Harry Potter
Harry Potter ist die erfolgreiche Fantasy-Jugendroman-Serie von Joanne K. Rowling und gleichzeitig deren jugendliche Hauptfigur.
Die Romane kann man dem Genre der Internatsbücher zuordnen, das in Großbritannien weit verbreitet ist. Dem klassischen Kinderabenteuer wird hier ein magisches Element beigemischt. Der Romanzyklus ist auf sieben Bände angelegt, von denen sechs bereits erschienen sind.
Inhalt
Harry Potter ist der Sohn der Hexe Lily Potter (geb. Evans) und des Zauberers James Potter. Im Alter von 15 Monaten überlebt er einen Angriff des Schwarzmagiers Lord Voldemort, bei dem seine Eltern getötet werden. Als Vollwaise wächst Harry danach in der Familie seiner Tante Petunia Dursley auf. Die Dursleys besitzen keine Zauberkraft, sondern sind sogenannte Muggel. Sie hassen alles Magische einschließlich Harry. An seinem elften Geburtstag überbringt der Schlüsselbewahrer und Wildhüter von Hogwarts, Rubeus Hagrid, an Harry die Einladung der Zauberschule. Durch Hagrid erfährt Harry zum ersten Mal etwas über seine Herkunft und die magische Welt.
Hogwarts ist eine Schule für Hexerei und Zauberei, in denen Kinder mit magischen Fähigkeiten während ihrer siebenjährigen Schulzeit in der Zauberkunst unterwiesen werden. Dieses Internat ist der wichtigste Schauplatz der Geschichte. In Hogwarts gibt es die vier konkurrierenden Schulhäuser Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Harry wird - wie seine Freunde Hermine (engl. Hermione) Granger und Ron Weasley - dem Haus Gryffindor zugewiesen. Gegenpart des Hauses Gryffindor, als dessen Haupttugend der Mut gilt, ist traditionell das Haus Slytherin, das eine große Nähe zur schwarzen Magie besitzt. Ein Schüler aus dem Haus Slytherin ist Draco Malfoy, der sehr schnell zu Harrys Erzfeind in Hogwarts wird.
Jeder Band der Reihe umfasst jeweils ein Schuljahr in Hogwarts. Die Handlung der Romane spielt jeweils auf zwei Ebenen. Die eine Ebene umfasst den Schulalltag und die Abenteuer, die Harry, Hermine und Ron während eines jeden Jahres erleben. Zumeist kommen die drei dabei einem Geheimnis auf die Spur, das im Finale jedes Bandes jeweils gelüftet wird. Neben diesen jeweils abgeschlossenen Episoden gewinnt im Verlauf der Bände jedoch zunehmend die zweite Ebene an Bedeutung, auf der die Feindschaft zwischen Harry und Voldemort im Mittelpunkt steht. Voldemort erstarkt nämlich im Laufe von Harrys Schulzeit wieder und wird zu dessen eigentlichem Gegenspieler. Dieser Handlungsstrang verbindet die einzelnen Bände miteinander, in denen jeweils immer etwas mehr von der Vorgeschichte bekannt wird, die zur Ermordung von Harrys Eltern geführt hat. Abgeschlossen sein wird diese Rahmenhandlung jedoch erst mit dem Ende des letzten Bandes.
Nach dem Todestag des Geistes Fast Kopfloser Nick zu schließen (In Band 2 besuchen Harry und seine Freunde seine 500. Todestagsfeier [1492-1992]), sind die Romane in den Jahren 1991/92 bis 1997/98 angesiedelt.
Literarische Bedeutung
Der Reiz der Romane und deren Erfolg resultiert aus mehreren Faktoren. Sympathisch ist zunächst einmal die Hauptfigur Harry, der sich als Vollwaise fremd in seiner Adoptivfamilie fühlt, dann aber entdeckt, dass er eigentlich zur Welt der Zauberer gehört. Dieses Motiv der Fremdheit in der eigenen und Flucht in eine andere Welt ist in der Kinder- und Jugendliteratur weit verbreitet (z.B. in der Unendlichen Geschichte von Michael Ende). Anders als beim klassischen Fantasyroman ist diese Welt jedoch nicht durchgehend phantastisch, sondern vielmehr als – oftmals satirisch überhöhte - Parallelwelt zur Realität gezeichnet. Weiterhin ist es die Handlung der einzelnen Bände selbst, die im Stile einer Detektivgeschichte von Geheimnissen leben, die nach vielen irreführenden Andeutungen und Hinweisen schließlich von den Freunden Harry, Hermine und Ron gelüftet werden. Eingebettet ist dies in das allmähliche Erwachsenwerden Harrys, der im Laufe der Bände seine Pubertät durchläuft und zunehmend ein realistischeres Bild seiner Umwelt wie auch seiner selbst gewinnt. Und schließlich ist Harry Potter nicht nur ein Entwicklungsroman, sondern auch eine Rachegeschichte, in der es um die Vergeltung des Mords an Harrys Eltern geht.
Obwohl die Harry-Potter-Reihe noch nicht vollendet ist (der 7. und letzte Band steht noch aus) und seit dem Erscheinen des 1. Bandes noch keine zehn Jahre zurückliegen, gilt der Romanzyklus bereits als moderner Klassiker. Dafür spricht nicht zuletzt die Beliebtheit der Bände über alle Altersgruppen hinweg, was im Begriff des sogenannten All-age-Genres zum Ausdruck kommt.
Kritisiert wurden die Harry-Potter-Bücher häufig von christlich-fundamentalistischen Gruppen, die darin eine Verharmlosung und Verbreitung von Okkultismus sehen; dieser Vorwurf wurde von Joanne K. Rowling jedoch als unsinnig zurückgewiesen.
Romane
Die sieben Bände des Zyklus entsprechen den sieben Schuljahren in Hogwarts. Bisher sind sechs Bände erschienen (in Klammern jeweils Originaltitel und Ersterscheinungsjahr):
- Harry Potter und der Stein der Weisen (Harry Potter and the Philosopher’s Stone, US-Titel: Harry Potter and the Sorcerer’s Stone, 1997)
- Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Harry Potter and the Chamber of Secrets, 1998)
- Harry Potter und der Gefangene von Askaban (Harry Potter and the Prisoner of Azkaban, 1999)
- Harry Potter und der Feuerkelch (Harry Potter and the Goblet of Fire, 2000)
- Harry Potter und der Orden des Phönix (Harry Potter and the Order of the Phoenix, 2003)
- Harry Potter und der Halbblutprinz (Harry Potter and the Half-Blood Prince, 2005)
2001 erschienen von Joanne K. Rowling zugunsten der Hilfsorganisation Comic Relief zwei Minibücher:
- Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (Fantastic Beasts and Where to Find Them)
- Quidditch im Wandel der Zeiten (Quidditch Through the Ages)
Die Cover der deutschsprachigen Ausgaben der Harry-Potter-Reihe wurden von Sabine Wilharm gestaltet. Aufgrund der Beliebtheit der Reihe über den klassischen Kinder- und Jugendbuchmarkt hinaus wurden vor einiger Zeit in Großbritannien wie in Deutschland spezielle Ausgaben für Erwachsene aufgelegt. Diese sind textgleich mit der Kinderbuchausgabe, haben jedoch eine andere Umschlaggestaltung.
Hörbücher
Die Harry-Potter-Bände wurden in einigen Sprachen als Hörbuch veröffentlicht. Die ungekürzten englischen Hörbücher wurden von dem britischen Schauspieler Stephen Fry gesprochen. Die speziell für den US-amerikanischen Markt produzierte Fassung wird von Jim Dale gesprochen. Die deutsche Ausgabe wird von Rufus Beck gesprochen. Bis jetzt (2006) sind Hörbücher über die Bände 1 bis 6 im Hörverlag erschienen. Die Bände eins bis vier wurden jeweils mit der Platin-Schallplatte für 300.000 verkaufte Exemplare ausgezeichnet. Diese Auszeichnung erreichte bislang noch kein anderes deutsches Hörbuch.
Weitere Preise, die das Hörbuch erhielt:
- 2000: Hörbuch des Jahres (hr2-Bestenliste)
- 2001: Gewinner des Hörkules
Verfilmungen
Warner Brothers sicherte sich schon früh die Filmrechte an der Buchreihe und produziert seit 2001 fast jedes Jahr einen neuen Film. Bisher sind die ersten vier Bände verfilmt worden:
- Harry Potter und der Stein der Weisen (2001)
- Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002)
- Harry Potter und der Gefangene von Askaban (2004)
- Harry Potter und der Feuerkelch (2005)
- Harry Potter und der Orden des Phönix (das Erscheinen ist für den 12. Juli 2007 angekündigt)
In der Liste der erfolgreichsten Filme rangieren alle vier bisher verfilmten Teile unter den ersten 16 Plätzen. Die ersten drei Filme spielten dabei über 2 Mrd € ein und der vierte Teil ist mit einem bisherigen Einspielergebnis von über 750 Mio. € bereits auf dem 8. Platz der besten Filme.
Es ist vorgesehen, alle Bände mit denselben Darstellern zu verfilmen, allerdings musste der 2002 verstorbene Darsteller von Albus Dumbledore, Richard Harris, ab dem dritten Film durch Michael Gambon ersetzt werden. Harry Potter und der Orden des Phönix (Regie: David Yates) soll am 12. Juli 2007 in die deutschen Kinos kommen. Harry Potter und der Halbblutprinz folgt dann voraussichtlich 2008. Bekannt ist nur, dass der Ron Weasley verkörpernde Rupert Grint einen Vertrag für alle Filme hat. Ob die anderen Hauptdarsteller wie Daniel Radcliffe (Harry Potter) oder Emma Watson (Hermine Granger) auch mitspielen, ist noch offen.
Spiele
Videospiele
An die Harry-Potter-Geschichten angelehnte Videospiele von Electronic Arts gibt es für zahlreiche Plattformen, darunter Windows, Mac OS X (portiert von Aspyr Media) und alle gängigen Spielkonsolen. Das erste Spiel mit dem Titel Harry Potter und der Stein der Weisen erschien 2001 für PC, Mac und PSX. Es handelte sich hierbei um ein handelsübliches Adventure mit schlechter Synchronisation, leichten Kämpfen sowie einigen unspektakulären Besenflugeinlagen. Das zweite Spiel behandelt die Geschichte des zweiten Buchs Harry Potter und die Kammer des Schreckens und baut auf dem System des ersten Teils auf, ist jedoch wesentlich schwieriger und besitzt bessere Soundeffekte. Erstmals ist das Spiel für die PlayStation 2 und den Gamecube erhältlich. 2003 erschienen die Spiele Quidditch Worldcup sowie ein Remake des ersten Teils für die Xbox und andere Next-Generation-Konsolen (z. B. Playstation 2). Der dritte Teil erschien 2004 und brachte einige Neuerungen auf. Der 4. Teil erschien am 10. November 2005 für PC und alle aktuellen Spielkonsolen und ist der erste Teil, den man mit Freunden zusammen spielen kann.
LEGO
Pünktlich zum Kinostart des ersten Harry-Potter-Films Harry Potter und der Stein der Weisen (2001) brachte die dänische Spielzeugfirma LEGO eine Harry-Potter-Produktserie auf den Markt. Diese umfasst hauptsächlich viele mit LEGO-Steinen modellierte, den Filmen nachempfundene Handlungsschauplätze, beispielsweise Hagrids Hütte, den Hogwarts-Express, das Schiff der Durmstrangs, einzelne Räume aus Hogwarts und sogar das ganze Schloss im Kleinformat, inklusive der Hauptcharaktere als kleine Figuren. Danaben wurden in den Jahren 2001 und 2002 auch spezielle Harry-Potter-Versionen des PC-Programms LEGO Creator herausgebracht, mit dem man virtuelle LEGO-Welten im Computer bauen kann.
Einflüsse auf das Werk
Einfluss anderer Bücher
Rowling hat sich nach eigenen Angaben beim Schreiben ihrer Bücher von keinem anderen Werk beeinflussen lassen als von Das kleine weiße Pferd von Elizabeth Goudge. Nach ihrer Meinung fließt jedoch „alles, was man je gelesen hat“ in einen Roman ein. Häufig wird J. K. Rowling auch mit Roald Dahl verglichen, der jedoch laut J. K. Rowling nicht zu ihren Lieblingsautoren zählt.
Parallelen lassen sich zu dem 1990 erschienenen vierteiligen Comic The Books of Magic von Neil Gaiman erkennen. Die Reihe behandelt einen Teenager, der erfährt, dass er der größte Magier aller Zeiten werden könne. Wie Harry Potter hat er eine Eule als Haustier.
Weitere Parallelen lassen sich auch bei „Das Geheimnis von Bahnsteig 13“ von Eva Ibbotson und Harry Potter erkennen. Der Bahnsteig 13 befindet sich ebenfalls am Bahnhof King's Cross und gibt Zugang zu einer anderen Welt.
Plagiatsvorwurf
Die amerikanische Kinderbuchautorin Nancy Stouffer vertritt die Ansicht, dass J.K. Rowling für ihre Werke Namen, Begriffe und grundlegende Handlungsstränge aus Stouffers Büchern The Legend of Rah and the Muggles und Larry Potter and His Best Friend Lily entnommen habe. Nach einem dementsprechenden Schreiben reichten Scholastic Inc. und Warner Bros. Klage gegen Nancy Stouffer ein, um feststellen zu lassen, dass keine Urheberrechtsverletzungen vorliegen. Die Beklagte erhob daraufhin Gegenklage, um ebendiese Verletzung feststellen zu lassen. Den Prozess im September 2002 gewann der Antragsteller der Hauptklage (Grund dafür war die Vorlage von nicht originalen Dokumenten, welche die Verteidigung unterstützen sollten), Stouffer wurde zu einer Entschädigung an die klagende Partei in Höhe von 50.000 US-Dollar verurteilt, ihre Gegenklage wurde abgewiesen. Sie kündigte daraufhin (bisher ohne Realisierung) an, aufgrund des aus ihrer Sicht unfairen Prozesses einen neuen anstreben zu wollen.
Parallelen zwischen Leben und Werk
Vielfach ist versucht worden, Parallelen zwischen J. K. Rowlings Leben und ihren Büchern herzustellen. Nicht alle davon sind zutreffend. So gab es in Rowlings Nachbarschaft in Winterbourne, wo sie in den 70er Jahren wohnte, einen Jungen namens Ian Potter, der später behauptete, er habe als Kind zu Joanne Rowlings engsten Freunden gehört und ihre Fantasie beflügelt, indem sie sich immer als Hexen und Zauberer verkleidet hätten. Dadurch sei Ian Potter das wirkliche Vorbild für Harry Potter. Rowling schreibt dazu auf ihrer Website, dass dies nicht stimme und sie nur noch wenige Erinnerungen an diesen Jungen habe.
Die nachfolgend aufgezählten Parallelen stammen hauptsächlich aus Rowlings eigenen Aussagen.
- Das Kapitel Der Spiegel Nerhegeb ("Begehren" rückwärts geschrieben, englisch The Mirror of Erised) aus Band 1 schrieb Rowling während ihrer ersten Zeit in Portugal (1991). Harry sieht in diesem Spiegel seinen tiefsten Herzenswunsch – er sieht sich zusammen mit seinen Eltern, die er nie kennen gelernt hat. Rowling verarbeitet darin den frühen Tod ihrer Mutter wenige Monate zuvor. Auf die Frage, was sie selbst in diesem Spiegel sehen würde, antwortete sie daher auch einmal, sie würde sich selbst sehen, wie sie noch einmal fünf Minuten mit ihrer Mutter sprechen dürfte.
- Die Dementoren aus Band 3 erfand Rowling während ihrer ersten Zeit in Edinburgh. Häufig werden diese Wesen, die den Menschen alle guten Erinnerungen aussaugen und sie zwingen, die schlimmsten Momente ihres Lebens noch einmal zu durchleben, als ein Symbol für Depressionen interpretiert. Tatsächlich sagte Rowling einmal, dass sie während dieser Zeit, als sie gezwungen war, von Sozialhilfe zu leben, unter Depressionen gelitten hat. Sie nannte das ihre "Grimm-Periode".
- Eine wichtige Rolle in den Büchern spielt der Londoner Bahnhof King's Cross – hier fährt der Zug ab, der Harry und seine Freunde zur Schule bringt. Rowlings Eltern hatten sich in einem Zug kennen gelernt, der von King's Cross abgefahren war, und auch die Zugfahrt, bei der Rowling die Idee zu Harry Potter hatte, endete dort. Allerdings liegen die Gleise 9 und 10 in der Realität in einem Nebengebäude und es gibt keine Wand dazwischen, auch wenn später ein Schild mit der Beschriftung 9 3/4 dort angebracht wurde. 2001 gab Rowling in einem Interview zu, dass sie King's Cross mit dem Bahnhof Euston verwechselt hatte.
- In Band 3 gibt es folgende Textstelle (S. 110): „Ach übrigens, dieses Ereignis, vor dem du dich fürchtest - es wird am Freitag, dem sechzehnten Oktober geschehen“. Am Freitag, dem 16. Oktober 1992, heirateten Joanne Rowling und Jorge Arantes, eine Ehe, die wenig länger als ein Jahr hielt.
- Joanne K. Rowling hat am selben Tag wie ihre Schöpfung Harry Potter Geburtstag (31. Juli).
- Unter den zahlreichen Orts- und Personennamen, die in den Harry-Potter-Büchern auftauchen, finden sich auch solche von Personen und Orten, die J. K. Rowling kennt – so zum Beispiel die Mitglieder der irischen Quidditch-Nationalmannschaft aus Band 4. In Band 5 wird außerdem das Quidditchteam der Tutshill Tornados erwähnt – in Tutshill verbrachte Rowling einen Großteil ihrer Jugend.
- Wie J. K. Rowling auf ihrer Webseite schreibt, sei Gilderoy Lockhart, der selbstverliebte, falsche Professor aus Band 2, die einzige Figur, die sie je komplett einer Person, die sie im wahren Leben kennt, nachempfunden hat. Gleichzeitig machte sie klar, dass sie natürlich nicht verraten wird, um welche Person genau es sich handle. Fest stehe aber, dass jene Person im wahren Leben auch tatsächlich genauso unsäglich arrogant und überzeugt von sich selbst sei. Dies sei auch der Grund, weshalb sie sich dazu entschloss, ihn in ihre Bücher einzubauen und ihn auf diese Weise lächerlich zu machen.
Verwandte Werke
Weitere Fantasyreihen
Der überraschende Erfolg von Harry Potter führte zu Beginn der 2000er zu einem Boom von Fantasy-Romanreihen für Kinder und Jugendliche, die häufig mit Harry Potter verglichen und daran gemessen werden. Zu nennen sind dabei etwa Artemis Fowl von Eoin Colfer oder Molly Moon von Georgia Byng, im deutschen Sprachraum zum Beispiel Peter Freund (Laura und das Geheimnis von Aventerra und Fortsetzungen) oder Kai Meyer (Merle und die fließende Königin). Inhaltlich haben allerdings die meisten dieser Bücher nicht mehr mit Harry Potter gemein, als dass sie die Entwicklung von Jugendlichen in einer fantastischen Welt zeigen. Derartige Bücher gab es auch schon vor den Harry-Potter-Büchern, wie die Trilogie His Dark Materials von Philip Pullman, die zur selben Zeit ebenfalls relativ erfolgreich war und deren erster Band Der goldene Kompass 1996 erschien, also ein Jahr vor Harry Potter. Gleiches gilt für die Bücher von Cornelia Funke.
Parodien
Eine Parodie auf die Harry-Potter-Romane wurde von Michael Gerber unter dem Titel Barry Trotter und die schamlose Parodie (Barry Trotter and the Unauthorized Parody) geschrieben. Sie erschien im Herbst 2003 auch in Deutschland. 2004 erschien der zweite Band Barry Trotter und die überflüssige Fortsetzung (original: Barry Trotter and the Unnecessary Sequel). Bis jetzt nur im englischen Original ist auch der dritte Band Barry Trotter and the Dead Horse, ein Prequel zu den vorherigen Parodien, erschienen.
Im Juni 2005 ist mit Terry Rotter und der Stein des Anstoßes der erste Teil einer kostenlosen Parodiereihe von Andreas Müller als E-Book erschienen. Mittlerweile wurde der zweite Roman der Reihe Terry Rotter und die fragwürdige Kammer der schieren Schrecklichkeit veröffentlicht. Ein dritter Teil mit dem Titel 'Terry Rotter und der politische Gefangene' ist in Arbeit.
Seit 2004 wird im Blog "BatzLOG" von Oliver Lysiak die schwule Variante von Harry Potter erzählt. Garry Poppers [1] schildert als Mischung aus Parodie und ernsthafter Geschichte die Erlebnisse des Jungen Garry im homosexuellen Internat St. Constantine alias „Cockwarts“.
Eine filmische Harry-Potter-Parodie ist das TV-Special Berndi Broter und der Kasten der Katastrophen mit Bernd dem Brot, das der KiKa Ende 2003 zunächst als Fünfteiler in der Kindersendung Chili TV und im Mai 2004 noch einmal komplett am Stück zeigte. Außerdem parodiert eine Folge der Animationsserie Die Simpsons Harry Potter.
Eine weitere filmische Parodie, die im Internet kursiert, ist der 15-minütige Film: Parry Hotter und der Wodka muss fließen, von Parry Hotter. Dabei wird allgemein der erste Teil der Harry-Potter-Saga parodiert.
Von Arnd Böhm erschien die Comicparodie Harald und das Zauberportal.
Im Internet fand auch die Parodie Harry Poga große Verbreitung: Eine Neusynchronisation der bestehenden Filme ähnlich wie in Lord of the weed.
Außerdem findet man im Internet kleine animierte Flashfilmchen mit dem Namen Harry Pothead (umgangssprachlich für einen Cannabiskonsumenten), die Harry als Kiffer darstellen. Ebenfalls gibt es zu diesem Thema T-Shirts mit dem Aufdruck Harry is a pothead and the Sorcerer’s stoned, was ein Wortspiel auf der Grundlage des englischen Originaltitels des ersten Potter-Buchs ist.
2005 ist unter dem Pseudonym Joanne R. Rohling eine deutschsprachige Parodie mit dem Titel „Larry Otter und der Knüppel aus dem Sack“ bei Books on Demand erschienen. Es fand keinen nenneswerten Absatz und wurde von der Fangemeinde kaum beachtet.
Plagiate
In chinesischer Sprache erschien das unautorisierte Buch Harry Potter and Leopard-Walk-Up-to-Dragon, in Indien das Werk Harry Potter in Calcutta. J. K. Rowling erreichte gegen beide Werke gerichtliche Verbote.
Tanya Grotter ist ein zauberndes Mädchen, das in Russland aktiv ist. Auch gegen dieses Werk leiteten J. K. Rowling und Warner Brothers rechtliche Schritte ein.
Ansonsten existieren noch viele nichtkommerzielle Geschichten von Fans in der Harry-Potter-Welt, sogenannte Fanfics.
Fanseiten
In die Schlagzeilen geriet Warner Brothers Ende 2000 durch Briefe an Fanseite-Betreiber, denen man eine Verletzung von Markenrechten vorwarf. Für Verbraucher seien Domainnamen wie harrypotterguide.co.uk verwirrend, weswegen man die Inhaber aufforderte, ihre Domains an Warner Brothers zu übertragen. Diese Schreiben, die sich teilweise auch an Kinder und Jugendliche richteten, sorgten für Empörung und waren Auslöser für die Potterwar-Kampagne. Nach Angaben von Warner Brothers handelte es sich bei den Adressaten der Briefe jedoch hauptsächlich um Domaininhaber, die versucht hätten, Harry Potter gewerblich auszunutzen. Die Fälle endeten teilweise damit, dass Warner Brothers von den Forderungen Abstand nahm und nicht weiter gegen die Betreiber vorging. Fälle, in denen es zu einem Gerichtsverfahren kam, sind nicht bekannt.
Mittlerweile vergibt Joanne K. Rowling auf ihrer Site in unregelmäßigen Abständen einen „Fan-Site Award“, also die Fanseiten-Auszeichnung.
Kommerzieller Erfolg (Stand: 2004)
Die Bücher sind bisher in mindestens 60 Sprachen übersetzt worden.
Weltweit wurden mehr als 270 Millionen Exemplare verkauft:
- USA: 80 Mio.
- Deutschland: 22 Mio.
- Russland: 13,5 Mio.
- Großbritannien: 8 Mio.
- Kanada: 6 Mio.
- Australien und Neuseeland: 5,3 Mio.
- Italien: 3,7 Mio.
- Polen: 2,2 Mio.
- Österreich: <1 Mio.
Joanne K. Rowling hat bisher mehr als 570 Mio. brit. Pfund als Autorenhonorar verdient. Sie gilt seit 2004 laut Forbes Magazine als Dollar-Milliardärin und hat Königin Elisabeth II. als die reichste Frau in Großbritannien abgelöst.
Literatur
- Richard Abanes: Harry Potter and the Bible. The Menaces behind the Magic. Camp Hill 2001
- Paul Bürvenich: Der Zauber des Harry Potter. Analyse eines literarischen Welterfolgs. Frankfurt a. M. u.a. 2001.
- Markwart Herzog: Tod in Hogwarts? Thanatologische Bemerkungen zum Harry-Potter-Universum. In: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde. 34/2001/2002. S. 213–245
- Jörg Knobloch (Hrsg.): „Harry Potter“ in der Schule. Didaktische Annäherungen an ein Phänomen. Mühlheim an der Ruhr 2001
- Michael Maar: Warum Nabokov Harry Potter gemocht hätte 2002 (Rezension)
- Friedhelm Schneidewind: Das ABC rund um Harry Potter. Alles Wissenswerte zu den ersten vier Büchern von Joanne K. Rowling. 3. Aufl. Berlin 2000
Weblinks
- Homepage von J. K. Rowling
- Offizielle Webseite zu den Verfilmungen
- Carlsen- Deutscher Harry Potter Verlag
- Potterwiki
- Harry Potter Bibliography - Bibliographie; umfassende Bibliographie der Literaturwissenschaftlerin Cornelia Rémi
- Linkkatalog zum Thema Harry Potter bei curlie.org (ehemals DMOZ)