Pelzinnenfutter (Artikel Gehpelz anpassen)
Als Pelzinnenfutter oder Pelzfutter wird die Ausfütterung textiler oder lederner Produkte mit Fell bezeichnet, in der Hauptsache sind dies Wintermäntel und -jacken. Als Futter bleibt der Pelz dabei verborgen, als Verbrämung am Rand oder am Kragen kann er jedoch sichtbar werden.
Neben den Bauern- und Hirtenmänteln aus Lammfell oder Ziegenfell war Innenfutter, zusammen mit dem Besetzen (Fellkragen und ‑verbrämungen), vom frühen Mittelalter bis zum Aufkommen der modernen Pelzmode die nahezu ausschließliche Verwendung von Pelzfellen. Einen kurzfristigen Modewandel mit einer wechselnden Bevorzugung bestimmter Pelzarten gab es ebenfalls erst, als im 19. Jahrhundert begonnen wurde, den Pelz als Pelzmantel oder Pelzjacke mit dem Haar nach außen zu tragen.[1]
- Für die Ausfütterung von Pelzen mit Stofffutter siehe → Pelzseide.
Allgemein
Pelzfutter können fest eingearbeitet sein, mit Knöpfen oder Druckknöpfen ausknöpfbar oder durch einen Reißverschluss oder Klettband ausreißbar, so dass das Stoffteil auch noch bei wärmerem Wetter getragen werden kann. Gleichzeitig ermöglicht dies das getrennte Reinigen von Pelz und Stoff. Da das Pelzfutter häufig langlebiger ist als die ihn umgebende Textilie, kann der Überzug gegebenenfalls ersetzt werden, modernisiert und entsprechend den neuen Ansprüchen des Trägers an Stoffart und Farbe.
Eine Variante der fellgefütterten Kleidung ist der Wendepelz, eine Seite ein auch nach außen tragbarer Stoff, die andere Seite Fell. Ganz gelegentlich werden als modische Highlights auch Wendejacken oder -mäntel hergestellt, die anstelle Stoff, auf der Gegenseite eine kontrastierende zweite Fellart aufweisen. Die Schauspielerin Romy Schneider (1938-1982) besaß einen solchen Mantel, eine Seite aus cognacfarbenem Lakoda-Seal, die andere aus Wildnerz.[2]
Pelzfutter sind entweder aus ganzen Fellen gearbeitet, wie Bisam, Nutria, Lamm, Feh oder Hamster, oder aber sie bestehen aus Fellteilen, den Pelzstücken genannten „Abfällen“ der Fellverarbeitung, wie Pfoten, Köpfen, Seiten oder sonstigen Fellteilen. Teils auch kleinste Fellreste finden noch eine Verwertung, zumeist für Pelzfutter. Das Zentrum der europäischen Pelzstückenverarbeitung befindet sich in und um die griechische Stadt Kastoria und dem naheliegenden, kleineren Ort Siatista.
Besonders bezeichnet wurden in der Vergangenheit:
- Der Kürsen oder Kursen, im Mittelhochdeutschen der Name für einen Pelzrock. Auch Kursit (mhd. kursît, Kursat) war gebräuchlich und bezeichnete sowohl den Pelzoberrock als auch den über der Rüstung getragenen Waffenrock, sofern er mit Pelz gefüttert war.[3]
- Die Pelisse, im Spätmittelalter ein von Männern und Frauen getragenes pelzverbrämtes oder zusätzlich pelzgefüttertes Ober- oder Übergewand. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts ein weiter, capeartiger Mantel oder Umhang aus Satin oder Samt, etwa knielang und mit Armschlitzen versehen. Auch das über dem Dolman der Husarenuniform getragene kurze, pelzverbrämte Cape wird in Frankreich Pelisse genannt. In Österreich-Ungarn nannte man diesen Überwurf Mente, in Deutschland hieß er einfach Pelz.
- Der Gehpelz, auch Stadtpelz, ein eleganter Herrenwintermantel mit Pelzbesatz und Pelzfutter.
- Die Winter-Mozzetta, ein bis zu den Ellenbogen reichender, über dem Chorhemd getragener Schulterkragen, in der Regel für höhere Geistliche der katholischen Kirche, meist mit Hermelinfell gefüttert.
Ansonsten benutzte und verwendet man noch die üblichen Kostümbezeichnungen wie Rock, Kleid, Mantel usw. und fügte bei einer genaueren Beschreibung hinzu, ob sie mit Pelz gefüttert oder verbrämt sind.[3] Mit Pelz gefüttert werden bei Mänteln und Jacken meist nur der Rumpf, entweder zurückgesetzt bis zum Stoffinnenbeleg, oder aber als Verbrämung bis zur Vorderkante bei gleichzeitigem Besetzen des Kragens, die Ärmel erhalten in der Regel nur ein wärmehaltendes Zwischenfutter. Ärmellose Capes, Mützen, Handschuhe, Muffe, Schuhe, Fuß- und Schlafsäcke können ebenfalls mit Fell ausgefüttert werden, wobei hier fast immer eine Verbrämung den Pelz sichtbar werden lässt.
Die Herstellung der für die Pelzmäntel benötigten Stoffjacken und Mänteln unterlag bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts den Schneidern. Noch bis nach dem Mittelalter war es den Kürschnern untersagt, die in der Pelzbranche Hüllen genannten Stoffteile selbst herzustellen, genauso wie es den Schneidern verboten war, Pelzfutter zu arbeiten oder auch nur einzuarbeiten, Verstöße wurden unnachgiebig verfolgt. Nicht nur zwischen Kürschnern und Schneidern gab es Aueinandersetzungen. Im Jahr 1857 wurde im Braunschweigischen ausdrücklich festgelegt, dass die Kürschner neben den Schuhmachern berechtigt sind, pelzgefütterte Überziehstiefel anzufertigen und feilzuhalten.[4]
Der Sohn des italienischen Schneiders Balzani erinnert sich, wie ein „Elite-Paletot“ noch Mitte der 1930er Jahre entstand:
„Der Vater Giovanni war im Krieg Armeegefährte von Dominico Caraceni gewesen, einer der größten Vertreter der italienischen Herrenschneider. Es entstand eine Freundschaft, die nie unterbrochen wurde, auch dann nicht, als beide Besitzer der renommiertesten Kürschnerei und der berühmtesten Schneiderei von Rom geworden waren. Caraceni schickte also das eingepackte Modell für das Pelzfutter zu Balzini und dann begleitete er den Kunden persönlich zur Anprobe ins Atelier. Und mit beiden, mit Kürschner und Schneider zusammen, vollzog sich der dritte und letzte Akt der excellenten Anfertigung: die Hauptprobe, die Anheftung des Pelzfutters in den schon fertiggestellten Mantel.“
Pelzfutter in höfischer, städtischer und modischer Kleidung
Die Entwicklung der Pelzkleidung lässt sich zwar knapp so zusammenfassen: „Im Mittelalter fütterte der Kürschner, im Rokoko besetzte er und heute bekleidet der Kürschner“,[2] jedoch blieb das Einfüttern von Textilkleidung auch weiterhin ein wesentlicher, wenn auch auf Abbildungen seltener sichtbarer Teil der Kürschnerei.
Dass das Füttern, neben dem Zurichten (Gerben) der Felle einmal die wohl fast einzige Aufgabe des Kürschners war, lässt sich an alten, in manchen Ländern auch heute noch erhaltenen Berufsnamen, erkennen. Der deutsche Buntfütterer fütterte überwiegend die edlen Fellsorten ein, wie Feh (Buntwerk) und Hermelin. Der heutige französische „Fourreur“ und der englische Name „Furrier“ für den Pelzverarbeiter bedeuten ebenfalls „Fütterer“.[5]
Für das Mittelalter ist eine Abstufung der Art der pelzgefütterten Kleidung nach gesellschaftlichem Stand festzustellen. Die Landbevölkerung und die sich von der Jagd ernährenden nördlichen Völker trugen den Pelz nicht mit Stoff abgefüttert, sondern entweder mit der Lederseite nach außen, oder aber in extrem kalten Gegenden die Unterkleidung mit dem Haar nach innen und einem Außenpelz darüber. Die europäische und Teile der asiatischen Stadtbevölkerung besaßen bei entsprechendem Wohlstand pelzgefütterte, pelzverbrämte oder gleichzeitig pelzgefütterte und pelzverbrämte Tuchmäntel. Je höher der Stand und wohlhabender der Besitzer, desto aufwändiger war das Stoffteil und vor allem umso teurer der Pelz. Kaiser und Könige trugen zu ihrer Proklamation bevorzugt hermelingefütterte und -verbrämte Roben, auch beim oberen Adel gehörten Roben mit Pelz zur Ausstattung. In Luxus und Kleiderpracht standen die kirchlichen Würdenträger den Feudalherren nichts nach, sie zählten zu den Hauptkäufern von Pelzen. „Feinstes Pelzwerk mit Zobel-, Marder-, Hermelin-, Otter- und Biberfellen war ihnen gerade gut genug.“[6]
Nie wieder spielte die Kleidung eine so wichtige Rolle als Statussymbol wie im Mittelalter, Kleidung zeigte Rang, Reichtum, Autorität und Macht. Es wurde sehr viel mehr Geld dafür verwendet als in späterer Zeit, in der zunehmend andere Möglichkeiten der hervorhebenden Selbstdarstellung entstanden. Festgeschrieben wurde die Rangfolge zusätzlich durch diverse Kleiderordnungen, besonders auch für die Verwendung der einzelnen Pelzarten. Die heutigen Roben lassen sich in ihrer Ausführung fast sämtlich auf das Mittelalter zurückführen.[7] Der Pelz an Standeskleidung hat sich bis in die jüngste Zeit an verschiedenen Orten, neben den Krönungsmänteln, vor allem an Roben der Kleriker, Bürgermeister, Richter und Honoratioren der Universitäten erhalten, außer beim Klerus aber wohl nur als Besatz oder Verbrämung.
Mittelalter (etwa 6. bis 15. Jahrhundert)
Folgt man Christoph Weigels Werk „Abbildung der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände“, dann waren es die Kürschner in Rom zu Kaiser Neros Zeiten (37-68), die als erste „Kleider mit Peltzwerk“ fütterten.[8] Jedenfalls nahm dort das Bedürfnis, sich mit dem durch germanische und gallische Tracht inspirierten Pelzwerk zu schmücken in den nächsten beiden Jahrhunderten derartig zu, dass es Kaiser Flavius Honorius (384–423) veranlasste, das Tragen von Pelzwerk und von rötlichem germanischem Haar innerhalb der Stadt Rom zu verbieten.[6]
Die erste pelzgefütterte Kleidung des nördlicheren Europas besaß ebenfalls vor allem die Stadtbevölkerung, auf dem Land wurden vor allem Felle einheimischer Pelztiere, hauptsächlich ungefütterte Schaf-, auch Ziegenfellmäntel und -jacken getragen, wendbar, wahlweise mit dem Pelz oder dem Leder nach außen (sogenannte „Nacktpelze“).
Bis in das 9. Jahrhundert, dem Ende der Karolingerzeit, zählte Pelzbekleidung zu den vornehmsten Geschenken, die germanische Abgesandte fremden Fürsten und Würdenträgern überreichten. Zumindest die vornehmsten Frauen trugen einen wenigstens pelzverbrämten Mantel. In Beschreibungen wird immer die kostbare Pelzumrandung hervorgehoben, ob das Kleidungsstück vielleicht zusätzlich mit Pelz ausgefüttert war, bleibt häufig ungewiss, eventuell deshalb, weil als Innenfutter häufig gewöhnliches Lammfell verwendet wurde.[9] Der norwegische König Harald Hafagre (* ca. 852; † 933) und Erik Edmundson († 883) von Schweden schickten ihre Hofleute bis nach Nischni Nowgorod, dem jahrhundertelangen Umschlaglatz für russische Pelzfelle, um kostbares Pelzwerk zur Fütterung der Mäntel einzukaufen.[10]
Seit Anfang des 12. Jahrhunderts begannen die einzelnen Stände sich in der Tracht von einander stärker abzusondern, was auch in der Art der Kleidung seinen Ausdruck fand.[6] Eine bevorzugte Fellart vornehmer Stände war vor allem um das 13. und 14. Jahrhundert herum das Feh, der Pelz des russischen Eichhörnchens, das für nahezu alle pelzgefütterten Bekleidungsstücke Verwendung fand. Das graue Rückenfell wird noch heute gern für Verbrämungen verwendet, das weiße Bauchfell, das Buntwerk, mit seinen charakteristischen, vom Rückenfell verbliebenen Seiten, für Pelzinnenfutter. Feh wird fast immer nur in der Verbindung mit prächtigen und reichen Stoffen erwähnt, das Rückenfell beziehungsweise Grauwerk sogar gleichzeitig mit dem anderen, besonders kostbaren Pelz, dem weißen Winterfell des Hermelins. Beide Pelzarten waren bis in das späte Mittelalter hinein nur hohen Ständen erlaubt, in Italien beispielsweise neben dem Adel auch hohen Magistratspersonen, Richtern, Ärzten und deren Frauen. Auch in Deutschland werden im 14. und 15. Jahrhundert die Mitglieder des städtischen Magistrats den Adligen in der Kleidung gleichgestellt. Für Verbrämung und Innenfutter geschätzt waren außerdem Marderfelle, Biberfelle und Luchsfelle. Als am wertvollsten gilt bis heute das Zobelfell, das entsprechend den Kleiderordnungen den allerhöchsten Ständen vorbehalten blieb.
Im 15. Jahrhundert wurde die europäische Mode dunkler, steifer und formeller, es änderten sich auch die Vorlieben beim Pelz.[11] An erster Stelle standen jetzt anstelle Feh die Pelze aus der Familie der Marder, allen voran das Zobelfell und das Edelmarderfell sowie aus Südwesteuropa kommende schwarze Lammfelle („budge“)[11] (laut Veale, gemeint sind eventuell jedoch die turkmenischen Persianerfelle?[12]). Schwarzes Budge für das Futter eines Hausmantels aus schwarzem Damast kostete 1543/44 immerhin die beträchtliche Summe von 42 englischen Pfund.[11]
- Bereits im Jahrhundert davor wurden für einen Mantel von Johann II. von Frankreich (1319-1364) 670 Marderbauchfelle verbraucht. Einer seiner Söhne ließ 10.000 Felle kommen, um damit fünf Mäntel und fünf Frauenwämser ausfüttern zu lassen.[6]
- Ein mit feinen weißspitzigen Zobeln gefütterter Mantel, den Heinrich I. (1068-1135) erhielt, späterer König von England, kostete damals 100 englische Pfund.[7] Zum Vergleich: Für die Zeit etwa 300 Jahre danach wurde für einen normalen zobelgefütterten Mantel ein Preis von 13 Pfund errechnet (beim Fellpreis von 2 Shilling 2 pence).[11]
- Heinrich V. (1387-1422) erwarb zwischen den Jahren 1413 und 1418, neben 20.000 Marderfellen, zwei Zobelfutter und 113 Marderfutter,[11] offensichtlich nicht nur zum eigenen Gebrauch. Als Heinrich starb, hinterließ er 26 Mäntel, von denen bis auf sechs alle mit Pelz gefüttert waren, dazu noch 16 Pelzfutter und 55 weitere Pelze.[7]
- >>>>>>>>>>Veale S. 135 (um Übersetzung nachgefragt https://commons.wikimedia.org/wiki/User_talk:Laura1822) >>>>>>>>>>Eine englische Rittersgattin besaß 1433 drei mit Marder gefütterte Mäntel einen mit 360 Marderfellen gefütterten Mantel.[11]
- Die am englischen Hof vertretenen Arten von Pelzfuttern waren jedoch noch erheblich reichhaltiger. Schwarze und weiße Mäntel waren mit Hermelin gefüttert, gelber Samt mit Leopardenfell, rostbrauner Samt mit schwarzem Kaninchen und schwarzer Damast oder karminroter Stoff mit schwarzem Lamm oder Marder. Weniger häufige Fellarten wie Luchs, Nerz, Genette und Fuchs waren „die Höhepunkte der Saison“, in Überwürfen aus schwarzem Damast, Samt und karminroten golddurchwirkten Stoffen.[11]
Konrad von Würzburg (* zwischen 1220 und 1230; † 1287) beschrieb bereits eine kreative Fellverarbeitung, bei der die kostbaren weißen Hermeline und schwarzbraune Zobel für ein Innenfutter schachbrettartig zusammengesetzt wurden.[3] Weniger hochwertig waren Futter aus Fuchsfellen, Hirschfellen, Hasenfellen und Schaffellen.[3]
Oft befand sich zum Warmhalten zwischen dem Mantel und dem Leibrock ein ungegürteter Überwurf mit Kopfloch. Die Dame des Romanciers Ulrich von Liechtenstein (* um 1200-1275) trug eine solche Suckenie aus Scharlach mit Hermelin gefüttert.[13]
Renaissance (14. bis 15. Jahrhundert)
Die Außenseite der Pelzfutter veränderte sich jeweils entsprechend der Bekleidungsmode. Im 13. Jahrhundert war es vor allem ein lang herabfallender, ärmelloser Schnurmantel, im 14. Jahrhundert wurde er langsam ersetzt durch einen an den Seiten offenen Umhängemantel mit einem breitem Überfallkragen aus dem gleichen Pelz wie das Futter. Im Mittelalter und den anschließenden Jahrhunderten überwiegt das verbrämte und pelzgefütterte Gewand, reine Pelzbekleidung ist verhältnismäßig selten, im modischen Bild ist sie kaum zu finden. Vor allem war es ein ärmelloser Mantel, der mit Pelz verbrämt und gefüttert wurde, etwa ab dem 12. Jahrhundert wird ein Pelzfutter bisweilen sichtbar. Im 13. Jahrhundert war der Stoff überwiegend einfarbig, die früheren Verzierungen durch Stickereien, Perlen und Schmucksteinen fehlen, wenn der Mantel gefüttert oder besetzt ist. Aus dem frühen 14. Jahrhundert findet man auf Abbildungen eine modische Abwandlungen, den Gugel, eine Kragenkapuze, bei der das Pelzfutter zur Geltung kommt (z. B. im Codex Manesse).[14]
Zu keiner Zeit fehlte der Pelz in der klerikalen Tracht. Mittelalterliche Verordnungen bestimmten, dass zum Beispiel der niedrigen Geistlichkeit, wie den Bauern, nur der Gebrauch von Schafpelzen (pellicae) gestattet war. Außer dem Pelzrock benutzten die Ordensgeistlichen im Winter bisweilen auch ihre pelzgefütterte Kapuze, einen ärmellosen Mantel mit angeschnittener Kopfbedeckung. Bei den Geistlichen Ordensfrauen ist es insbesondere die Kappe (lat. cappa), ein langer, ärmelloser, mit Pelz gefütterter Mantel. Gleich der männlichen Tracht trugen die Laienschwestern des englischen Ordens des hl. Gilbert einen mit weißem Schaffell gefütterten Mantel, der im Unterschied zum Chorherrenmantel nicht weiß, sondern schwarz war. Dazu gehörte gemäß der Ordensregel ein schwarzer, mit weißem Schaffell ausgefütterten Weihel (ein kapuzenartiger Kopfschleier). Auch Hermelin wurde häufig als Futter verwendet, nicht nur bei geistlichen Frauen höheren Standes, wie bei vielen Kanonikerinnen mit Mänteln von gewöhnlich schleppender Länge, sondern vor allem auch bei französischen Nonnen. Die dortigen Karmeliterinnen trugen bei Festen einen weißen, mit Hermelin gefütterten Tuchmantel. Aber auch einfaches Kaninchenfell wurde als Mantelfutter genommen. Der weite, schwarze Mantel der adeligen Klosterfräulein in der Abtei Estrun bei Arras ist ganz mit weißen Kaninchenfellen ausgeschlagen.[15]
In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts verengte sich die Mode erheblich und der Pelz verlor an Bedeutung. In der männlichen Tracht behielten hauptsächlich die Mäntel ein Pelzfutter. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts kehrte die Mode zu weiten, stoffreichen Gewändern zurück. Der Mann trug den Tappert, ein Oberkleid von sowohl mantel- wie rockartigem Charakter, der wieder reichlich mit Pelz gefüttert und verbrämt war, was sehr zur dekorativen Wirkung des auch ansonsten oft wertvoll gearbeiteten Teils beitrug. Besonders elegante verbrämte Tapperte kennzeichneten die französisch-niederländische Tracht, die als burgundische Mode für Europa tonangebend wurde. In der französisch-niederländischen Variante fallen vor allem die weiten Ärmel auf. Zur höfischen französisch-niederländischen Tracht gehörte ein Frauenkleid, dass sich von dem männlichen, Houppelande genannten, kaum unterschied. In den sich weit öffnenden Ärmel, die bis auf die Erde hinabhingen, kam das Pelzfutter prächtig zur Geltung. In der italienischen Frauentracht finden sich ähnliche Kleider, bei denen, wie auch bei der Männerkleidung, sich die reich mit Pelz gefütterten Ärmel bereits an den Schultern öffneten.[14]
Barock, Rokoko, Empire, Biedermeier (Ende 15. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert)
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Mode erneut enger. Diesmal blieb das Interesse am Pelz jedoch erhalten, man ging lediglich etwas sparsamer damit um. Das änderte sich erneut, als in den beiden letzten Jahrzehnten die Schaube als männliches, bürgerliches Bekleidungsstück den Tappert ablöste, sie taucht jetzt aber auch in der Frauentracht auf. Richtig entfaltete sich die Schaube jedoch erst in der ersten Hälfte des folgenden, 16. Jahrhunderts. Jetzt war der Pelz nicht mehr nur ein schmaler Besatz, sondern ging in einen breiten, ausladenden Schulterkragen über, auch an den Ärmelschlitzen guckte der Pelz hervor. Oder aber die Vorderteile waren derart geschnitten, dass das prächtige Innenfutter sich breit auf den Mantel legte. Auch unter der meist farbenfrohen Schaube ist häufig ein schlichter Rock mit Pelzfutter zu sehen und einem umrandeten Pelzbesatz am Ausschnitt und am vorderen Schlitz. Dürer, Holbein der Jüngere und alle bedeutenden Porträtmaler bildeten ihre Auftraggeber bevorzugt in einer, deren Wohlstand signalisierenden, pelzgefütterten Schaube ab.[16] Kaum jemals wieder kam der Pelz „so dekorativ und würdeverleihend zur Geltung“ wie in dieser Zeit mit diesem Kleidungsstück.[3]
Der Preis einer pelzgefütterten Schaube schwankte. Michael Beheim vermerkte 1590 in seinem Haushaltsbuch „für ein schwartze schamlottene mederein schauben oder hasz socken mit einem mederein ladtz für 28 Gulden rein“. Lukas Reim schenkt 1518 seinem Bruder Dr. Gilg eine Marderschaube für 75 fl., während Anton Tucher 1507 für eine allerdings schon getragene schwarze Schaube mit Marderfellfutter 35 fl. bezahlt. Man versuchte die Anschaffungskosten meist dadurch geringer zu halten, indem man den beim Tragen nicht sichtbaren Teil des Futters aus einem deutlich billigeren Material arbeitete als den Besatz und die Verbrämung. In der Zimmerischen Chronik (1540/1558 bis 1566) heißt es, dass die Marder- und Zobelschauben meist nur mit Schaffell gefüttert waren.[16] Am englischen Hof fütterte man die Mäntel der Bediensteten mit den billigen grauen Kaninfellen, Heinrich VIII. (1491–1547) hatte in seinem rostbraunen Mantel ein Pelzfutter aus den selteneren Sorten, schwarze Kanin waren etwa zwölf mal teurer als graue.[11]
Die Schaube verkürzte sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert zur Harzkappe oder zum kurzen, um die Schultern gehängten spanischen Mäntelchen mit Pelzbesatz oder zumindest einer Pelzverbrämung. In der Tracht mancher deutscher Städte, zum Beispiel in Stettin oder in Schlesien, verlor der Mantel seinen kurzen modischen Schnitt und wurde zum halblangen, modischen Umhängemantel des Bürgertums, während er sich in mehr tradionsgebundeneren Orten, etwa den deutschen Reichsstädten, weiterhin behauptete. Hier finden sich mancherorts sogar regelrechte Pelzmäntel, mit dem Haar nach außen getragen.[16]
Mit dem 16. Jahrhundert endete die führende Rolle der männlichen Tracht für die Entwicklung der Mode, ab jetzt entfaltete sich eine eigene Damenmode. Auch die Pelzbesätze der Männerkleidung wurden weniger, im Gegensatz zu den auch im 18. Jahrhundert noch mit Pelz verbrämten Frauengarderoben. Insgesamt gesehen bestimmte der Pelz das Modebild kaum noch mit, bis vielleicht auf den in Mode kommenden Muff. Louis Gordon, ein französischer Arzt, schrieb um die Wende zum 17. Jahrhundert, überrascht von einem ihm fremdartig erscheinenden Brauch: „Ich habe von älteren Damen aus guter Familie gehört, die in dieser Zeit lebten, sie haben Leute gesehen, die in ihren bodenlangen Mänteln mit ihren Schleppen fast erstickten. Und darüberhinaus, ob Winter oder Sommer, war es Ehrensache, sie mit Hermelin oder Marder gefüttert zu tragen“.[11]
Ab den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts erfreute sich als Herrenmantel der Redingote modischer Beliebtheit. Er konnte mit Pelz gefüttert und verbrämt sein. Beliebt war eine Pelzverbrämung und ein wärmendes Pelzfutter beim Hausmantel, in dem man sich auch gern porträtieren ließ. Er war entweder dreiviertellang oder reichte als Schlafrock meist bis auf die Füße. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die vielfältigen Umhänge, Mäntel und Hüllen verschiedenster Art mit Pelz gefüttert oder verbrämt, nachdem man sich in der ersten Hälfte jenes Jahrhunderts sich oft mit einem gefütterten Manteau oder einem damals beliebten wärmenden Stepprock begnügt hatte.[17][18]
Seit dem 17. Jahrhundert hatte die Vielfalt der für modische Kleidung verarbeiteten Pelze erheblich zugenommen, insbesondere auch durch den Pelzhandel mit Nordamerika. Die erste Erwähnung des russischen Astrachan als Innenfutter (ein leichtes, gelocktes Lammfell, hier meint es den gelockten Persianer), war im Jahr 1764, als ein Earl of March auf „Meinen schwarzen Seidenmantel, gefüttert mit Astrachan“ verwies.[7]
Johann Georg Krünitz nannte um 1775 folgende Fellarten:
- Zobel, hauptsächlich zur Ausstaffierung von Mützen
- Marder und Iltis für Mannsmuffen, zu Mützen und Kleiderbesatz
- Hermelin für Pelzfutter für Frauen vom Stande, außerdem für Schärpen, Müffe, Mützen und Verbrämungen
- Lammfelle, die manchmal auch als Hermelinersatz herhalten mussten
- Kaninchen, die zu Frauenzimmerpelzen sehr beliebt waren ebenfalls gern zu Hermelin veredelt
- Hamster, der für den späteren Gehpelz typische Futterpelz fand Erwähnung
- Grauwerk, die Fehrücken, wurden für Mannspelze verwendet
- Nerze für Ausschläge der Frauenzimmer-Pelze und für Mützen
- Genetten-Katzen, ebenfalls für Ausschläge, gelegentlich auch für Innenfutter
- Fischotter-, Murmel- und Seehundfelle jedoch nur für Mützenverbrämungen, nur Fischotter auch für Manns-Müffen
- Fuchsfelle, Wolfsfelle und Bärenhäute ergaben ein gutes Unterfutter von Manns-Kleidern, ebenso Luchs-, Katzen- Hasenfelle sowie die Felle der Hasel- oder Zieselmäuse und des weißen Winterwiesels
- Tiger-, Panther- und Vielfraßfelle wurden zu Muffen verarbeitet
- Inländische Schaf- und Hammelfelle wurden als gutes Futter für Handschuhe und Mützen angesehen, außerdem wurden ausländische Lammfelle genutzt
Das erst im 18. Jahrhundert in Europa bekannt gewordenen Chinchillas erwähnte Krünitz nicht, jedoch wies er daraufhin, dass die von ihm angeführte Liste der verwendeten Pelzarten keineswegs vollständig ist.[17]
Einer der berühmtesten Pelze des 18. Jahrhunderts war der Zobelumhang von Voltaire. Als Voltaire im Jahr 1778 im Alter von 84 Jahren nach 30 Jahren Exil nach Paris zurückkam, wurde er von der Académie française am 10. März mit einem Festakt begrüßt und zu ihrem Präsidenten gewählt. Sein Auftritt wurde so beschrieben: „Seine grau gepuderte Perücke war von der Art, die vor vierzig Jahren in Mode war. Darauf eine quadratische Kappe, während er über seinem Mantel und der Hose einen hermelingefütterten roten Mantel trug, und darüber diesen Katharina-der-Großen-Zobelumhang“.[7]
Gründerzeit (seit Mitte 19. Jahrhundert) bis heute
Während im 17. Jahrhundert das Pelzfutter auch in der praktischen winterlichen Bekleidung noch eine Notwendigkeit war, wandelte sich mit der industriellen Revolution die Mode. Für den Pelz bedeutete das unter anderem, die Wohnungen wurden durch andere Bauweisen, neuartiges Fensterglas und Fenster sowie bessere Öfen wärmer, den pelzgefütterten Hausmantel benötigte man eigentlich kaum mehr. Die Damenmode wurde jedoch anliegender und die Kleiderstoffe dünner und feiner und eine wärmere Oberbekleidung wurde eine Notwendigkeit.[7][11]
Insgesamt gesehen war das 19. Jahrhundert sehr pelzfreudig, in der Herrenkleidung jedoch etwas zurückhaltend. Das wichtigste mit Pelz gefütterte Kleidungsstück war seit den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts der allgemein als Redingote bezeichnete Mantel, ein langer Leibrock, tailliert mit eingesetzten Schößen und Aufschlägen. Das Pelzfutter setzte sich als Kragen und Manschetten fort, falls der Pelz nicht nur ein verbrämender Randbesatz war. Der in den 1830er Jahre erscheinende Havelock, ein Mantel mit halblanger Pelerine, wurde im Winter ebenfalls mit Pelzfutter, Pelzkragen und Pelzmanschetten an den Ärmeln getragen. Er stellte zu seiner Zeit den Höhepunkt an Eleganz dar und wurde nach und nach zur Winterkleidung würdiger Herren vornehmlich gesetzten Alters.[18] Die ansonsten sehr zurückhaltende englische Herrenmantelmode gab in ihrer Zeit den Trend vor und blieb bestimmend für künftige Zeiten.
Die Pelze der Stadtbevölkerung Russlands unterschied sich von der bäuerlichen zwar nicht im Schnitt, sie hatte jedoch einen Überzug aus Tuch, wobei das sorgfältiger ausgearbeitete Pelzfutter üblicherweise als Randverbrämung sichtbar war. Je einflussreicher und vermögender ihr Träger war, desto feiner wurde das Tuch und umso edler wurde das Pelzwerk, mit dem der Herrenpelz ausgefüttert oder verbrämt war. Auch der russische Soldatenrock war im 18. Jahrhundert mit Pelz gefüttert.[19]
Im Jahr 1842 begann in London mit einem Sealjacket, bei dem das Haar nach außen getragen wurde, die moderne Damenpelzmode. Populär wurde sie, nachdem Königin Alexandra bei ihrer Ankunft in London zur Heirat mit dem Prinzen von Wales (1863) eine schwarze Sealjacke trug. Die Neuerung kam in einer dafür aufgeschlossenen Zeit, als Pelz bei allen weiblichen Kleidungsstücken, bei Kragen, Umhängen, Verbrämungen und den aus Muff, Schal und Mütze bestehenden Garnituren, eingesetzt wurde. Auch pelzgefütterte oder umrandete Überkleider, den Mänteln, Jacken und Umhängen, gab es in mannigfaltiger Art. Die wesentlichsten Formen waren die Redingoten, Douilletten, Envelopen und ähnlich genannte Überröcke, die oftmals Kleid und Mantel zugleich waren. Wärmendes Futter oder Verbrämung waren gerade bei Ihnen „sehr erwünscht, da sie unbedingt notwendige Ergänzung sind zu den aus sehr dünnen Soffen beliebten Chemisenkleidern der Jahrhundertwende“.[18] Der großen Umfang und die Bedeutung des Pelzes in der damaligen Mode wurden 1851 auf der Londoner Industrieausstellung, der Great Exhibition, ausgestellt. Die Vielfalt der aus Amerika kommenden Felle demonstrierte die Hudson's Bay Company. Rotfüchse und Kreuzfüchse wurden hauptsächlich nach Russland und China für Innenfutter und Verbrämungen exportiert. Nerzfell findet erstmals Erwähnung, als „hauptsächlich von Damen gemocht“. Luchsfelle wurden ebenfalls für Futter verwendet, andere Fellarten wurden in verschiedenen europäischen Gegenden für regionale Trachten benötigt. Ein anderer Aussteller empfiehlt Waschbär zum Ausfüttern von Mänteln und der Schuba, eine ungarische Trachtenjacke, exklusiv für Männer, in Russland und ganz Deutschland, aber auch Luchs, Nerz und Graufuchs. [7]
Weniger auffällig war der Herrengehpelz, der seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Winter-Herrenmode immer mehr dominierte und in seiner Art, ohne die Bezeichnung Gehpelz, bis heute erhalten blieb. Je nach allgemeiner Mode war er länger oder kürzer, die Stofffarben waren meist zurückhaltend. Bei wintersportlicher Betätigung trug der Herr wohl auch schon mal eine pelzgefütterte Jacke mit Fellkragen und -manschetten, auch pelzgefütterte Handschuhe waren in Gebrauch. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb auch noch ein ärmelloser Mantel beliebt, bei dem der Pelzbesatz sich meist noch unterhalb des Pelzkragens in den Mantelrändern fortsetzte. 1810 bis in die 1860er Jahre bildeten ihn die Modezeitschriften als für die Zeit charakteristisches Kleidungsstück in beliebiger Länge und ganz mit Pelz umrandet und einem kleinen Pelzkragen ab.[18]
In diese Zeit fällt auch die Erfindung der Pelznähmaschine, die eine wesentlich preisgünstigere Verarbeitung ermöglichte. Dies wirkte sich auch auf die Pelzfutter aus, die oft aus kleinen Fellen arbeitsaufwändig zusammengenäht waren. Lebhaft gemusterte Hamster-, Susliki- und Burundukfelle oder einfarbige Maulwurffelle ergaben leichte Futtermaterialien. Aus Pelzabfällen werden besonders preiswerte Futter gearbeitet, in der griechischen Pelznäherstadt griechischen Kastoria und Umgebung sowie im nördlichen China bis weit in das 20. Jahrhundert hinein jedoch oft noch mit der Hand genäht, beides Gegenden, aus denen noch heute die für die Weiterverarbeitung vorkonfektionierten Pelzfutter kommen.
Für die Schlittenfahrten in entsprechenden Gegenden gab es schon länger ganz besonders warm gefütterte, lange Mäntel, ebenso gab es den sogenannten Kutscherpelz. Diese war für den Diener oftmals als Livree gestaltet, zweireihig mit Metallknöpfen und Ärmelaufschlägen aus Fell. Füße und Beine der Passagiere wurden durch hohe, pelzgefütterte Fußsäcke warmgehalten.[20] Da die ersten Motorfahrzeuge noch unbeheizt und offen waren, benötigte der Fahrer oder die damals noch seltene Fahrerin jetzt einen ebenfalls ein besonders gut wärmendes Kleidungsstück, den Automobilistenmantel. Unter der Bezeichnung wurde allerdings ein mit dem Haar nach außen zu tragender Pelz verstanden, meist langhaarig mit recht martialischem Aussehen. Die Automäntel der Damen dagegen waren aus Stoff, pelzgefüttert und besetzt.[7]
In den 1920er Jahren wurden auch die ersten Lederjacken und -mäntel mit Pelz ausgefüttert, damals insbesondere zur Nutzung als Autofahrerpelz. Ein Jahrzehnt später wurde die Herrenmode eleganter und der Pelz wurde weitgehend innen versteckt. Anstelle auffälliger Felle wurden eher die kurzhaarigen Sorten verwendet und der Luxus nach innen versteckt.[20] In den 1930er Jahren war der Umsatz an Pelzfuttern jedoch erheblich zurückgegangen und auch pelzgefütterte Damenmäntel waren vom Pelzmantel fast ganz verdrängt worden.[21] Kürschnerei und Schneiderei vermischten sich zu der Zeit stark, es wurde wieder viel besetzt und verbrämt. Maggy Rouff fütterte Reisemäntel mit Leopardfell aus, wobei der Pelz jedoch in den großen Musketier-Manschetten gut sichtbar blieb, die mit einem sehr kleinen Kragen kontrastierten.[22]
Im Februar 1947 kreierte Christian Dior New Look mit einer, während die Kriegszeit verschwundenen, wieder eleganten Modelinie für die Dame. Etwa gleichzeitig begann „das Zeitalter des Nerzpelzes“,[7] nur in Deutschland noch einige Jahrzehnte etwas verdrängt durch den südwestafrikanischen Persianerpelz (Swakara). In den 1950ern zeigte Dior einen mit Nerz gefütterten Regenmantel. Etwa Mitte der 1990er Jahre wurden Karl Lagerfeld zwei vom Wert her noch gegensätzlichere Materialien zusammengeführt, Zobel und ein bereits etwas abgetragen aussehender Jeansstoff.[23] Die kurzen Jäckchen wurden schnell auch in Nerz oder mit dem billigeren, weniger provokanten Kaninfell kopiert, teils pelzgefüttert, meist jedoch nur pelzverbrämt. In den 1960er Jahren verbreitete sich die Pelzmode weltweit und erfasste auch die jüngeren Generationen,[24] preiswertere Pelze und steigende Einkommen machten ihn insbesondere in Deutschland für fast jedermann erschwinglich.
Etwa seit Ende der 1980er Jahre verlor der Pelz in der Mode zunehmend an Bedeutung. Eine Reihe von ungewöhnlich warmen Wintern, begleitet von Antipelzkampagnen, verleidete der mitteleuropäischen Bevölkerung nach und nach den Pelzkauf. Die vorhandenen Pelze ließ man bevorzugt zu Innenfuttern umgestalten. Die verkauften Innenfutter wurden der Klimaveränderung entsprechend leichter, Samtwiesel und Samtnerz, Fehwamme, Bisam, Nutria und die leichteren Sorten der Pelzstücken sind seitdem bevorzugte Materialien für Innenfutter. Seit Ende Anfang des 20. Jahrtausends wird wieder vermehrt verbrämt, vor allem an Kapuzen, hauptsächlich mit Fuchs und Waschbär.
Pelzfutter lokaler Tracht und in nichtindustrialisierten Kulturen
Die europäische Landbevölkerung bediente sich für ihre Pelzbekleidung fast ausschließlich regional vorhandener Pelzarten. Sie trug in der Regel Lammpelze, die vor allem in Ungarn, Rumänien und anderen östlichen Ländern auf der Außenseite oft mit Borten, Tressen und sehr kunstvollen Stickereien geschmückt waren. Auch die Jacken der Bauern, die sie zuhause bei der Arbeit trugen und auch unter dem Mantel nicht auszogen, wie auch die festtägliche, war mit Pelz gefüttert. Auch die Frauen trugen mit Pelz gefütterte Überkleidung, die oft noch reichlicher verbrämt war und häufig Pelzaufschläge und -taschen aufwies. Schwedische, russische oder polnische Bauern bevorzugten den Schafspelz dagegen meist ohne Stoffbezug, mit der Lederseite nach außen. In den meisten europäischen Volkstrachten trugen die Frauen in vielfältiger Form eine kurze Miederjacke, die im Winter mit Pelz gefüttert und verbrämt war. Ihre modische Form entstand im 17. und 18. Jahrhundert.[19]
Im Laufe des 19. Jahrhunderts verschoben sich die Unterschiede zwischen Tracht und modischer Bekleidung zugunsten der Mode, insbesondere in den Städten, wobei der Bauernpelz weiterhin in Gebrauch blieb. In den nicht ganz östlichen Gebieten, wie in Polen, überwog bei der Landbevölkerung der mit Pelz gefütterte, halblange oder lange Tuchmantel. Auch im übrigen Mittel- und Westeuropa gab es landschaftliche charakteristische Unterschiedlichkeiten in Schnitt und Farbe sowie in den schmückenden Zutaten, den Aufschlägen, Borten, Tressen.[19]
Bis in das 18. Jahrhundert hinein war die Amtskleidung der bürgerlichen Stände die Schaube, bezeichnenderweise auch Ehrrock genannt, nachdem die talarartigen Gewänder der Beamten verschwunden waren, in der Mode gab es sie schon lange nicht mehr. Sie war gewöhnlich mit einem braunen Pelz ausgeschlagen. Die sächsische Polizeiordnung von 1612 bestimmte, dass nur „Schösser, Bürgermeister und die denen gleich zu rechnen“ Baum- und Steinmarder verwenden dürfen, die übrigen Ratspersonen aber außer zum Besatz der Mützen sich mit Wolf und Fuchs begnügen sollen. Die sächsische Kleiderordnung von 1750 gesteht den Bürgermeistern und Ratspersonen sowie „graduierten Personen und Professoren der Universität“ bereits schwarze Füchse, Zobel und dergleichen zu.[15]
Im hohen Norden waren Pelzfutter schon immer eine der Grundlagen der bis dorthin vorgedrungenen Menschen, um bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt, oft über Monate hinweg, überhaupt überleben zu können. Weite Pelzkleidung, gegebenenfalls mit dem Haar nach innen und mit einer zweiten Schicht mit dem Haar nach außen, sorgten für die Speicherung der Körperwärme.[19]
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Pelzfutter im Herrscherornat
Auch Standes-, Amts- und Würdetrachten sind einmal aus der Modetracht hervorgegangen und dann zu festen Formen erstarrt oder typisiert, in denen sie einen nur begrenzten Modewandel mitmachen. Ihrem überindividuellen, Amt, Stand oder Würde versinbildlichenden Charakter entsprechend wurden Beschaffenheit, Zusammenstellung und Zuschnitt im Laufe der Zeit genau festgelegt. Dies betraf auch den Pelz, der jeweils verwendet wurde.[15]
Das aufwändigste der pelzgefütterte Kleidungsstücke ist der Fürstenmantel, in der sich der Herrscher am Tag seiner Inthronisation zeigt und sich auch für die Nachwelt abbilden lässt. Er besteht aus purpurrotem Samt oder aus Seide und ist mit Hermelin gefüttert und verbrämt, dem Symbol der unbefleckten Reinheit. Der Fürstenmantel ist aus allgemeingebräuchlichen mittelalterlichen Mantelformen hervorgegangen und hat sich im Laufe der Zeit zu dem gewaltigen, nur zu festlichen Anlässen tragbaren pompösen Mantel entwickelt, dessen Schleppe von mehreren Personen getragen werden muss. Seit der 2. Hälfte des 12. Jahrtausends bevorzugte die Mode Pelzfutter und -besatz, und Hermelin wurde allmählich zum Pelz fürstlicher Personen. Der im 14. Jahrhundert aufgekommene, bis zu den Schultern reichende Hermelinkragen an dem langen, auf der rechten Schulter geknöpften Mantel blieb bezeichnend für den Fürstenmantel, nachdem er im 15. Jahrhundert aus der Mode verschwunden war. Auch ansonsten blieb der Fürstenmantel vom Modewandel weitgehend unberührt, sondern man griff eher auf ältere Formen zurück. Die Entwicklung war nicht regional begrenzt, sondern in allen europäischen Herrscherhäusern etwa gleich. Unterschiede finden sich in der Steigerung ins Feierlich-Repräsentative, zum Beispiel bei deutschen Fürstenmänteln. Die Gemahlin des regierenden Herrschers zeigte sich beim Krönungsakt und bei anderen repräsentativen Gelegenheiten in einem fürstlichen Frauenmantel, meist ohne den großen Hermelinkragen. Auch bei den Trachten der Ritterorden finden sich viele Beispiele für Pelzfutter und -verbrämungen, bevorzugt aus Hermelin. Die Ritterinnen des hl. Georg in der Abtei Nivelles im belgischen Brabant trugen über ihrem am unteren Saum mit Grauwerk verbrämten weißen Kleid „einen langschleppenden, mit Hermelin gefütterten, schwarzen Samtmantel“.[15]
Ähnlich aufwändig waren die Ornate der Dogen von Venedig und von Genua, die eine gewisse Ähnlichkeit mit der Gewandung der höchsten kirchlichen Würdenträger aufwiesen. Wie bei der klerikalen Mozzetta unterschied man auch hier zwischen einer Sommer- und einer Wintertracht.[15] Des öfteren waren Ornate nicht nur mit Hermelin gefüttert, sondern besonders auffällig mit der langhaarigen Luchswamme verbrämt, dem weißen, meist schwarz gesprenkelten Bauch des Luchsfells. Die Mozzetta ist ein bis zu den Ellenbogen reichender, über dem Chorhemd getragener Schulterkragen in der Regel für höhere Geistliche der katholischen Kirche. Auch die päpstliche Oster- und die Wintermozetta sind mit Hermelin besetzt.[5] Die rotsamtene Wintermozzetta, mit Hermelin gefüttert und verbrämt, wurde zuletzt noch bei Papst Benedikt XVI., bürgerlich Joseph Aloisius Ratzinger, gesehen, ebenfalls die dazu passende pelzgefütterte Mütze Camauro.
Pelzfutter in der militärischen Uniform
Mit dem Aufkommen der Schusswaffen verloren die Soldatenrüstungen ihre Bedeutung und stattdessen „stolziert der Soldat in einer ins Martialische gesteigerten Kleidung einher“. Erst etwa zu der Zeit des Dreißigjährigen Krieges trugen Offiziere dann wohl den Hongroline genannten, pelzverbrämten Überrock mit Verbrämung, der Name weist auf die ungarische Herkunft des Kleidungsstückes mit der charakteristischen Posamentenverschnürung hin. Die in den europäischen Armeen nach dem ungarischen Vorbild aufgestellten Husarenregimenter übernahmen diese ungarische Tracht, vor allem über den Dolman, eine kurze Ärmeljacke mit reicher Verschnürung und Verbrämung, meist mit einfachem Lammfell, aber auch mit dem wertvolleren Persianer-Lammfell, verbrämt und ausgefüttert. Die Fellfarbe war hauptsächlich weiß oder grau, oder sie hatte die schwarze Farbe des Persianers, meist zusätzlich nachgetönt.[25]
Insbesondere den Offizieren stand es jederzeit frei, sich ihren Mantel mit Pelz füttern zu lassen, sofern die Wintermontur der Waffengattungen nicht überhaupt schon pelzgefütterte Mäntel aufwies. In Russland trugen hohe Offiziere sogar mit Zobelfell verbrämte Mäntel. Anstelle von Pelzfuttern wurden auch Pelzwesten unter der Oberbekleidung getragen, insbesondere bei der Luftwaffe.[25]
In Kriegszeiten wurde das Pelzfutter auch für den einfachen Soldaten eine Notwendigkeit, ohne seine repräsentative Funktion, die es zusammen mit den Verbrämungen in den oberen Dienstgraden hatte. Für Piloten wurden sogar ein kompletter Anzug aus Pelz vorgeschlagen, ein Overall, den man unter der Kleidung trug. In England gab es den nach dem Piloten Sidney Cotton benannten Sidcot suit, der 1917 in den zivilen Gebrauch kam und mit einigen Veränderungen zwanzig Jahre lang sich einiger Beliebtheit erfreute. Der Sidcot ist ein dreischichtiger Anzug aus wasserdichter Seide mit Innenfutter, Kragen und Manschetten aus Pelz, die Außenhülle aus Burberry.[7] Gleich den zivilen Reisesäcken mit Pelzfutter gab es Feldsäcke für die Soldaten.[20]
Bevorzugte Fellarten
Vermutlich jede dem Pelzhandel zugeführte Fellart hat auch einmal als Innenfutter Verwendung gefunden. Doch lassen sich bestimmte, bevorzugte Fellarten ausmachen. Je nach landschaftlichem Kältegrad werden mehr oder weniger wärmende, das heißt in der Regel, lang- oder kurzhaarigere Sorten, eingefüttert. Ist der Oberstoff oder zu fütternde Ledermantel kräftig und schwer, soll das Pelzfutter meist besonders leicht sein. Für das mitteleuropäische Klima werden heute ohnehin leichtere Fellarten, das heißt tendenziell Felle kleinerer Pelztiere, bevorzugt. Preiswerte Fellarten finden naturgemäß häufigere Anwendung als teure, insbesondere Futter aus den Resten der Fellverarbeitung sind eine sehr gute und von der Haltbarkeit her dankbare Alternative.
Sämtliche der üblicherweise zum Füttern verwendeten Fellarten werden, von meist in bestimmten Zentren angesiedelten, Handwerksbetrieben zu Tafeln als Pelzhalbfabrikate vorkonfektioniert. Sie werden ebenfalls unter der Bezeichnung Pelzfutter im Rauchwarengroßhandel vertrieben.
Sehr viele Innenfutter werden vom Kürschner im Kundenauftrag aus getragenen Pelzen gearbeitet. Ist das Fell eines Pelzes durch Alter und Tragen berieben und auch sonst nicht mehr so ansehnlich wie der Neupelz, eignet es sich meist noch sehr gut als Futtermaterial. Durch das Einfüttern in modische Popeline-, Microfaser- oder Seidenmäntel entstehen Innenpelze aus „edlen“ Fellarten, die man sonst aus Preisgründen wohl nicht hierfür verwendet hätte.
Nerz
Nerzfell ist derzeit das am häufigsten verwendete Material in der Pelzbekleidung. Es steht an der Spitze der Haltbarkeitsskala und ist in sehr vielen Naturfarben verfügbar und kann darüberhinaus in jede Modefarbe gefärbt werden. Es kommt zu fast hundert Prozent aus der Zucht und ist in vom Markt regulierter Menge vorhanden. Für sehr hochwertige, meist elegante Mäntel, wird es als Futter verwendet. Sehr viel häufiger sind Futter aus den preisgünstigeren Nerzpfoten, Nerznourkulemi (hinteres Bauchteil) und Nerzthiliki (Brustteil hinter den Vorderpfoten, besonders leicht).
Zobel
Futter aus Zobelfell sind der Inbegriff des Luxus. Wie beim Nerz sind Fütterungen aus den Abfällen der Mantel-, Jacken- oder Besatzverabeitung sehr viel häufiger. Die Handelsbezeichnungen sind ebenfalls die gleichen wie beim Nerzfell. Mit der Verbindung mit einem Besatz oder einer Verbrämung aus Zobelfell ergibt das die gleiche Optik wie ein mit Zobel ausgefüttertes und besetztes Stoffteil, bei sehr viel niedrigerem Preis.
Hermelin und Wiesel
Hermelinfell, in seiner reinweißen Art noch immer auch der Pelz der Könige, hat heute nicht mehr die Bedeutung in der Pelzmode, die es jahrhundertelang bis Anfang des 20. Jahrhunderts noch besaß. Für Futterzwecke werden bevorzugt die nicht ganz weißen, die mehr oder weniger stark rötlich angefärbten, jahreszeitlichen Übergangsfelle verwendet. Vor allem werden die Felle gefärbt, die zusammengesetzt kein attraktives Muster ergeben, wegen des Farbausgleichs meist in sehr dunkle Farben, wie dunkelbraun, vor allem schwarz. In geringerer Menge fallen auch rötlichbraune Sommerfelle an, die ebenfalls für Pelzfutter Verwendung finden.
Die bis auf die fehlende Schwanzspitze und die geringere Fellgröße dem Sommerhermelin gleichenden Wieselfelle kommen heute aus Asien. Meist wird das Oberhaar ausgegerupft und das Fell gefärbt, so veredelt sind sie als „Samtwiesel“ im Handel.
Kanin
Das Kaninchenfell steht seit jeher symbolhaft für den billigen Pelz. Aus der Natur entnommen, ist es dank der massenhaften Vermehrung, des fast weltweiten Vorkommens und der, da meist als Störenfried empfundenen Nachstellung, auch reichlich vorhanden. Leider haben die Felle des Wildkaninchens den Nachteil, dass sie beim Tragen zum Haaren neigen, was bei einem Innenfutter besonders misslich ist. Sie haben damit die Felle der Hauskaninchen mit in Verruf gebracht, die insbesondere wenn sie geschoren sind, gute Trageeigenschaften haben und ein sehr dankbares und warmes Futter ergeben. Zudem werden sie in vielen, sehr attraktiven Farben gezüchtet und lassen sich auf jeden Farbton einfärben. Insbesondere die Felle der Rexkaninchen ergeben ein sehr attraktives Besatzmaterial. Nachdem mit zunehmendem Wohlstand die private Kaninchenzucht in Europa sehr zurückgegangen ist, hat ein schönes Kaninfell durchaus den Preis eines niedrigpreisigen Nerzfells.
Bisam
Bisamfell, insbesondere das Bauchfell, die Bisamwamme, ist ein ideales Material für Futterzwecke. Das Fell des Deich- und Uferschädlings hat eine hervorragende Haltbarkeit, ist recht leicht und fällt durch die staatlich verordnete Bejagung der Bisamratte ohnehin an. Meist wird es jedoch nicht der Nutzung zugeführt, in den Niederlanden wird der dort beträchtliche Anfall wohl durch behördliche Anordnung weitgehend komplett vernichtet. Geschoren, meist auch gefärbt, ist das Fell als „Samtbisam“ im Handel.
Hamster
Das Hamsterfell ist das klassische Futtermaterial für einen Herrenmantel. Es ist ganz besonders leicht, es gilt als das am lebhaftesten gezeichnete Pelztier Europas, das wertige Pelzfutter ist damit hinreichend auffällig und wirkt trotzdem recht konservativ. In den meisten Ländern steht der Hamster allerdings inzwischen unter Naturschutz. Früher als Landwirtschaftsschädling stark verfolgt, hat ihm die moderne Landwirtschaft inzwischen seinen Lebensraum fast ganz genommen. Das Zentrum der deutschen Hamsterfellverarbeitung war bis in die DDR-Zeit in der Harzgegend.
Feh
Fehfell, ehemals der Pelz gehobener Stände, ergibt einen noch auffälligeren Futterpelz als das des Hamsters. Während das Rückenfell des russischen Eichhörnchens zurückhaltend grau und voll im Haar ist, ist seine Bauchseite flach und weiß. An der für Futterzwecke genutzten Fehwamme wird beim Teilen der Felle immer ein Stück dunkle Fellseite belassen, was ein sehr charakteristisches Muster ergibt, das als „heraldisches Feh“ in seinen verschiedenen Zusammensetzungen auch in die Wappengestaltung Eingang gefunden hat.
Für gleichzeitigen Besatz und Verbrämung bietet es sich an, das Fehrückenfell zu verwenden.
Burunduki, Susliki, Viscacha
Burundukifelle, Suslikifelle und Viscachafelle, überhaupt alle Felle sehr kleiner Tiere, stammen aus der Bejagung von landwirtschaftlichen Störenfrieden, eine Jagd zu Pelzzwecken wäre finanziell nicht lohnend. Bei entsprechend hohem allgemeinen Einkommen der in den Herkunftsgebieten ansässigen Bevölkerung findet keine Nutzung der erlegten, als Schädlinge angesehenen Tiere, statt. Wegen des geringen Gewichts und des flachen Haares eignen sich diese Felle besonders gut als Innenfutter. Auch war der Fellpreis häufig durch Bejagungsprämien subventioniert, das galt in Deutschland und anderen Ländern zum Beispiel auch für den Hamster.
Pelzreste
Die bei der Fellverarbeitung abgefallenen Pelzreste stellen einen Hauptteil der Pelzfutter. Nahezu jedes Fellteil wird von darauf spezialisierten Kürschnerbetrieben oder in Heimarbeit zu Fellbodys, Felltafeln oder Pelzfuttern als Pelzhalbfabrikate zur Weiterverarbeitung vorfabriziert.
Hauptsächlich fallen dabei an:
- Vorder- und Hinterpfoten (von Schaf- und Ziegenfellen „Klauen“ genannt, z. B. „Persianerklaue“, diese werden aber seltener für Innenfutter verwendet), häufig auch unter Bezeichnungen wie „Nerzklaue“ und „Zobelklaue“
- verschiedene Seitenteile der Felle („Seiten“, „Thiliki“, „Nourkulemi“)
- Endstücke („Köpfe“ und „Pümpfe“)
- Schwänze, soweit behaart („Schweife“)
- Gelockte Fellreste werden zu Stückenbodies zusammengesetzt.
Bedingt durch den Anfall stammen die meisten Fellstückenfutter von den Abfällen der Nerzfellverarbeitung.
Verarbeitung
Als schwierige Arbeit des Kürschners galt bereits immer das exakte Abnehmen des Schnittmusters von einem Kundenmantel. Bis noch in die 1970er Jahre musste der angehende Kürschnermeister nachweisen, dass er nicht nur das Muster passgenau abnehmen konnte, sondern die Kunst, ein Innenfutter auch selber einzupassen („anschlagen“), beherrschte. Obwohl zu der Zeit der Kürschner in der Regel nicht mehr selber nähte und auch das Einfüttern des fertig gearbeiteten Pelzfutters inzwischen meist komplett in den Arbeitsbereich der dem Kürschner zuarbeitenden Pelznäherin fiel.
Das Aufgabengebiet des Schneiders war von dem des Kürschners weitgehend getrennt, in Zunftzeiten wurden Verstöße streng verfolgt. Entweder kam der Kunde mit dem fertigen Mantel zum Besetzen und Ausfüttern zum Kürschner, oder der Schneider brachte die ungefütterte Maßarbeit zur Fertigstellung mit Pelzfutter und Pelzkragen vorbei, eventuell mit dem Schnittmuster. Lediglich die Konfektion bot bereits um 1900 fertig ausgefütterte Gehpelze für den Einzelhandel an. Erst etwa in den 1970er Jahren begannen die Kürschner in größerer Zahl selbst, Hüllen genannte, Stoffmäntel und -jacken für Pelzinnenfutter zu produzieren.
Werden auch die Ärmel mit Fell gefüttert, ist bei glatthaarigem Fell darauf zu achten, insbesondere bei einem steifen Oberhaar, dass die Haare beim Tragen die Ärmel durch Krauchen nicht verdrehen oder hochschieben.[26] Eine gegenläufige Verarbeitung schafft hier Abhilfe: Haarschlag abwechselnd hoch und abwärts oder aber nach vorn und nach hinten.
- Schnittmuster abnehmen für ein Pelzfutter
Pelzfutterherstellung 1930
Der Kürschner Hermann Deutsch schreibt im Jahr 1930:
„Da Pelzfutter meist fertig bezogen werden, so beschränke ich mich darauf, die hauptsächlichen Arten nebst der Fell- und Zeilenzahl [Anzahl der Fellreihen übereinander] aufzuzählen:
- Biberfutter, 2 Zeilen, Grotzen nach vorn, gegen das Haar gearbeitet [Haarschlag nach oben], etwa 9 bis 10 Felle.
- Biberseitenfutter, meist 3 Höhen.
- Bisamrückenfutter, ca. 60 bis 70 Felle.
- Bisamwammenfutter, von großen Wammen [Bauchfelle] etwa 60 bis 70, von kleineren Wammen etwa 130 Felle.
- Bisamkopf- und Pumpffutter, in der bekannten Art zusammengesetzt.
- Fehrücken, etwa 110 bis 125 Felle, sowohl glatt als auch im Bogen und neuerdings auch in Spitzen, mosaikartig zusammengesetzt.
- Fehwamme, meist nur in Tafeln von 80 bis 90 Fellchen, wobei 2 Taflen gleich einer Rotunde sind.
- Fuchsfutter, sowohl naturell als auch gefärbt, 2 Zeilen etwa 13 Felle.
- Fuchsklauenfutter, stets mit der Spitze der Pfote an den breiten Abschnitt gearbeitet, die einzelnen Längszeilen nur aus linken bzw. rechten Pfoten gearbeitet, damit der Haarschlag nach unten geht.
- Hamsterfutter, Maihamster 3 bis 3 ½ Zeilen, etwa 48 bis 54 Felle. Herbsthamster bedeutend geringer in Qualität, die einzelnen Felle auch wesentlich kleiner, meist 5 bis 6 Zeilen, etwa 70 bis 80 Felle.
- Iltisfutter, 3 Zeilen, 42 bis 54 Felle.
- Genette, 3 Zeilen, meist 19 Felle.
- Lammfellfutter zu Fahrpelzen, 7 bis 8 Felle.
- Schmaschen, etwa 25 Felle.
- Murmelfutter. Die Anzahl der Felle sowohl als auch der Fellhöhen richtet sich nach der Art des Felles.
- Nerzfutter, teilweise aus 2, meist jedoch aus 3 Höhen verfertigt, ca. 24 bis 40 Felle.
- Nutriafutter, 3 bis 5 Zeilen, etwa 20 bis 36 Felle.
- Zobelfutter sind heute so gut wie gar nicht mehr im Handel. In diesem Zusammenhange jedoch möchte ich der Zobel- und Marderkehlen, Klauen und Seitenfutter Erwähnung tun.“
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eva Nienholdt: Wechsel der Pelzmoden in früheren Jahrhunderten. In: Das Pelzgewerbe Nr. 3, Berlin u. a. 1968, S. 37-40.
- ↑ a b Marie Louise Steinbauer, Rudolf Kinzel: Marie Louise Pelze. Steinbock Verlag, Hannover 1973, S. 149, 193.
- ↑ a b c d e Eva Nienholdt: Pelz in der Tracht des frühen und hohen Mittelalters. In: Das Pelzgewerbe Nr. 3, Leipzig. u. a. 1955, S. 91-96.
- ↑ Gesetz-und Verordnungs-Sammlung für die herzoglich Braunschweigischen Lande. Band 44, S. 55.
- ↑ a b c Paul Larisch: Die Kürschner und ihre Zeichen. Selbstverlag, Berlin 1928, S. 49, 70-71.
- ↑ a b c d Reinhold Stephan, Bochum: Zur Geschichte des Rauchwaren-Handels im Altertum und Mittelalter und die Erschließung des russisch-asiatischen Raumes vom 16. –18. Jahrhundert. Inaugural-Dissertation Universität Köln 1940, S. 14, 30-31, 66-67. Inhaltsverzeichnis.
- ↑ a b c d e f g h i j Elizabeth Ewing: Fur in Dress. B. T. Batsford Ltd, London 1981, S. 23, 28, 30-31, 82, 84, 102, 120, 123-124, 135 (englisch).
- ↑ Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände Von denen Regenten Und ihren So in Friedens- als Kriegs-Zeiten zugeordneten Bedienten an, biß auf alle Künstler Und Handwercker S. 616-617.
- ↑ Eva Nienholdt: Pelz in der europäischen Kleidung. In: Das Pelzgewerbe Nr. 2, Leipzig u. a. 1955, S. 70.
- ↑ Joh. E. Fischer: Sibirische Geschichte von der Entdeckung Sibiriens bis auf die Eroberung dieses Landes durch die russischen Waffen. St. Petersburg 1768 S. 319f. Sekundärquelle Reinhold Stephan, S. 23.
- ↑ a b c d e f g h i j Elspeth M. Veale: The English Fur Trade in the Later Middle Ages. Clarendon Press, Oxford 1966, S. 109, 134-136, 141, 144-147, 176 (englisch).
- ↑ Francis Weiss: Die Schaf-Aristokratie. In: Rund um den Pelz. Heft 9, Rhenania-Fachverlag, Koblenz, September 1978, S. 74–77.
- ↑ Dorothee Backhaus: Brevier der Pelze. Keysersche Verlagsbuchhandlung Heidelberg - München, 1958, S. 22-23.
- ↑ a b Eva Nienholdt: Pelz in der Tracht des frühen und hohen Mittelalters. In: Das Pelzgewerbe Nr. 5, Leipzig. u. a. 1955, S. 163-169.
- ↑ a b c d e Eva Nienholdt: Pelz am Herrscherornat, an weltlichen sowie geistlichen Ordens- und Amtstrachten. In: Das Pelzgewerbe Nr. 3, Berlin u. a. 1958, S. 132-138.
- ↑ a b c Eva Nienholdt: Pelz in der Mode des 16. Jahrhunderts. In: Das Pelzgewerbe Nr. 1, Berlin, Leipzig 1956, S. 17-25.
- ↑ a b Eva Nienholdt: Pelz in der Mode des 18. Jahrhunderts. In: Das Pelzgewerbe Nr. 6, Berlin, Leipzig 1956, S. 235-245.
- ↑ a b c d Eva Nienholdt: Pelz in der Mode des 19. Jahrhunderts. In: Das Pelzgewerbe Nr. 2, Berlin, Leipzig 1957, S. 81-90.
- ↑ a b c d Eva Nienholdt: Pelz bei den Volks- und Nationaltrachten. In: Das Pelzgewerbe Nr. 1, Berlin u. a. 1958, S. 30-40.
- ↑ a b c Anna Municchi: Der Mann im Pelzmantel. Zanfi Editori, Modena 1988, S. 20, 38, 48-49, 51, 61-62. ISBN 88-85168-18-3
- ↑ Fritz Hempe: Handbuch für Kürschner. Verlag Kürschner-Zeitung Alexander Duncker, Leipzig 1932, S. 166. → Inhaltsverzeichnis.
- ↑ Anna Municchi: Ladies in Furs 1900-1940. Zanfi Editori, Modena 1992, S. 122 (englisch) ISBN 88-85168-86-8
- ↑ Andrew Bolton: The Lion's Share. In: Wild Fashion Untamed. The Metropolitan Museum of Art, New York, Yale University Press, New Haven und London 2005, S. 63, 73. ISBN 1-58839-135-3 (The Metropolitan Museum of Art); ISBN 0-300-10638-6 Yale University Press).
- ↑ David G. Kaplan: World of Furs. Fairchield Publications. Inc., New York 1974, S. 21 (englisch).
- ↑ a b Eva Nienholdt: Pelz bei der Kriegstracht und Uniform. In: Das Pelzgewerbe Nr. 6, Berlin u. a. 1958, S. 271-276.
- ↑ Alexander Tuma: Pelz-Lexikon. Pelz- und Rauhwarenkunde, Band XVIII. Alexander Tuma, Wien 1949, S. 55, Stichwort „Futter“.
- ↑ Hermann Deutsch: Die moderne Kürschnerei. Handbuch für den Kürschner, Färber, Bleicher, Zuschneider und Konfektionär. A. Hartleben`s Verlag, Wien/ Leipzig, 1930. S. 315-316.