Als Laminat (von lat. lamina = Schicht) wird ein mehrlagiger, duroplatischer Kunststoff bezeichnet, der durch Verpressen und Verkleben mindestens zweier Lagen gleicher oder verschiedener Materialien entsteht. Durch Kombination können sich die Eigenschaften der Einzelmaterialien ergänzen. Bevor der Begriff "Laminat" eingeführt wurde sagte man dazu auch "Schichtpressstoff". Der neue Begriff konnte sich gegenüber dem alten durchsetzen.
Erscheinungsformen und Eigenschaften
Die üblichsten Schichtstoffe sind ca. 0,5 bis 1,2 mm dick und werden in der Weiterverarbeitung meist mit einem Spezialkleber auf ein Trägermaterial (z. B. HDF-Platten) aufgezogen. Häufigste Einsatzart für solche Laminatbeschichtungen ist sicherlich der bekannte Laminatboden und Küchenarbeitsplatten. Es lassen sich aber auch Laminate mit Dicken von 2 cm und mehr problemlos herstellen. Solche finden z. B. beim Bau von Kegelbahnen Verwendung. Laminat hat viele positive Eigenschaften: die Oberfläche ist dicht, schlag- und abriebresistent. Sie kann mit verschiedenen Strukturen versehen werden und hält auch hohen Temperaturen (z.B. durch Zigarettenglut) kurzzeitig stand, ohne Schaden zu nehmen. Die Oberfläche ist leicht zu pflegen und zu reinigen, hitze- und lichtbeständig sowie geruchsneutral und unempfindlich gegen Alkohol.
Doch nicht alle beschichteten Werkstoffe sind mit Laminat beschichtet. Bei Einsatzzwecken mit geringer Oberflächenbelastung (z. B. bei Küchenfronten) werden die Trägerplatten mit Direktbeschichtung (zwei melaminimprägnierte Papiere oder ein sog. Finishfilm werden direkt mit dem Trägermaterial verpresst) verwendet. Direktbeschichtete Werkstoffe sind weniger belastbar als laminatbeschichtete Werkstoffe. Heute wird der Begriff Laminat oft (fälschlich) als Synonym für Laminatboden verwendet. Laminatboden ist die Verbindung aus einer Laminat-Schicht, die auf einen Trägerwerkstoff (meistens eine HDF-Platte) aufgeklebt wird.
Herstellung
Um eine Laminatplatte zu erhalten werden mehrere harzgetränkte Papiere unter Druck und Temperatur miteinander verpresst. Als Harze werden Melamin- oder Phenol-Harze verwendet. Für einen hochwertigen dekorativen Schichtstoff wie er z. B. bei Laminatböden zum Einsatz kommt werden folgende Schichten verwendet: Der Kern besteht aus mehreren Phenolharz-getränkten Papieren, darüber liegt die mit Melamin impregnierte Dekorschicht. An oberster Stelle wird ein sog. Overlay verpresst, dass aus zwei durchsichtigen Melamin-getränkten Papieren besteht, zwischen denen eine Korundschicht eingeschlossen wird. Das Korund verschmilzt wärhrend des Pressvorgangs und bestimmt die spätere Wiederstandsfähigkeit des Materials. Auf der Unterseite wird ein Gegenzug eingesetzt, der den Effekt der Schüsselung (Verbiegen des fertigen Werkstoffes) verringert.
Generell unterscheidet man in der Herstellung zwei Verfahren: In der (ursprünglichen) Herstellungsweise werden Papiere im Format von bis zu 5,30 x 1,3 m bei 220°C und einem Druck von 190 Bar zusammen gepresst. Der gesamte Presszyklus dauert ca. 50 Minuten (Aufwärmen, Pressen und Abkühlung). Das daraus entstehende Laminat nennt man HPL ("High Pressure Laminate"). Es ist von sehr hoher Qualität und Haltbarkeit. Die herstellbaren Stärken sind quasi unbegrenzt. Ein Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch die Begrenzung des Formats auf maximal 5,30 x 1,3 m. Um auch größere Formate herstellen zu können hat man dann ein neues Verfahren entwickelt, in dem das harzgetränkte Papier von einer Rolle abgerollt und durch die Presse kontinuierlich geführt und dabei verpresst wird. Das entstehende Laminat nennt sich CPL ("Continuous Pressure Laminate") und ist in vielen Längen produzierbar. Nachteil dieses Verfahrens ist jedoch, dass nur bei 90°C und einem Druck von < 30 Bar verpresst werden kann. Daher hat CPL nicht die Qualität und Haltbarkeit von HPL. Die Stärke des Materials ist auf ≤ 1,2 mm begrenzt. Allerdings ist CPL in der Herstellung (und damit auch im Verkauf) deutlich günstiger als HPL.
Geschichte
Der Werkstoff Laminat entstand 1930 in Spremberg von den Firmen Römmler und Masa. Masa lieferte damals das harzgetränkte Dekorpapier und Römmler (heute Resopal®) nahm die Pressung vor. In den 50er und 60er Jahren wurde das Material durch die vermehrte Verwendung in der Möbelbranche (z. B. als Küchenfront oder Küchenarbeitsplatte) bekannt und beliebt. Durch stetige Weiterentwicklung der Techniken wurden Qualität und Haltbarkeit immer weiter verbessert. So erreichte man mit der Zeit eine immer höhere Biegsamkeit des Materials, was es heute ermöglicht die Laminatschicht in einem sog. Postforming-Prozess bis zu einem Radius von wenigen Millimetern (in Abhängigkeit zur Stärke des Materials) und ein Trägerelement zu biegen. So entstehen z. B. Küchenarbeitsplatten mit runder Vorderkante oder Elemente zur Treppenrenovierung.
Anwendungen
In der Holzwerkstoffbranche findet der Werkstoff Laminat vielfältige Anwendungsformen.
Laminat als Arbeitsplatte: Laminatbeschichtete Arbeitsplatten werden seit vielen Jahren in den verschiedensten Bereichen eingesetzt. Solche sind z. B. Küchenarbeitsplatten, Bürotische, Labortische, etc.
Laminat als Bodenbelag: Laminatboden ersetzt immer mehr den Teppichboden, wie er früher oft verlegt wurde. Laminatboden wird gerne und oft eingesetzt für Mietobjekte. Zur Geräuschreduzierung empfiehlt sich die Verlegung einer Trittschalldämmung unter dem Laminat. Weniger empfehlenswert ist die Verlegung über Teppichboden, wobei zwar eine gute Geräuschdämmung erzielt wird, aber auch Nachteile hinzunehmen sind (fragliche Gewährleistung der Hersteller, Hygiene).
Laminat als Treppenstufe: Als Postforming-Element bieten sich mit Laminat beschichtete HDF-Platten zur Treppenrenovierung an. Noch in den 70er Jahren wurden zwei Verbundplatten (Laminatschicht auf HDF-Platte verklebt) über eine Aluminium- oder PU-Kante miteinander verbunden. Heute bietet sich durch Postforming-Elemente die Möglichkeit eine in die Jahre gekommene Treppe formschön ohne störende Aluminium- oder PU-Kanten zu verkleiden.
Siehe auch
- Einschließen von Dokumenten (Papier, Folien) in eine transparente (Polyester-)Folie zur deren Versiegelung und Schutz (Lamination)
- einseitige Schutzlaminierung von (meist Digital-)Druckwerken (Klebefolien, Plexischeiben, Alu-Dibondplatten) um den Einsatz zu verlängern, vor allem wenn sie im Außenbereich mechanisch, thermisch, chemisch oder durch UV-Licht strapaziert werden.
- Leiterplatten als Kombination mehrerer Epoxidharz/Glasfasermatten und einer Kupferfolie
- Segeltücher als Kombination hochfester Fasern mit einer oder mehreren (Polyester-)Folienschichten
- hochfeste und frei gestaltbare Werkstoffe aus in Kunstharz eingebetteten Glasfasern (GFK), Kohlenstofffasern (CFK), Polyamidfasern, Aramidfasern oder anderen textilen Fasern, die in der Luftfahrt, im Schiff- und Automobilbau und in vielen weiteren Bereichen eingesetzt werden, in denen hochfeste und leichte Materialien benötigt werden (siehe auch: Faserverbund und Faser-Kunststoff-Verbund)
- auch als Begriff aus der Werkstofftechnik für Stähle, die aus vielen Schichten geschmiedet sind (Damast)