Gaukler
Gaukler ist eine lose Sammelbezeichnung für Schausteller und andere Unterhaltungskünstler, die ihre Fertigkeiten auf offener Straße, auf Märkten oder Festen dem Publikum präsentieren.

Das Wort wird heute fast nur noch in historischen oder historisierendem Zusammenhängen gebraucht, also zur Beschreibung vormoderner Zeiten und Zustände. Ursprünglich und im engeren Sinne meint es Taschenspieler und Zauberkünstler (daher auch der Ausdruck vorgaukeln „jemandem etwas vortäuschen, falsche Tatsachen vorspiegeln“), im allgemeinen Sprachgebrauch werden aber auch andere wandernde Schausteller zu den Gauklern gezählt, also etwa Artisten und Akrobaten (wie etwa Seiltänzer oder Jongleure), Bärenführer, Schlangenbeschwörer und Menageristen, auch Bauchredner, Feuerschlucker oder Kartenleger sowie Schauspieler, insbesondere Komödianten (wie Possenreißer, Harlekine usw.), bisweilen auch Quacksalber oder andere Marktschreier mit ausgefallenem Sortiment, seltener fahrende Musikanten (Spielmänner).[1]
Etymologie
Die Etymologie des Wortes Gaukler ist dunkel, obwohl es schon im Althochdeutschen vielfach bezeugt ist (ahd. gougalāri bereits im 9. Jahrhundert, das Verb goukelôn, gougolôn „gaukeln“ im 10. Jh.). Im Alt- und Mittelhochdeutschen bezeichnete es zunächst und vor allem Zauberkünstler und findet in dieser Hinsicht augenscheinlich eine fast exakte Entsprechung im Altenglischen gēogelerer „Zauberer, Magier“ (Substantivierung des Verbs gēogelere, „durch einen Zauberspruch verhexen“) darstellt. Dennoch ist zweifelhaft, ob es sich um ein germanisches Wort handelt und ob „Zauberer“ die ursprüngliche Bedeutung ist. Ebensogut könnten ahd. gougalāri und ae. gēogelerer Entlehnungen des lateinischen ioculator „Possenreißer, Spaßvogel“ darstellen (zu lat. iocus „Spaß, Scherz“, daraus auch englisch joke „Witz“), der seinerseits im Französischen den jongleur ergab, ein Wort, das einen ganz ähnlichen Sinnbezirk abdeckt wie der Gaukler, also anders als im Deutschen jonglierende Akrobaten, sondern auch andere wandernde Schausteller, Musikanten oder Komödianten bezeichnet. Denkbar ist aber auch, dass der Gaukler vielmehr zu einer Wortsippe um das Wort Gauch zu stellen ist, also den altgermanischen, heute aber allenfalls archaisierend oder mundartlich gebrauchten Namen des Kuckucks, der von jeher auch als Schimpfwort verwendet wird und dann so viel wie „Narr, Tor, Schwachkopf“ bedeutet (so schon ahd. gouh und mhd. giegel; der Kuckuck gilt in der volkstümlichen Vorstellungswelt der Deutschen als dumm).[2][3][4]
Sozialer Status
Im Gegensatz zu den heutigen Begriffen Unterhaltungskünstler, Artist oder Komiker ist der Begriff Gaukler teilweise negativ besetzt, da mit ihm unehrliches Fahrendes Volk verbunden wird, das nur darauf aus ist, den unbedarften Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen, oder es als Beutelschneider zu berauben. Gaukler standen deshalb früher außerhalb der gesellschaftlichen Standesordnung und hatten keine rechtliche, kirchliche oder soziale Geltung. Gesetzestexte wie Sachsenspiegel und Schwabenspiegel, aber auch Stadtrechte schützten weder das Leben der Fahrenden noch ihre Unversehrtheit oder ihr Eigentum.
Heutzutage wird mit dem Begriff unbefangener umgegangen. Es kommt vor, dass einige Artisten sich sogar selbst als Gaukler bezeichnen. Auch der Begriff Jongleur hat die Konnotation unehrlich weitgehend abgelegt, obwohl auch heute noch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Jongleuren und ähnlichen Berufsgruppen gewahrt wird. Im Gegensatz zu Jongleuren, die nichts zeigen, was sie nicht können, trifft der Begriff vorgaukeln in seiner negativen Bedeutung täuschen eher auf Zauberer und Taschenspieler zu. Dennoch bezieht sich der Begriff Gaukler eher auf den Jongleur und Artisten als auf Zauberer und Taschenspieler.
Das Thema Gaukler in der Kunst
Gaukler sind vielfach Gegenstand künstlerischer Verarbeitung geworden. So hat der Maler Hieronymus Bosch den Gaukler in einem seiner bekanntesten Ölgemälde dargestellt, und Pablo Picasso malte 1905 „Die Gauklerfamile“.
Literatur
- Frank Meier: Gaukler, Dirnen, Rattenfänger. Außenseiter im Mittelalter. Thorbecke, Ostfiltern-Ruit 2005, ISBN 978-3-799-50157-6.
Zur literarischen Verarbeitung siehe:
- Der Gaukler von Harry Thürk
- Der Gaukler Pamphalon von Nikolai Leskow
- Gauklerlegende von Irmtraud Morgner
- Unter Gauklern von Arnulf Zitelmann
Weblinks
- ↑ Vorlage:Grimm
- ↑ Vorlage:DWDS, die dortigen Angaben zur Etymologie sind textgleich mit dem Eintrag gaukeln in Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, 2. Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1993.
- ↑ Eintrag gaukeln in: Friedrich Kluge, Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25., aktualisierte und erweiterte Auflage (E-Book), Berlin u.a. 2012.
- ↑ Eintrag goochelaar in in: Marlies Philippa et al.: Etymologisch Woordenboek van het Nederlands. Amsterdam University Press, Amsterdam 2003-2009.