Matratze

auf einen Lattenrost oder eine Unterfederung gelegtes Polster
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Matratzen sind Polster, die man meist auf Lattenroste legt, um ein komfortables Liegen und Schlafen zu ermöglichen. Die Kombination von Matratzen mit dazu passenden Lattenrosten bezeichnet man als Bettsysteme. Der Matratzenkern aus Schaumstoff, Latex oder Naturprodukten wird mit einem Drellbezug o.ä. ummantelt, der je nach Bedürfnis mit Schafwolle, Vlies, Baumwolle oder auch Rosshaar versteppt ist. Die lange praktizierte unterschiedliche Ausstattung mit einer Sommerseite und einer Winterseite wird kaum noch angeboten.

Standardgrößen

In Deutschland haben sich die Standardgrößen für Matratzen im Laufe der letzten fünfzig Jahre verändert, was einerseits auf die gestiegenen Körpergrößen der Käufer, andererseits auf den Wunsch nach mehr Komfort zurückzuführen ist. Die derzeit gängigen Maße sind

Breite in cm Länge 140 cm Länge 190 cm Länge 200 cm
70 cm 70 x 140
90 cm 90 x 190 90 x 200
100 cm 100 x 190 100 x 200
120 cm 120 x 200
140 cm 140 x 200
200 cm 200 x 200

70 x 140 cm ist dabei das übliche Maß für Kindermatratzen. Alle übrigen Größen gelten bei den Herstellern meist als Sondermaße, die gegenüber den Standardmaßen einen Aufschlag von 10 bis 20 % bedeuten und oft mit teilweise langer Lieferzeit bestellt werden können. Generell können aber alle gewünschten Größen maßgeschneidert werden.

Seit einiger Zeit hat es sich eingebürgert, dass Matratzenkerne und Matratzenbezüge auch getrennt geliefert und erst beim Kunden zusammengefügt werden. Auf diese Weise können auch zwei Matratzenkerne unterschiedlicher Härtegrade in einem gemeinsamen Matratzenbezug kombiniert werden, so dass optisch eine einheitliche Liegefläche entsteht und die so genannte "Besucherritze" entfällt. Matratzenkerne aus Kaltschaum werden immer öfter auch zusammengerollt und in einer Folie zusammengepreßt angeliefert und erst beim Kunden entrollt. Dies erspart Transport- und Lagerkosten und ermöglicht die Mitnahme im eigenen PKW des Kunden.

Matratzen-Typen

Man unterscheidet u.a.

Federkernmatratzen mit den Unterarten

  • Taschenfederkernmatratzen
  • Tonnentaschenfederkernmatratzen

Latexmatratzen mit der Unterart

  • Naturlatexmatratze

Schaumstoffmatratzen mit der Unterart

  • Kaltschaummatratze

Kombinationen aus verschiedenen Typen, z. B.

  • Latex-Schaumstoff-Matratze

Naturmatratzen mit den Unterarten

  • Rosshaarmatratzen
  • Kokosmatratzen
  • Kapokmatratzen
  • Strohmatratzen
  • Seegrasmatratzen

Wasserbetten
Luftmatratzen
Futons
Spezialmatratzen für den Krankenhaus-/Pflegebereich

  • Antidekubitusmatratzen

Schlafunterlagen und Matratzen fürs Camping

  • Isomatten
  • Camping-Luftmatratzen

Federkernmatratzen

 
Einzelelement aus einem Bonnell-Federkern

bestehen aus einem Stahlfederkern. Ein Bonnellfederkern besteht aus Federn mit taillierter Form, die durch eine Spirale miteinander verbunden sind. Andere Formen sind Federkerne aus Endlosfedern (continous coil, in angelsächsischen Ländern mehr verbreitet als in Deutschland) und Leichtfederkerne(LFK) mit mehr Federn kleineren Durchmessers, deren Endringe im Gegensatz zur Bonnellfeder nicht geschlossen sind. Am wenigsten punktelastisch ist ein Bonnellfederkern, die Leichtfederkerne und Endlosfederkerne sind elastischer. Sind die einzelnen Federn in Reihen von Stofftaschen eingenäht und diese Reihen zu einer Fläche in Matratzengröße verklammert oder verklebt, handelt es sich um einen Taschen-Federkern, der sich durch eine noch höhere Punktelastizität auszeichnet.

Über dem Federkern sind verschiedene Materialien als Polsterung verarbeitet. Eine Filzplatte oder (bei sehr billigen Matratzen) ein dünnes Vlies dienen als Polsterträger, um die Polsterung davor zu bewahren, von den Metallfedern durchgerieben zu werden. Die Polsterung besteht aus Schaumstoff, darauf liegt der Bezug. In diesen ist häufig Polyesterfaservlies, Baumwolle, Schurwolle oder Rosshaar eingesteppt. Bezugstoff für Matratzen, der sogenannte Drell, besteht zumeist aus Baumwolle oder Baumwolle/Viskose-Gemischen.

Vorteile

  • Federkernmatratzen haben ein ausgesprochen gutes Raumklima, da die während der Benutzung eindringende Feuchtigkeit später unproblematisch an die Außenluft abgegeben wird. Schimmelbildung ist daher kaum ein Thema.
  • Preislich handelt es sich bei der schlichten Federkernmatratze um eine kostengünstige Ware. Taschenfederkern- und Tonnentaschenfederkerne sind dagegen schon erheblich teurer.
  • Federkernmatratzen sind robust und behalten viele Jahre ihre ursprüngliche Form, so weit die Metallkonstruktion betroffen ist. Sie sind auch für einfache Lattenroste verwendbar.

Nachteile

  • Federkernmatratzen bieten keine Punktelastizität, d.h. die Einsinktiefe problematischer Körperzonen wie Schulter und Becken ist nicht optimal. Der Liegekomfort kann darunter stark leiden. Dies gilt nicht für Taschenfeder- oder gar Tonnentaschenfederkernmatratzen.
  • Manche Menschen lehnen Metalle ab, weil sie glauben, dass von ihnen eine Strahlung ausgehe.
  • Federkernmatratzen sind weniger geeignet in Kombination mit verstellbaren Lattenrosten, weil sie sich nicht so gut einer unebenen Unterlage anpassen. Außerdem können die Liegeeigenschaften vermindert werden, wenn der Druck des Körpergewichts nicht vertikal von oben (genauer: im rechten Winkel) auf die Matratze wirkt.

Latexmatratzen

bestehen aus Naturgummi (Latex) mit synthetischen Anteilen zur Stabilisierung. Der Anteil des Naturlatex ist je nach Qualität sehr unterschiedlich und reicht von 0 % (Synthese-Latex) bis zu 100 % Latex. Latexmatratzen werden durch Vulkanisation hergestellt, indem die Latexmischung in eine Stahlform gegossen und anschließend erhitzt wird. Es gibt auch Kombinationen mit Schaumstoffmatratzen, also Latexmatratzen mit einem Kern aus Schaumstoff.

Reine Naturlatexmatratzen können nicht wirklich empfohlen werden, da sie natürlichen Alterungsprozessen unterliegen und das Material schon nach weniger als vier Jahren zu bröseln beginnt. Hersteller fügen daher vor der Vulkanisation wenigstens 10 % andere Materialien hinzu, um die Haltbarkeit zu verlängern. Nach 10 bis 14 Jahren sind Latexmatratzen aus den verschiedensten Gründen verbraucht.

Der Latexkern, der meist zwischen 10 und 16 cm hoch ist, wird mit einem Drellbezug ummantelt, der seinerseits mit Schafwolle, Baumwolle, Viskose, Wildseide oder anderen Materialien versteppt wird. Er sorgt dafür, dass ausreichend Abstand zwischen dem Matratzenkern und dem Körper des Benutzers entsteht, und schafft ein gutes Schlafklima. Außerdem sind Latexmatratzen durch diesen Abstand in der Regel auch für Allergiker unproblematisch. Während Seide und Baumwolle kühl bleiben, wird eine wärmebedürftige Person eher Schafwolle bevorzugen. Moderne Latexkerne verfügen meist über Luftröhren (so genannter Stiftlatex) oder Luftkammern (so genannter Kavernenlatex), in denen Luft zirkulieren und eindringende Feuchtigkeit nach außen gelangen kann. Dem menschlichen Körperaufbau entsprechend werden durch diese Röhren und Kammern Matratzen in drei bis zu sieben unterschiedlich harte Liegezonen segmentiert.

Schaumstoffmatratzen

bestehen aus Schaumstoff, den es in unterschiedlicher Qualität gibt. Moderner Schaumstoff ist atmungsaktiver und haltbarer als Latex (ausgenommen die neuen 100% Naturlatex-Matratzen). Auch hält Schaumstoff am besten die komprimierte Verpackung zur Rollmatratze aus. Eine neuere Entwicklung ist der sogenannte viskoelastische Schaumstoff, der für die Raumfahrt entwickelt wurde und einen verzögerten Rücksprung hat, er "merkt" sich also die Form des Schläfers. Dadurch wird der Schläfer allerdings in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Das Original dieser sog. Viskomatratzen kommt von der Firma Tempur und wurde ursprüglich von der NASA entwickelt.

Naturmatratzen

Diese Matratzen enthalten ausschließlich Materialien, die in der Natur vorkommen, wie Kokosfasern, Rosshaar, Stroh und Seegras. Ihre Einsinktiefe ist sehr begrenzt. Die Matratzen eignen sich für sportive und widerstandsfähige, großteils jüngere Nutzer.

Wasserbetten

Weniger verbreitet in Deutschland sind Wasserbetten, die einen Kern aus Wasser in einer Vinyl-Umhüllung verwenden. Das Wasser kann individuell temperiert werden. Von vielen Menschen wird das Liegegefühl auf einem Wasserbett als sehr entspannend empfunden. Nachteile von Wasserbetten sind die Unbeweglichkeit, der hohe Anschaffungspreis, die konstruktionsbedingt nicht mögliche Verstellung der Matratze, die fehlende Atmungsaktivität sowie der Stromverbrauch der elektrischen Heizung. Außerdem muss man sich vor dem Aufstellen, speziell in älteren Häusern und bei größeren Wasserbetten, über die Statik des Fußbodens informieren.

Futon

Der Begriff Futon (jap. 布団) bezeichnet jegliche Art von Decken. In traditionell japanischen Räumen (sog. Washitsu) werden spezielle Futons als Schlafunterlage auf den Boden gelegt. Um Platz zu sparen wird das gesamte Bettzeug tagsüber in Wandschränken (sog. Tokonoma) verstaut. Auf Futons liegt man recht hart. Ein Nachteil besteht darin, dass sie normalerweise auf den Boden gelegt werden und im Winter die kalte Luft direkt über die Schlafstätte zirkuliert. Diese Art des Schlafens hat sich in westlichen Ländern nicht durchgesetzt. Aus Marketinggründen werden hierzulande manchmal etwas dünnere Matratzen als Futonmatratzen bezeichnet.

Sonstige Matratzentypen

Die Luftmatratze ist ursprünglich für das Camping oder als Notschlafstelle gedacht worden, hat sich aber bis heute auch zu einem beliebten Schwimmgerät entwickelt. Außerdem gibt es große Luftmatratzen, die oft als Gästebett benutzt werden.

Spezialmatratzen, z.B. Antidekubitusmatratzen enthalten unter Umständen auch Luftkammern, die dort die Funktion haben, durch wechselnden Luftdruck in den verschiedenen Kammern den Körper einer immobilisiert bettlägrigen Person an immer wechselnden Stellen zu unterstützen.

Härtegrade

Matratzen werden in unterschiedlichen Härtegraden angeboten. Diese sind nicht genormt, sondern streng genommen in das Belieben der Produzenten gestellt. Diese bieten in aller Regel drei Stufen an, nämlich

  • Härtegrad 1 = weich
  • Härtegrad 2 = mittel
  • Hartegrad 3 = hart

Für die Auswahl der richtigen Matratzenhärte wird meist das Körpergewicht des Kunden heran gezogen:

  • Härtegrad 1 für Personen bis 60 kg Körpergewicht
  • Härtegrad 2 für Personen bis 80 kg Körpergewicht,
  • Härtegrad 3 für Personen über 80 kg Körpergewicht.

Diese grobe Faustregel wird den Bedürfnissen des Kunden oft nicht gerecht, denn Körperform, Körpergröße, Alter, Gesundheitszustand und Lebens-/Schlafgewohnheiten sowie besonders die Wahl des Matratzentyps spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Matratzen unbesehen und ohne Probeliegen nach obiger Faustregel zu bestellen, ist nicht zu empfehlen. Eine ausführliche Beratung durch Fachpersonal sollte dem Kauf voran gehen.

Klar falsch ist die leider noch immer populäre, sogar von einigen Ärzten und Physiotherapeuten vertretene Auffassung, dass hartes Liegen gesund sei. Sie rührt noch aus der Zeit, als Schaummatratzen auf Drahtgeflechten (vergleichbar Feldbetten) den "Komfort einer Hängematte" boten. Hartes Liegen kann gelegentlich bei akuten Bandscheibenvorfällen tatsächlich hilfreich sein, ist aber ansonsten nur für Menschen mit sehr gutem Bindegewebe (aktive Sportler) zuträglich. Blumige Werbesprüche wie "Bandscheibenmatratze" sind sehr kritisch zu bewerten und zeugen oft von rücksichtsloser Geschäftstüchtigkeit der Anbieter.

Matratzen sollen in Verbindung mit den dafür geeigneten Lattenrosten die Regeneration des Körpers unterstützen. Dies geschieht am Besten dadurch, dass die Wirbelsäule die ihr von Natur aus gegebene Doppel-S-Form einnehmen kann und zwischen Kopf und Steißbein eine durchgängig gerade Linie bildet. Vor allem bei Seitenschläfern muss dem entsprechend die Schulter und das Becken so tief in die Matratze einsinken können, damit diese gerade Linie von allein entsteht.

Die Höhe der Matratze spielt dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle. Je höher sie ist, um so eher kann sie Stauchungen vermeiden, die entstehen, wenn die Matratzenfüllung dem Druck des darauf liegenden Körpers nicht mehr nachgeben kann. 16 cm Höhe und mehr dürfen es schon sein, auch wenn die Optik des Schlafzimmers darunter leiden sollte.

Hygiene und Haltbarkeit

Matratzen sollten täglich ausreichend gelüftet werden, damit sie die während der Nacht aufgenommene Feuchtigkeit von bis zu 1/4 l Wasser wieder an die Umgebung abgeben können. Dies erreicht man durch einen von unten offenen Bettkasten oder das Hochstellen des Lattenrostes. Tagesdecken sind der Hygiene nicht unbedingt förderlich.

Matratzen sollten regelmäßig (etwa alle drei Monate) gedreht und/oder gewendet werden, um eine gleichmäßige Abnutzung und damit eine längere Lebensdauer zu erreichen. Eine waschbare Molton-Spannauflage zwischen Matratze und Betttuch verringert das Eindringen der im Schlaf abgesonderten Hautpartikel (bis zu 8 g pro Nacht) und somit die Ansiedlung von Milben in der Matratze. Dies ist insbesondere empfehlenswert, wenn die Matratze nicht über einen abnehmbaren und waschbaren Bezug verfügt.

Eine Reinigung der Matratze mit einem Klopfsauger kann nicht empfohlen werden. Die dabei entstehenden Schäden stehen in keinem vernünftigen Verhältnis zum eventuellen Nutzen.

Auch bei guter Pflege ist eine hochwertige Matratze nach zehn bis vierzehn Jahren erneuerungsbedürftig, zumindest aus hygienischen Gründen. Bei unzureichender Pflege und z.B. dauerfeuchten/mangelhaft gelüfteten Räumen kann dieser Zustand schon nach wenigen Jahren erreicht sein. Billige Matratzen haben teilweise erheblich schnellere Abnutzungserscheinungen.

Zitate

Ein berühmtes Zitat kommt im Film "Em@il für dich" vor, in dem der Hauptdarstellerin geraten wird, auf die Matratzen zu gehen. Dieses Zitat stammt aus dem Mafia-Wortschatz (z.B. dem Buch "Der Pate" von Mario Puzo). Gemeint ist, sich während eines Bandenkrieges in einer sicheren Wohnung, die nur mit dem Notwendigsten (Matratzen) ausgestattet ist, zu verschanzen. Somit gehen die Betroffenen "auf die Matratzen".


Siehe auch