Die Inkas waren ein südamerikanisches Indianervolk, dessen Herrschaft vom 13. bis 16. Jahrhundert datiert. Das Reich erstreckte sich während seiner größten Ausdehnung an der Westseite der Anden vom heutigen Ecuador (Equador) bis ins nördliche Argentinien und Chile. Es umfasste ebenfalls den westlichen Teil Boliviens, und hatte sein Zentrum in Cuzco im heutigen Peru. Die erreichte Bevölkerungszahl wird grob auf 8 Millionen Menschen geschätzt (3-30). Zwei Straßen, eine nahe der Pazifikküste, die andere in den Anden, verbanden das Reich von Norden nach Süden und waren untereinander querverbunden.
Die Bezeichnung Inkas ist vom Titel des Herrschers (Sapa Inka oder Inka) abgeleitet. In der Quechua-Sprache seiner Einwohner hieß der von ihnen gegründete Staat Tawantinsuyu, was soviel wie die vier Teile bedeutet und die vier Verwaltungsbezirke (suyus) des Inka-Reichs beschreibt. Diese waren Chincha-suyu (Norden), Qolla-suyu oder Colla-suyu (Süden), Anti-suyu oder Ande-suyu (Osten) und Kunti-suyu, auch Conti-suyu oder Conde-suyu (Westen).
Die Inkakultur
Die Inkagesellschaft war streng hierarchisch auf den als Gott verehrten Inka ausgerichtet. Alle, sowohl die königliche Familie, die Priester und der Adel, als auch Staatsbeamte, Handwerker und Bauern, waren im Dienst des Systems. Insofern gilt die Inkakultur als erster realexistierender Kommunismus.
Die befestigten Pfade (Inka-Trail) waren mit Treppen, Tunneln und Hängebrücken ausgestattet. Sie wurden zu Fuß als auch mit Lasttieren (Lamas) benutzt und erlaubten neben Gütertransporten auch schnellen Informationsaustausch sowie effiziente Militärbewegungen.
Die Stadtbauwerke der Inka zeichnen sich durch exakt behauene, fugenlos zuammengesetzte Steinmauern ohne Schmuck aus und trotzten den Erdbeben relativ gut. Türen und Fenster haben meist Trapezform. Kleinere Gebäude waren auch aus gebrannten Lehmziegeln errichtet. Zum Schutz vor dem rauhen Wetter der Berge hatten die Dächer der kleinen Häuser steil aufragende Giebel und waren dick geschichtet.
Die Inka spielten ein dem heutigen Basketball ähnliches Spiel, bei dem eine Lederkugel durch einen Ring geworfen werden musste.
Musikalisch waren die Inka auch, sie spielten auf der Okarina, ein Blasinstrument aus Ton.
Wichtige landwirtschaftliche Produkte der Inka waren Mais, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Kürbis, Tomaten, Erdnüsse, Paprika, Kakao. Sie hielten Lamas, Enten, Alpakas und Hunde.
Inka-Mythologie
Die Religion der Inka kannte viele Gottheiten, was zusammen mit denen der unterworfenen Völker zu einer Vielzahl von Kulten und Riten führte. Der höchste Gott, Viracocha, wurde schon in den vorausgehenden Kulturen der Tiahuanaco and Huari verehrt. Daneben war der Sonnengott Inti (oder Apu-Punchau) von zentraler Bedeutung. Neben dem Regengott (Apu-Illapu) finden sich dann eine Reihe von "Mutter"-Gottheiten (Mama-Kilya Mond-Mutter, Mama-Paca Erd-Mutter, Mama-Qoca Meer-Mutter).
Geschichte des Inka-Reiches
Der erste, wahrscheinlich legendäre, Herrscher Manco Capac gründete mit Cuzco etwa um 1200 n. Chr. die zukünftige Hauptstadt des Inka-Reiches. Doch erst im 14. Jahrhunders begann der vierte Inka, Mayta Capac, die Expansionsbewegung, die von Capac Yupanqui weitergeführt wurde, und dann unter dem achten Inka, Viracocha, einer systematischen Eroberungspolitik Platz machte.
Teil dieser Politik war die zwangsweise Umsiedlung der unterworfenen Völker, welche eine Organisation von Widerstand erschwerte. Außerdem förderte dieses Vermischen der Menschen den Gebrauch der Quechua-Sprache im ganzen Reich.
Nach den Eroberungen in der Regierungszeit von Pachacuti Inca Yupanqui (1438-71), in der große Teile Perus und Boliviens unterworfen wurden, erreichte das Reich unter Topa Inca Yupanqui (1471-93) seine südlichste Ausdehnung.
Sein Nachfolger Huayna Capac, der von 1493 bis 1525 regierte, musste sich gegen Rivalen durchsetzen, bevor er des Reich nach Norden erweiterte.
Nach seinem Tod erhoben zwei seiner Söhne, die Halbbrüder Huascar und Atahualpa, Anspruch auf den Thron, und der erbitterte Machtkampf, der 1532 mit der Gefangennahme Huascars endete, schwächte das Reich sehr. Als der spanische Abenteurer und Entdecker Francisco Pizarro mit einer kleinen Truppe von etwa 180 bewaffneten Männern an der Küste Südamerikas landete, hatte er ein leichtes Spiel. Zunächst glaubten die Inka, die hellhäutigen Spanier seien zurückgekehrte Götter, und leisteten keinen Widerstand. Pizarro erlangte die Kontrolle über den riesigen, stark zentralisierten Inka-Staat einfach dadurch, dass er den Herrscher Atahualpa in seinem eigenen Haus festsetzte. Dieser fürchtete seine Entmachtung zugunsten von Huascar und gab den Befehl, seinen früheren Rivalen zu ermorden. Dann zahlte er den Spaniern eine ungeheure Menge Gold (etliche Kubikmeter Kunstschätze) als Lösegeld, was Pizarro nicht davon abhielt, Atahualpa zum Tode zu verurteilen und am 29. August 1533 erdrosseln zu lassen.
1572 nahmen die Spanier den letzten noch Widerstand leistenden Herrscher der Inkas, Tupac Amaru I. gefangen und köpften ihn.
Archäologische Inkastätten
Eine der bekanntesten Städte der Inka ist Machu Picchu, hoch in den peruanischen Anden gelegen und erst 1911 von Hiram Bingham wiederentdeckt. Man vermutet, dass die Stadt unter dem Pachacuti Inca Yupanqui erbaut wurde, und bis zur Eroberung durch die Spanier bewohnt war. Sie gilt heute als archäologisches Zentrum Südamerikas.