D-Box

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Die d-box, auch Multimedia-Terminal genannt, ist ein Digitalreceiver der Kirch-Gruppe für den digitalen Fernsehprogrammanbieter DF1 (heute PREMIERE), der ab August 1996 für 890 DM (455 Euro) im Fachhandel angeboten wurde.

eine d-box2 von Nokia

Geschichte und Entwicklung

Die d-box1 war der erste DVB-fähige Receiver, der in sehr großen Mengen produziert und vermarktet wurde. Zunächst hatte der Bezahlfernsehanbieter DF1 die Firma Nokia mit der Entwicklung und Produktion beauftragt, später nutzten auch PREMIERE, Deutsche Telekom und der ORF die d-box als technische Plattform für das eigene Programm. Nachdem Kirchs DF1 mit Premiere fusionierte, konnte der Decoder gegen eine Gebühr (in Verbindung mit einem Abonnement) gemietet werden. Nach der Fusion bekamen nun auch andere Hersteller wie Philips und SAGEM Lizenzen, um eine Set-Top-Box mit dem Markennamen d-box zu produzieren. Dies beschränkte sich jedoch nur auf den Nachfolger, die d-box2.

Seit 2001 werden keine neuen Geräte mehr produziert, im Handel befindliche Exemplare sind größtenteils Rückläufer ehemaliger Mietgeräte von Premiere.

Technik

Die d-box wurde mittels einem Universal-LNB für Digitalempfang an die Satellitenschüssel angeschlossen. Genau 70 Fernsehsender konnte die d-box1 anfangs finden, darunter alle 17 DF1-Programme sowie codierte skandinavische, niederländische und französische Kanäle. In Deutschland wurde allerdings ausschließlich DF1 abonnieren. Zur Steuerung der d-box wurde ein elektronischer Programmführer unter der Bezeichnung T.O.N.I. (Tele-Online-Navigations-Instrument) eingesetzt, welcher die Benutzung der relativ komplexen Technik erleichtern sollte.

Erweiterungen

Die Betriebssoftware erhielt die d-box fortlaufend von der Medienzentrale der Kirch-Gruppe in München. Die Updates wurden via Satellit oder Kabel eingespielt. Abgerechnet werden sollte das System auch per Telefonleitung und die Kommunikation von PC (Personal Computer) oder externen CD-ROM-Laufwerken (um VideoCDs abspielen zu können) mit der d-box war geplant.

d-box Varianten

d-box1: (Coldfire-basiert)

Anmerkung: Die d-box ist ein lediglich umbenannter Nokia Mediamaster 9500

d-box2: (Powerpc-basiert)

  • Nokia (Satellit)
  • Nokia (Kabel)
  • Philips (Satellit)
  • SAGEM (Satellit)
  • SAGEM (Kabel)

Anschlüsse an der d-box1

Die d-box1 bot verschiedene Anschlussmöglichkeiten, die neben dem digitalen Fernsehen und der Video-CD auch die nach Angaben von DF1 "Integration von bisher computergestützten, interaktiven Diensten wie Online-Zugang, E-Mail und Home-Banking sowie verschiedene CD-Anwendungen" ermöglichen sollte.

Im Einzelnen:

  • Controller – Control-VCR für die Aufnahme und den Anschluss an einen Videorecorder und die 0/12 Volt Buchse steuerte den Verteiler für den analogen Receiver.
  • Audio-Cinch – Anschluss für Links und Rechts. Die d-box gab die Audioformate Mono, Stereo, Zweikanalton und im Stereosignal versteckt auch Dolby ProLogic wieder. Die Wiedergabe von Digital Dolby AC3 war nicht möglich. Es konnte ein optischer Ausgang für DolbyDigital AC3-Ton nachträglich eingebaut werden welcher jedoch nur unter DVB2000 funktionierte.
  • Scart-Buchsen – es gab drei Scart-Buchsen zum Anschluss an Videorecorder (VCR), Fernseher (TV) und Sat-Receiver (Satellite). Alle Buchsen lieferten neben RGB für hohe Bildqualität, das "normale" FBAS-Signal und den Ton.
  • Telefonbuchse (Telephone Line) – das integrierte Modem stellte die Verbindung zum Programmanbieter DF1 über den Telefonanschluss her. Hierüber sollten vor allem Pay-per-View-Angebote abgerechnet werden.
  • RS232-Buchse – diente als Anschluss an den PC oder einen Drucker. Der Buchse wurde anfangs keine Funktion zugeteilt. Geplant war u. a. die PC-Steuerung oder der Ausdruck der Gebührenabrechnung.
  • Sat-Anschluss, auch LNB, ist für den Anschluss an die Satellitenschüssel. Für den Parallelanschluss eines analogen Receivers an die Schüssel benötigte man allerdings einen Extra-Verteiler.
  • SCSI 2-Buchse – für den Anschluss von CD-ROM-Laufwerken, digitalen Videorecordern oder PCs. Das Datenformat ist MPEG2 mit 5 MBit/s synchron und 3 MBit/s asynchron.

Anschlüsse an der d-box2

  • Scart-Buchsen: Anschluss für einen Fernseher und einen Videorecorder.
  • RJ11: Das Modem war ursprünglich wie bei der d-box1 für Pay-per-View Angebote gedacht, dies wurde jedoch nie umgesetzt.
  • RJ45: Eine 10Mbit Half Duplex-Netzwerkschnittstelle. Im Originalsystem wird die Netzwerkschnittstelle nicht genutzt. Wird Linux als Betriebssystem verwendet, bietet diese Schnittstelle jedoch allerlei Funktionen.
  • RS232 Buchse: diente als Anschluss an den PC oder einen Drucker. Der Buchse wurde anfangs keine Funktion zugeteilt. Geplant war u.a. die PC-Steuerung oder der Ausdruck der Gebührenabrechnung. Diese Pläne wurden aber nie umgesetzt, so ist in der Originalsoftware auch diese Schnittstelle ohne Funktion.
  • Audioausgänge: Analoge Cinchausgänge (L+R) sowie einen digitalen optischen Ausgang.
  • Sat/Kabel Ein und Ausgänge: Die Sat d-box2 verfügt über einen Eingang von der Satellitenschüssel und einen Ausgang für einen analogen Sat-Receiver. Die Kabel d-box2 verfügt über einen Eingang (von der Antenne) und einen Ausgang (für TV, Video, etc.).

Alternatives Betriebssystem für die d-box1

Seit 1998 gibt es die alternative Betriebssoftware DVB2000 (ehemals: DVB98). Entwickelt wurde es von dem Programmierer Uli Herrmann (alias Dr. Overflow) und ist sowohl für Otto-Normal-Verbraucher als auch für Profis (Sat-DXer) geeignet. DVB2000 wurde bis in die Software Version 2.00.0 beta 8 entwickelt.

Durch die hardwarenahe Programmierung in Maschinensprache ist DVB2000 in vielerlei Hinsicht der Originalsoftware BetaNova von BetaResearch überlegen. Neben der wesentlich besseren Ausnutzung der Hardware unterstützt DVB2000 den hardwaremässig vorhandenen und von BetaNova nie genutzten SCSI-2 Controller. Dadurch lassen sich SCSI-Geräte wie Festplatte oder Audio-CD-Laufwerke mit der d-box1 verbinden. Die wohl wichtigste Entscheidung für DVB2000 ist die Möglichkeit via SCSI-Verbindungskabel die d-box1 mit einem handelsüblichen Computer mit SCSI-Hostadapter zu verbinden um so direkt die Audio und Video-Daten aufzunehmen.

Linux auf der d-box2

Dank findiger Tüftler und der Tatsache, dass die d-box2 über eine 66MHz PowerPC-CPU (Motorola) verfügt, lässt sich seit einigen Jahren die d-Box2 auch unter Linux mit entsprechenden Benutzeroberflächen (GUIs) betreiben. Es gibt gleich mehrere GUIs, besonders bekannt sind Neutrino, Enigma, EliteDVB und Lcars. Nicht zuletzt wegen schnellerer Bedienbarkeit, gut durchdachter Benutzerführung und zahlreichen Features (Streaming Video, Aufnahme über Ethernet, schnelle Kanalsuche usw.) ist sehr schnell eine große Fangemeinde entstanden. Die Originalsoftware, welche in Java geschrieben ist lies die d-Box2 schnell an ihre Grenzen stoßen.

Zum Aufspielen eines Linuxsystems, dass man durch das Einspielen (flashen) von sogenannten "Flash-Images" erreicht, ist kein Umbau im Sinne von Austausch oder Umbau von Bauteilen an der Hardware der d-box2 nötig. Es ist lediglich notwendig, das Gerät in den sogenannten Debug-Modus zu versetzen, nachdem jedoch kein Garantieanspruch mehr besteht, da unter gewissen Umständen je nach Vorgehensweise gewisse vorübergehende Eingriffe an der Hard- und Software vorgenommen werden. Dies ist notwendig, da die Originalsoftware gegen Veränderungen geschützt ist. In diesem ursprünglich für die Entwickler und Service-Techniker vorbehaltenem Modus kann die Software getestet und verändert werden. Nur so kann ein fremdes Betriebssystem wie Linux ein-, ausgespielt und benutzt werden.

Es gibt inzwischen mehrere Distributionen (dbox2-Images). Neben den anfänglichen "Ur-Images" wie z. B. die McClean-Images, gab es als eines der ersten weit verbreiteten Distributionen die sogenannten AlexW-Images, die es allerdings nicht mehr in aktuellen Versionen gibt und eigentlich nur noch auf diversen Websites als Backup zu finden sind. Nachfolger dessen sind die Yadi-Images. Weitere wären z. B. die JTG-Images oder sogar einige von Privatanbietern z. B. NovaTux-Images. Man könnte die Liste noch weiter führen, da man auf den Seiten des TuxBox-Projekts oft noch weitere finden kann. Die Unterschiede in Funktion und Bedienung sind eigentlich gering, aber oftmals findet man in den verschiedenen Versionen technische oder funktionale Besonderheiten die nicht in allen Versionen in gleicher Weise vorhanden sind.

In die Schlagzeilen kam Linux für die d-box2 immer wieder wegen illegal angepasster Versionen der Distributionen, welche ein kostenloses Anschauen des Bezahlfernsehsenders Premiere bzw. des Programms von Mediavision im Kabel der Deutschen Telekom, diverser ausländischer Pay-TV-Sender und des ORF ermöglichten.

Abonnenten von Premiere können Linux zwar auf ihrer d-box2 benutzen, allerdings wird dies von Premiere nicht unterstützt, da es unter Linux unter anderem möglich ist, den Jugendschutz zu deaktivieren.

Ob es für Sat-d-box2-Nutzer möglich sein wird, das Programm von Arena zu empfangen (Arena hat die Rechte an der Bundesliga für die nächste Saison), ist noch nicht klar, soll aber in den nächsten Wochen entschieden werden.

Probleme der d-box1

Problem bereitete die lange Installation der d-box1. Es dauerte bis zu einer Stunde oder gar Stunden bis die Betriebssoftware geladen wurde. Auch das Zappen durch die Fernsehprogramme verzögerte sich, da der Decoder Zeit benötigte um die jeweiligen Programme zu entschlüsseln. Außerdem gab es manchmal Systemabstürze. Nicht verschlüsselte Programme wurden aber sofort angezeigt, allerdings dauert es beim Umschalten immer 2 bis 3 Sekunden bis das Bild erscheint, da die Hardware veraltet ist. Im Vergleich zur analogen Ausstrahlung fehlte es an Auflösung, so dass die Gesichter wie puppenhaft versteinert wirkten. Bei Sendepausen konnte der Zuschauer zudem nur ein "Black Screen" sehen, auf dem die Meldung erschien, dass derzeit keine Sendung ausgestrahlt wird.


Siehe auch

DVB2000

Linux auf der d-box2