Temple Church

Kirchengebäude in London
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Die Temple Church ist eine Kirche zwischen der Fleet Street und dem Fluss Themse in London. Ursprünglich im 12. Jahrhundert als Hauptquartier der Tempelritter in England erbaut, war sie der Treffpunkt für wichtige Verhandlungen, die schließlich im Jahr 1215 zur Unterzeichnung der Magna Charta führten. Nach den Verfolgungen der Templer im 14. Jahrhundert wurde die Temple Church königliches Eigentum und bot die nächsten sieben Jahrhunderte Platz für zwei Anwaltsschulen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude stark beschädigt, nach dem Krieg aber wieder vollständig restauriert.

Temple Church
Außenansicht The Chancel
Außenansicht The Round Church
Orgel
Marmor-Statuen

Gestaltung und Konstruktion

In der Mitte des 12. Jahrhunderts, vor der Konstruktion der Kirche, trafen sich die Tempelritter in High Holborn in einem Gebäude, welches ursprünglich von Hugo von Payns errichtet wurde. Da der Orden ständig wuchs, wurde der Platz knapp. Deshalb erwarb der Orden 1160 das Grundrecht des heutigen Geländes, um ein größeres Gebäude zu errichten. Zusätzlich zu der Kirche umfasste der Komplex Wohnungen, militärische Trainingseinrichtungen und Freizeiteinrichtungen für die militärischen Brüder und Novizen, welche ohne Erlaubnis des Tempelmeisters nicht in die Stadt durften.

Die Kirche besteht aus zwei separaten Bauabschnitten: dem originalen Kirchenschiff, der sogenannten Round Church, und dem daran anschließenden rechteckigen Abschnitt, der ca. ein halbes Jahrhundert später erbaut wurde, genannt The Chancel.

The Round Church

Entsprechend den Traditionen des Ordens wurde das Kirchenschiff rund konstruiert, basierend auf der Kirche des heiligen Grabes in Jerusalem. Das Konstrukt misst 16,7 Meter im Durchmesser und ist umgeben von den allerersten freistehenden, dunklen Purebeck-Marmorsäulen. Es ist wahrscheinlich, dass die Wände und die grotesken Köpfe ursprünglich farbig bemalt waren.

Die Kirche wurde am 10. Februar 1185 in einer Zeremonie von Heraclius, dem Patriarchen von Jerusalem, gesegnet. Man nimmt an, dass möglicherweise auch Heinrich II. anwesend war.

Die runde Kirche beherbergt Marmor-Statuen von neun mittelalterlichen Rittern, deren berühmtester William Marshal ist. Im Januar 1215 diente William als Vermittler während eines Treffens im Tempel zwischen König Johann und den Baronen. Diese verlangten, dass Johann die Rechte beibehielt, welche in der Krönungsurkunde seines Vorgängers Richard I. standen. William schwor im Auftrag des Königs, dass die Beschwerden der Barone im Sommer, nebst der Unterzeichnung der Magna Charta im Juni, angesprochen würden. William wurde später, während der Herrschaft von Johanns Sohn Heinrich III., welcher sich wünschte, in der Kirche begraben zu werden, sogar Regent.

The Chancel

In Folge des Wunsches von Heinrich III., in der Kirche begraben zu werden, wurde im frühen 13. Jahrhundert der Chor der originalen Kirche abgerissen und durch einen neuen, größeren Anbau ersetzt, The Chancel (Altarraum). Er wurde 1240 am Tag der Auffahrt gesegnet. Obwohl Heinrich später seinen Wunsch änderte und in der Westminster Abbey begraben werden wollte, wurde einer seiner Söhne, der bereits im Kindesalter starb, im Altarraum begraben.

Der Altarraum umfasst ein zentrales Schiff und zwei Seitenschiffe derselben Breite. Die Höhe des Gewölbes beträgt 11,048 Meter. Während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieges bekamen die schwarzen Purebeck-Marmorsäulen des Altarraums Risse. Obwohl sie weiterhin das Gewölbe stützten, wurden sie durch Nachbauten ersetzt. Die originalen Säulen hatten eine leichte Schräge nach außen, eine architektonische Eigenart, welche auch bei den Duplikaten beibehalten wurde.

Frühe Verwendung durch die Tempelritter

Der Orden war sehr mächtig während seiner Existenz. Der Meister des Tempels saß im Parlament als Primus Baro (der erste Baron des Königreichs). Der Komplex wurde regelmäßig als Residenz von Königen und Legaten des Papstes benutzt. Der Tempel diente auch als frühe Form einer Bank. Die Eigenständigkeit und der Reichtum des Ordens in ganz Europa wird von den meisten Historikern als Hauptgrund für dessen Fall angesehen.

Spätere Geschichte

Nach der Zerstörung und Beseitigung der Tempelritter 1307 übernahm Eduard II. die Kirche als königlichen Besitz. Später wurde sie dem Malteser-Orden übergeben, welcher den Tempel an zwei Anwaltsschulen vermietete. Diese suchten eine Unterkunft in London, um die königlichen Gerichte in Westminster zu besuchen. Die beiden Fachschulen, im Allgemeinen bekannt als die Gasthäuser des Gerichts und sonst als Innerer und Äußerer Tempel bezeichnet, teilten sich die Benutzung der Kirche. In einem weiteren Abkommen 1608 von James I. wurde den beiden Schulen gestattet, den Tempel bis in die Ewigkeit zu benutzen, was sie bis heute tun.

1540 wurde die Kirche erneut königlicher Besitz als Heinrich VIII. den Malteser-Orden in England verbot und deren Eigentum beschlagnahmen ließ. Heinrich VIII. unterstützte einen Priester für die Kirche, welcher den formalen Titel "Meister des Tempels" trug. In den Jahren nach 1580 wurde die Kirche Schauplatz der Schlacht von Pulpits, ein theologischer Konflikt zwischen Calvinisten und Anhängern der Kirche von England.

Die Kirche überstand den großen Brand von London 1666 unbeschädigt. Dennoch wurde sie von Christopher Wren umgebaut, welcher umfangreiche Modifikationen der Innenausstattung vornahm, inklusive den Einbau der ersten Orgel. Die Kirche wurde 1841 erneut renoviert, diesmal von Smirke and Burton, welche die Wände und die Decke in hochgotischem Stil dekorierten. Es war der Versuch, die Kirche zu ihrem ursprünglichen Aussehen zurück zu bringen.

Am 10. Mai 1941, während der Luftschlacht um England wurde das Dach der runden Kirche von einer deutschen Brandbombe getroffen. Das Feuer griff im Wind schnell zu den Kirchenschiffen und der Kapelle über. Die Orgel und die gesamte Holzausstattung der Kirche inklusive der viktorianischen Renovationen wurden zerstört. Während den Renovationen wurde entdeckt, dass die Änderungen von Wren im 17. Jahrhundert erhalten blieben und so originalgetreu ersetzt werden konnten. Die Arbeiten waren im November 1958 abgeschlossen.

Heutige Verwendung

Der Tempel wird weiterhin als Kirche benutzt, inklusive der heiligen Kommunion am Sonntagmorgen. Auch finden regelmäßig Auftritte von Chören und Orgelspiele statt.