Wirtschaft Deutschlands

Überblick über die Wirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland
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Deutschland ist mit einem Bruttoinlandprodukt von 2,24 Billionen Euro (Stand: 12. Januar 2005) die größte Volkswirtschaft und Industrienation in Europa und die drittgrößte der Welt. Zudem ist Deutschland eine der größten Exportnationen, erwirtschaftet jedoch den größten Überschuss. Da das Land relativ rohstoffarm ist, ist seine Wirtschaft vorwiegend auf den sekundären und tertiären Sektor konzentriert. Große Flächen des Landes werden allerdings landwirtschaftlich genutzt (jedoch sind nur 2% - 3% der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig). In der jüngsten Vergangenheit war das Wachstum jedoch nur schwach und die deutsche Wirtschaft ist durch Anfälligkeit gegen Einflüsse von außen, innere Probleme und Integrationsprobleme mit den neuen Bundesländern gekennzeichnet.

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Ludwig Erhard war maßgeblich am "Wirtschaftswunder" beteiligt

Charakterisierung

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die Post: liberalisiert

Die deutsche Wirtschaft wird oft als soziale Marktwirtschaft beschrieben. Der deutsche Staat bietet ein umfangreiches Angebot von sozialen Dienstleistungen an. Obwohl der Staat in einigen Sektoren die Wirtschaft durch Subventionen unterstützt, sind Wettbewerb und Marktwirtschaft Grundpfeiler in der Wirtschaftspolitik. Die Bundesregierungen der 1990er und 2000er Jahre haben durch die Privatisierung von Bundesbahn und Bundespost für mehr Wettbewerb gesorgt.

Die deutsche Wirtschaft ist mit einer Exportrate von mehr als einem Drittel des Inlandproduktes stark Export-orientiert. Aus diesem Grund war für Deutschland der Export immer ein Schlüsselelement des wirtschaftlichen Wachstums. Deutschland ist deswegen ein starker Befürworter starker wirtschaftlicher Zusammenarbeit auf europäischer Ebene.

Geschichte

Überblick

 
Währungsreform: Formular 1948

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland wirtschaftlich und sozial am Boden. Nach der Währungsreform 1948 gelang der wirtschaftliche Wiederaufbau im so genannten Wirtschaftswunder, gleichzeitig wurden die Bürger durch den Sozialstaat abgesichert. Deutschland wurde zum Exportmeister; Produktivität und Qualität deutscher Produkte insbesondere des Maschinenbaus genossen und genießen noch heute weltweit einen guten Ruf. Bis in die frühen 1970er erlebte Westdeutschland beinahe durchgehend hohes wirtschaftliches Wachstum, welches aber danach - mit Rezessionen 1974 und 1981/82 sowie einer Wachstumsspitze 1979 - geringer wurde. In den 1970er und 1980er Jahren gehörte Westdeutschland zusammen mit Dänemark und Luxemburg zu den Staaten mit dem höchsten Durchschnittseinkommen der EG. Nach einem Wachstumshoch 1988/89 und dem westdeutschen Wiedervereinigungsboom 1990/91 folgte die Rezession von 1993. Seit 1994 gab es wieder acht Jahre lang Wachstum, das durchschnittlich etwa 1,5% betrug. Nach einer Stagnation von 2001 - 2003 wuchs die Wirtschaft 2004 um 1,6 % und 2005 um 0,9 % (vorläufige Berechnung, Stand 12. Januar 2005, Quelle: Statistisches Bundesamt). Die Arbeitslosigkeit ist von etwa 2,5 Mio. (1992) auf etwa 4,8 Mio. (2005) gestiegen.

Wiedervereinigung

Nach der Wiedervereinigung musste zunächst die marode Wirtschaft in den damals neuen Bundesländern geschultert werden. Dies wurde vorwiegend über Neuverschuldung in den Haushalten und Übertragung einiger Kostenfaktoren in die sozialen Sicherungssysteme finanziert. Vierzehn Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung sind große Fortschritte in der Erhöhung des Ostdeutschen Lebensstandards erkennbar, die Marktwirtschaft ist etabliert und die Infrastruktur wurde verbessert. Die Produktivität je Arbeitnehmer ist deutlich gestiegen und die Lohnstückkosten sind günstiger als in Westdeutschland. Gleichzeitig dauert der Angleichungsprozess zwischen Ost und West länger als ursprünglich angenommen, nach manchen Maßstäben stagniert er sogar bereits seit Mitte der 1990er Jahre. Das Wirtschaftswachstum im Osten fällt geringer aus als im Westen, die Arbeitslosigkeit ist doppelt so hoch, qualifizierte Arbeitnehmer wandern ab. Die Konsumrate im Osten hängt direkt von den Geldspritzen aus dem Westen ab, die sich auf jährlich 65 Mrd.$ oder mehr als 4% des westdeutschen BIP belaufen. Zusätzlich zum Solidaritätszuschlag plant die Regierung wirtschaftliche Aufbauhilfe bis ins Jahr 2019.

Aktuelle Konjunkturentwicklung

Ähnlich schwach wie Deutschland ist in den letzten Jahren kaum ein anderes Industrieland gewachsen. Die sogenannte Trendwachstumsrate der deutschen Wirtschaft ist in den letzten 15 Jahren stetig bis auf ein Prozent zurückgegangen. In Europa liegt die Trendwachstumsrate dagegen bei rund 2 Prozent, in den USA sogar bei rund 3 Prozent. Die deutschen Konjunkturforschungsinstitute zogen vor diesem Hintergrund bereits in ihrem Frühjahrsgutachten 2005 die Schlussfolgerung: „Deutschland hat kein Konjunktur-, sondern ein Wachstumsproblem.“ Sie fordern weitreichende wirtschaftspolitische Reformen.

Rückblick auf die Konjunkturentwicklung 2005

2005 hat sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts auf 0,9 % verringert. 2004 war es noch um 1,6 % gestiegen. Berücksichtigt man aber die unterschiedliche Zahl der Arbeitstage wuchs die gesamtwirtschaftliche Produktion 2005 mit 1,1 % ebenso stark wie 2004.

Nach wie vor wurde die Konjunktur hauptsächlich von der Auslandsnachfrage getragen. Die Inlandsnachfrage nahm kaum zu (+ 0,2 %). Die Konsumausgaben der privaten Haushalte stagnierten. Die Kaufkraft der Haushalte wurde zwar durch Entlastungen bei der Einkommensteuer gestärkt, durch stark gestiegene Energiepreise aber geschwächt.

Ohne die Verteuerung von Haushaltsenergie und Kraftstoffen wäre der Anstieg der Verbraucherpreise, der sich 2005 von 1,6 % auf 2,0 % beschleunigte, auf 1,1 % zurückgegangen. So verzeichnete Deutschland die höchste Teuerungsrate seit 4 Jahren.

Die Anlageinvestitionen sanken auch nach vierjährigem Rückgang weiter (- 0,3 %). Ausschlaggebend dafür war der weitere Rückgang der Bauinvestitionen. Die Ausrüstungsinvestitionen zogen hingegen weiter an ( + 4,0 %).

Die Arbeitslosenzahl stieg 2005 um 482.000 Personen auf 4,863 Millionen. Der sprunghafte Anstieg war jedoch kaum konjunkturell bestimmt, sondern weit überwiegend durch die erstmalige Aufnahme erwerbsfähiger Sozialhilfeempfänger in die Arbeitslosenstatistik bedingt. Allerdings hielt auch der Abbau sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze an. Insgesamt hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt im Jahresdurchschnitt 2005 also weiter verschlechtert. Immerhin gab es im Jahresverlauf Anzeichen für eine Besserung: die Arbeitslosenzahlen sind saisonbereinigt in den letzten Monaten gesunken.

Auch bei der Verringerung der öffentlichen Defizite konnten 2005 keine deutlichen Fortschritte erzielt werden. Das gesamtstaatliche Defizit näherte sich nur sehr langsam der „Maastricht-Grenze“ (3 % des Bruttoinlandsprodukts), die es seit 2002 deutlich überschritten hat. 2005 ist es voraussichtlich auf 3,5 % des BIP gesunken. Dazu trugen allerdings vor allem verschiedene “Sondereffekte“ bei, z.B. Zahlungen von Landesbanken an die Länder.

Ausblick auf die Konjunkturentwicklung 2006/2007

Am Jahresanfang 2006 sind sich die Konjunkturexperten ziemlich einig. Nach einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,9 % im vergangenen Jahr erwarten sie für 2006 zumeist eine Belebung des Wachstums auf 1,5 % bis 1,8 %.

Die Gemeinschaftsdiagnose der Institute war Mitte Oktober 2005 noch zu dem Schluss gekommen, das Bruttoinlandsprodukt werde 2006 voraussichtlich um 1,2 % steigen. Nachdem Mitte November der Koalitionsvertrag bekannt wurde, hoben viele Konjunkturbeobachter ihre Prognosen jedoch etwas an. Die von der Bundesregierung Anfang 2007 geplante drastische Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 % auf 19 %, die bei voller Überwälzung den Verbrauchern rund 24 Mrd. Euro entziehen würde, dürfte 2006 zu vorgezogenen Käufen beim privaten Verbrauch und beim Wohnungsbau führen. Zudem wird die geplante Verbesserung der Abschreibungsbedingungen die Unternehmen zu zusätzlichen Investitionen veranlassen. Diesen konjunkturanregenden Effekten stehen 2006 allerdings auch nachfragedämpfende Wirkungen des Abbaus von Steuervergünstigungen entgegen.

Im Nettoeffekt rechnen zum Beispiel die Volkswirte der WestLB damit, dass die Koalitionsbeschlüsse zu einer Erhöhung des Wirtschaftswachstums um rund einen viertel Prozentpunkt führen könnten. 2006 dürfte ein Wachstum von rund 1 ¾ % erreicht werden.

Auch nach Meinung des ifo Instituts dürfte sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts bei einer weiterhin kräftigen Weltkonjunktur 2006 beleben (+ 1,7 %). Die Ausrüstungsinvestitionen nehmen weiter zu. Die Arbeitslosenzahl sinkt dennoch voraussichtlich nur um knapp 200.000 Personen auf 4,675 Millionen, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze steigt nur um 50.000. Das Haushaltsdefizit dürfte die Maastricht-Grenze mit 3,2 % des BIP nur noch knapp überschreiten.

Auch der private Konsum zieht im Jahresverlauf etwas an. Wegen der Anfang 2007 bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung um 3 Prozentpunkte werden größere Anschaffungen vorgezogen werden.

2007 läßt die Mehrwertsteuererhöhung das Wachstum nach Einschätzung vieler Beobachter dann allerdings bereits wieder auf rund 1 % sinken. Die Deutsche Bank befürchtet nach einem kleinen „Strohfeuer“ im Jahr 2006 (+ 1,5 %) für 2007 sogar eine Stagnation der gesamtwirtschaftlichen Produktion.

Annahmen und Risiken der Konjunkturprognose 2006/2007

Eine Gefahr für die im Jahr 2006 erwartete Konjunkturbelebung sehen die Forschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten in der starken Abhängigkeit der deutschen Konjunktur vom Ausland. Störungen der weltwirtschaftlichen Entwicklung könnten schnell eine Stagnation der deutschen Wirtschaft bewirken.

Ein weiteres Risiko sind anhaltend steigende Energiepreise. In ihrer Prognose gehen die Wirtschaftforschungsinstitute davon aus, dass ein Barrel Erdöl im Jahr 2006 durchschnittlich 60 US-Dollar kostet.

Die Institute gehen weiterhin davon aus, dass die Tarifpolitik weiterhin einen moderaten Kurs verfolgt: Sie rechnen damit, dass die Tarifverdienste je Stunde 2006 mit 1,5 % nur wenig stärker steigen als 2005.

Nicht in der Prognose der Institute berücksichtigt waren wirtschaftspolitische Maßnahmen der neuen Bundesregierung wie insbesondere die für 2007 vorgesehene Mehrwertsteuererhöhung, die das Wachstum 2006 vorübergehend beleben dürfte.

Hinsichtlich der Zinsentwicklung gehen viele Beobachter davon aus, dass die Europäische Zentralbank nach der Leitzinserhöhung Anfang Dezember 2005 die Zinsen weiter erhöhen wird.

Wirtschaftspolitische Forderungen zur Überwindung der Wachstumsschwäche

Die Forschungsinstitute forderten bereits in ihrem Frühjahrsgutachten 2005 weitreichende wirtschaftspolitische Reformen, um die Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft zu überwinden. Der Staat müsse seinen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen verringern und den Freiraum für private Initiative erhöhen. Der Anteil der Staatsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, die Staatsquote, soll reduziert werden. Der Staat soll die Subventionen kürzen, die Steuern und seine Neuverschuldung senken. Im Bereich der Sozialpolitik sollen die Bürger mehr Eigenverantwortung übernehmen. Der Staat soll lediglich für eine Grundsicherung bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und im Alter sorgen.

Der OECD-Report "Revenue Statistics" allerdings berichtet von einer anderen Wirklichkeit: entgegen der üblichen Meinung ist Deutschland seit Jahren ein Niedrigabgabenland. Der Vergleich mit den EU 15-Staaten, dem Kernbereich der bisherigen Mitglieder, zeigt: Im Jahre 2003 nahm Deutschland aus Steuern und Sozialabgaben 35,5 Prozent des BIP ein. In der EU 15 waren es dagegen 40,5 Prozent. Selbst unter Einschluss der Beitrittsländer liegt dieser Wert immer noch weit oberhalb dieses Wertes bei 39,4 Prozent.

Um die Eingliederung der Arbeitslosen in den Arbeitsprozess zu ermöglichen, soll nach Ansicht der Institute der Anstieg der Tariflöhne im gesamtwirtschaftlichen Schnitt unter der Summe aus der trendmäßigen Inflationserwartung und dem trendmäßigen gesamtwirtschaftlichen Produktivitätswachstum liegen. Die voraussichtliche Entwicklung der Tariflöhne im Jahr 2005 entspricht nach ihrer Einschätzung dieser Forderung.

In ihrem Herbstgutachten 2005 drängen die Institute die neue Bundesregierung zu einem schärferen Sparkurs in ihrer Haushaltspolitik. Selbst bei einer Belebung der Konjunktur liege das Defizit bei etwa drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wenn Aussicht auf ein niedrigeres Defizit bestehe und die Verbraucher Entlastungen erwarteten, werde die Nachfrage gefördert und die Konjunktur so angeregt. Nach einer Simulation des Hans-Böckler-Stiftung hingegen wird die Konsolidierungspolitik zu einer weiteren Drosselung der Wirtschaft führen. Der angestrebte Konsolidierungserfolg von 0,7 Prozent des BIP würde dadurch nicht erreicht, sondern viel geringer ausfallen als erwartet.

In der Steuerpolitik sollte die Senkung der Belastung der Unternehmen Vorrang haben. Eine Erhöhung der Mehrwertsteuer zur Senkung der Lohnzusatzkosten lehnen die Institute ab. Der Beitrag zur Arbeitslosenversicherung lässt sich nach ihrer Einschätzung auch ohne Steuererhöhungen durch Einsparungen senken.

Die sehr moderate Lohnpolitik der vergangenen Jahre sollte fortgesetzt werden. Seit 2002 seien die Lohnkosten je Arbeitsstunde kaum noch stärker gestiegen als die Preise der Anlageinvestitionen. Die Anreize für die Unternehmen, Arbeit durch Kapital zu ersetzen würden deswegen schwächer. Es werde auch weniger profitabel, Vorleistungen aus dem Ausland zu beziehen. Die Entfaltung der positiven Effekte einer moderaten Lohnpolitik in der Beschäftigungsentwicklung brauche aber Zeit.

Die wirtschaftspolitischen Forderungen der Institute entsprechen dem Konzept der sogenannten angebotsorientierten Wirtschaftspolitik. Anhänger der „nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik“ empfehlen demgegenüber staatliche Maßnahmen zur Stärkung der schwachen Inlandsnachfrage, zum Beispiel die Aufnahme weiterer Schulden durch den Staat, um staatliche Investitionsprogramme finanzieren zu können, Zinssenkungen zur Erleichterung von Investitionen sowie Lohnsteigerungen, die den Anstieg der Produktivität zumindest voll ausschöpfen.

Langfristige strukturelle Probleme

Bürokratische Hindernisse

Trotz der hohen Anfälligkeit gegenüber externen Einflüssen halten die meisten Experten die inneren strukturellen Probleme für den Hauptgrund der schwachen Konjunkturlage. Ein inflexibler Arbeitsmarkt wird als Hauptursache der beharrlich hohen Arbeitslosigkeit genannt. Behauptet wird, dass starke bürokratische Einschränkungen viele Firmen und den Gründungsprozess von neuen Firmen behindert würden. Ein empirischer Vergleich mit anderen Ländern allerdings erhärtet diese Behauptung nicht.

Steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder Subventionen geben deutschen Investoren den Anreiz, im Ausland zu investieren, anstatt im Inland durch Investitionen neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Sozialabgaben statt Steuern

Viele Experten halten darüber hinaus die hohen deutschen Sozialabgaben für ein Wachstumshindernis. Sozialabgaben sind die Beiträge zu Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung. Diese gelten als überhöht, weil versicherungsfremde Leistungen im Umfang von etwa 80 Mrd. Euro durch Beiträge finanziert werden. Unter solche versicherungsfremden Leistungen fallen beispielsweise Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Weiterbildungs- und Frühverrentungsprogramme, die aus der Arbeitslosenversicherung finanziert werden. Steigende Sozialversicherungsbeiträge erhöhen die Kosten je Arbeitsplatz und erhöhen so den Anreiz, Arbeitsplätze abzubauen. Werden viele Arbeitnehmer durch Stellenabbau arbeitslos, steigen wiederum die Sozialbeiträge - ein Teufelskreis. Es wird daher gefordert, die Sozialversicherungen wie in europäischen Nachbarländern stärker über allgemeine Steuern zu finanzieren, um einen wichtigen Anreiz zur Jobvernichtung zu beseitigen.

Bevölkerungsstruktur

Wie in vielen europäischen Ländern ist die Geburtenrate in Deutschland auf ein niedriges Niveau gesunken. Die daraus zu erwartenden zukünftigen Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur (weniger junge Menschen haben mehr alte Menschen zu versorgen) stellen neue Anforderungen an die sozialen Sicherungssysteme. Beiträge zur Krankenversicherung und Rentenversicherung werden in Deutschland hälftig von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Höhere Beitragssätze führen zu höheren Kosten pro Arbeitsstunde. Diese werden nur zum Teil durch eine steigende Produktivität ausgeglichen. In Frankreich und Skandinavien ist die Geburtenrate nach familienpolitischen Maßnahmen wie z. B. ausgeweiteten Betreuungsangeboten und Erziehungsgeld wieder gestiegen.

Kostendruck durch Globalisierung und Billiglohnländer

Wachsende Globalisierung seit den 1980er Jahren sowie erstarkte Wirtschaftssysteme in Asien und seit den 1990ern auch in Osteuropa führten dazu, dass insbesondere niedrig qualifizierte, aber lohnintensive Industriearbeitsplätze im sekundären Sektor in Deutschland abgebaut wurden. Ein zunehmender Kostendruck insbesondere durch günstige osteuropäische Arbeiter führte zudem im Bereich des Handwerks zu einer gegenwärtig extrem hohen Schwarzarbeit. Fehlende Einnahmen der sozialen Sicherungssysteme wurde lange Zeit über eine Erhöhung der Lohnnebenkosten auf den verbleibenden Arbeitsverhältnissen des regulären Arbeitsmarktes abgefangen. Dies verschärfte das Problem zusätzlich.

Die Entwicklung führte zur allgemeinen Einschätzung einer "Krisensituation" der deutschen Wirtschaft, die etwa Anfang der neunziger Jahre aufkam und seitdem im Wesentlichen nicht mehr abflaute. Hoffnungen auf eine wirtschaftliche Erholung um die Jahrtausendwende wurden durch das Platzen der New-Economy-Blase und die weltwirtschaftlich schlechte Situation seit dem 11. September 2001 zunichte gemacht.

Staatsausgaben für Gesundheit, Bildung und Verteidigung

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Handelspartner

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Deutsche Import- und Exportzahlen
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Rohölimporte der Bundesrepublik Deutschland seit 1970

Frankreich ist Deutschlands wichtigster Handelspartner. Der Gesamtwert der Ausfuhren dorthin belief sich im Jahr 2004 auf 75,3 Mrd. Euro, der Gesamtwert der Waren, die aus Frankreich nach Deutschland eingeführt wurden, belief sich 2004 auf 52,2 Mrd. Euro. Insgesamt wurden im Jahr 2004 Waren im Wert von 127,5 Mrd. Euro zwischen den beiden Ländern ausgetauscht. Die USA sind der zweitgrößte Handelspartner Deutschlands. Insgesamt wurden im Jahr 2004 Güter und Dienstleistungen im Wert von 101,4 Mrd. Euro zwischen Deutschland und den USA ausgetauscht. Dabei beliefen sich die Importe nach Deutschland auf 40,3 Mrd. Euro, die Exporte in die USA beliefen sich auf 61,1 Mrd. Euro. Deutschland exportiert hauptsächlich Automobile, Maschinen, Chemieerzeugnisse und schweres elektrisches Gerät. Ein Großteil der Handelsaktivitäten findet innerhalb der gleichen Industrie oder sogar der gleichen Firma statt.

Die deutschen Exporte haben 2004 trotz des starken Euro und der hohen Ölpreise die Rekordmarke des Vorjahres übertroffen. Beflügelt vom weltwirtschaftlichen Aufschwung legten die Ausfuhren nach Schätzung des Statistischen Bundesamtes um zehn Prozent zu.

Insgesamt wurden 2004 Waren im Wert von 733,5 Mrd. Euro exportiert und für 577,4 Mrd. importiert. Damit kletterten im Vergleich zum Jahr 2004 zwar die Einfuhren um 8,0 Prozent nach oben, doch auch der Ausfuhrüberschuss erreichte mit 156,1 Mrd. Euro (+10,4% im Vergleich zu 2003) einen neuen historischen Höchststand. Der deutsche Außenhandel profitierte dabei erneut von der robusten Weltkonjunktur. Die Wachstumsrate von 4,5 Prozent war die höchste seit drei Jahrzehnten.

Der starke Euro, der deutsche Waren in Ländern, die nicht der Eurozone angehören, erheblich teurer machte, wirkte sich im Verhältnis dazu nur gering aus. Für die Beseitigung aller bremsenden Faktoren, einschließlich des hohen Rohölpreises, ist Experten zufolge der globale Aufschwung verantwortlich.

Die Importe aus Staaten der EU legten 6,5 Prozent, die Importe aus anderen Regionen um 9,8 Prozent zu. Wirtschaftsexperten prognostizieren für 2005 weiter anziehende Importe und Exporte. Die Zuwachsraten würden sich allerdings stärker angleichen.

In diesem Zusammenhang warnen Ökonomen aber auch vor einer Rekord-Euphorie. Die Außenhandelsbilanz dürfe nicht als Erfolgsmesser für eine Volkswirtschaft angesehen werden. Das Ungleichgewicht zugunsten der Ausfuhren bedeute nämlich auch, dass Kapital aus Deutschland abfließe und Investoren andere Standorte bevorzugen.

Es sei außerdem bemerkt, dass Deutschland nur beim Export von Waren "Exportweltmeister" ist; bezieht man Dienstleistungen mit ein, sind es die USA. Der Exporterfolg deutscher Unternehmen relativiert sich auch, wenn man berücksichtigt, dass den deutschen Exporten immer mehr importierte Vorleistungen zugrunde liegen. In diesem Zusammenhang warnen sogar manche Ökonomen davor, dass Deutschland zu einer Basarökonomie verkomme.

Deutsche Industrieunternehmen

Die Tabelle zeigt die 10 größten deutschen Industrieunternehmen geordnet nach Umsatz. (Stand: 2004)

Platz Unternehmen Umsatz (in Mio. Euro) Überschuss (in Mio. Euro) Beschäftigte (in 1000)
1 DaimlerChrysler AG 142 059 2 466,0 384,7
2 Volkswagen AG 88 963 716,0 342,5
3 Siemens AG 75 167 3 571,0 419,2
4 E.ON AG 44 745 4 339,0 69,7
5 BMW Group 44 335 2 222,0 106,0
6 RWE AG 40 996 2 414,0 97,8
7 Robert Bosch GmbH 40 007 1 675,0 242,3
8 ThyssenKrupp AG 39 342 904,0 187,7
9 BASF-Gruppe 37 537 2 014,0 82,0
10 Bayer AG 29 758 600,0 113,0

Wettbewerbsfähigkeit

Gemäß zwei voneinander unabhängigen Ranglisten ist Deutschland bezüglich Wettbewerbsfähigkeit weltweit im 15., bzw. 23. Rang:

  • Growth Competitiveness Index 2005: 1. Finnland, 2. USA, 3. Schweden, 4. Dänemark, 5. Taiwan, 6. Singapur, 7. Island, 8. Schweiz, 9. Norwegen, 10. Australien, 11. Niederlande, 12. Japan, 13. Grossbritannien, 14. Kanada, 15. Deutschland. Erfasst wurden 117 Länder. Quelle: World Economic Forum, Genf. www.weforum.org.
  • World Competitiveness Scoreboard 2005: 1. USA, 2. Hong Kong, 3. Singapur, 4. Island, 5. Kanada, 6. Finnland, 7. Dänemark, 8. Schweiz, 9. Australien, 10. Luxemburg. Österreich ist im 17. Rang, Deutschland im 23. Rang (von 60 Ländern). Quelle: IMD Lausanne, 2005, www.imd.ch

Literatur

  • Ulrich van Suntum: Masterplan Deutschland. Mit dem Prinzip Einfachheit zurück zum Erfolg. 2005. ISBN 3423509015. – Der Autor, Prof. der Volkswirtschaftslehre, fasst auf 148 Seiten Reformideen zusammen.

Siehe auch: Portal:Wirtschaft