Słupiec (Nowa Ruda)

Stadtteil von Nowa Ruda, Niederschlesien
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Słupiec (deutsch Schlegel) ist ein Ortsteil der niederschlesischen Stadt Nowa Ruda (Neurode) in Polen.

Geschichte

Schlegel liegt 5 km südöstlich von Neurode und ist erstmals um 1330 als Slegilisdorf nachgewiesen. Die erste Erwähnung der Pfarrkirche, die zum Dekanat Glatz und damit zur Diözese Prag gehörte, ist von 1384. Es gehörte zur ehemaligen Grafschaft Glatz, die ein Nebenland der Krone Böhmens war, mit der es 1763 nach dem Hubertusburger Frieden an Preußen kam. Durch die Entdeckung der Kohlevorkommen und die Zunahme der Weberei entwickelte sich Schlegel im Laufe der Jahrhunderte zu einem industriereichen Dorf. 1902 erhielt es Bahnanschluss.

Als Folge des Zweiten Weltkrieges wurde Schlegel polnisch und in Słupiec umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde 1945-46 zwangsausgesiedelt, mehrere Bergarbeiterfamilien wurden jedoch zurück gehalten, da sie als Fachkräfte in den Kohlegruben benötigt wurden. Die meisten von ihnen siedelten Ende der 1950-Jahre im Wege der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik Deutschland um. 1959 wurde Schlegel zur stadtartigen Siedlung, 1967 zur selbständigen Stadt erhoben. 1973 erfolgte - bei einer Einwohnerzahl von damals 7.700 - die Eingemeindung in die Stadt Neurode.

Die Gutsherrschaft

Die Gutsherrschaft Schlegel entwickelte sich aus mehreren Ritter- und Freirichtergütern. Die Freiherren von Morgante erbauten 1685 ein Schloss, das die nachfolgenden Besitzer, die Grafen von Pilati, im 19. Jahrhundert erweitert haben. Es wurde jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg dem Verfall preisgegeben.

Kohleförderung

Seit 1641 ist die Kohleförderung bekannt. Die Johann-Baptista-Grube wurde vor 1742 gegründet. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts wurde auch feuerfester Schiefferton gefördert. 1901 wurden die Gruben der Umgebung zur Gewerkschaft Neuroder Kohlen- und Tonwerke vereinigt. Nach Entdeckung neuer Kohlenvorkommen begann 1962 ein weiterer Ausbau der Förderung.

Die Pfarrkirche

Die katholische Pfarrkirche St. Katharina (Kościół Św. Katarzyny) wurde 1885–1887 nach Plänen des evangelischen Baumeisters Bernhard aus Nimptsch aus dem roten Sandstein des Allerheiligenberges erbaut. Die neogotische Innenausstattung entwarf der aus Schlaney stammende Architekt Joseph Elsner. Hochaltar, Seitenaltäre, Kanzel, Kommunionbank und Chorstühle wurden in seiner Werkstatt für Kirchliche Kunst in München geliefert. Außen, am nordwestlichen Strebefeiler unter dem Dach, ist ein steinerner Wolfskopf eingemauert, der von Vorgängerbauten übernommen worden sein soll. Da solche Darstellungen im 12. Jahrhundert verbreitet waren, kann vermutet werden, dass hier zu dieser Zeit schon eine steinerne Kirche stand.

Die Pfarrei Schlegel umfasste auch die Kolonien Fohler, Kirchberg, Neusorge, Hinterberg, Wolfswinkel, Wiesental, Neuhinterberg, Theresienfeld, Goldgraben, Grube, Leppelt, Oberberg und Steinwiesen.

Allerheiligen-Berg

Die Filialkirche Maria Schmerzensmutter (Kościół pom. MT Bolesnej) auf dem 648 m hohen Allerheiligen-Berg (Góra Wsczystkich Świětych) wurde 1680 von Johann Morgante, Erbherr auf Schlegel, als Dank für die Bewahrung vor der Pest errichtet und 1750 und 1812 erweitert. Die Fresken wurden 1849 von Wilhelm Hauschild und Aloys Richter, die beide in Schlegel geboren sind und in München erfolgreiche Historienmaler wurden, gemalt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Filialkirche weitgehend verfallen. Sie wurde nach der politischen Wende von 1989 in den Jahren 1994-2000 wieder aufgebaut.

Der auf dem Allerheiligenberg stehende Aussichtsturm aus rotem Sandstein, bekrönt mit offener Galerie und einem Relief des Marschalls Moltke über dem Eingang, wurde 1913 vom Glatzer Gebirgsverein und der Familie von Moltke erbaut.

Weitere Sehenswürdigkeiten

An der ul. Słupiecka Nr. 42 kann das Haus des Theologen und Heimatchronisten Joseph Wittig besichtigt werden. Es ist als Museum eingerichtet.

Persönlichkeiten

  • Wilhelm Hauschild (* 16. November 1827 in Neusorge b. Schlegel, † 14. Mai 1887 in München), Historienmaler
  • Joseph Wittig (* 22. Januar 1879 in Neusorge b. Schlegel; † 22. August 1949 Göhrde/Niedersachsen), Theologe, Schriftsteller und Heimatforscher

Literatur

  • Joseph Kögler, Beschreibung des Dorfes Schlegel im Neuröder Distrikt [ein Fragment], enthalten in: Die Chroniken der Grafschaft Glatz, neu bearbeitet von Dieter Pohl, Band 5, ISBN 3-927830-19-4
  • Joseph Wittig, Chronik der Gemeinde Schlegel, Bd. I und II, Herausgeber: Heimatgemeinde Schlegel e. V., Eigenverlag Hattingen/Neuss 1983
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien, Deutscher Kunstverlag München / Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-X
  • Handbuch der Historischen Stätten Schlesien, hg. von Hugo Weczerka, Stuttgart 1977
  • Das Glatzer Land, Verlag Aktion Ost-West e.V., ISBN 3-928508-03-2