Die Bentheimer Eisenbahn AG (BE) ist eine Verkehrsgesellschaft mit Sitz in Nordhorn, die sich überwiegend im Eigentum des Landkreises Grafschaft Bentheim befindet. Sie tritt im Eisenbahnverkehr als Eisenbahninfrastrukturunternehmen (EIU) und als Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) auf. Weitere Geschäftszweige sind die Personenbeförderung mit Omnibussen, die Spedition und die Logistik.
| Bentheimer Eisenbahn AG
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| Rechtsform | Aktiengesellschaft (AG) |
| Sitz | Nordhorn |
| Leitung | Joachim Berends (Vorstand) |
| Mitarbeiterzahl | 240[1] |
| Branche | Logistik |
| Website | http://www.bentheimer-eisenbahn.de/ |
| Stand: 31. Dezember 2013 | |
Geschichte
Am 1. April 1895 wurde die Bentheimer Kreisbahn AG gegründet, aber schon am 16. April 1896 in einen Eigenbetrieb des Kreises Grafschaft Bentheim in der preußischen Provinz Hannover verändert. Am 7. März 1935 wurde der kreiseigene Betrieb, der sich allerdings schon seit dem 1. Januar 1924 „Bentheimer Eisenbahn“ nannte, wieder in eine Aktiengesellschaft umgebildet, deren Kapital der Kreis zu fast 100 % übernahm. Noch heute sind nur die Städte Neuenhaus und Nordhorn mit 0,01 % bzw. 6 % neben dem Landkreis an der AG beteiligt, der 93,99 % des Kapitals hält. Langjähriger Direktor und Vorstand des Unternehmens war Regierungsbaumeister a. D. Karl Friedrich Oppermann. Im August 2016 wurde der Betriebsteil der Infrastruktur in die Tochtergesellschaft BE Netz GmbH ausgegliedert.
Zweck des Bahnbaus war es, den Kreis nahe der niederländischen Grenze mit Eisenbahnlinien zu erschließen, denn zunächst war nur die 1865 im Süden des Kreises von der niederländischen Eisenbahn-Gesellschaft Almelo-Salzbergen erbaute Hauptbahn Osnabrück–Rheine–Hengelo vorhanden.
Infrastruktur
| Gronau (Westf)–Coevorden | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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| Streckennummer (DB): | 9203 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Kursbuchstrecke (DB): | ehem. 271 (1974) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Streckenlänge: | 75,7 km | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Spurweite: | 1435 mm (Normalspur) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
| Betriebsstellen und Strecken[2] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Von dieser Bahnstrecke Almelo–Salzbergen aus wurden in der Station Bentheim (seit 1979 Bad Bentheim) abzweigend normalspurige Strecken nach Norden und Süden errichtet. Nachdem am 14. März 1895 der Bau begonnen wurde, konnte als erster Teil am 16. Dezember 1895 der Abschnitt bis nach Nordhorn für den Güterverkehr in Betrieb genommen werden. Mit der Verlängerung bis Neuenhaus am 16. April 1896 kam auch der Personenverkehr in Gang. Durch den Weiterbau der Strecke nach Nordwesten, die stets dem Lauf der Vechte folgt, wurde am 23. Dezember 1909 Emlichheim und am 1. September 1910 der Grenzbahnhof Laarwald erreicht. Schon am 12. September 1910 fuhren Personenzüge bis Coevorden in den Niederlanden, Güterzüge jedoch erst ab dem 2. Januar 1911. Der Abschnitt Laarwald–Coevorden gehörte bis 1990 einer niederländischen Gesellschaft und war von der BE nur gepachtet.
Inzwischen hatte man am 21. Juni 1908 auch die Querverbindung nach Gronau in Westfalen zur Hauptbahn Münster (Westfalen)–Enschede in Betrieb genommen und damit eine durchgehende Strecke von 74 km Länge geschaffen.
Geringfügigen Zuwachs bekam das Netz noch durch einige Anschlussbahnen, die allein dem Güterverkehr dienen. Die bedeutendste wurde am 17. September 1986 von Achterberg nach Ochtrup-Brechte in Westfalen eröffnet (8,3 Kilometer, Streckennummer 9209), die von der damals bereits nicht mehr befahrenen „Südbahn“ Bad Bentheim–Gronau abzweigt.
Der Personenverkehr zwischen Gildehaus und Gronau wurde am 29. Mai 1965 eingestellt, der Güterverkehr endete auf diesem Abschnitt am 25. September 1981.
Auf der „Nordstrecke“ (Streckennummer 9203) fuhren planmäßige Personenzüge und Triebwagen bis zum 25. Mai 1974, allerdings war der grenzüberschreitende Personenverkehr zwischen Laarwald und Coevorden bereits mit Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 eingestellt und nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen worden. An die Stelle der Personenzüge und Triebwagen traten nun die eigenen Omnibuslinien.
Schienenverkehr
Der Güterverkehr erlebte nach starken Rückschlägen in den Jahren nach den Weltkriegen in den letzten Jahrzehnten einen außerordentlich starken Aufschwung und wird bis heute weitergeführt. Seit den vierziger Jahren war der Erdöltransport aus den im Kreis gelegenen Ölquellen ein bedeutender Verkehrszweig geworden, der jedoch nach dem Bau einer Pipeline drastisch zurückging. Deshalb musste ein anderes Standbein gefunden werden.
Nach 1980 nahm der Durchgangsverkehr nach den Niederlanden und vor allem die Beförderung von Zement aus Westfalen zum Umladebahnhof Laarwald einen erheblichen Umfang an. Im Jahr 2011 stieg das Gütertransportaufkommen auf rund 1,15 Millionen Tonnen an, rund 70 % des Volumens wird dabei im grenzüberschreitenden Industriegebiet Europark zwischen Laar und Coevorden generiert.[3] Schwerpunkte im Güterverkehr der Bentheimer Eisenbahn sind Sand- und Kiestransporte, Agrarprodukte, Erdöltransporte, Torftransporte, Stahltransporte, Tierfutter und Sendungen im Kombinierten Verkehr.[3]
Zwischen Dezember 2010 und Dezember 2013 betrieb die Bentheimer Eisenbahn AG in Kooperation mit dem niederländischen Verkehrsunternehmen Syntus im Rahmen eines Pilotprojektes eine Regionalbahnlinie (bezeichnet als Grensland Express)[4] zwischen Bad Bentheim und Hengelo über Oldenzaal.[5] Die Verbindung wurde wegen zu geringer Fahrgastzahlen eingestellt.[6]
Die BE hatte schon seit dem 1. Dezember 1931 den Betrieb der Ahaus-Enscheder Eisenbahn und seit dem 1. Januar 1933 auch den der Meppen-Haselünner Eisenbahn geführt. 1959 übernahm sie nach der Auflösung des Niedersächsischen Landeseisenbahnamts die Betriebsführung von sechs weiteren Kleinbahnen im westlichen Niedersachsen. 1990 hat die BE diesen Geschäftszweig aufgegeben.
Die Bentheimer Eisenbahn ist Mitglied im Tarifverband der Bundeseigenen und Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland (TBNE).
Busverkehr
Die Bentheimer Eisenbahn ist Mehrheitsgesellschafterin der Verkehrsgemeinschaft Grafschaft Bentheim (VGB), der Konzessionsnehmerin (nach § 42 Personenbeförderungsgesetz (PBefG)) für den allgemeinen Linienverkehr im Landkreis Grafschaft Bentheim. Im Rahmen dieser Konzession bedient das Unternehmen vor allem sechs Regional- und mehrere Schulbuslinien. Die VGB befördert pro Jahr mehr als fünf Millionen Fahrgäste.
Des Weiteren unterhält das Unternehmen eine Linie im Schülersonderlinienverkehr (nach § 43 PBefG) und betreibt eine Reisebusflotte. In Kooperation mit dem Unternehmen Flixbus ist die Bentheimer Eisenbahn auch im Fernbuslinienverkehr aktiv.
Projekte
Zurzeit plant die Bentheimer Eisenbahn, ihr Schienennetz mit finanzieller Förderung der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen zu modernisieren, damit der Schienenpersonennahverkehr (SPNV) von Bad Bentheim über Nordhorn nach Neuenhaus wieder in Betrieb gehen kann. Die Wirtschaftlichkeit wurde durch ein Gutachten nachgewiesen.[7] Der zwecks Reaktivierung von Bahnstrecken in Niedersachsen eingesetzte Lenkungsausschuss hat zugestimmt, dass der Streckenabschnitt Neuenhaus–Nordhorn–Bad Bentheim für den SPNV reaktiviert wird.[8] Es war eine Wiederaufnahme für den Dezember 2017 geplant,[9] mittlerweile geht man von Mitte Dezember 2018 aus.[10] Die Kosten werden auf 19,5 Millionen Euro veranschlagt (Stand Oktober 2016).[11] Die Bentheimer Eisenbahn hat im März 2016 per Direktvergabe durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen den Auftrag für den Betrieb ab Dezember 2018 für drei Jahre bekommen.[12] Der Betrieb auf der Strecke soll durch Triebfahrzeuge vom Typ LINT teilweise in Doppeltraktion abgewickelt werden. Es existieren bereits konkrete Planungen, den SPNV ab 2022 im weiteren Streckenverlauf von Neuenhaus ins niederländische Coevorden zu verlängern. In den Niederlanden ist eine weitere Durchbindung über die bestehende Strecke nach Emmen vorgesehen.[13] Die Gesamtplanung zur Reaktivierung des SPNV wurde einer Ingenieurgesellschaft aus Nordhorn übertragen.[14]
Für heftige Kritik von Naturschutzverbänden, Parteien und aus der Bevölkerung sorgte der Plan des Landkreises Grafschaft Bentheim und der Bentheimer Eisenbahn, durch das FFH-Naturschutzgebiet „Bentheimer Wald“ eine Kurve von 2,2 Kilometer Länge zu bauen, mit der das Rangieren am Bentheimer Bahnhof überflüssig, Bad Bentheim umfahren und der direkte Anschluss nach Rheine ermöglicht wird. Hintergrund ist der schnellere (kostengünstigere) Gütertransport vom niederländischen Euro-Park in Coevorden ins Schienennetz der Deutschen Bahn.[15]
Fahrzeuge
2017 verfügt die Bentheimer Eisenbahn über eine ehemalige V 200.1 (D20), eine MaK G 1100 BB (D22), eine MaK G 1202 BB (D23), eine MaK DE 1002 (D24) und eine V 100 (D25).
Für die Wiederaufnahme des Personenverkehrs sind fünf LINT-41-Triebwagen bestellt, für den Güterverkehr zwei Vossloh G 1700-2 BB.[16]
Literatur
- Ludger Kenning, Klaus Wilmsmeyer: Die Bentheimer Eisenbahn. Verlag Kenning, Nordhorn 1987, ISBN 3-9800952-4-X.
- Wolfgang Herzog: Moderne Privatbahn in der Grafschaft Bentheim: Bentheimer Eisenbahn AG. Zeunert, Gifhorn 1991, ISBN 3-924335-12-5.
- Bentheimer Eisenbahn AG: 100 Jahre Bentheimer Eisenbahn 1895-1995. Druckerei Hellendoorn, Bad Bentheim 1995.
- Hans Wolfgang Rogl: Archiv deutscher Klein- und Privatbahnen. Niedersachsen einschließlich Bremen. Transpress, Stuttgart 1996, S. 261–271, ISBN 3-344-71022-2.
- Gerd Wolff: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 6 Nordrhein-Westfalen [!], Nordöstlicher Teil. Eisenbahn Kurier, Freiburg 2000, S. 182–222, ISBN 3-88255-664-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Bentheimer Eisenbahn AG, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2013, via unternehmensregister.de.
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- ↑ a b Grafschafter Nachrichten (Hrsg.): BE weiter auf gutem Kurs. Tonnage steigt auf 1,15 Millionen Tonnen – Europark bleibt Dreh- und Angelpunkt. 30. Dezember 2011.
- ↑ Homepage Grenslandexpress. Abgerufen am 8. Dezember 2010.
- ↑ Büffel verbinden Hengelo und Bad Bentheim. (PDF; 33,9 KiB) Bentheimer Eisenbahn AG und Syntus fahren neue Regionalbahn. Landesnahverkehrsgesellschaft, 15. November 2010, abgerufen am 3. Juli 2017 (Pressemitteilung).
- ↑ Artikel. GN-online, 7. Februar 2013, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Februar 2013. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Presseerklärung des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. 11. März 2015, abgerufen am 12. März 2015.
- ↑ Niedersächsisches Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: Lenkungskreis empfiehlt Reaktivierung von drei Bahnstrecken. Mitteilung vom 18. März 2015, abgerufen am 28. März 2015.
- ↑ eisenbahn-magazin. Nr. 3, 2015, ISSN 0342-1902, S. 25.
- ↑ Planungsausschreibung im Supplement des Amtsblattes der Europäischen Union (TED). 25. August 2015, abgerufen am 25. August 2015.
- ↑ Wiederbelebung des Bahnanschlusses wird teurer. In: GN-Online. (gn-online.de [abgerufen am 18. Oktober 2016]).
- ↑ Reaktivierungen und Abstellungen. In: eisenbahn-magazin. Nr. 5, 2016, ISSN 0342-1902, S. 34.
- ↑ Ab 2022 per Bahn von Bad Bentheim bis Emmen? 5. März 2016, abgerufen am 6. März 2016.
- ↑ Reaktivierung des Personennahverkehrs zwischen Bad Bentheim und Neuenhaus, Website der Firma Lindschulte, abgerufen am 13. September 2017
- ↑ GN-online vom 1. Dezember 2012
- ↑ Guus Ferrée: Reaktivierung als Herausforderung. In: eisenbahn-magazin. Nr. 4, 2017, ISSN 0342-1902, S. 31.