung einseitig negativ darstellte.

Literatur

Film

  • Der Preis der Wahrheit. Ein Reporter im Kampf gegen die Medienmafia. Basierend auf einem Buch von Günter Wallraff. Buch und Regie Bobby Roth. 1990.
  • Günter Wallraff - Der Mann, der bei "Bild" Hans Esser war. Film von Jörg Gfröner. Duisburg: Atlas-Film + -AV 1982.

Siehe auch

Zitate

  • „BILD ist ein Blatt, das nicht jedem etwas bietet, sondern allen nichts.“ (Hans Magnus Enzensberger)
  • „Die Springerische Machtballung ist zu einem zentralen Problem der Republik geworden.“ (Golo Mann)
  • „Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.“ (Max Goldt)
  • „BILD ist die gedruckte Antwort aufs Fernsehen.“ (Axel Springer)
  • „Hoch zuverlässigen Quellen innerhalb der US-Geheimdienste zufolge hat die CIA von den früheren 1950ern bis in die frühen 1970er dem westdeutschen Pressebaron Axel Springer etwa 7 Millionen Dollar zukommen lassen, um ihm beim Aufbau seines Medienimperiums zu helfen und den amerikanischen geopolitischen Interessen zu dienen.“ (Murray Waas, 1982 im US-Magazin The Nation)
  • „Niemals werden Interpretationen als Interpretationen präsentiert, niemals als Ansichten, sondern stets als Fakten. Modell ist die "Bildzeitung". Diese Neutralisierung ist von entscheidender Wichtigkeit. Denn sie enthüllt den totalitären Charakter dieses Mechanismus. Er ist "totalitär", weil wo ("Fakten" genannte) Entscheidungen oder Ereignisse von vornherein in einer bestimmten Farbe geliefert werden, die überall gleiche Interpretation durchgesetzt und verbürgt ist. Weil dann der Gedanke, daß es sich um eine Interpretation handle, oder daß andere Interpretationen überhaupt möglich wären, nein, daß es überhaupt so etwas gebe wie "Interpretationen", von niemandem mehr gedacht werden kann.“ (Günther Anders, 1980 im zweiten Band von Die Antiquiertheit des Menschen)
  • „... der Irrsinn dieses Blattes und seine millionenfache Ruchlosigkeit sind ansteckend wie Aids und haben in Wirklichkeit schon längst die Abdankung von Takt und Mitleid im weiten Kreis seiner Leser zur Folge gehabt. Warum sonst würden sie sich täglich gemein machen mit solcher abgründigen journalistischen Gemeinheit?“ (Michael Naumann, ZEIT-Herausgeber und ehemaliger Staatsminister für Kultur und Medien, 2005)
  • Bild ist nicht Pop, sondern Gosse. [...] Wer Bild als Kolumnist oder Interviewpartner dient, der ist ethisch gerichtet und hat seinen intellektuellen und moralischen Bankrott erklärt.“ (Gerhard Henschel)
  • „Zum Regieren brauche ich nur BILD, Bams und Glotze.“ (Gerhard Schröder)
  • „Man muss nur ein einziges Exemplar der BILD-ZEITUNG in die Hand genommen haben, um zu wissen, wie pervers dies ist ... Wenn jemand die Triebtäter von morgen produziert, dann dieses Blatt!“ (Dieter Stein, Chefredakteur der Wochenzeitung Junge Freiheit)
  • „Es hat sich in der Zeit, in der ich für Bild verantwortlich war, niemand wegen der Zeitung aus dem Fenster gestürzt oder anderen etwas angetan.“ (Hans-Hermann Tiedje)
  • „Ohne Springer wäre diese Republik heute demokratischer; es gäbe weniger Nationalismus und Rassismus, weniger Polizeistaat, weniger Schnüffler, weniger Misstrauen, weniger Lüge, weniger Prostitution, sexuelle wie politische. Die Bundesrepublik wäre ein friedlicheres Land, nicht so gefährlich für seine Nachbarn und seine eigenen Minderheiten.“ (Günter Wallraff)
  • „Sie haben Menschenleben auf dem Gewissen, ich habe Abschiedsbriefe von BILD-Opfern, die sich nach Rufmord-Geschichten, im wortwörtlichen Sinne wurde hier Rufmord betrieben, die sich dann das Leben genommen haben und BILD in Abschiedsbriefen dafür verantwortlich machten. Ich bin sicher, es gibt viel viel mehr solcher Fälle, die man nie erfährt, weil es Menschen sind, die nicht dann noch nen Abschiedsbrief hinterlassen.“ (Günter Wallraff)
  • "Hier gibt es keine Zeitung, die so viel Positives in Bewegung bringt wie die BILD-Zeitung...der einfache Mann kriegt nur recht durch BILD. Wir sammeln Spendenbeträge für Gemeinnützige Zwecke. Das ist gigantisch. ....Für die deutsche Krebshilfe hat BILD gewaltiges geleistet." Axel Caesar Springer wird so zitiert in „Massenmedien in Deutschland“, das gesagte sei einem Interview im Stern Nr. 46 vom 5. November 1981 entnommen.

Quellen

  1. Vgl.: Ekkehart Mittelberg: Wortschatz und Syntax der Bild-Zeitung. Elwert 1967. ISBN B0000BSOJA
  2. Vgl.: Stefan Schirmer: Die Titelseiten-Aufmacher der BILD-Zeitung im Wandel. München: Fischer (Reinhard) 2001. ISBN 388927286X
  3. Vgl.: Cornelia Voss: Textgestaltung und Verfahren der Emotionalisierung in der BILD-Zeitung. Europäischer Verlag der Wissenschaften 1999. ISBN 3631351798
  4. Siehe Brief vom Deutschen Presserat in Diskussion:Bild (Zeitung)#Presserat zu "Ist BILD eine Zeitung?"
  5. Vgl. tägliche Gegendarstellungen und Korrekturen in der Bild-Zeitung
  6. Siehe hier sowohl das tägliche Mädchen von Seite 1, als auch den Erotik-Teil in der Online-Ausgabe
  7. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.12.2004, Nr. 297 / Seite 19: Unsere Online-Redakteure sind eher Produkt-Manager