Schiffbau

Industriezweig, in dem Schiffe hergestellt werden
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Als Schiffbau bezeichnet man die handwerkliche Kunst, Schiffe zu bauen, sowie den Industriezweig, der Schiffe baut und repariert.

Der Schiffbau findet in spezialisierten Betrieben, den Werften, statt. Dort wird das Schiff, in der Regel in einem Trockendock auf Kiel gelegt. Dann wird der Rumpf gebaut, danach die Decksaufbauten. Noch im Rohbauzustand wird das Schiff zu Wasser gelassen, diesen Vorgang nennt man Stapellauf. Anschließend erfolgt am Ausrüstungskai der Endausbau. Nach Erprobungsfahrten wird das Schiff dem Eigner übergeben.

Dem Bau eines Schiffes geht die Konstruktion voran. Während früher in erster Linie Erfahrungswerte und Handwerksregeln der Schiffbauer die Konstruktion bestimmten, traten in der Neuzeit die ersten genauen Planzeichnungen auf. Sie wurden bereits früh durch die Anfertigung von Schiffsmodellen, den sogenannten Werftmodellen ergänzt. Seit dem 19. Jahrhundert werden Modelle auch eingesetzt, um die Fahreigenschaften durch Versuche in Strömungskanälen vorab zu bestimmen und zu verbessern. Heute werden Schiffskonstruktionen insbesondere anhand von Computermodellen entwickelt.

Geschichte des Schiffbaus

Die ersten Schiffe wurden von den Ägyptern gebaut, vornehmlich für das Fahrtrevier Nil. Hierfür wurde bereits Holz verwendet. Die ersten Berufe des Schiffbaus waren demgemäß Zimmermann und Segelmacher sowie Seiler. Die Seilmacherkunst beschränkte sich nicht nur auf die Takelage, auch für die Stabilität der Schiffe waren Tampen erforderlich, die zwischen Bug und Heck gespannt wurden, damit diese Endbereiche des Schiffs nicht durchhingen.

Durch die Phönizier und Griechen wurde der Schiffbau weiter entwickelt. Die ersten Langschiffe, die für die Fahrt im Mittelmeer und im schwarzen Meer verwendet wurden, stellten erhöhte Anforderungen an die Seetüchtigkeit und Stabilität. Zugleich wurden dickbauchige Handelsschiffe entwickelt. Häufig mussten Reparaturen auf hoher See oder an entlegenen Stränden durchgeführt werden, so dass der Beruf des Schiffszimmermanns als Besatzungsmitglied erforderlich wurde. Die Typisierung der Schiffe schritt voran, Schiffstypen wie die Bireme oder Trireme wurden nach festen Regeln und Proportionen gebaut. In der Frühzeit des griechischen und phönizischen Schiffbaus wurden die Schiffe noch am Strand gebaut, später wurde die Werft als Spezialbetrieb entwickelt.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. war der Schiffbau in Karthago am höchsten entwickelt. Der Bau großer Schiffe wie der Quinquiremen der Karthager bedurfte einer ausgefeilten Logistik und des Zusammenspiels der einzelnen Gewerke. Im ersten punischen Krieg strandeten karthagische Kriegsschiffe an den Küsten Italiens. Dies war das Startsignal für den römischen Schiffbau. Die karthagischen Schiffe wurden als Muster für römische Schiffe benutzt. Die karthagische Schiffbautechnologie wurde kopiert und um den Corvus als römische Erfindung ergänzt. Innerhalb kurzer Zeit bauten die Römer eine leistungsfähige Werftindustrie auf und bauten eine Flotte, die es mit den Karthagern aufnehmen konnte. Nach der Eroberung Karthagos war der römische Schiffbau technologisch führend, allerdings bauten die Griechen in Ägypten noch größere Schiffe. Ein besonders bedeutender Werftstandort des Römischen Reiches war Misenum am Golf von Neapel, zugleich Flottenstützpunkt, Hafen, Marineschule (armaturarum schola) und Standort der prima adjutrix, einer Legion von Marineinfanteristen.

Der Schiffbau fand in Europa bis in das 19. Jahrhundert hinein in erster Linie in Werften an Stränden statt. Meist wurden die Schiffe quer zur Fahrtrichtung am Strand aufgebaut und dann auf hölzernen Gleitschienen in das Wasser geschoben. Später wurde auch die Längsrichtung benutzt.

Die ersten Trockendocks wurden vermutlich vom chinesischen Admiral Zheng He im 15. Jahrhundert entwickelt und in Nanking gebaut. Auf ihnen fand der Bau für damalige Verhältnisse riesigen Schatzschiffe statt, die drei bis viermal länger waren als die längsten Karacken des späten Mittelalters in Europa. Ihre Ausmaße wurden in der übrigen Welt erst durch die Vollschiffe des 19. Jarhunderts knapp erreicht.



Siehe auch: Wikingerlangschiff Hansekogge Karavelle Heinrich der Seefahrer