Die Thraker waren ein indoeuropäisches Volk oder Völkergruppe in der Antike. Sie wurden schon in der Ilias von Homer erwähnt, sowie von Herodot beschrieben. Thrakische Stämme siedelten auf dem Balkan, dem eigentlichen Thrakien (Rumänien, Jugoslawien, Bulgarien, Nordgriechenland, zwischen den Karpaten und dem Ägäischen Meer), und in Kleinasien, in Mysien, Bithynien und Paphlagonien. Sie seien das größte Volk nach den Indern, schrieb Herodot. Sie besaßen keine eigene Schrift, standen aber in engem Kontakt zu den Griechen und ihrer Kultur. Die alte griechische Religion ist stark von den Thrakern beeinflusst. Ihre Sprache war das Thrakische.
Quellen
Homer
In der Ilias werden die Thraker als Meister der Metallverarbeitung dargestellt. Die Thraker seien vernarrt in Waffen und Pferde, berichtet Homer. Wegen ihres reichen Schmuckes sollen sie auf dem Schlachtfelde hell wie die Sonne gestrahlt haben. Sie kämpften auf der Seite Trojas.
Agamemnon trank nach Homer schweren thrakischen Wein.
Herodot
Die Thraker bei den Griechen
Als trinkfest und raubeinige Haudegen werden die Thraker von den alten Griechen beschrieben. Archilochos verwünschte einen Freund "Schiffbruch soll er erleiden und in Salmydessa sollen ihn die Thraker holen...mit struppigem Schopf". "Er trinkt wie ein Thraker" war ein beliebter abfälliger Spruch. So galt den Griechen auch Dionysos, der Gott des Weines, als thrakisch. Singen und tanzen, sowie Instrumental-Musik und Lyrik galten als Domäne der Thraker.
Geschichte
Die Völkergruppe der Thraker entstand vermutlich aus nomadischen Stämmen indogermanischer Herkunft. Manche Autoren nehmen auch einen sehr starken autochthonen Anteil der Bevölkerung an, andere sprechen von Protothrakern.
Griechische Frühgeschichte
Einige Forscher gehen davon aus, dass die Thraker auch für die Griechen eine Art Ur- oder Vorbevölkerung darstellten (Protogriechen). Vielleicht sind die Thraker bereits vor den Griechen auch auf das griechische Festland vorgedrungen. Dafür spricht die starke Dominanz thrakischer Götter und Mythen im griechischen Pantheon, sowie Berichte der Autoren des Altertums, Orts-, Flur- und Personennamen in Griechenland. Thrakische Stämme wanderten auch nach Kleinasien ein und besiedelten dort die Bithynien, Paphlagonien und Mysien. Überhaupt galt den ältesten Griechen Thrakien als das gesamte Gebiet nördlich der griechischen Stämme bis zu den Skythen. Aus ähnlichen Gründen wurde immer wieder ein Zusammenhang zwischen den Thrakern sowie den Troern und den Phrygern angenommen. Sprachlich konnte das nicht bestätigt werden. So nimmt man an, daß die Phryger im 12. Jahrhundert v. Chr. über Thrakien nach Kleinasien eingewandert sind. Zahlreiche Orts- und Stammesnamen, sowie die Namen der vorgeschichtlichen Könige Phrygiens sprechen für diese Verbindung (so z.B. Tantalus ca. 1300 v. Chr., Teuphrant um 1300 v.Chr., Teleph, Tarhont, Migdon ca. 1200 v. Chr., siehe auch Mythologie)
Älteste Stämme
Den Griechen galten die Thraker, neben den Pelasger, Leleger und Karer, als die Alten schlechthin. Sie traten in den Geschichten, Legenden, Mythen, den Orts- und Flurnamen, sowie den Königs- und Stammesnamen allerorten im gesamten Griechenland zu Tage. So wundert es nicht, daß manchmal auch nicht-thrakische alte Stämme von den Griechen als thrakisch angesehen wurden. Die Zahl der thrakischen Stämme belief sich über die Zeitläufte auf etwa 90. Manche von ihnen verschwanden, andere verschmolzen miteinander. Größere Bedeutung erlangten die Odrysen, die Bessen, die Thynen, die Geten, die Daker, die Moesier und die Asten.
Perserkriege
512 v. Chr. wird Thrakien von den Persern unter Dareios erobert. 492 zieht Mardonios und 480 Xerxes durch Thrakien nach Griechenland.
Im 5. Jahrhundert v. Chr., wahrscheinlich in Folge der Perserkriege, bildeten sich bereits thrakische Teritorialstaaten heraus. Über diesen Prozess schweigen die Quellen. Bekannt wurde das Reich der Odrysen, das sich ab etwa 428 v. Chr. längs des Meeres von der Stadt Abdera zum Pontus Euxinus (Schwarzes Meer) bis zur Mündung des Ister (Donau) erstreckte. Laut Thukydides war Teres der erste odrysische König, der überregionale Macht in Thrakien errang. Im Peloponnesischen Krieg kämpften die Odrysen mit Erfolg als Verbündete Athens gegen dessen Feinde. Thrakische Küstenstädte treten dem Attischen Seebund bei. Bekannt ist der odrysische König Kothys. Sein Sohn Kersoblept hatte Ärger mit rivalisierender Verwandtschaft, ließ Bronzemünzen prägen, nahm jährlich etwa 200 Talente Gold und Silber als Steuern ein, ca. 500 kg Edelmetall, war den Griechen und Philipp von Makedonien befreundet. Als Kersoblept offen mit Athen paktierte, nahm Philipp einen seiner Söhne gefangen und schickte sein Heer nach Thrakien.
Makedonische Provinz
351 v. Chr. eroberte der Philipp II. von Makedonien den Westteil Thrakiens und machte es zum Bestandteil seines Reiches. 341 v. Chr. folgte auch der Osten als makedonische Provinz. Strategen werden für die Verwaltung eingesetzt. 335 v. Chr. werden die Thraker von Alexander dem Großen erneut unterworfen. Lysimachos bildet schließlich eine Satrapie.
Hellenismus und Kelten
Um 281 besteht ein hellenistisches Thrakerreich. Um diese Zeit fielen die Kelten auf ihrem Rückzug von Delphi ein und gründeten ein Reich am Tylis, das von 278 bis 212 v. Chr. bestand. Philipp V. muss nach 197 die eroberten Gebiete Thrakiens herausgeben. Antiochos III. versucht darauf hin, die Küste in seleukidische Gewalt zu bekommen.
Die Chersonesos (Lysimachea, Bisanthe) wird 189 v. Chr., Ainos, Maroneia 185, 184 v. Chr. von Eumenes II. bedrängt, 170 schliesslich Abdera belagert.
Römische Provinz
Im Jahre 46 n. Chr. wurde Thrakien nach langer Gegenwehr eine Provinz des Römischen Reiches, und blieb auch Bestandteil des Byzantinischen Reiches.
Wegen ihrer kämpferischen Geschicklichkeit und Furchtlosigkeit waren Thraker als Gladiatoren sehr begehrt und geschätzt (dieser Gladiatorentypus hieß "thraex"). Auch der berühmte Gladiator und Anführer eines Sklavenaufstandes Spartacus war ein Thraker.
Am Ende der Römischen Zeit verschwinden die Spuren der Thraker als politische Einheit. Manche gehen davon aus, dass sie noch heute in der bulgarischen und rumänischen Bevölkerung weiterbestehen. (siehe auch Pomaken)
Die Könige Thrakiens
Die Mythischen Könige:
- Kadmos
- Peiros, Peiroi (Sohn des Argos)
- Lykurg (König der Edoner, Sohn des Dryas auf der thrakischen Chersonesos)
- Orpheus (sein Gegenspieler)
- Sithon
- Akamas, lat. Akamant (Sohn d. Theseus i. d. Ilias zu Athen)
- Polymnestor
- Rhesos, Rezos, Rez (thrak. König, auch Gott oder Halbgott, Tempel in den Rhodopen, Sohn des Eioneios und der Muse Kalliope, i. d. Ilias zu Troja, s. Rhesusaffe)
- Kisseus (Sohn des Aigyptos, auch Beiname des Dionysos und des Apollon)
- Tegyrios
- Eumolpos
- Ismaros (Immarados), Sohn des Eumolpos und Schwiegersohn des Tegyrios
- Phineus blinder König der Thynen von Salmydessos
- Diomedes (König der Bistoner)
- Euanthes König der Kikkonen (Odyssee 9)
- Maron sein Sohn und Priester des Apollon (ebda), nach ihm die Stadt Maroneia
- Butes Vater der Hippodameia, König der Lapithen von Larissa
- Asteroaios thrak.-illyr. König von Päonien Sohn des Flussgottes Axios (Vardar)
- Achilles, der König von Thessalien war laut Ilias vor Troia ständig im Kampf mit den benachbarten Päonen.
historische Könige:
- um 500 v. Chr. Seutus nach Xenophon Usurpator, mit Hilfe der Griechen
- um 468 v. Chr. Maskam persischer Satrap in Doriskos z.Zt. des Dareios und Xerxes I.
- 450 - 440 v. Chr. Teres I. (545-435 v. Chr.), Terei (König der Odrysen), Begründer des Odrysenreiches, Vater des Sparatokos und Sitalkes, sein Schwiegersohn Ariapites war König der Skythen
- 440 - 424 v. Chr. Sitalkes, Sitalk, (König der Odrysen) Sohn Teres I., größte territoriale Ausdehnung
- 424 - 410 v. Chr. Seuthes I. Sohn des Sparatokos, Enkel Teres, vermutlich Vater d. Maisades, letzter bedeutender Odrysenherrscher.
- 410 - 400 v. Chr. Maisades, Mesad, Vater des Seutes II., wurde von den Persern aus den Gebieten der Thynier, Melanditen und Tranipsen vertrieben
- um 400 - 390 v. Chr. Medokos, (König der Odrysen)
- 390? - 386 v. Chr. Seuthes II. Sohn des Maisades, vermutlich Enkel Seuthes I., verlor die Herrschaft, durch Aufstand der Thynier, Rückeroberung mit Xenophon
- 386 - 359 v. Chr. Kothys I., Kotis (König der Odrysen, siehe auch Iphikrates, Schwiegers. Ein anderer Schwiegersohn war der griechische Feldherr Charidemos, der auch noch unter Kersoblept Feldherr im Thrakischen Heer war). Kothys scheint ein häufiger oder ehrenvoller Name in Thrakien gewesen zu sein. Kothys Engiston und Kothys Etbeos erscheinen als Stifter auf silbernen Phialen aus Alexandrovo, Vraca und Agighiol (Adzigiol).
- 359 - 352 v. Chr. Amatokos (König der Odrysen, Vasall Phillip II.)
- ca. 359 - 341 v. Chr. Berisades (kleineres Königtum zwischen Odrysenreich und Makedonien, Maroneia und Eion)
- 359 - 342 v. Chr. Kersoblept, Kersebleptes (König der Odrysen), Sohn des Kothys, wurde von Philipp entthront und herrschte nur noch östlich der Mariza.
- um 341 v. Chr. Patraios König der Päonen, Zeitgenosse Philipps.
- 352 - ca. 300 v. Chr. Theres II. (König der Odrysen), Nachfolger Amatokos, Vasall Philipps, ließ eigene Münzen schlagen
- 341 - 336 v. Chr. Philipp II. (König von Makedonien)
- 336 - 323 v. Chr. Alexander der Große (König von Makedonien)
- um 330 Syrmos (König der Triballer)
- 300 - 280 v. Chr. Seuthes III. (ca.330-280), vermutlich Dynast unter Alexander, sammelte die Thraker, zog von Makedonien aus gegen Lysimachos, gründete Seuthopolis
- 306 - 280 v. Chr. Lysimachos (König und Stadthalter von Thrakien), als Diadoch von Alexander Verwalter von Thrakien, ab 306 König. Zu dieser Zeit ist Dromichaites König der Geten, Srojos Herrscher in Thrakien, prägte eigene Münzen.
- um 300 v. Chr. Sadalas Kleinkönig der Nipsier, Nachbarn Mesembrias, Zeitgenosse des Lysimachos
- 299 - 281 v. Chr. Arsinoë II. (Königin von Thrakien) (griech., maked. Abst.)
- ca. 277-260 v. Chr. Skostokos
- ca. 225-218 v. Chr. Kavaros
- ???-??? v. Chr. Adaios
- ???-??? v. Chr. Charaspes
- um 147 v. Chr. Teres und Barsabas
- 140 - 100 v. Chr. Mostis
- 82 - 44 v. Chr. Burebista (* 111 v. Chr.) (König von Dakien)
- Mitte 1. Jh. v. Chr. Kotys I.
- ca. 48 – 42 v. Chr. Rhaskuporis I., Sohn des Kotys, Verbündeter Cäsars
- um 42 v. Chr. Rhaskos, Bruder des Rhaskuporis I.
- um 42 – um 31 v.Chr. Kotys II., Sohn des Rhaskuporis I., Schlacht bei Actium. Hielt zu Antonius
- um 31 v. – um 12 n. Chr. Rhoimetalkes I., Sohn des Kotys II., Schlacht bei Actium
- um 31 v. Chr. Sadalas (III.)
- 22(?) – 11 v. Chr. Rhaskuporis II., Schwiegersohn des Rhoimetalkes I., im Pannonischer Aufstand auf Seiten der Römer
- um 12 – 19 n. Chr. Rhaskuporis III.
- um 12 – vor 19 n. Chr. Kotys III.
- 19/38 – 45/56 n. Chr. Rhoimetalkes III.
- 87 - 106 n. Chr. Decebalus (König von Dakien)
Thrakische Völker
Thrakische Stämme
(nach antiken Quellen)
siehe Liste der thrakischen Stämme
Thrakische Siedlungen
siehe Liste thrakischer Städte
Thrakische Kultur
Die Thraker hatten eine differenzierte Gesellschaft. Sie waren in Stämmen organisiert, die unter der Führung von Stammesfürsten und Königen standen. Ausgedehnter Handel verband sie mit der umliegenden Welt der Griechen, Perser, Skythen und weiteren Steppenvölkern, auch mit Kelten, Römern und sogar Ägypten. Zu den interessantesten Bauwerken der Thraker gehören Grabhügel, in denen die Herrscher und Stammesführer begraben wurden. Sie sind heute insbesondere in Süd-Bulgarien anzutreffen, wo sich zahlreiche solcher Grabanlagen erhalten haben. Sie werden leider zunehmend ausgeplündert und die Funde gelangen über Hehler in den internationalen Antiquitätenhandel.
Goldschätze der Thraker
Im August 2005 informierte das Historische Nationalmuseum in Sofia, dass bulgarische Archäologen einen 2400 Jahre alten Schatz mit über 15.000 Goldobjekten aus der Thraker-Zeit geborgen haben, in Bedeutung einzig vergleichbar mit dem Schatz des Priamos aus Troja. Die Archäologen waren am 23. Juli auf den Schatz gestossen, als sie in der Nähe des Dorfes Zlatinitsa, etwa 300 km östlich der bulgarischen Hauptstadt gruben. Die zufällige Begegnung der Wissenschaftler mit einer Bauersfrau war ausschlaggebend. Diese trug ein auffälliges Schmuckstück aus kleinen goldenen Ringen, welche ihr Mann auf den Feldern gefunden und zu einer Kette verarbeitet hatte.
Die Forscher fanden u.a. eine goldene Krone, goldene Ringe, silberne Opferbecher sowie Teile von Rüstungen und Pferdegeschirr. Aufgrund der Grabbeigaben ist es wahrscheinlich, dass es sich um ein Königsgrab handelt. Die Leiche selber lag in einer großen holzgetäfelten Grube, zusammen mit zwei Pferden und einem Hund. Das Grab, bzw. die Beisetzung, konnte dank beigelegter griechischer Keramik auf die Zeit um 360 bis 370 vor Christus datiert werden.
In dem Grab könnte der thrakischen Herrschers Seutus bestattet sein, dessen Schreckensherrschaft vom griechischen Chronisten Xenophontes beschrieben worden ist. Seutus hatte sich vor 2500 Jahren selbst zum König gekrönt und die thrakischen Stämme mithilfe von griechischen Söldnern unterdrückt.
Die Ausgräberin und Archäologin Daniela Agre hingegen tippt auf König Kersoblept, einen Ehrenbürger und Verbündeten Athens, Herrscher über das thrakische Odrysenreich, Sohn des großen Kothys (s.o.).
Aus griechischer bzw. hellenistischer Zeit stammen besonders schöne Fresken in den Grabkammern von Alexandrovo bei Stara Zagora, die erst in den letzten Jahren freigelegt wurden. Es sind sehr realistisch stilisierte Jagdszenen, wie sich kaum lebhaftere Darstellungen in der Antiken Welt finden lassen.
Ein weiterer Schatzfund des Jahres 2005 ist über 4000 Jahre alt Bronzezeit und damit dem Troja-Schatz zeitgenössisch. Er wurde im Sommer in Westthrakien bei dem Dorf Dabene gefunden. 15.000 Stückchen Gold, sogar Goldpulver fanden die Ausgräber, in dieser Zeit ein äußerst seltener Fund.
Viehzucht
Die Thraker waren hauptsächlich Viehzüchter und lebten in den Gebirgen der Balkanhalbinsel aber auch in der Ebene, wo sie schon früh Städte gründeten. Thrakische Bezeichnungen aus der Viehzucht leben in der Bäuerlichen Kultur des Balkan bis heute fort. In der Sprache der Thraker bedeutete das Wort jog „schnittfest, dick“, und das Wort urt „Milch“. Daraus entstand das Wort Joghurt. Nachweislich trugen die Thraker (6. bis 4. Jhd v.Chr.) um den Gürtel einen länglichen Sack aus Lammfell - gefüllt mit Milch. Durch die Körpertemperatur und die Mikroflora im Lammsack kam es zur Milchsäuregärung. Solche Lammsäcke mit Milch banden sie auch um den Körper der Pferde.
Thrakische Mythologie
- Am Hebros-Fluss, an den Ausläufen des Rhodopengebirges soll es einen mythischen Kampf von Hera (Verkörperung der Rhodopen) und Zeus (Verkörperung des Balkangebirges) gegeben haben. Hier liegt aber auch der Ursprung des thrakischen Fruchtbarkeitskultes (orphischer Kult).
- Als Gottheit der Jagd und der Fruchtbarkeit verehrte das Thrakische Volk die Große Mutter und ihren jungfräulich geborenen Sohn. Beide sind unter verschiedenen Namen bekannt, so auch in Phrygien.
Artemis, auch Bendis oder Axieros, auch Semele (trak. Zemelos = Erde) die große Muttergottheit, Göttin der Jagd und Fruchtbarkeit und Mutter der Natur (in Phrygien Kybele). Die Bendis, Göttin der Familie und des Geschlechts stand eigentlich der Hera näher, wurde von den Thakern aber mit Artemis gleichgesetzt.
- Dionysos, Sohn der Semele, war bei den Griechen ebenfalls sehr beliebt, wegen der mit ihm verbundenen orgiastischen Kulte. Dabei wurde rohes Fleisch verzehrt, um sich den Gott einzuverleiben, und viel Wein wurde rituell getrunken (in Phrygien Sabazios).
- Orpheus, er galt ebenfalls als Sohn der Bendis und gilt als Mythischer König aus dem Rhodopengebirge Thrakiens. Sein Großvater war Charops, sein Vater Oiagros, der Name eines Flussgottes. Nach anderer Überlieferung war der Berg Pierus in Südmakedonien Heimat des Orpheus und der Musen.
Orpheus wird von der Wissenschaft als historische Figur gewertet. Er war möglicherweise ein Reformer des Dionysos-Kultes. Sein Mythos verkörperte die Unsterblichkeit der Seele und vereinte starke orientalische Einflüsse mit den thrakischen Wurzeln. Die Griechen schrieben ihm die Erfindung der Musik und des Tanzes zu. Sein Mythos von der Liebe zur Nymphe Eurydice ist mit der Unterwelt dem Hades verbunden. Mit seinem Gesang und dem Lyra-Spiel betört er Götter, Menschen und sogar die Tiere. Nach dem von den Griechen überlieferten Mythos warfen die Mänaden den Kopf des Orpheus in den Hebrus, der dann, immer noch singend, zur Insel Lesbos getrieben sein soll. Ovid berichtet, dass Orpheus, stets von einer Schar Nymphen begleitet von thrakischen Frauen zerfleischt wird.
- Kadmilos, Vegetationsgott auf Samothrake.
- Eurydike, auch Agriope, oder Argiope, Thrakische Baumnymphe.
- Boreas griech. Gott des Nordwinds wurde bei den Thrakern gleichermaßen verehrt.
- Eioneios Flußgott des Strymon der ursprünglich Eion oder Aioneios hieß. Er galt als Vater des Königs Rhesos.
- Phyllis die Tochter des thrakischen Königs Sithon. Sie gab sich aus Gram über die lange Abwesenheit ihres Geliebten Demophon den Tod und wurde in einen blattlosen Mandelbaum verwandelt, der, von Demophon dann umarmt, Blätter trieb.
- Der Thrakische König Polymnestor tötete aus Habgier nach dem Untergang Trojas Polydoros, den reichbeschenkten Sohn Priamos und warf seinen Leichnam ins Meer. Hekabe, seine Mutter fischt ihn heraus, blendete aus Rache Polymnestor und tötet dessen Kinder.
- Auch die Lapithen von Larissa, die den legendäre Kampf mit den Kentauren führten, haben vermutlich thrakische Wurzeln. So gilt Butes der Vater der Hippodameia als König der Thraker. Die Lapithen gelten als Abkömmlinge des Apollon.
- Gebelaizes, auch Salmoxis genannt, wurde von den Geten verehrt.
Zahlreiche Mythen der Griechen um Herakles sind mit den Thrakern verbunden oder ranken sich um die mythischen Könige Kadmos, Lykurgos, Diomedes und Orpheus.
In hellenistischer Zeit wurde noch ein thrakischer Heros als Reiterkrieger verehrt, (siehe auch Reiter von Madara).
Später hatte das Christentum in Thrakien ein leichtes Spiel, da die religiösen Komponenten, Mutter, Sohn, unbefleckte Empfängnis und Abendmahl hier bereits alte Tradition hatte.
Berühmte Thraker
- Orpheus: Mythische Figur (Orpheus-Kult)
- Eumolpos: Mythische Figur (der "schön Singende"), ein in Eleusis eingewanderter Thraker, Sohn des Poseidon und der Chione, einer Tochter des Boreas, als Sänger, Krieger, Priester der Demeter
- Maron thrak. Priesterkönig des Apollon. Die thrakische Hafenstadt Ismaros ist schon bei Homer für ihren Wein berühmt. Odysseus erhält dort vom Apollonpriester Maron, Sohn des Euanthes, seinen Wein (Odyssee 9,40ff., Odyssee 9,196ff.)
- Arsinoë II.: Königin von Thrakien
- Demokrit: 460 - 370 Atomistischer Philosoph aus Abdera
- Anaxarch: Philosoph aus Abdera
- Spartacus: Römischer Gladiator und Revolutionär
- Maximinus Thrax: 235-238 Römischer Kaiser
- Burebista: König von Dakien
- Decebalus: König von Dakien
- Thrakische Magd: Eine unbekannte schlaue Frau, die in der Thales-Beschreibung des Sokrates vorkommt.
- Auch Thukydides hatte verwandtschaftliche Beziehungen nach Thrakien: Der Urgroßvater seiner Mutter, der Fürst Olores, hatte Bergwerke in dem silberreichen Pangeiosgebirge in Thrakien. z.B. Skaptosyle. Von dort flossen noch Thukydides Einkünfte zu.
==Siehe auch== Thrakien, Geschichte Griechenlands, Dunkles Zeitalter, Achäer, Danaer, Kadmos, Lykurg, Orpheus, Pangaion, Samothrake
Literatur
- Hermann Ament: Frühe Völker Europas. Thraker - Illyrer - Kelten - Germanen - Etrusker - Italiker - Griechen. Stuttgart 2003. ISBN 3806217580
- Konstantin Bosnakov: Die Thraker südlich vom Balkan in den "Geographika" Strabons. Quellenkritische Untersuchungen. Wiesbaden 2003. ISBN 3515079149
- Rudolf Echt (Hrsg.): Die Thraker. Das goldene Reich des Orpheus. Mainz 2004. ISBN 3805333412
- Heinz Siegert: Auf den Spuren der Thraker. Wo einst Apollo lebte. Frankfurt am Main 1979. ISBN 3596264030
- Christopher Webber: The Thracians 700 BC - 46 AD. Oxford 2001. ISBN 1841763292
- Joseph Wiesner: Die Thraker. Studien zu einem versunkenen Volk des Balkanraumes. Stuttgart 1963.
- Ivan Venedikov, Todor Gerassimov: Thrakische Kunst. Seemann, Leipzig 1976.
- E. Hühns: Troja und Thrakien. Ausstkatalog Berlin-Sofia. Akademie der Wiss., Berlin 1981.
Weblinks
- Ausstellung "Die Thraker, 23. Juli - 28. November 2004", PDF
- Die Thraker Goldenes Reich des Orpheus
- Projekt Thraker/Peltast Thraker und thrakische Bewaffnung auf Porta praehistorica et antiqua.
- Wortdeutungen Thraker, Thynen